Der Ausgleich von 1867 – Eine reale Alternative?
22. April 2017
Der Professor unseres Institutes, Zoltán Szász, hielt bei der diesjährigen Festveranstaltung in Nagytétény, die in Erinnerung an Gábor Klauzál, dem Minister für Agrarwesen, Industrie und Handel zurzeit der ungarischen Revolution von 1848, organisiert wurde, einen Vortrag mit dem Titel „Das System des Ausgleichs von 1867. Eine reale Alternative?“ Sein Vortrag fügte sich in die Vortragsreihe Geschichte, die mit Einbeziehung zweier Historiker und anerkannter Fachexperten, Zoltán Szász und Géza Závodszky, das Thema des Ausgleichs zwischen Österreich und Ungarn von 1867 retrospektiv und im Lichte der Argumente und Gegenargumente zu hinterfragen wünschte. Die Veranstaltung fand im Festsaal des Schlosses von Nagytétény statt. (Eine Zusammenfassung des Vortrages von Zoltán Szász können Sie auf Ungarisch hier lesen.)
In seinem Vortrag führte Prof. Zoltán Szász aus, dass der 1867 abgeschlossene Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn eine der bedeutendsten Wenden in der neuzeitlichen Geschichte Ungarns war und im Allgemeindenken eng mit den Begriffen „das goldene Zeitalter Franz Josephs“ oder die „gute, alte Zeit“ korrelierte. Bei der retrospektiven Betrachtung dieses langen, bedächtigen Zeitalters entwickelte sich ein Mythos, insbesondere in und nach den Jahren als ganz Europa in Flammen stand, und es folgte die Auflösung der Habsburgermonarchie und die Zerstückelung des historischen Königreich Ungarns wie auch im Laufe des 20. Jahrhunderts es weitere Tragödien und Katastrophen gab, die Ungarn über sich ergehen lassen musste. All das intensivierte die Erinnerung der langen Friedensjahre, die dem Weltbrand vorangingen. Der Ausgangspunkt des Vortrages war der 150. Jahrestag des Todes von Kaiser Franz Joseph, die Metamorphose eines absolutistischen Herrschers, der die Revolution von 1848/1849 niederschlug und eine blutige Vergeltung forderte, zu einem gutmütigen konstitutionellen Herrscher, sowie seine feierliche Krönung am 8. Juni 1867 und das Grundgesetz: Artikel XII aus dem Jahre 1867 rückblickend auf den Weg von der Erdrückung zur Halb-Unabhängigkeit. Im zweiten Teil des Vortrages sprach der Vortragende über die Rahmenbedingungen und –mechanismen, die politische und rechtliche Struktur der Österreichisch-Ungarischen Monarchie sowie über die charakteristischen Züge der ein halbes Jahrhundert andauernden Wirtschaftsentwicklung in der ungarischen Reichshälfte.