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Minderheiten

Seit der Gründung beschäftigt sich das Institut mit den nationalen Minderheiten. (Nicht nur mit den Ungarn außerhalb der Landesgrenzen und auch nicht ausschließlich mit den in Ungarn lebenden nicht-ungarischen Nationen, sondern mit der Lage der Minderheiten in der Europäischen Union.) Nur zur Erinnerung sei hier angeführt: Von Anfang an waren wir der Überzeugung, dass das Recht zur nationalen Identität ein grundlegendes Recht des Menschen ist; und dass es zwei Gründe für die politisch-soziale Unsicherheiten der ostmitteleuropäischen Region geben kann: Der eine ist die soziale Erschütterung, die durch die Umstellung auf die Marktwirtschaft herbeigeführt wird; und der andere Grund ist in den mit den Minderheiten verbundenen ethnisch-nationalen Spannungen zu suchen, welche Spannungen seit 150 Jahren kontinuierlich zu Konflikten führen. In Mitteleuropa fielen die Grenzen der von den einzelnen Nationen bewohnten Gebiete niemals mit den Verwaltungsgrenzen der einzelnen Staaten überein. Somit gibt es auf der Welt wohl keine andere Region, wo die Zusammensetzung der Bevölkerung der von den einzelnen Nationen bewohnten Gebiete so gemischt ist wie in Ostmitteleuropa. Gerade das macht aber die Region zu der – auf besondere Weise – vielfältigsten kulturellen Landschaft der Weltgeschichte. Und das ist auch der Grund, warum Mitteleuropa zu einer Werkstatt der Ausarbeitung der neuen europäischen Minderheitenpolitik werden könnte. Das Europa Institut Budapest wendet sich deshalb der Minderheitenfrage zu und zwar mit Einbeziehung internationaler sowie ungarischer und mitteleuropäischer Minderheitenexperten.

Das erste Ergebnis der Werkstattgespräche zur Minderheitenpolitik war der „Politische Verhaltenskodex zur Behandlung des Minderheitenproblems” (1992), der in deutscher, englischer, slowakischer, rumänischer, und selbstverständlich in ungarischer Sprache in 50.000 Exemplaren herausgegeben wurde. Und der in den 1990er Jahren als Handbuch bei minderheitenpolitischen Beratungen der Region benutzt wurde. Im Institut wurde ebenfalls das Programm zu den nationalen Minderheiten mehrerer Nachbarstaaten ausgearbeitet, ebenso wie das Institut sich aktiv an der Ausarbeitung der Grundprinzipien des ungarischen Minderheitengesetzes von 1993 beteiligte. (Das erste minderheitenpolitische Gesetz Europas.)

Als Fortsetzung wandte sich das Europa Institut Budapest der Erforschung der Möglichkeiten zu, die sich den kleinen Nationen im Zeitalter der Globalisierung bieten. Das Programm wurde im Jahre 1995 zum 75. Jubiläum des Friedens von Versailles in 1920 gestartet. Unsere Fragen lauteten: Welche Vorteile, wenn überhaupt, hat der Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und des Osmanischen Reiches und die Herausbildung der kleinen Staaten für die ostmitteleuropäischen Völker gebracht? Wo haben die kleinen Nationen größere Überlebensmöglichkeiten? Ist es wirklich wahr, dass der Nationalstaat die Interessen der kleinen Nationen am besten wahrt? Wie steht es um die Diese Fragen behandelte der mit dem Titel „Die kleinen Nationen Europas” erschienene Band der Reihe Begegnungen. (Die kleinen Nationen Europas. Begegnungen Band 4. Budapest, 1997)

Im Jahre 2000 führte das Europa Institut Budapest im Rahmen des „Széchenyi-Plans” gestarteten landesweiten wissenschaftlichen Forschungs- und Förderungsprogramms das Projekt „Die Zukunft der kleinen Nationen” aus. Die folgenden Themen wurden ausgearbeitet: die kulturelle Diversität Europas und die Aussichten der ostmitteleuropäischen kleinen Nationen (Europäische und nationale Interessen. Begegnungen Band 16. Budapest, 2002); nationale Minderheit und Mehrheitsnation, die Nationalitätenfrage in der Europäischen Union; die mitteleuropäischen kleinen Sprachen und die regionalen lingua franca (Englisch, Deutsch, Russisch); die Beziehungen zwischen den politischen Parteien und den ethnischen Gruppen; Minderheitenautonomie; doppelte Staatsbürgerschaft, usw.

 

Zusammenfassung des Projekts „Zukunft der kleinen Nationen”

Minderheitenpolitik und Europa (Programmschrift 2009)

Veranstaltungen/Programmkalendar

Publikationen zum Thema

Minderheitenkodex