Veranstaltungen 2011–2012
Juni 2011–Mai 2012
1. Konferenzen/Werkstattgespräche
29. September 2011 FESTVERANSTALTUNG
Festabend anlässlich des 20. Jubiläums des Europa Instituts Budapest und die Laudatio des Gründungsdirektors des Instituts, Ferenc Glatz, zu seinem 70. Geburtstag sowie die Überreichung der ihm gewidmeten Festschrift „Auflösung historischer Konflikte im Donauraum”
30. September 2011 INTERNATIONALE KONFERENZ
Vom Zusammenleben bis zu den Massenmorden auf dem Balkan im 20. Jahrhundert
(Gemeinsame Veranstaltung des Europa Instituts Budapest, des Instituts für Geschichtswissenschaft der UAW und des Sozialforschungszentrums der UAW)
6. Dezember 2011 WERKSTATTGESPRÄCH
(Veranstaltung des Europa Instituts Budapest)
Europäische Stadtgeschichtsforschung – Werkstattgespräch zwischen Prof. Raimo Pullat und jungen Forschern sowie Archivaren aus Ungarn
7. Dezember 2011 BUCHPRÄSENTATION
(Gemeinsame Veranstaltung des Akademischen Verlags und des Europa Instituts Budapest)
Präsentation des auf Ungarisch erschienenen Bandes von János Rechnitzer und Melinda Smahó mit dem Titel Regionale Politik (Területi politika)
Vorstellung des Bandes von Prof. Ferenc Glatz, über die Vorbereitung der Veröffentlichung sprachen neben den Autoren der Hauptredakteur der Buchreihe, Imre Lengyel sowie in Vertretung des Akademischen Verlags die Redaktionsdirektorin, Gyöngyi Pomázi und György Kocziszky
17. Mai 2012 EUROPÄISCHE INTEGRATION
(Gemeinsame Veranstaltung der Zeitschrift História und des Europa Instituts Budapest)
Programmbesprechung der neu gestarteten Publikationsserie „Europa – gestern und heute”, die als Beilage auf Ungarisch in der Zeitschrift História erscheint mit den Professoren und Lehrbeauftragten der vom Europa Institut Budapest geleiteten MA-Fachrichtung „Geschichte und Gegenwart der europäischen Integration”
2. Direktoratssitzungen
14. Februar 2012
Besprechung mit dem Rektor der Eötvös-Loránd-Universität Budapest, Prof. Barna Mezey
1. März 2012
Besprechung mit dem Beauftragten des Faches Museologie, László Nagy
12. März 2012
Sitzung des Akkreditierungskomitees für Museologie
12. März 2012
Besprechung mit Prof. Tibor Várady (Central European University)
12. März 2012
Besprechung mit Frau Lilla Krász (Eötvös-Loránd-Universität Budapest)
22. März 2012
Besprechung mit Lehrstuhlleiter Prof. Gyula Szvák (Lehrstuhl für Russistik der Eötvös-Loránd-Universität Budapest) und Doz. József Juhász (Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest)
24. April 2012
Sitzung des Akkreditierungskomitees für Museologie
3. Europa Klub
3. November 2011
Vortrag von Prof. Béla Kádár mit dem Titel „Die internationale Krisensituation und Ungarn” im Rahmen eines Rundtischgesprächs zum Thema Ökonomie
Im Rahmen der Diskussionsreihe Europa Klub wurde Prof. Béla Kádár, ehemaliger Wirtschaftsminister, Ökonom und Ehrenpräsident der Ungarischen Gesellschaft für Ökonomie, von Prof. Ferenc Glatz eingeladen, um über die Zusammenhänge und den Hintergrund der Wirtschaftskrise einen Vortrag zu halten. Nach Meinung von Prof. Béla Kádár wurde die gegenwärtige Krise durch einen Problembündel heraufbeschwört, welcher ähnliche Züge zeigt wie die Wirtschaftskrise von 1929, aber zugleich auch komplexer gestaltet ist. Hierbei sei zu erkennen, dass die wahren Gründe nicht ausschließlich im wirtschaftlichen und finanziellen Bereich zu suchen sind und dementsprechend auch nicht mit den üblichen wirtschafts- und finanzpolitischen Mechanismen aufgehoben werden können. Hierbei betont er, dass es sich nicht um eine, die gesamte Welt ergreifende Krisensituation handelt, obschon diese Tendenzen aufweist, welche global bedingt sind und zugleich globale Auswirkungen hat. In diesem Zusammenhang bot er eine zusammenfassende Analyse dieser global bedingten, die euroatlantischen Region betreffenden und die in Ungarn präsenten Faktoren. Zu den globalen Faktoren zählen: die weltweit ansteigenden Aufwendungen für die Beseitigung von Naturkatastrophen; die seit 1945 immer stärker präsente weltweite Verflechtung der Nationalwirtschaften, welche sich zwar positiv auf die Ausbildung einer globalen Wirtschaft auswirken, aber es werden parallel nicht die nötigen Voraussetzungen für die Einführung von wirksamen Kontrollmechanismen geschaffen; der wachsende Einfluss der Großunternehmen (40% des weltweiten GDP, 60% des Handels, 80% des Kapitalverkehrs und 90% der Hightech-Industrien werden von 500 Großunternehmen kontrolliert, die sich in 10-15 „Großkoalitionen” zusammenschließen) gegen die die ca. 180 Nationalstaaten oft machtlos sind; die Aufstockung und Neuverteilung von enormen Kapitalsummen durch die Finanzwelt, die als Gegenleistung für die Finanzierung des steigenden Kapitalbedarfs der Politik und der Politiker relativ uneingeschränkt ihre Geschäfte auf dem Geldmarkt abwickeln kann (2010 konnte im Bereich der Warenherstellung, die den international geltenden Regeln unterliegt, ein Gesamtwert von 61 000 Milliarden USD erzielt werden, während im gleichen Zeitraum der Gesamtwert der von den Banken geschaffenen Geldmärkte und Derivative 601 000 Milliarden USD betrug). Prof. Kádár ging ebenfalls im Einzelnen auf die Herausforderungen ein, denen sich die euro-atlantische Region zu stellen hat: die Diskrepanz zwischen den gegenwärtigen Wirtschaftstendenzen und dem Institutionssystem der politischen Demokratie, welche zu einer verstärkte Rolle des Staates oder zur Erosion der gegenwärtigen politischen Struktur führen wird; der Rückgang der Bevölkerungszahlen, somit eine demographische Krise, welcher eine ernste Gefahr für die Aufrechterhaltung der Institution des Wohlfahrtstaates bedeute; eine sich ausweitende Krise der bisher geltenden Werte mit Hinsicht auf das Zukunftsbild, die Motivation und die Belastbarkeit der aufwachsenden Generationen; der Mangel an kompetenter und leistungsorientierter Arbeitskraft, sowohl in der Wirtschaft als auch in der Staatsverwaltung und eine politische Führungsschicht, welche nicht im Besitz der nötigen Fachkenntnisse ist. In Verbindung mit Ungarn sprach der Vortragende darüber, dass die gegenwärtige Krise eine aktive Mobilisierung der ungarischen Gesellschaft und eine weitsichtige Wirtschaftspolitik erfordern würde. Der Konsum muss den Leistungen in der Produktion angepasst werden, es muss eine entsprechende Arbeitsethik entwickelt und eine marktfähige Facharbeitskraft geschaffen werden, und parallel hierzu müssen Investitionen entstehen, die sich auf dem Markt behaupten können.
17. November 2011
Prof. Ferenc Glatz im Gespräch mit dem ungarischen Filmregisseur, András Kovács, über die Entstehung und das Nachleben seines im 1966 gedrehten Films „Hideg napok” (Kalte Tage)
Im Laufe der vergangenen Jahre engagierte sich das Europa Institut Budapest für die historische Versöhnung der Nachbarvölker im Karpatenbecken, ein von Prof. Ferenc Glatz initiiertes Projekt, und organisierte mehrere Konferenzen und Werkstattgespräche zu diesem Thema, mitunter zu den von den Ungarn und Serben begangenen Vergeltungen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Prof. Ferenc Glatz lud den Filmregisseur András Kovács zu einem Gespräch ein, um zu erfahren, was ihn dazu anregte die 1942 von den Ungarn durchgeführte Razzia in Újvidék in einem Film aufzuarbeiten. Hierbei wurden zwei Perspektiven nebeneinander gestellt: zu einem die des Historikers, der an den historischen Fakten interessiert ist und mit den Methoden der Geschichtsforschung und den vorhandenen Quellen arbeitet, und zum anderen, die des Filmregisseurs, der das Inventar der Geschichtswissenschaft und literarische sowie sonstige Quellen nutzend an der künstlerischen Darstellung eines Ereignisses aus der Geschichte interessiert ist. András Kovács erzählte wie er mit dem Werk „Hideg napok” [Kalte Tage] des Schriftstellers, Tibor Cseres, in Berührung kam und davon angeregt wurde einen Film unter dem gleichen Titel zu drehen. Es war nicht das Geschehen an sich, somit die Rekonstruktion der historischen Begebenheiten in Form eines Dokumentarfilms, was ihn ergriff, sondern die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit der Situation, bei der es galt das Privatleben und die eigene Überzeugung, die persönliche Ethik mit den Erwartungen der Mitmenschen und der Vorgesetzten zu vereinbaren, sowie das Beziehungsnetzwerk und die damit verbundenen Spannungen und Konflikte, denen sich die Beteiligten zur Zeit der Razzia und im Nachhinein in der Untersuchungshaft stellen mussten, zu vergegenwärtigen. Er war an der Darstellung der unterschiedlichen Charaktere interessiert, die jeweils andere Beziehungen zu einander und zu den Ereignissen entwickelten und auch entsprechend andere Methoden der Vergangenheitsbewältigung anwandten. Im Film wird der Darstellung der hierarchischen Ordnung, dem Verhältnis von Obrigkeit und Unterwerfung und von Gehorsam und Überzeugung (bzw. der Unterdrückung der eigenen Überzeugung) innerhalb des Militärs, in den gesellschaftlichen und sozialen Verhältnissen und innerhalb der Familie sowie im Privatleben eine besondere Rolle zugeordnet. Der Film soll die Relativierung der Verantwortung und die Zuflucht zur Überzeugung über die Unabwendbarkeit der Ereignisse sowie die Grenzgebiete des Pflichtbewusstseins aufgreifen. Der Regisseur erklärte, dass die Rekonstruktion der Begebenheiten somit vorwiegend als Kulisse für die Vergegenwärtigung der Emotionen der unterschiedlichen Charaktere und des menschlichen Handelns in einer Kriegssituation diente. Dem Gespräch mit András Kovács folgend wurde zusammenfassend festgestellt, dass gerade die andere, in diesem Fall die künstlerische, Sichtweise neue Ansätze bzw. neue Leitfäden für die fachwissenschaftliche Herangehensweise eines Forschungsthemas bieten kann.
29. März 2012
Vortrag von Prof. Andreas Oplatka mit dem Titel „Unsere Beurteilung in der Welt”
Der Historiker und Journalist, der frühere internationale Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung und seit langen Jahren wiederkehrender Gast des Europa Instituts Budapest, Prof. Andreas Oplatka, wurde von Prof. Ferenc Glatz eingeladen, um über ein aktuelles Thema, nämlich die internationale Beurteilung Ungarns, einen Vortrag zu halten. Prof. Oplatka ist international bekannt und geschätzt für seine ausgewogene und umsichtige Sehens- und Herangehens-weise, die in den von ihm verfassten Artikeln und Schriften stets zur Geltung kommt. In seinen einführenden Worten verwies Prof. Ferenc Glatz auf die Wichtigkeit der Bewahrung des Prestiges und des guten Rufes einer Nation bzw. eines Landes im internationalen Umfeld – was Ungarn im Laufe seiner Geschichte erfahren musste –, denn oft werden die wichtigen, die Zukunft eines Landes bzw. einer Nation betreffenden Entscheidungen auf Grund dieses, im Ausland lebenden Bild über das Land geprägt – und zwar völlig unabhängig davon, ob dieses Bild den wahren Begebenheiten entspricht oder nicht. Prof. Oplatka betonte, dass er bei der Präsentation des Themas bewusst das Augenmerk des Historikers verwenden und sich nicht der laufenden politischen Debatte annehmen möchte. Zusammenfassend stellte er fest, dass sowohl die frühere als auch die gegenwärtige Regierung Ungarns schwere Fehler begangen hatte, zugleich ist aber die gegen Ungarn gerichtete Pressekampagne in den westlichen Medien überdimensioniert. Sehr oft ist dies darauf zurückzuführen, dass verschiedene Faktoren ein Verständnis der aktuellen ungarischen Ereignisse und Reaktionen in den westlichen Ländern verhindern, was oft zur unangemessenen Lagebeurteilung führt. Der Grund ist darauf zurückzuführen, dass das 20. Jahrhundert bei einem Vergleich der westlichen und östlichen Teile Europas von einer Phasenverschiebung im geschichtlichen Verlauf und in der gesellschaftlichen Entwicklung gekennzeichnet ist. Die westeuropäischen Staaten erleben eine von Erfolgen gekrönte Geschichte, während den ostmitteleuropäischen Staaten diese Erfahrung fehlt, was zur Folge hat, dass hier bestimmte Kompensationsmechanismen wirksam werden. In diesem Zusammenhang behandelte er im Folgenden in Stichworten die Problembereiche, die bei der Beurteilung Ungarns auf fehlendes Verständnis, auf Missverständnis und Kritik stoßen: 1.) Nationalismus: in Ungarn, wie in den ostmitteleuropäischen Staaten ist die historizierende Argumentation ein Bestandteil des im politischen Diskurs angewandten Inventars. In diesen Gesellschaften erfüllt Geschichte als ein Träger und Vermittler von Werten und Identität eine andere Funktion als in den westeuropäischen Gesellschaften. 2.) Die Frage der Integration und Souveränität: In diesem Zusammenhang wird das gegenwärtig in Ungarn im öffentlichen Diskurs oft erwähnte Appel an das Nationalgefühl bzw. an den Zusammenhalt der Nation zu Unrecht als Chauvinismus verstanden, wobei es zu erkennen gilt, dass jede Form eines überhitzten Nationalismus in Westeuropa unakzeptable ist. 3.) Menschenrechte und „political correctness”: Die Ideologie der Menschen-rechte diente in der Zeit des US-amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter als ein Mittel, um gegen die Sowjetunion aufzutreten. Ab den 1980-er Jahren fand diese Ideologie breitere Anwendung (Antirassismus, Rechte von Minderheiten-gruppen, usw.) Allerdings werden fälschlicher Weise die diesbezüglichen politischen und philosophischen Debatten in den westlichen Gesellschaften kritiklos auf die ostmitteleuropäischen Gesellschaften übertragen, ohne die speziellen Aspekte und Entwicklungen der jeweiligen Gesellschaften zu beachten. Er verwies auf den Antisemitismus, der in den westlichen Gesellschaften entschieden als ein Tabuthema behandelt wird, während dieser in diversen Formen im ungarischen öffentlichen Leben präsent ist. Als Letztes wandte er sich den Etiketten zu, die den ungarischen politischen Parteien auf Grund ihrer Namengebung und deklarierten Einstellungen vergeben werden und nicht unbedingt treffend sind, wenn man die von ihnen verfolgte Politik oder ihre Wählerbasis betrachtet, was wiederum dazu führt, dass sie in den westeuropäischen Ländern falsch eingeschätzt werden. Er verwies in seinem Vortrag ebenfalls auf die möglichen zukünftigen Schritte, die zu einem besseren Verständnis des Landes im Ausland beitragen würden. Die Regierung – die jetzige und die vorherige – hat wenig getan, um ihre Beschlüsse und Schritte in einer für westeuropäische Verhältnisse verständlichen Sprache zu erklären. Es sollte ebenfalls beherzigt werden, dass Kompromissbereitschaft an sich in den westeuropäischen Ländern positiv bewertet wird, auch wenn in Ungarn ein Kompromiss eine negative Konnotation hat.
26. April 2012
Die Regierungsführung des Systemwandels – Diskussionsrunde mit Prof. Tamás Sárközy
Prof. Ferenc Glatz als Gastgeber der Veranstaltung lud den Juraprofessor und früheren Stellv. Justizminister, Prof. Tamás Sárközy, den amtierenden Verfassungsrichter und früheren Leiter des Amtes des Ministerpräsidenten (1998-2002), Dr. István Stumpf, seinen Nachfolger im Amt des Minister-präsidenten und früheren Staatssekretär, Dr. Elemér Kiss, sowie den gegen-wärtigen Direktor des Institutes für Politikwissenschaften der UAW, Dr. András Körösényi, zu einer Gesprächsrunde ein, um über die Rolle der staatlichen Administration – und nicht wie üblich über die Parteien und Parteizugehörigkeit – in der Übergangsphase des Systemwandels zu diskutieren. In seiner Einführung verwies Prof. Glatz auf die Mängel der Historiker, die das politische Leben in der besagten Periode nur selten oder gar nicht entsprechend dem wahren Ablauf der Ereignisse rekonstruieren. Anlass der Veranstaltung war der neu erschienene Band von Herrn Prof. Tamás Sárközy „Magyarország kormányzása 1978-2012” (Die ungarische Regierungsführung in den Jahren des Systemwandels 1978-2012). Ziel der Diskussionsrunde war die Frage zu beantworten, auf welche Weise die politische Führung nach Beurteilung der Diskussionspartner versuchte den Übergang von dem sowjetischen System in ein neues bürgerliche System zu lösen und in wie weit sie sich hierbei auf das staatliche Verwaltungssystem stützte. Prof. Glatz würdigte zugleich das Werk von Prof. Sárközy, dass nach seiner Meinung sowohl die Persönlichkeit und die hervorragende Denkweise des Autors, aber auch die des in der Staatsverwaltung tätigen und der staatlichen Administration als Institution, dem Land und der nationalen Kultur verbundenen Beamten widerspiegelt. Prof. Tamás Sárközy sprach in seiner zur Diskussion anregenden Einführung über den Aufbau seines Buches. Der erste Teil ist der Erläuterung des Begriffs Regierungsführung gewidmet. Hierbei geht es um die Abgrenzung und Definition der Konzepte „government” (Regierung) und „governance” (Regierungsführung), wobei das Letztere eine relativ neue angewandte Sozialwissenschaft ist. In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass eine erfolgreiche Regierungsführung nur dann möglich ist, wenn die öffentliche Regierungspolitik, was nicht gleich zu setzen ist mit der Parteipolitik, die Leitung der zentralen Verwaltung und das Management des gesamten Verwaltungswesens in Gleichgewicht sind. Es werden hier ebenfalls die operativen Maßnahmen im staatlichen Verwaltungssystem und der Regierungsstil der politischen Führung behandelt. Der zweite Teil ist eine Art Zeitgeschichte, die auf subjektive Eindrücke basierend den Übergang zu einer Regierungsführung westlichen Typs beschreibt. Es werden die von den jeweiligen politischen Führungen angewandten Regierungsstrukturen und der mit der Zeit anwachsende Einfluss der politischen Führung auf das staatliche Verwaltungswesen dargestellt. Hierbei fehlte ebenfalls der strategische Ansatz und langfristige Denkweise, die eine Stabilität im Verwaltungswesen untermauert hätte. Hinsichtlich der Frage der Übergangszeit vertrat er die Meinung, dass der Systemwandel aus institutioneller Sicht 1998 abgeschlossen wurde. Der letzte Teil des Buches behandelt die bisherige Tätigkeit der gegenwärtigen Regierung, die eine moderne, auf Media-Marketing basierende Regierungsführung nach US-amerikanischem Muster eingeführt hat. Der Autor stellte zusammenfassend fest, dass es nach 1989 in Ungarn zu der Ausbildung eines Superrechtsstaates kam, es entwickelte sich eine demokratische Wut, wobei die Rechte des Einzelnen und die entsprechenden Gegengewichte übertrieben zur Geltung gebracht wurden. Herr Dr. Körösényi verwies auf das lebhafte Mosaik der Informationen im Buch als eine Ansammlung von Informationen aus der Sicht eines Technokraten und Pragmatikers, die einen wertvollen Einblick in den Hintergrund dieser Jahrzehnte bieten. Seiner Meinung nach kommt im Werk die Überzeugung des Autors zum Vorschein, dass eine Expertenregierung die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Regierungsführung schafft. Herr Dr. István Stumpf würdigte die inspirierende, zur Diskussion anregende Multidimensionalität des Werkes, die vielfältige Deutungen der darin enthaltenen Gedanken ermöglicht. Allerdings empfand er die distanzierte professionelle Haltung des Autors, die im Werk zur Geltung kommt, sowie das unkritische Preisen der Übergangsregierung als übertrieben. Er setzte sich mit Hinsicht auf die Art Regierungsführung für einen starken, intelligenten, zugleich aber eingeschränkten bzw. kontrollierbaren Staat ein. Er verwies auf seine Vorschläge zur Einrichtung eines halbpräsidialen Staatssystems, das mehr Freiheiten für eine fachspezifische bzw. professionelle Regierungsführung ermöglichen würde. Ein Parlament mit zwei Kammern wiederum würde eine breitere politische Basis schaffen. Dr. Elemér Kiss überblickte auf Grund seiner langjährigen persönlichen Erfahrung die wichtigsten Veränderungen in der staatlichen Verwaltung, die von den aufeinander folgenden politischen Führungen in der Übergangszeit und nach dem Systemwechsel eingeleitet wurden. Er pries die politisch kompetenten Mitglieder der Regierung der Übergangszeit, die zum Zusammendenken bereit waren und dem Verwaltungswesen keine parteipolitische Linie aufzwangen. Er sprach sich für die Einbeziehung der leitenden Beamten des Verwaltungswesens bei der Ausarbeitung der Entscheidungen der jeweiligen politischen Führung aus.
4. Universitäre Lehre an der Philosophischen Fakultät
der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest
Die Präsens und die Beteiligung des Europa Instituts Budapest an der universitären Lehre zeigt die langjährige Verbundenheit des Instituts das angesammelte Wissen seiner Professoren und Mitarbeiter an die zukünftigen Generationen weiterzugeben. Auch im Studienjahr 2011-2012 beteiligte das Europa Institut Budapest, neben der von ihm gestarteten MA-Fachrichtung „Einführung in die Geschichte und Gegenwart der europäischen Integration und deren Institutionssysteme”, an der universitären Lehre der BA- und MA- Studiengänge des Instituts für Geschichte und insbesondere des Fachs Museologie an der Philosophischen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität
A.) MA-Fachrichtung:
„Geschichte und Gegenwart der europäischen Integration”
15. September 2011
Vorstellung der MA-Fachrichtung „Geschichte und Gegenwart der europäischen Integration”
22. September 2011
Prof. Ferenc Glatz: Einführung in die europäische Integration mit besonderer Hinsicht auf die Entwicklung der Schwerpunkte bei den Fachpolitiken im globalen Kontext
6. Oktober 2011
Dr. Attila Pók: Der Beitrittsprozess Ungarns zur Europäischen Union – ein perspektivischer Ausblick
27. Oktober 2011
Dr. Ferenc Henrik Glatz: Einführung in die integrativen Prozesse der europäischen Finanzwelt
10. November 2011
Dr. László Csorba: Raumgewinnung des Konzepts „Kultur” innerhalb der Europäischen Union
24. November 2011
Ádám Bóday: Chronologischer Überblick und die Tendenzen sowie Initiativen bei der Entwicklung der Umweltpolitik der Europäischen Union
8. Dezember 2011
Rita Besznyák: Gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen in den Gesell-schaften und im Sozialwesen der EU-Mitgliedstaaten
Dr. Krisztina Arató: Überblick zu den politischen Herausforderungen und Konfliktsituationen innerhalb der Europäischen Union
15. Dezember 2011
Prof. Ferenc Glatz: Zusammenfassender Vortrag zu den Fachpolitiken der EU
16. Februar 2011
Prof. Ferenc Glatz: Historischer Überblick der Integrationsbestrebungen in Ostmitteleuropa
1. März 2012
Prof. Ferenc Glatz und Prof. Zoltán Szász: Konsultation zum einführenden Vortrag über den historischen Verlauf der Integrationsbestrebungen in Ostmitteleuropa
22. März 2012
Prof. Ferenc Glatz und Prof. Zoltán Szász: Die Integrationsbestrebungen der Habsburger-Vortrag und anschließende Konsultation
26. April 2012
Prof. Ferenc Glatz und Prof. Zoltán Szász: Hitler Deutschland und das Konzept eines neuen Europas. Die Zeit der sowjetischen „Integration”
Vortrag und anschließende Konsultation
17. Mai 2012
Prof. Ferenc Glatz und Prof. Zoltán Szász: Desintegrationsprozesse in der ost-mitteleuropäischen Region und die östliche Erweiterung der Europäischen Union
Vortrag und anschließende Konsultation
Museologie
Quellenkunde und historische Hilfswissenschaften der Neuzeit
(Dr. Tibor Dömötörfi, Mitarbeiter des Europa Instituts Budapest)
Spannungsfelder der Ortgeschichtsforschung
(Prof. Zoltán Szász, Professor des Europa Instituts Budapest)
B.) BA-Studiengangs:
Museologie
Proseminar zur Bildungs- und Kulturgeschichte Ungarns
(Prof. Ferenc Glatz und Prof. Em. József Kardos, Eötvös-Loránd-Universität)
Einführung in die Museologie der Naturwissenschaften
(Prof. Tibor Kecskeméti, Direktor des Museums für Naturwissenschaften a.D.)
Einführung in die Museologie der Medizingeschichte
(Dr. Judit Forrai, Semmelweis Universität)
Ungarische Historiographie
16. Februar 2012
Prof. Ferenc Glatz: Einführung in die ungarische Historiographie
23. Februar 2012
Prof. István Fodor (Hauptdirektor des Ungarischen Nationalmuseums a.D.): Ungarische Urgeschichte
1 März 2012
Prof. Zoltán Szász: Das Zeitalter des Dualismus
8. März 2012
Dr. István Tringli (Hauptmitarbeiter des Instituts für Geschichte an der UAW): Das Zeitalter der Großmachtstellung des Königreichs Ungarn
22. März 2012
Dr. István Soós (Hauptmitarbeiter des Instituts für Geschichte an der UAW): Historiographie des 18.-19. Jahrhunderts
29. März 2012
Dr. Attila Zsoldos (Hauptabteilungsleiter des Instituts für Geschichte an der UAW): Das Zeitalter der Árpáden
12. April 2012
Dr. László Csorba (Hauptdirektor des Ungarischen Nationalmuseums): Historiographie des 19. Jahrhunderts
19. April 2012
Dr. Pál Fodor (Hauptdirektor des Geisteswissenschaftlichen Forschungszentrums der UAW): Historiographie des 16-17. Jahrhunderts
26. April 2012
Prof. Attila Pók: Der Frieden von Trianon in der ungarischen Historiographie
3. Mai 2012
Prof. Attila Pók: Ungarische Historiographie der Horthy-Epoche
10. Mai 2012
Prof. Em. József Kardos (Eötvös-Loránd-Universität in Budapest): Die Eckhart-Debatte
17. Mai 2012
Prof. Ferenc Glatz: Die ungarische Historiographie nach 1945