Die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise – Vortrag von Akademiker Béla Kádár
23. Juni 2009
Prof. Béla Kádár, Mitglied der UAW und Präsident der Ungarischen Gesellschaft für Ökonomie war am 23. Juni 2009 im Europa Institut zu Gast, um den Hintergrund der sich entfalteten finanziellen Krise zu erläutern. In seinem Vortrag fasste er die wichtigsten Wirtschaftsereignisse auf den Hypotheken- und Aktienmärkten zusammen, die sich auf die Realwirtschaft auswirkend zur gegenwärtigen Wirtschaftskrise führten und mit dem Zusammenbruch der Märkte, dem Tiefflug der Wirtschaftszeiger, der wachsenden Arbeitslosigkeit und der hieraus resultierenden Gefahr der sozialen Destabilisierung drohten.
Prof. Béla Kádár: Die finanzielle Krise von heute (23. Juni 2009)
Prof. Béla Kádár ist Mitglied der UAW, Präsident der Ungarischen Gesellschaft für Ökonomie sowie Mitglied des Monetären Rates der Ungarischen Nationalbank. Er war Wirtschaftsminister in mehreren Regierungskabinetts. In seinem Vortrag fasste er die wichtigsten Wirtschaftsereignisse auf den Hypotheken- und Aktienmärkten zusammen, die sich auf die Realwirtschaft auswirkend zur gegenwärtigen Wirtschaftskrise führten und mit dem Zusammenbruch der Märkte, dem Tiefflug der Wirtschaftszeiger, der wachsenden Arbeitslosigkeit und der hieraus resultierenden Gefahr der sozialen Destabilisierung drohten. Prof. Kádár verwies in diesem Zusammenhang auf die Spaltung der Realwirtschaft von der Finanzsphäre. In den 1970er Jahren erfolgte die Auflösung des Weltwährungssystems von Bretton Woods, wonach die Wirtschaftswachstumszeiger sich von der Wirtschaftskapazität der einzelnen Nationen loslösten. Die multinationalen Großunternehmen, die die Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution nutzten, fühlten sich von den nationalstaatlichen Kontrollmechanismen der Wirtschaft, welche sich auf die Grundgedanken des Ökonomen Keynes stützten, benachteiligt und eingeengt. Mit der Zeit erfolgte eine neokonservative-neoliberale Wende in der nationalstaatlichen Wirtschaftspolitik und die Wirtschaft regulierende Funktion des Staates wurde durch die Selbstregulierung der Marktwirtschaftsmechanismen – immer mehr im globalen Kontext erscheinend –, die Liberalisierung der Geld- und Kapitalmärkte abgelöst. Die einst für ihre strikte und umsichtige Haltung berüchtigte Bankenwelt wandte sich den Hypotheken- und Wertpapiermärkten zu, auf denen oft unerwartet hohe Profite realisiert werden konnten, und zwar immer öfters mit Hilfe von finanziellen Manövern und fremden, auf dem freien Markt zugänglichen Geldmitteln. Prof. Kádár machte darauf aufmerksam, dass die jetzige Krise nicht alleinig wirtschaftlicher, sondern ebenso ethischer Art sei. Die traditionellen Wirtschaftsmechanismen mögen zwar helfen die Krise zu lindern, vermögen aber nicht diese zu lösen.