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HORST HASELSTEINER EMLÉKKÖNYVE
Europa Institut Budapest • Budapest 2012. 25–27. p.

DEZSŐ B. SZABÓ

Stationen einer Bekanntschaft

Als junger Mitarbeiter des Germanistischen Institutes der ELTE bin ich Professor Haselsteiner das erste Mal im Jahre 1995 in Budapest begegnet. Die Südostdeutsche Historische Kommission konnte ihre Jahrestagung, die bis dahin abwechselnd in Deutschland und Österreich stattgefunden hatte, 1995 zum ersten Mal in dem nicht-deutschsprachigen Ausland als Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Europa Institut in Budapest organisieren. Nun, es gehörte zu den Traditionen der Kommission, dass sie die Tätigkeit junger Wissenschaftler durch Nachwuchsseminare förderte. Als Student der Universität Tübingen und wissenschaftliche Hilfskraft des Institutes für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in den Jahren 1991–1992 kannte ich die Tätigkeit der Kommission bereits einigermaßen, so wurde mir von Professor Ferenc Glatz, Direktor des Europa Institutes, die Organisation des Nachwuchsseminars in Budapest anvertraut. Zu meiner großen Freude, nahmen auch zahlreiche ehemalige Kommilitonen von mir aus der Tübinger Zeit an dem Nachwuchsseminar teil. Wir freuten uns natürlich sehr über das Wiedersehen. Gerne zeigte ich Ihnen die Schätze der Hauptstadt und begleitete die Teilnehmer der Tagung auch nach Pilisvörösvár/Werischwar bei Ofen zu einem Besuch des dortigen Deutschen Nationalitätengymnasiums. Bereits auf dem Hinweg im Bus wurde ich auf einen immer zu lächeln scheinenden Wissenschaftler aufmerksam, der den jungen Studenten immer etwas Interessantes zu erzählen wusste. Entsprechend der Tagungsthematik ging es meistens um die Geschichte der Migrationen im 19. und im 20. Jahrhundert in Mittel- und Südosteuropa. Da er unter die Geschichten immer wieder auch Anekdoten und Witze mischte, wurde er schnell bekannt und beliebt unter den Studenten. In bester Laune erreichten wir dann unser Reiseziel, wo die Besuchergruppe vom Direktor des bereits angesprochenen ungarndeutschen Gymnasiums empfangen wurde. Dieser wollte eine kleine Einführung zu dem Gymnasium und zu den Ungarndeutschen schlechthin geben, schien aber um die Zusammensetzung der Gruppe offensichtlich nicht zu wissen. Ausführlich erklärte er also, dass es in Ungarn eine Volksgruppe wie die Ungarndeutschen gebe, wie diese nach Ungarn gekommen wäre, wie es später zu der Vertreibung kam und so weiter und so fort. In den Sitzreihen saßen aufmerksam deutsche, österreichische und ungarische Historiker ersten Ranges, Namen wie Gerhard Seewann, Zoltán Szász, Friedrich Gottas, Peter Haslinger, Matthias Beer, László Szarka, Konrad Gündisch, Attila Pók um nur einige zu nennen… Und eben Horst Haselsteiner – der sich dann, als die Situation an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten war, mit seiner gewohnten Leichtigkeit mit einigen Fragen an den jetzt etwas schon ahnenden Direktor wandte und ihn so aus der Klemme rettete.

Fünf Jahre später, im Herbst 2000 trafen wir uns zu einem anderen Anlass. Ich hatte gerade meine Tätigkeit als Leiter der ungarischen Verlagspräsentation bei der Frankfurter Buchmesse beendet und bereitete mich auf meinen nächsten Auftrag in Deutschland vor. Als eine meiner letzten Aufgaben in Ungarn konnte ich noch bei der Organisation einer Konferenz des Institutes für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften mithelfen. Wir widmeten uns Fragen der ethno- und Minderheitenpolitik – mit den verschiedensten Facetten  der Epoche in Ungarn nach dem Ausgleich – und auch hier dachte man an die Nachwuchswissenschaftler, die Werkstattberichte aus ihren Forschungen geben konnten. Die Konferenz wurde unweit von Budapest in Zebegény abgehalten, also waren auch einige logistische Aufgaben zu meistern. Als wir dann dachten, um alles wäre gesorgt, stellte Professor Glatz die ernüchternde Frage an das Organisationsteam: Soweit alles in Ordnung, liebe Kollegen, aber habt ihr auch an das Unicum (eine ungarische Aperitif-Spezialität) von Horst gedacht? In diesem Moment dachte ich nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Mal daran, dass ich noch sehr viel zu lernen habe, und eilte zum Telefon, um dann wenig später vom Hotelmanager beruhigt zu werden, dass sie natürlich auch auf diese Bitte vorbereitet seien… Die Konferenz und das darauffolgende Abendessen verliefen ohne Zwischenfall, doch ich sollte nicht das letzte Mal Erfahrungen mit dem guten Geschmack des Horst Haselsteiners machen.

Drei Jahre später, im Februar 2002 wurde ich als wissenschaftlicher Sekretär des Ungarischen Kulturinsitutes in Stuttgart zu einem internationalen Symposium des Ungarischen Institutes e.V. – damals noch in München – eingeladen. Es wurden Aspekte der wissenschaftlichen Ungarnkunde in den bayerisch-ungarischen Kulturbeziehungen und ihre Strukturen, Arbeitsschwerpunkte und Vernetzungen untersucht. Horst Haselsteiner war Mitglied des Kuratoriums und hatte wesentlichen Anteil sowohl an der Zusammenstellung des Programms als auch der Liste der eingeladenen Gäste. Es gab wie gewöhnlich einen Stau auf der A8 zwischen Stuttgart und München, also war ich zwar noch nicht verspätet, doch von der Zeit schon etwas gedrängt in meinem Hotel angekommen und wollte, nachdem ich meinen Koffer aufs Zimmer gebracht hatte, auch prompt wieder gehen, damit ich rechtzeitig zum Eröffnungsvortrag käme. Genau zu diesem Zeitpunkt traf ich Professor Haselsteiner, der mich mit einem „nur nicht so hastig, jetzt trinken wir erstmals schön einen Kaffee zusammen” bremste. Ich musste mich natürlich vor der größeren Erfahrung beugen. Als dann die Bedienung kam, um die Bestellungen aufzunehmen, und die Reihe an Haselsteiner war, nickte er vertrauensvoll dem Kellner und wollte von ihm wissen: „Sagen Sie mal gschwind, könnten Sie uns bei diesem Miesewetter (es hat inzwischen zu regnen angefangen) was G’scheites zum Kaffee empfehlen?” Der Kellner sagte kein Wort, schmunzelte nur und brachte ihm schnell einen Eing’spannten. Darauf meinte der sichtlich zufriedene Haselsteiner zu uns: Sehen Sie, Mitteleuropa endet nicht bei Wien? Kein Wunder, dass wir uns trotz Regens guten Mutes zum Sitzungssaal der Philosophisch-historischen Klasse der Münchner Universität begaben.

Ich glaube, diese kleinen Facetten bringen nicht nur den Wissenschaftler, sondern auch den Menschen Horst Haselsteiner näher, der für viele, die ihm begegneten als wahrer Förderer des wissenschaftlichen Nachwuchses und als ein klassischer Mitteleuropäer in guter Erinnerung blieb. In diesem Sinne wünsche ich Professor Haselsteiner alles Gute bei bester Gesundheit!