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Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 25:230–237.

ISTVÁN HILLER

Kultusminister (2003-2004)
schilderte seine Meinung über das Thema in einer selbständigen Studie

 

Kulturelle Politik – Kulturpolitik

Kulturpolitik ist für mich die Art der Politik, die sich Bahn bricht, und Politik in die Kultur hineinbringt. Die Kulturpolitik fällt Urteile, entscheidet aus Machtposition, ob ein Buch oder ein Verfasser gut ist, und in wieweit ein Werk ästhetisch wertvoll ist. Wenn wir über kulturelle Politik reden, fällt mir die Partnerschaft, Koordination und die Erschaffung der finanziellen Möglichkeiten ein. Diese kulturelle Politik fällt keine Urteile, sie gibt Chancen, und versucht, die Möglichkeiten zu erweitern. Sie bricht die bisherige Praxis, nach der die Politik – mal intensiver mal weniger intensiv – die Kultur beeinflusst, und bestimmte Werke bevorzugt, bzw. diskriminiert. Die kulturelle Politik sieht in allen Fachbereichen ein Partner. Dafür ist es natürlich auch nötig, dass die einzelnen Bereiche ihre Interessen und Standpunkte formulieren, und sie auf allen Foren vertreten.

Aus diesem Aspekt ist es musterhaft, dass das Filmgesetz im Parlament ohne Gegenstimme und Enthaltung verabschiedet wurde. Die strategische Zielsetzung dieses Gesetzes ist die komplexe Entwicklung der Filmkultur, womit Ungarn wiederum in die Elite der Filmindustrie kommen, und einer der attraktivsten Drehorte werden kann.

 

Kulturelle Politik und die Prioritäten

15 Jahren nach dem politischen Systemwechsel fängt heute auch in der ungarischen Kultur ein geplanter, friedlicher Systemwechsel an. Die große gesellschaftliche Umwandlung der 1990er Jahre ließ die Kultur alleine. Die grundlegenden Erwartungen, auf den sich die staatliche Kulturpolitik gründete, wurden nicht erfüllt. Die Rolle des Staates in der Kultur wurde zwar verringert, aber die Zivilorganisationen wurden nicht stärker. In der öffentlichen Kulturfinanzierung herrscht nach wie vor das Restprinzip, und das Privatkapital fand seinen Platz, bzw. die Vorteile der Kulturfinanzierung noch nicht. Über die Unterstützung und Verstärkung der vielversprechenden Initiativen hinaus soll auch die Kulturpolitik einem Wandel unterliegen. Der Kern der Veränderung ist, statt den vielen Prioritäten der Kulturpolitik nur einige wichtige, leicht verfolgbare Gebiete zu nehmen, wo wesentliche Ergebnisse und Erfolge erzielt sind. So ein Gebiet ist die Bekanntmachung der ungarischen Kultur im Ausland, bzw. die heimische Aufnahme der Kultur, bzw. die Verbesserung der traurigen Zustände, unter den sich das ungarische Bildungswesen befindet.

Für unser kulturelles Leben ist eine eigenartige Diskrepanz charakteristisch. In den größeren Städten und besonders der Hauptstadt ist ein buntes, spannendes und auch international anerkanntes Kulturleben zu beobachten, aber Ungarn besteht nicht nur aus Großstädten. In den kleineren Siedlungen kann man in den lokalen Volksbildungsvereinen und sonstigen Kulturinstitutionen viel Talent, viele originelle Ideen und Initiativen finden. In diesem Bereich muss die kulturelle Politik revitalisiert werden. Genauer gesagt, muss die Diskrepanz zwischen der Kultur der kleineren Siedlungen und der Großstädten vermindert werden. Dieses Programm kann aber nicht so schnell verwirklicht werden, nur mit einer übergreifenden, weit blickenden kulturellen Politik. Beide Prioritäten beziehen sich auch auf die Kultur jenseits der Grenze.

 

Kultur und Gemeinkultur

Das Regierungsprogramm behandelt Kultur in dem breitesten Sinne, und ich selbst bin auch der Meinung, dass die Kultur als die Gesamtheit aller gesellschaftlichen Verhaltens- und Aktivitätsnormen betrachtet werden soll, die in den Künsten, Sitten und Institutionen, bzw. in allen menschlichen Ideen und künstlerischen Werken zu finden sind. Die durch die Kultur vermittelten Eindrücke helfen uns, unseren Platz in Raum und Zeit zu definieren. Die Kultur determiniert und beeinflusst also das Leben der Gesellschaft und der Individuen, und ist dadurch ein gemeinschaftsbildender Faktor. Der Mensch erbt und vererbt die kulturellen Traditionen durch sich selbst, und durch das gesellschaftliche Institutionssystem. Die Art und Weise, wie die Menschen ihr Leben in der Gesellschaft erleben, ist auch von der Kultur bestimmt. Es ist auch leicht einzusehen, dass die Kultur die Umgebung für wirtschaftliches Wachstum schafft. Zu allen wirtschaftlichen Aktivitäten ist ein bedeutender kultureller Inhalt notwendig, aber es ist besonders wahr für die sogenannten kreativen Branchen (Fernseher, Radio, Film etc.). Ohne Kultur gibt es kein Wissen, keine Werte, keine Ergebnisse und keine Kreativität. Ohne eine blühende Kultur gibt es kein reiches Land, und ohne lebendiges Kulturleben kann keine Gesellschaft erbaut werden.

Ohne Gemeinkultur gibt es keine gesellschaftliche Entwicklung. Es ist aber nicht gleichgültig, wie diese Gemeinkultur aussieht. Ein demokratischer Staat kann die Qualität der Kultur nur durch die oben erwähnten Unterstützungsformen beeinflussen. Er soll aber bei der Erneuerung der Umgebung helfen, damit die Gesellschaft den neuen Herausforderungen gewachsen sein kann, und neue Werte hervorbringen kann. Der Staat soll auch dabei helfen, dass die Umgebung die erforderlichen neuen Elemente akzeptiert, gleichzeitig aber für die Bewahrung und Vererbung der traditionellen Werte sorgt, und haltbare Erfolge erzielt.

Was für Gemeinwerte hat die Kultur? Wie schon gesagt, die echten kulturellen Werte sind im Zusammenhang mit den Verfassungsrechten. Demzufolge könnte die allgemeine Definition des kulturellen Gemeininteresses folgenderweise lauten: Interesse an der Verwirklichung von Initiativen, die durch die Erschaffung, Bewahrung und Verbreitung von kulturellen Werten zur Verbesserung der Lebensqualität und Wettbewerbfähigkeit führen. Die Vertretung des kulturellen Gemeininteresses wird durch unsere Rechtsvorschriften versichert, aber eine übergreifende kulturelle Strategie sollte ausgearbeitet werden, um für die Richtlinien der Entwicklung, die Förderungsprinzipien und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit sorgen zu können.

Wie soll eine kulturelle Politik aussehen, die unabhängig von Wahlperioden auf die Dauer planen kann? Sie soll aufgrund von in der Verfassung festgelegten Werten klare Prioritäten setzen. Sie soll die neuen Herausforderungen und beruflichen Erwartungen mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten in Übereinstimmung bringen. Sie soll sich den Herausforderungen gemessen dynamisch ändern können, die negativen Eindrücken ausfiltern, die positiven Werte einbilden und die Entwicklungsressourcen erweitern können.

 

Unsere Namenskarte in Europa

Der erste große Erfolg, der mit der ausländischen Erscheinung der ungarischen Kultur zusammenhängt, kam mit den „ungarischen Saisons”. Diese Initiative fing mit der Programmreihe „Magyar Magic” in Groß-Britannien an, darauf erfolgte Holland und die russischen Saisons. Ein gutes Beispiel für die Aufnahme der ausländischen Kultur in Ungarn ist die Ausstellung „Monet und seine Freunde”, die in dem Museum der Schönen Künste in Budapest mit großem Erfolg veranstaltet wurde. Mehrere solche Ausstellungen sind noch zu erwarten.

Kultur, als eine Art Gemeindienst, hat eine wichtige Vermittlungsrolle in dem modernen Europa des 21. Jahrhunderts. Die Kultur verbindet uns, und bildet eine Brücke zwischen Menschen mit unterschiedlichen Ansichten, und zwischen Gemeinden unterschiedlicher Mentalität. Für Ungarn ist es äußerst wichtig, besonders zur Zeit des EU-Beitritts, sich selbst in der Welt bekannt zu machen. In der Europäischen Union kann ein Land erst dann erfolgreich werden, wenn es seine eigene Vergangenheit und Gegenwart mit Stolz betrachtet. Wenn wir unsere Werte, ungarisch-osteuropäische Eigenartigkeit und Kreativität durch die ungarischen Kulturinstitute erfolgreich darstellen können, wird die Zusammenarbeit und Zusammendenken in vielen Bereichen (Wirtschaft, Gastronomie, Tourismus etc.) viel leichter.

In der Welt und besonders in Europa sind überall stolze Nationen zu finden, die stolz auf ihre Kultur und Traditionen sind. Heutzutage gewinnt die Kulturdiplomatie immer mehr an Bedeutung, und die kulturelle Repräsentation der größeren Nationen wird parallel mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Rolle immer dominanter. Zurzeit gibt es Ungarische Kulturinstitute in achtzehn Ländern, das neueste wurde in Brüssel eröffnet.

Es ist ein großes Prestige, dass die Mehrheit der ungarische Kulturinstitute im Ausland auf ihre respektable Vergangenheit und guten Ruf bauen kann. Die Institute machen eine große Verwandlung durch. Früher waren sie eher wissenschaftliche Werkstätte und „Unterkunftsmöglichkeiten” für ungarischen Stipendiaten im Ausland, aber sie werden immer mehr zu kulturellen Zentren, die offene, weitverzweigende Programme veranstalten, literarische, kunstgewerbliche und wissenschaftliche Veranstaltungen organisieren. Sie nehmen Kontakte mit wissenschaftlichen Werkstätten, Universitäten und Zivilorganisationen auf und bauen neue Wege der Zusammenarbeit aus. Die Programme der Kulturinstitute machen die ungarische Kultur und Denkweise bekannt in der Welt.

Eine äußerst wichtige Aufgabe der kulturellen Politik ist die Koordination und Unterstützung von Partnerschaften. Die kulturelle Politik soll den Kulturinstitutionen die nötigen finanziellen Mitteln bereitstellen, und ermöglichen, dass wir unsere „Visitenkarten” in möglichst vielen Ländern hinterlassen können. Dadurch können wir jeder Zeit erreicht werden und ein buntes und vollständiges Bild vermitteln, was zum Ansatz eines wertschaffenden kulturellen Dialogs dienen kann.

 

Kulturelle Vielfalt in Europa

Das Aufrechterhalten der sprachlichen und kulturellen Vielfalt ist äußerst wichtig in der Europäischen Union. Es war auch für die früheren Mitgliedsstaaten eine bedeutende Frage, da es in der Union nur zwei Länder gab (Portugal und Irland), die nur eine offizielle Sprache hatten. Die Erfahrungen der früher beigetretenen Länder zeigten, dass die Minderheitssprachen und die Minderheitskulturen nicht gefährdet sind, die baskische, katalanische oder irische Sprache nahm sogar einen Aufschwung nach dem Beitritt.

Diejenige Leute, die um die ungarische Sprache und Kultur besorgt sind, und den Beitritt mit dem Verloren der nationalen Identität gleichstellen, irren sich. Sie irren sich, weil die Union nicht bloß ein Schmelztiegel ist, der mit Zwangsmaßnahmen funktioniert. Wir sind uns alle bewusst, und es wurde auch wissenschaftlich bewiesen, dass die Umstellung auf eine Mehrheitssprache oder Mehrheitskultur mit gewaltigen Maßnahmen nicht erreicht werden kann. Es ist eindeutig, dass die Nationen und ihre kulturelle Bedeutung parallel mit der Globalisierungstendenz an Bedeutung und Stärke gewinnen. Die Union hält die Bewahrung der sprachlichen Vielfalt für eine besonders wichtige Aufgabe, weil das die Grundlage des Aufrechterhaltens der kulturellen Vielfalt ist. Demzufolge, planen die Mitgliedsstaaten, möglichst bald ein umfassendes Konzept auszuarbeiten, das sich auf die Bewahrung der sprachlichen Vielfalt richtet. Deswegen ist das ungarische Programm für Pflege der Muttersprache, die Förderung der Kultur jenseits der Grenze durch Ausschreibungen und Stipendien von besonderer Bedeutung. In dem 21. Jahrhundert ist Kultur also einer der wichtigsten Garanten der Kontinuität, Zukunft und Identität dieser grenzübergreifenden Nation.

 

Prioritäten in der Praxis

Prioritäten zu nennen ist erst dann sinnvoll, wenn wir sie in der Praxis umsetzen können.

Der „Europa Plan” stellte fest, dass die staatlichen Museen ab dem 1.Mai 2004 kostenlos zu besichtigen sind. Die Ausarbeitung der einzelnen Details löste eine heftige Diskussion aus. Die Regierung traf letztendlich die Entscheidung, dass die Besichtigung der Museen für alle (nicht nur für die Bürger der EU-Mitgliedsstaaten) kostenlos sei.

Es genügt aber nicht, den Eintritt in Museen kostenlos zu machen. Neue und modernisierte Ausstellungen wären erforderlich, die die Besucher wirklich anziehen können. Im Rahmen des „Alfa-Programms” förderte die Regierung die ungarischen Museen mit 1,25 Milliarden Forint. Neben den 300 Millionen, die als Kompensation des kostenlosen Eintritts gemeint sind, fängt ein Projekt von 550 Millionen an, der zur infrastrukturellen Entwicklung der Museen dient. Weitere 400 Millionen bekommen die international anerkannten Sonderausstellungen, und die ständigen Ausstellungen sollen auch erneuet werden. Das Alfa-Programm ist das bisher bedeutendste Entwicklungsprogramm für ungarische Museen, Ausstellungen und Museumsinfrastruktur.

Das wichtigste Programm zur Pflege der ungarischen Sprache ist seit Jahrzehnten die Ausschreibung „Édes Anyanyelvünk” („Süße Muttersprache”). Ich halte es für selbstverständlich, dass der „Wirkungskreis” der Ausschreibung nicht an Staatsgrenzen gebunden ist. Es bringt eine Art Mentalitätswechsel mit sich, dass 11 der 26 Ausschreibungen des Ministeriums ausgesprochen die Unterstützung der Kultur jenseits der Grenze erzielen.

Das Kulturelle Expertenkomitee der Ungarischen Ständigen Versammlung trat zusammen, und auf dieser Sitzung nahmen die Vertreter der ungarischen politischen Organisationen und Interessenvertretungen jenseits der Grenze teil, bzw. die Leiter des politischen und kulturellen Lebens in Ungarn. Um die Bildungspolitische Strategie begründen zu können, brachten wir die Datenbasis der kulturellen Organisationen und Institutionen in dem Karpatenbecken zustande (Sie wurde im Institut für Ethnische und Nationale Minderheitenforschung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zusammengestellt).

Die Gesetzverordnung 18/2003 (XII.10.) des Kultusministeriums, die als Abänderung der Gesetzverordnung 14/2002 (IV. 26.) getroffen wurde, gewährt den Personen, auf die sich der LXII./2001 Gesetz bezieht, bestimmte kulturelle Begünstigungen. In Moldau fing der ungarische Unterricht in sieben Siedlungen an. Der „Preis der Csángó Kultur” und das „Csángó Beratungskomitee” wurde gegründet. In Zabola kam die erste Sammlung zustande, die csángó und ungarische Traditionen darstellt. Die Tätigkeit von 27 ungarischen Theatern jenseits der Grenze wurde durch Ausschreibungen unterstützt, und 79 neue Produktionen konnten mit staatlicher Förderung zustande gebracht werden. Die Produktionen der ungarischen Theater jenseits der Grenze waren auf allen heimischen Theaterfestivals repräsentiert. Seit 2003 ist das Ministerium für Nationale Kulturerbe der Gastgeber der „Zum Gast in Budapest” Initiative – in deren Rahmen den Theatern jenseits der Grenze regelmäßig Theaterabende veranstaltet werden. Die Veröffentlichung von ungarischen Büchern wurde mit 60 Millionen Forint gefördert, und die Schriften von Schriftsteller jenseits der Grenze mit 10 Millionen unterstützt.

Im Rahmen von Ausschreibungen im Thema Bildung, Sprachdenkmalpflege und Sammlungsentwicklung wurden fast alle Siedlungen des Karpatenbeckens gefördert, wo Ungaren leben. Wir unterstützten auch die Ausbildung von kulturellen Experten, und Programme (Filme, literarische Werke etc.), die zur Verbreitung eines realen Zigeunerbildes dienten. Im Rahmen von Ausschreibungen und individuelle Förderungen wurde auch die Verwirklichung der kulturellen Zielsetzungen der 12 ungarischen Minderheiten unterstützt.

 

Das Programm der „Nationalen Erinnerung”

Um unsere gemeinsame Vergangenheit, Traditionen und Kultur verehren zu können, brauchen wir Feiertage und Gedenkfeste, und vor allem Vorbilde.

Das Jahr 2003 war ein nationales Gedenkjahr in Ungarn anlässlich des 200. Jubiläums der Geburt von Ferenc Deák. Bei der Verkündung des Gedenkjahres hielt die Regierung die Verehrung der nationalen Vergangenheit vor Augen, und eine Reihe von staatlichen, gesellschaftlichen und zivile Veranstaltungen wurden organisiert. Das Programm der „Nationalen Erinnerung” wurde aufgrund dieser Initiativen ins Leben gerufen, und setzte zum Ziel, jedes Jahr eine andere historische Persönlichkeit zu verehren.

Mit der Beschwörung des Lebens und Werks von Bálint Balassi, einem Dichter aus dem 16. Jahrhundert zeigten wir den jungen Generationen ein würdiges Beispiel vor. Im Jahr des EU-Beitritts Ungarns könnten wir kein besseres Vorbild nehmen, in der Dichtung dieses Renaissance-Dichters über Glauben, Tapferkeit und Liebe vereinigen sich nämlich die ungarischen Traditionen und das Europäersein im Allgemeinen.

Dank der ungarischen Geschichte, die reich an Vorbildern und historischen Ereignissen ist, erfolgen neben den oben genannten Gedenkjahren auch zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen im Bereich der Kultur, der Wissenschaft und des Sports.

 

Die Europäische Union und die Geschichtsschreibung

Die Europäische Union bringt aus mehreren Aspekten einen Fortschritt und eine Lösung mit sich. Wir lebten und leben in einem Europa, die im Laufe der Geschichte mehrmals umformuliert und neugestaltet wurde.

In Ungarn lebten Ungaren, Slowaken, Deutschen, Rumänen, Kroaten, Serben und sämtliche andere Nationen jahrhundertenlang zusammen und nebeneinander. Im Rahmen des einmal gemeinsamen Staates ist auch die Geschichte dieser Völker und ihrer lokalen Gemeinden zu finden. Die Geschichte von Buda, Pressburg, Tyrnau, Bartfeld, Preschau, Karlsburg oder Grosswardein ist nur in demselben historischen Raum zu verstehen.

Das wissenschaftliche Leben und die Denkweise der Menschen soll grundsätzlich verändert werden, und die historischen Ereignisse dürfen nicht mehr im Licht der jetzigen Staatsgrenzen beurteilt werden. Die Wissenschaft soll bei der Veröffentlichung von mittelalterlichen Urkundensammlungen und Quellenausgaben beachten, dass die Betroffenen nicht im Rahmen der Nationalstaaten des 20. Jahrhunderts lebten. Die staatliche Administration soll damit aufhören, die alten historischen Namen und die „Rechtsschreibungsregelungen” immer wider umzuschreiben.

Wir lebten und leben gemeinsam in Europa. Schon sind wir im 21. Jahrhundert. Die Europäische Union bildet nicht nur ein einheitliches Rechts- und Wirtschaftsrahmen für die Nationen Europas, sie ermöglicht uns auch, mit uns selbst und unserer Geschichte konfrontiert zu werden. Dadurch können wir eine gemeinsame Sprache und die Grundlagen der Zusammenarbeit ausarbeiten. Wir alle sollten dieser Herausforderung gerecht werden, und die Verantwortung dafür tragen.