1088 Budapest, Rákóczi út 5.; Tel: (36 1) 381 23 47; E-mail: Ez az e-mail-cím a szpemrobotok elleni védelem alatt áll. Megtekintéséhez engedélyeznie kell a JavaScript használatát.
Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 10:103–111.

KÁROLY LOTZ

Infrastruktur, Verkehr, Informatik

 

Vielleicht ist es nicht allzu gewagt, gleich zu Beginn den Geist des Gründers der Ungarischen Akademie der Wissenschaften heraufzubeschwören. Zu Recht wurde Graf István Széchenyi von Lajos Kossuth als der größte Ungar bezeichnet, denn seinen genialen Erkenntnissen und der dementsprechenden Organisierungsarbeit war zu verdanken, dass unser Land nicht aussichtslos hinter jenem Europa zurückblieb, dessen Wirtschaft sich aufgrund der ersten industriellen Revolution auf der Überholspur befand.

Der erste verantwortliche ungarische Verkehrsminister hat zunächst die wirtschaftliche Rückständigkeit des Landes in einen theoretischen Vorteil gewandelt. Er zählte zu den ersten, die in Kenntnis der Phasenverzögerung des Landes bei der Suche nach den Gründen hierfür erkannten, dass Zustand und Niveau der Infrastruktur die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit eines Landes determinieren.

Auch heute noch ist die Gewährung des freien Verkehrs von Personen, Waren und Informationen dermaßen die eine Grundlage des Fortschritts, dass die eine stille, aber umso wirksamere Revolution unseres Jahrhunderts eben der Anwendung der die letzteren zwei organisierenden Logistik zu verdanken ist.

Über das Niveau der Organisiertheit hinaus aber ist es ausgerechnet die den technischen Möglichkeiten zu verdankende Schwerpunktverlagerung, derentwegen wir zu Recht von der 3. Industrierevolution sprechen können. Die Jahrtausendwende stellt nämlich nicht allein in Ungarn bzw. nicht nur im Leben von Mitteleuropa eine Periode des stürmischen Wandels dar. Die Expansion der Informatik, und dann infolge jener eine Beschleunigung der Datenübertragung, waren Anzeichen der ersten, eiligen Schritte. Die weltweite Vernetzung der Computer ermöglichte praktisch für Millionen von Konsumenten die sofortige Erfüllung solcher Gelegenheiten, die auf heute schon wohl überschaubare Weise das alltägliche, das wissenschaftliche sowie Geschäftsleben von Grund auf verändern.

Dieser Wandel ist auf dem Gebiet des Finanzwesens der spektakulärste. Vor der Revolution der Informatik zum Beispiel waren Wochen nötig, um einen Umsatz jenes Volumens abzuwickeln, der heute bereits alltäglich ist. Entscheidungen sind deshalb nicht mehr wegen unzulänglicher oder ungenauer Informationen unsichere, sondern genau im Gegenteil – aufgrund einer unübersichtlichen Masse von Informationen, die selbst Hochleistungscomputer nicht aufzuarbeiten vermögen. Infolge der praktisch restlosen Computerisierung ist der Banksektor jener, von welchem der umfassendste Durchbruch, eine explosionsartige Ausweitung des Verbraucherkreises zu erwarten ist.

Infolge dieser explosionsartigen Entwicklung sind die Leiter der Realprozesse zu gewissen Schritten gezwungen. Es ist nicht einfach eine riesige Möglichkeit, dass je ein Unternehmen – und dabei ist nicht allein von multinationalen die Rede – seine Entscheidungen im Besitz der neuesten Informationen von Börse und Markt treffen kann. Ich bin überzeugt davon, dass die Nutzung dieser Gelegenheit – oder auch genau das Gegenteil – zu einer bedeutenden Umgestaltung des Marktes führt.

Ich glaube nicht, dass diese Veränderungen mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen werden. Ein Anzeichen für die eindeutige Tendenz auf dem Markt ist, dass 70 % des Risikokapitals in den USA sich für die Informatiksphäre entscheiden. In England, dem unter den europäischen Ländern von diesem Gesichtspunkt her den besten Index aufweisenden Staat, liegt dieser Anteil bei 40 %.

Der Katalysatoreffekt versteht sich von selbst, welcher im Verlaufe der vergangenen Jahre das wissenschaftliche Leben revolutionierte und mit dessen Auswirkungen auch auf diesem Gebiet zu rechnen ist. Es bedeutet einen Verlust von Tagen oder gar Wochen, wenn jemand gezwungenermaßen Informationen in traditionell gedruckter Form abwarten muss, wo sie doch im Computernetz sofort zur Verfügung stehen.

Eine wahre Veränderung im alltäglichen Leben aber wird wohl voraussichtlich der Wandel bei den Dienstleistungen zum Ergebnis haben. Hier können wir vorläufig nur von Anstößen sprechen, auch wenn zum Beispiel die Auswahl und Reservierung von Hotels gegenwärtig bereits per Computer erfolgen kann und damit das Leben erleichtert.

Der Einkauf von zu Hause aus wird mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb von ein-zwei Jahrzehnten nicht allein die Kaufgewohnheiten revolutionieren, denn auch der Handel hat sich dementsprechend umzustellen. Ich muss an dieser Stelle sicherlich nicht detaillieren, welche Differenz zwischen dem traditionellen Einkauf und der Gelegenheit besteht, zu Hause im Computer surfend, eine Ikone anzuklicken und dann nach wenigen Stunden die gewünschte Ware ins Haus geliefert zu bekommen.

Ich bin überzeugt davon, dass in dieser Hinsicht weltweit eine ähnliche Situation auftreten wird, wie gegenwärtig in Ungarn auf dem Gebiet des Fernsprechwesens. Geschäftliche Auswirkungen bedeutender, auch durch Konzessionen abgesicherter Monopole können innerhalb von Augenblicken null und nichtig sein, wenn kein rechtzeitiger Wechsel vom traditionellen Fernsprechwesen auf die wertsteigernden Dienstleistungen erfolgt, d.h. wenn die strategische Entscheidungen Treffenden zu spät reagieren. Dieser Wandel wird komplettiert durch die Verbreitung von Fernunterricht und Fernarbeit.

Diese, sich kontinuierlich wandelnde und bereits gegenwärtige Epoche bezeichnen wir schon heute mit dem Sammelbegriff Informationsgesellschaft.

Niemand aber kann ernsthaft denken, dass diese Veränderungen im Ergebnis einer metaphysischen oder auch historischen Notwendigkeit realisiert werden und uns so gezwungenermaßen „in den Schoß fallen”. Gesellschaftliche Veränderungen treten infolge der technischen Entwicklung ein. Für eine traditionelle Denkweise ist dies manchmal nur als Mangel einer Zukunftsvision erfassbar. In Wirklichkeit aber bedeutet all dies, dass permanent und endgültig an die Stelle der unproduktiven Zukunftsträumerei ein Ergreifen der Gelegenheiten der Gegenwart und deren Realisierung zu treten hat. Insofern ist das, was wir in Europa als Informationsgesellschaft bezeichnen, in Wahrheit viel mehr als die Gesamtheit der noch so bedeutenden technischen Veränderungen.

Eindeutig ersichtlich ist ferner, dass infolge von Rhythmus und Bedeutung der Veränderungen innerhalb äußerst kurzer Zeiträume Differenzen zwischen den einzelnen Ländern auftreten, zu deren Herausbildung bisher Jahrhunderte vonnöten waren. Es ist also nicht allein Aufgabe unserer Heimat, jene Differenz zu verringern, die uns hinsichtlich des GDP von den am höchsten entwickelten Ländern der Welt trennt, was im Falle von Japan z. B. mehr als das Achtfache bedeutet. Jetzt müssen jene Positionen ausgebaut werden, die entlang der sich gegenwärtig herausbildenden, schärferen Bruchlinien als je zuvor das Fortbestehen unserer Heimat garantieren können.

In diesen Tagen werden – nicht allein auf Regierungsebene – dahingehend Entscheidungen getroffen, welche Positionen die einzelnen Länder in der sich jetzt herauskristallisierenden neuen Weltordnung zu beziehen haben. Es geht hierbei um ein neues, außerordentlich kapitalträchtiges Gebiet.

Selbst für ein Land, das viel reicher als unseres ist, wäre es unvorstellbar, im globalen Wettbewerb um die informative Neuaufteilung der Welt eine Umgruppierung der öffentlichen Gelder für das Weiterbestehen als ausreichend anzusehen. Die Verantwortung des Staates besteht vielmehr darin, für jene Großinvestoren ein markt- und kapitalfreundliches Umfeld zu schaffen, die – ihre wohlüberlegten Geschäftsinteressen verfolgend – Partner bei dem Katalysieren der Informatikrevolution sein können. Anstelle der Macht also tritt beim Staat die Dienstleistung in den Vordergrund.

Die von den USA ausgehende Lawine an Veränderungen hat dort in Form der Information Highway als neueste technologische Möglichkeit Gestalt angenommen. Europa ist jener Kontinent, auf dem die Experten den gesellschaftlichen Folgen dieser Veränderungen Rechnung zu tragen wünschen – siehe u.a. den Bangemann-Bericht.

Beide Methoden der Annäherung weisen gewisse Vorteile auf – oder bergen Gefahren in sich. In Nordamerika öffnet man dem Neuen mit der Unbekümmertheit der Pioniere die Pforten, wobei die Folgen in zahlreichen Fällen unerkannt und deshalb schwer zu prognostizieren sind. Gleichzeitig aber ist diese uneingeschränkte Freiheit eine der wichtigsten Quellen des in der Weltgeschichte praktisch als einzigartig zu bezeichnenden Dynamismus. Abwägung und Planung versprechen zwar eine größere Sicherheit – vor allem, wenn sie in Form staatlichen Eingreifens oder ebensolcher Einschränkung auftreten, doch ist dann der Preis dafür immer die Versuchung des Zurückbleibens. Was Europa betrifft, hat man gegenwärtig schon nicht allein einen Vorsprung der USA, sondern auch von Seiten der Kleinen Tiger Asiens zu verzeichnen.

Neben diesen schon an sich bedeutenden Problemen hat unsere Region darüber hinaus mit einer andersartigen Wirtschaft, deren weitgehend eingeschränkte Produktionsfähigkeit zu rechnen.

Es liegt klar auf der Hand, dass nur der freie Markt und der Wettbewerb eine Situation zu schaffen vermögen, dank welcher sich unser Land zu einem anziehenden Terrain für Großinvestoren gestaltet. Gleichzeitig kommt in erster Linie den Gebieten von Bildungs- und Gesundheitswesen eine nicht geringe Rolle zu. Eben aufgrund der differenzierten Leistungsfähigkeit der Wirtschaft ist die Unterstützung des Zustandekommens von Wissenszentren von größter Bedeutung, bei der Anwendung höchstentwickelter Technologien wiederum ist dem Vermeiden einer Monopolisierung des Wissens Aufmerksamkeit zu widmen. Eine Schlüsselrolle kommt der Förderung der Informatik zu, um sie als führenden Zweig der Volkswirtschaft zu gestalten. Unsere bisherigen Erfolge verdienen wohl Aufmerksamkeit, denn Ungarn hat sich in der Region eindeutig zum Zentrum der Informatik und Nachrichtenübermittlung entwickelt. Vorbild auf diesem Gebiet ist aber zweifelsohne in unseren Tagen die Überseeregion, da sich dort die Verschmelzung von Unterhaltungselektronik, Medien und Informatik zu einem einzigen führenden Zweig bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet.

In Ungarn sind in dieser Hinsicht die ersten Schritte getan. Wir haben also noch keinen Grund zur Zufriedenheit. In dieser Beziehung darf nicht vergessen werden, dass vor allem finanzieller Gründe wegen die Privatsphäre über mehr Experten verfügt, als die der Administration. Von vornherein also ist jene Politik zum Scheitern verurteilt, die anstelle einer Kooperation der Betreffenden oder der Suche nach dem Konsens als Vertreter des als allmächtig erachteten Staates Maßnahmen zu treffen und Ordnung zu schaffen wünscht.

Wir sollten nicht von der Zukunft träumen, sondern die Möglichkeiten der Gegenwart nutzend verantwortungsbewusste Entscheidungen in Bezug auf die Zukunft treffen.

Wir müssen uns Europa anschließen – aber einem solchen Europa, das selbst einem Wandel unterzogen ist. Unsere Beteiligung an diesen Veränderungen kann unserem Lande über Jahrhunderte hinweg eine um weites vorteilhaftere wirtschaftliche und politische Position als derzeit ermöglichen.

Wir haben den Funktionswandel der Politsphäre zu beachten, welcher eine Folge der Umwertung der Rolle des Nationalstaates ist. Einem solchen Zweck dient u.a. das in Europa von uns zuerst verkündete Programm der intelligenten Region.

Wir haben uns aber nicht allein auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, denn ebenso sind die Probleme und Spannungen der Gegenwart zu lösen. Unseren Beitritt zu Europa wird der Entwicklungsgrad der infrastrukturellen Netze Ungarns entscheidend beeinflussen. Eine gewisse Zurückgebliebenheit sollte nicht ein Hindernis der Integration sein. Und sie darf auch nicht das Tempo der Entwicklung unserer Wirtschaft behindern. Die Verantwortung dafür liegt bei uns. Die Multiplikationswirkung infrastruktureller Entwicklungen stellt für Ungarn nicht einfach eine theoretische (und damit anfechtbare) These sondern eine praktische Tatsache dar.

Eine unterentwickelte Infrastruktur ist nicht nur eine der Hauptursachen für das Zustandekommen der Differenzen zwischen den Regionen, sondern ebenso Hindernis einer Entfaltung in der Rolle des Transitlandes. Ohne die Sicherstellung der Passierbarkeit können wir nicht wirklich von einer Transitrolle unsererseits sprechen.

Gestalten wir nämlich unser Land nicht zu einem auch dem europäischen Maßstab standhaltenden Transitstaat, so werden uns früher oder später die für die Volkswirtschaft so lebenswichtigen Transportadern umgehen. Es ist somit kein Zufall, dass hinsichtlich der Konzeption der Regionalentwicklung des Landes der größte Akzent auf die Entwicklung der Infrastruktur gesetzt wird, denn auch Entwicklung von Wirtschaft und Kultur sind damit gepaart. Deshalb ist von größter Wichtigkeit, dass in der gegenwärtig zu formulierenden Konzeption der Regionalentwicklung die Informatik dahingehend als eines der wichtigsten Mittel aufgeführt wird.

Wie bekannt, handelt es sich bei der infrastrukturellen Entwicklung um eine äußerst kostspielige Angelegenheit, denn alles rentiert sich erst nach längerer Zeit. Aus diesem Grunde werden in der entwickelten Marktwirtschaft infrastrukturelle Investitionen zumeist aus zentralen Quellen finanziert. In Ungarn unterstützt man die Realisierung der einzelnen Programme unmittelbar aus dem Etat der Regierung oder in Form von Ziel- oder betitelten Subventionen.

Das Privatkapital ist bei uns gegenwärtig in erster Linie in sich schnell amortisierenden Bereichen vertreten – wie z. B. in der Telekommunikation. Ansonsten ist es nur schwer zu mobilisieren, nicht immer problemlos oder allein dann, wenn ernsthafte Regierungsgarantien gewährt werden. Betreffs Realisierbarkeit handelt es sich um eine äußerst komplexe und komplizierte wirtschaftspolitische Aufgabe.

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Gesichtspunkt ist die Wechselwirkung, da ja die Entwicklung der Infrastruktur gleichzeitig auch eine wirtschaftliche Bedeutung für die betreffende Region hat. Weil die Europäische Union mit ihren Anforderungen die hochentwickelte Infrastruktur voraussetzt, wird schon jetzt, noch vor dem Beitritt erreicht, dass seitens der ungarischen Exekutive der Infrastruktur Priorität zusteht.

Bei einigen wichtigen Entscheidungen von Parlament und Regierung kommt all dem eine nicht zu verachtende Bedeutung zu. Als Beispiel sollten hier nur die Programme der Entwicklung von Trinkwasserversorgung, Kanalisation und Abwasseraufarbeitung erwähnt werden.

Als von noch größerer Wichtigkeit aber erachte ich, dass nach mehrjähriger Aufbauarbeit die Verkehrspolitik der Republik Ungarn vom Parlament verabschiedet wurde, ebenso wie das langfristige Entwicklungsprogramm des Straßenverkehrsnetzes. Die Ausarbeitung der Direktiven der Nachrichtenübermittlungspolitik steht vor dem Abschluss.

Am Beispiel Széchenyis kann nachgewiesen werden, dass selbst für strahlende Prinzipien allein die praktische Verwirklichung ein Maßstab sein kann.

Das Problem der Trinkwasserversorgung mittels Leitungswasser scheint gelöst, denn die 97 %-ige Versorgung entspricht dem westeuropäischen Durchschnitt. 89,1 % der Wohnungen sind an das Leitungsnetz angeschlossen. Die Aufgabe besteht für die Zukunft darin, Beibehaltung bzw. Verbesserung der Qualität des bereitgestellten Trinkwassers zu erreichen.

Von ähnlicher Bedeutung ist das Programm der Kanalisation-Abwasseraufarbeitung, denn ohne einen wirksamen Schutz der Trinkwasserbasis ist das gesamte Leitungsnetz gefährdet. Diese Aufgabe entfällt seit 1990 in den Zuständigkeitsbereich der Selbstverwaltungen.

Zur Verwirklichung der Programme tragen neben den eigenen Quellen auch die Unterstützungen internationaler Geldinstitute sowie verschiedene Fonds bei. Gut veranschaulicht wird die Effektivität der dadurch erweiterten Quellen durch jenen Fakt, dass in den vergangenen Jahren 2.380 km Kanalisation verlegt wurden (die Gesamtlänge beträgt 15.000 km)

Das täglich im ganzen Lande anfallende Abwasser von etwa 1,8 Millionen m3 wird in 366 Kläranlagen aufbereitet. Mittels der PHARE-Unterstützung läuft ein 15-jähriges Programm zwecks Modernisierung der Kläranlagen in gewissen Städten, im Verlaufe dessen bis 2010 eine Klärkapazität von 2,9 Millionen m3/ Tag erreicht wird. Das garantiert eine 67–68 %-ige Versorgung, was wiederum dem westeuropäischen Niveau entspricht.

Von derselben strategischen Bedeutung sind auf dem Gebiet des Straßenverkehrs die Transitfunktion des Landes und seine Erschließbarkeit auf europäischem Niveau.

Das zu erweiternde Autobahnsystem passt sich organisch in das europäische Straßennetz ein. Mit unseren Autobahnen werden die ungarischen Abschnitte der sogenannten „Kreta-Korridore” 4 und 5 geschaffen. Dies ist ebenfalls ein Beweis dafür, dass es sich bei der Integration nicht um eine einmalige politische Entscheidung handelt, sondern um ein sich vertiefendes, koordinierendes Wirtschaftssystem und eine ökonomische Zusammenarbeit. Ein weiteres Grundsatzproblem stellt Entwicklung, Modernisierung und niveauvolle Instandhaltung des sonstigen Straßennetzes dar. In dieser Hinsicht haben wir noch vieles nachzuholen. Es werden Jahrzehnte nötig sein, um nach dem Ausbau des Autobahn- und Autostraßennetzes auch auf diesem Gebiet Verkehrsbedingungen europäischen Niveaus sichern zu können. Unabkömmlich aber ist in diesem Zusammenhang die Klärung der Situation bezüglich des bis zur Kreditunfähigkeit verschuldeten Straßenfonds.

Was den Bahnverkehr angeht, wird die in Kürze zu beendende Modernisierung der Strecke Budapest-Hegyeshalom das erste Ergebnis des Erneuerungsprozesses der Eisenbahn sein, welches auch das Reisepublikum zu spüren bekommt.

Von ähnlich strategischer Bedeutung ist die Schaffung der ungarisch-slowenischen Bahnverbindung. Für eine entsprechende Ausnutzung der durch die europäischen Verkehrskorridore gebotenen Möglichkeiten auf dem Gebiet der Bahnverbindungen wäre jedoch die Modernisierung der eingleisigen Transeuropalinie bis Kelebia von vorrangiger Bedeutung. Weitere 300 km Bahnlinie in Ungarn werden elektrifiziert.

Das größte Problem ist gegenwärtig, ob es gelingt, für die zweite Etappe der umfassenden Modernisierung des ungarischen Bahnverkehrs zwecks Rekonstruktionsarbeiten mittels Einbeziehung internationaler Geldinstitute die erforderlichen Quellen von etwa 50 Milliarden Forint zu sichern. Notwendig wäre dies auf jeden Fall, da ja selbst die Budapester Sitzung des Europäischen Forums der Verkehrsminister als einen der bedeutendsten Fakten konstatierte, dass innerhalb weniger Jahre die Straßen Europas verstopft sein werden, sollte man den gegenwärtigen Trend beibehalten. In der letzten Woche nun hat die Regierung zur Unterzeichnung der Vorsatzerklärung betreffs Bahnrekonstruktion ihre Vollmacht erteilt. Das 21. Jahrhundert hat auf dem Gebiet des Verkehrs jenes der Eisenbahn zu sein.

Als Meilenstein in der Entwicklung des Verkehrs ist die Erkenntnis der Notwendigkeit sowie die Realisierung der Verbindung der verschiedensten Transportmethoden miteinander zu betrachten. Neben der Förderung der Häfen und Wasserstraßen besteht eine unserer wichtigsten Aufgaben auf dem Gebiet des Wasserverkehrs darin, den kombinierten Transport zu unterstützen. Für die international konkurrenzfähige Gestaltung dieser umweltschonenden Transportart und ihre Erweiterung scheint uns die unbedingt erforderliche technische Erneuerung, die bereits in Angriff genommene und stufenweise erfolgende Privatisierung das geeignete Mittel zu sein.

Auf dem Gebiet des Luftfahrtwesens wird in diesem Jahr die Modernisierung des der Flugverkehrskontrolle dienenden Systems zum Abschluss gebracht und auf dem Flughafen Ferihegy ist der weitere Ausbau der Objekte des Passagierverkehrs in Angriff genommen worden. Damit hoffen wir, unserem nationalen Flughafen und der Landeshauptstadt eine neue Funktion zu übertragen. Dies sind unsere zu realisierenden Pläne, für deren Fundiertheit die Beteiligung ausländischen Kapitals ein guter Beweis ist.

Um die sich aufgrund der vielfältigeren Möglichkeiten bietenden Chancen zu nutzen und auf dem Markt bestehen zu können, ist die Weiterführung der begonnenen Modernisierung des Flugzeugparks unumgänglich.

In jedem der Verkehrssysteme erscheinen zwei neue Fachgebiete, die unlängst noch zum Wissenschaftszweig Informatik gehörten: Rauminformatik und Telematik. Beide treten nicht selbständig sondern ineinander übergreifend und sich gegenseitig verstärkend auf. Auf diesem Gebiet wird in der ganzen Welt an umfassenden Forschungsprogrammen gearbeitet, denen wir uns jetzt anschließen.

Einzelnen Forschungsergebnissen gemäß stellt die Einführung der Telematik in Bezug auf die Problemlösung eine um das Vier- bis Fünffache effektivere Investition dar als es die quantitative Ausweitung des Straßennetzes ist. Gültigkeit hat dies offensichtlich nach Erreichen der mit dem allgemeinen Entwicklungsniveau der Wirtschaft harmonisierenden, durchschnittlichen infrastrukturellen Versorgung. In den hochentwickelten Staaten der Union ist dies bereits der Fall.

Die hochentwickelte Rauminformatik und Telematik kann bei der Verhütung von Unfällen bzw. der Minderung von deren Folgen eine große Rolle spielen. Damit kehren wir zum Ausgangspunkt zurück, da Grundbedingung für all dies das erhöhten Ansprüchen Genüge leistende Telefonwesen ist. Diesbezüglich können wir eindeutige Ergebnisse aufweisen.

Laut OECD-Bericht ist gegenwärtig in Ungarn der Markt des Fernmeldewesens der am umfassendsten liberalisierte. Ein Nachweis für die Richtigkeit dieser Strategie ist, dass unser Land in Bezug auf den Anteil von Mobiltelefonen pro Person in Europa zum Spitzenfeld zählt. Wir lassen zum Beispiel Länder wie Belgien oder auch Österreich hinter uns. Hinsichtlich des traditionellen Telefonwesens überschritten wir die magische 20er Grenze: 1990 betrug der Anteil der Direktanschlüsse nur 9,6 %, heute sind es 26 %. Das heißt, es gibt etwa 2,6 Millionen Direktverbindungen.

Im Ergebnis der in den Konzessionsverträgen vorgeschriebenen Förderungsverpflichtungen von jährlich 15,5 % wird sich bis zum Jahresende 1997 voraussichtlich im ganzen Land in dieser Hinsicht ein Angebotsmarkt herausbilden. Zum Ende des Jahrtausends werden der Bevölkerung voraussichtlich 30–31 Anschlüsse/100 Einwohner zur Verfügung stehen. Der Durchschnitt in den EU-Mitgliedsländern lag 1990 bei 39,1 %.

Dank der Privatisierung ist dies der sich am dynamischsten entwickelnde Zweig der Infrastruktur. Bis Ende 1993 war das digitale Basisnetz ausgebaut, dem die 54 sogenannten „Primärzonen”, die Mobilnetze, spezielle Datennetze und geschäftlichen Zwecken dienende Systeme angeschlossen werden können. Seine wahre Bedeutung liegt darin, dass es hierbei nicht um eine von vielen Angaben geht, sondern um eine der Voraussetzungen der sich bereits jetzt abzeichnenden Weltordnung im dritten Jahrtausend – der Expansion der Kultur einer Informationsgesellschaft. Und dies ist tatsächlich eine Schicksalsfrage.

Entscheidungen werden gegenwärtig nicht allein in bezug auf die Gegenwart sondern ebenso hinsichtlich des Schicksals der kommenden Jahrhunderte getroffen, während wir auch noch mit unserer, die Vergangenheit verkörpernden, Zurückgebliebenheit abzurechnen haben.

In dieser Beziehung scheint sich unsere Gegenwart in nichts von der ewigen Gegenwart bereits vergangener Epochen zu unterscheiden. Wir haben auf dem sich verengenden Grat zwischen Vergangenheit und Zukunft das Gleichgewicht herzustellen.

Es gibt aber keinen Grund zu klagen, die uns sowieso nicht helfen würden. Trotzdem ist unsere Aufgabe eine schwerere als bisher gewohnt. Die Zukunft ist nämlich bereits klar umrissen und stellt uns vor unaufschiebbare Entscheidungen. Ungelöste Probleme der Gegenwart brennen uns schon deshalb auf den Nägeln, da die klar ersichtliche Zukunft nicht die Probleme der Gegenwart beseitigen wird. Ganz im Gegenteil: Voraussetzung für den Beginn der gewünschten Zukunft ist eine Lösung all jener Konflikte, die wir vergeblich – wenn auch oftmals zu Recht – unseren in naher und ferner Vergangenheit lebenden Vorfahren zuschreiben. Es ist unsere Aufgabe, eine Lösung zu finden.