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I.
Europäische Integration in greifbarer Nähe

 

Bericht
über die Tätigkeit des Europa Institutes Budapest
1996–1997

 

Die Integration der ostmitteleuropäischen Staaten in die Europäische Union steht seit 1990 auf der Tagesordnung unserer Politik. Politische Programme werden heutzutage schon gar nicht mehr formuliert, ohne dass die betreffende Partei auf die Aussichten des gegebenen Landes in Bezug auf die EU einen Standpunkt beziehen würde. Die Gründer des Europa Institutes also haben die Situation gut eingeschätzt, als sie sich hinsichtlich der 1990 in Budapest zu errichtenden Institution in erster Linie die geistigen Vorarbeiten für eine europäische Integration zum Ziel setzten. Die über das Wirken des Institutes Rechenschaft ablegenden Jahresberichte sind schon deshalb jedes Mal betont auf die Vorbereitungen einer Integration Ungarns eingegangen. Das Institut hat mit seinen bescheidenen finanziellen und geistigen Mitteln dazu beigetragen, dass im Denken der geistigen, wirtschaftlichen und politischen Elite Ungarns Gesichtspunkte der Integration allgegenwärtig sind. Darüber hinaus arbeitet man seit 1991 auch organisatorisch mit der Bertelsmann Stiftung sowie der Münchener (zuvor Mainzer) Forschungsgruppe Europa zusammen, wobei es Ziel dieser Kooperation ist, die ostmitteleuropäische Sphäre auf die EU-Fähigkeit vorzubereiten. Im Bericht des vergangenen Jahres hatten wir die Ergebnisse dieser Kooperation zusammengefasst. Gemeinsam mit der Brüsseler Verwaltung, der Bertelsmann Stiftung sowie mit der Münchener Forschungsgruppe hat das Institut jene Konferenzen organisiert, deren Zweck es war, die EU-Fähigkeit Ungarns auf den Gebieten von Ökonomie, Kultur und politischem Institutionssystem unter die Lupe zu nehmen. Mehr noch, das Institut hat sich darüber hinaus an den Verhandlungen zur EU-Fähigkeit der Slowakei beteiligt. In Fortsetzung dieser Zusammenarbeit nahmen wir im April dieses Jahres an der Arbeit der die Vorbereitungen auf die Mitgliederschaft in der EU von Rumänien erörternden Kommission in Bukarest teil. Im kommenden Jahr beginnen die Vorverhandlungen, so dass diese Art von Konferenzserie einer Grundlage entbehrt. Es handelte sich hierbei um eine sechsjährige, mit ruhigem Gewissen als erfolgreich zu bezeichnende Tätigkeit, bezüglich welcher künftig selbstverständlich neue Kapitel eröffnet werden können. Dies hängt natürlich unter anderem vom Ausgang der Regierungsverhandlungen mit der Union sowie davon ab, ob es auch weiterhin eine Kooperation zwischen Brüsseler Verwaltung, Forschungsgruppe Europa und Bertelsmann Stiftung gibt oder nicht.

 

Die eventuelle Rolle Österreichs

 

Nachdem der Wissenschaftliche Beirat und das Kuratorium im vergangenen Jahr auf der Grundlage des Berichtes die bisherige, im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die Integration geleistete Tätigkeit überblickte, war die Direktion darum bemüht, eine neue Richtung in Bezug auf das wissenschaftliche Programm des Institutes einzuschlagen – und zwar via die Intelligenz Österreichs und der Nachbarländer. Wir sind nämlich der Ansicht, dass Österreich bei der Osterweiterung der EU eine größere Rolle spielen kann, als das zurzeit selbst die Österreicher annehmen. Wir meinen, dass in Österreich – nicht zuletzt mit dem Abgang von Herrn Vizekanzler Busek – jene Auffassung geschwächt wurde, die die Rolle Österreichs in Ostmitteleuropa als erstrangigen Spielraum der Außenpolitik des Staates erachtete, dabei in erster Linie auf den Gebieten von Kultur und Wissenschaft. Gestärkt hat sich jene Auffassung, welche für Österreich einerseits die Verpflichtung gegenüber Deutschland und andererseits eine spezifische, neuartige „welthistorische” Strategie der Globalisierung empfiehlt. Mit anderen Worten – unserer Ansicht nach – sind die Präferenzen der osteuropäischen Beziehungen 1989/1995 geschwächt worden. Wir sind aber auch der Meinung, dass dieser Wechsel in der österreichischen Politik zum Teil ein Missverständnis nach dem EU-Anschluss des Landes war. Wir stimmten in dieser Hinsicht bereits seit 1989 Herrn Busek zu: hinsichtlich der Integration Europas ist es seitens Österreichs nicht die Aufgabe, deutsch-österreichische oder auch taiwanesisch-österreichische Beziehungen zu stärken, sondern jene, eine Brücke für die Osterweiterung der EU zu schlagen. Diese Rolle kommt der Ostmark bzw. Österreich nun schon seit vielen hundert Jahren zu, was dem Staate mit der Osterweiterung der EU zu neuen Möglichkeiten verhilft. Schon deshalb waren wir mit Freude bereit, gemeinsam mit dem ÖOSI die Konferenz- und Seminarreihe zur Osterweiterung der EU zu veranstalten. Auf diese Weise wurden auf der Basis der an sich schon starken Beziehungen zwischen den beiden Instituten die Konferenzen über die erforderliche Kompatibilität der Rechtsinstitutionen, die Migrationsauswirkungen der Osterweiterung bzw. die möglichen Auswirkungen einer Erweiterung der NATO veranstaltet. Auf diese Art und Weise kann unser Institut das traditionell starke Beziehungssystem zu Österreich mit neuem Inhalt bereichern: neben den historischen Aspekten kommt dem Problembereich der Osterweiterung in der Thematik gemeinsamer Veranstaltungen größere Bedeutung zu.

 

Mitteleuropäische Kleinstaaten

 

Der Fakt der Osterweiterung der EU lässt die Notwendigkeit der Klärung der Nachbarschaftsverhältnisse Ungarns immer dringlicher in Erscheinung treten.

Die neueren Vorstellungen des Europa Institutes in dieser Hinsicht können auf den zwischen 1990 und 1995 geschaffenen Traditionen aufbauen, auf bezüglich der Koexistenz des Ungarntums und seiner Nachbarn veranstalteten Konferenzen und veröffentlichten Publikationen. Von 1990 bis 1995 hat uns im Verhältnis zu unseren Nachbarn jenes hauptsächliche Bestreben geleitet, überholte Grundthesen der jahrhundertealten Nationalismen hinter uns zu lassen. Jene Nationalismen von Jahrhunderten waren in dieser Region nach 1990 mit Macht in den Vordergrund getreten und paradoxerweise handelte es sich bei diesen „Neonationalismen” um Defizite politischer Demokratie, d.h. der „Freiheit”. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ringt den Menschen nicht allein edle Gedanken ab, sondern lässt ebenso in der Denkweise seit Jahrzehnten verankerte Feindseligkeiten und niedere Absichten hervorbrechen. Anlässlich der vom Europa Institut Budapest in den Jahren 1990–1995 veranstalteten Treffen der Intelligenz ist man auf die in den Nachbarländern auftretenden nationalen Konflikte eingegangen: zurzeit der rumänisch-ungarischen Konflikte in Siebenbürgen veranstalteten wir den rumänisch-ungarischen Abend, während der slowakisch-ungarischen Konfrontationen in Bratislava das slowakisch-ungarische Intellektuellentreffen. Jetzt nun, nach 1996, haben wir uns eher auf die gegenwärtige Politik zu konzentrieren und nicht auf die Vergangenheit. Die Aufmerksamkeit der Intelligenz Ungarns und der benachbarten Nationen ist auf jene Problembereiche zu richten, die im Mittelpunkt einer künftigen Zusammenarbeit stehen können: nämlich Kultur und Wirtschaft (u.a. Joint Ventures, Handel usw.). Wir wünschen, uns mit den Fragen zu befassen, die sich für alle kleinen Nationen dieser Region gleichermaßen stellen. Gegenwärtig werden auf den Landkarten Europas die neuen internationalen Autobahnen und Eisenbahnlinien eingezeichnet. Die europäische Integration fordert von uns gnadenlos, regionale Umweltverschmutzungen zu beseitigen – und in dieser Hinsicht ist Ungarn seinen Nachbarn ausgeliefert, denn hier vereinigen sich die verschmutzten Gewässer der benachbarten Staaten, hierher strömt die verpestete Luft. In diese Region kommen die Investoren bedeutender Firmen jedoch nur dann, wenn hier konsolidierte politisch-nationale Verhältnisse herrschen, wenn die regionale Finanz- und Zollsituation geklärt werden kann. Gleichzeitig aber stellt eine Integration globalen Ausmaßes eindeutig die Frage in den Vordergrund: inwiefern können im Schatten der Lingua Franca, des Englischen, Deutschen, Französischen oder Spanischen, die Kulturen der kleinen Nationen Ostmitteleuropas erhalten bleiben? All dies sind Fragen, auf welche die Intelligenz der kleinen Nationen der Region nur gemeinsam eine Antwort zu geben vermag. Mit diesen Problemen müssen sich sowohl rumänische, tschechische, slowakische als polnische und ungarische Intellektuelle gleichermaßen auseinander- setzen. Die europäische Integration steht also eine neue Art von Herausforderung bei der nationalen Entwicklung der ostmitteleuropäischen Völker dar. Die europäische Integration zwingt die Intelligenz der Völker der Region zum gemeinsamen Schaffen. Und diesen Zwang spüren auch wir, die wir uns im Laufe der vergangenen zwei Jahre aktiv an der Tätigkeit des allgemeinen europäischen Integrationskomitees beteiligten. Diese Notwendigkeit möchten wir ebenso der Intelligenz der Nachbarstaaten klarmachen. Wir wünschen also praktisch die Serie „Nachbarn in Europa” neu zu beleben. Im Herbst 1997 wird das rumänisch-ungarische Intellektuellentreffen die erste Veranstaltung in diesem Sinne sein.

Die europäische Integration gelangt in greifbare Nähe, behaupteten wir zuvor. Auch das Europa Institut muss deshalb im Geiste seiner Gründer die vor der Region stehenden Aufgaben neu auslegen.

 

Integration und aktuelle Aufgaben

 

Die nahende europäische Integration zwingt uns, weniger über nun schon prinzipielle Fragen zu sprechen und mehr auf die alltäglichen praktischen Angelegenheiten einzugehen. Deshalb setzen wir die bereits früher begonnene, sich mit alltäglichen Problemen der Integration auseinandersetzende ökonomisch-politische Vortragsserie fort. Dem einen der erfolgreichsten Abende des Vorjahres über die wahrscheinlichen Auswirkungen der EU auf die Agrarverhältnisse folgte in diesem Jahr der Vortrag des Ministers für Verkehrswesen, Károly Lotz, zu Anforderungen der europäischen Integration auf den Gebieten von Eisenbahnverkehr und Informatik. Herr Schambeck, der Vizepräsident des österreichischen Bundesrates, hielt einen erfolgreichen Vortrag über die Parlamentsstruktur der Mitgliedsstaaten der EU, über die Aspekte der parlamentarischen Ein- und Zweikammersysteme. Es folgte ein Vortrag Otto von Habsburgs bzw. die Debatte über die Zukunft der Einheitsbestrebungen Europas sowie über die Aussichten Ungarns bzw. der Kleinstaaten Mitteleuropas.

Die Direktion des Institutes ist der Ansicht, dass man betreffs dieser neuen Regionalthemen in Bezug auf die europäische Integration in den kommenden Jahren aktiv sein muss und dass man darum bestrebt sein sollte, neben den bisher bereits gewahrten Formen (Konferenzen, Debatten, Publikationen) Stipendiaten zwecks Ausarbeitung dieser Themen in Budapest zu empfangen.

Auch die Publikationstätigkeit unseres Institutes stellt sich in den Dienst der europäischen Integration. Ein Band der „Begegnungen” des vergangenen Jahres ging mit seinen Studien in englischer bzw. deutscher Sprache auf die Integrationsfähigkeit Ungarns ein und in diesem Jahr wird der Band „Kleine Nationen” erscheinen (ebenfalls in deutscher und englischer Sprache), in welchem man das Problem erörtert, wie wohl die Zukunft der kleinen Nationen im Rahmen der Integration des 21. Jahrhunderts aussieht. Wir nahmen die Übersetzung und Publikation des Nachschlagewerkes „Europa A-Z” auf uns, wofür wir die Erlangung ausländischer Subvention sowie die Herausgabe im Jahre 1998 erhoffen. Das in Deutschland mit großem Erfolg verlegte Lexikon kann in Ungarn zum Handbuch der Wirtschafts- und politischen Elite werden, denn es gewahrt einen Überblick in Bezug auf die bedeutendsten Organe der Integration bzw. ihre Projekte.

 

„Aktualisierung” historischer Fragen

 

Im Europa Institut wurden geschichtswissenschaftliche Fragen nie allein auf der Ebene der unmittelbaren Fachwissenschaften abgehandelt. Wir befassten uns immer mit solchen Themen, die auf aktuelle Probleme eingingen.

Im 19. ]ahrhundert stellten für die bürgerliche Entwicklung der Region die bürgerlichen Revolutionen von 1848/49 und die damit verbundenen industriell- technischen Umwälzungen die bedeutendste politische Antriebskraft dar. Der 150. Jahrestag dieser Revolutionen wird 1998/99 in allen Staaten unserer Region gefeiert. Auch in Ungarn wird diesem Jubiläum besondere Aufmerksamkeit gewidmet (nicht zuletzt deshalb, weil die Helden von 1848/49 uns selbst unter den gegenwärtigen politischen Verhältnissen noch immer eine Botschaft zu geben vermögen). Wir möchten anlässlich dieses Jubiläums einen regionalen Vergleich vornehmen und für die gesamte Region gültige gemeinsame Züge bei den Bewegungen hervorheben. Bereits im Herbst 1996 formulierten wir Empfehlungen für die Zusammenarbeit zwischen dem Institut und der Akademie. Während die Wissenschaftspolitik, die Regierung ihre Aufmerksamkeit auf die Feierlichkeiten im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ungarn richten, wünscht das Europa Institut vergleichende, komparative Anschauungen zu stärken, d.h. wir möchten österreichisch-ungarische, tschechisch-ungarische, kroatisch-ungarische, rumänisch-ungarische Konferenzen veranstalten.

Die andere gemeinsame, auch heute noch aktuelle Thematik unserer Region ist die Geschichte des Sowjetsystems (1945–1990). Vom Augenblick seiner Gründung an hat das Europa Institut der Erforschung dieses Themas einen Großteil seiner Energie gewidmet. Unsere Stipendiaten der Fachrichtung Geschichte widmen ihre Studien hauptsächlich dieser Epoche, und wir setzen konsequent die Unterstützung der 1995 gegründeten internationalen Arbeitsgruppe „Erforschung der Geschichte des Sowjetsystems” fort. Gemeinsam mit dem Potsdamer Zentrum für Zeitgeschichte veranstalten wir Konferenzen unter Einbeziehung der tschechischen, polnischen und russischen Kollegen (zuletzt am 22. Mai 1997 in Berlin). Darüber hinaus hoffen wir, dass anlässlich der Buchmesse zu Weihnachten die Chronologie „Ungarn während des Sowjetsystems 1945–1990” erscheinen kann. Im Jahre 1998 wiederum soll „Die Chronologie des Sowjetsystems von 1945 bis 1992” beendet werden, welche sicherlich auch auf großes internationales Interesse stößt.

 

Das Institut im öffentlichen Leben Ungarns

 

Das Europa Institut Budapest wahrt weiterhin seine von der Politik unabhängige, im öffentlichen Leben jedoch eine aktive Funktion versehende Rolle. An unseren Veranstaltungen beteiligen sich auch weiterhin die heimische Intelligenz – in erster Linie wissenschaftliche Intellektuelle –, Mitglieder der Journalistenbranche, Vertreter der verschiedensten Kammern, der Organe der Interessenvertretung sowie politischer Parteien. Gestärkt wurde die im öffentlichen Leben gespielte Rolle des Institutes durch den in diesem Jahr erstmals verliehenen Corvinus-Preis. Dem Wissenschaftlichen Beirat sowie dem Stiftungsrat ist bekannt, dass der Preis von einem der Gründer unseres Institutes, Herrn Prof. Dr. Dr. Herbert Batliner gestiftet wurde, und zwar für solche ungarischen oder ausländischen intellektuellen Persönlichkeiten bzw. solche Politiker, die Hervorragendes für Ungarn und die europäischen Beziehungen leisteten, wie es in der Ausschreibung heißt. Das Kuratorium hat ja im Juli vergangenen Jahres eine Liste prominenter Anwärter zusammengestellt, darunter Namen wie Außenminister a. D. Genscher, Dirigent Sir Solti oder die Mitglieder unseres Wissenschaftlichen Beirates, die Professoren Aretin oder Kosáry. (Die Mitglieder des Stiftungsrates kamen für eine Nominierung nicht in Frage.) Die Wahl fiel schließlich auf den Regisseur und Oscar-Preisträger István Szabó, dessen Filme in den 80-er Jahren zu Weltruhm gelangten und die mitteleuropäische ethnische sowie konfessionelle Vielfalt, das lokale kulturelle Erbe der Welt vermittelten. Darüber hinaus hat er mit der Übernahme seiner heimischen kulturpolitischen Aufgabenbereiche die Filmkunst der Welt und neueste geistige Strömungen dem ungarischen Publikum auf attraktive Weise nahegebracht.

Die Preisverleihung gestaltete sich im Frühjahr 1997 zu einem der bedeutenden kulturellen Ereignisse in Budapest. Zu der im Zentralgebäude der Akademie veranstalteten Feierlichkeit erschien selbst der Staatspräsident Árpád Göncz und sprach Begrüßungsworte. Überreicht wurde der Preis von seinem Stifter Prof. Dr. Dr. Batliner. Die Begründung für die Entscheidung des Kuratoriums erfolgte seitens Vizekanzler a. D. Erhard Busek, während der Akademiemitglied und Professor unseres Institutes Péter Hanák eine historische Analyse des Mitteleuropäertums von István Szabó vornahm. Der Preisträger selbst hielt dann mit großem Erfolg seinen Festvortrag „Mitteleuropäischer Geist in der Filmkunst”. [Ziel und Zweck des Corvinus-Preises bzw. des Europa Institutes wurden vom Direktor bzw. Präsidenten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in einem, Prof. Ferenc Glatz, bekanntgegeben.] Von der Preisverleihung brachten neben den heimischen Tageszeitungen auch Rundfunk und Fernsehen Berichte. Anlässlich der darauffolgenden Vorstandssitzung wurde der Vorschlag unterbreitet, dass ähnlich wie beim Herder-Preis auch der Träger des Corvinus-Preises das Recht auf die Delegierung eines Stipendiaten für 6 bzw. 12 Monate am Europa Institut erlangen sollte. Den diesbezüglichen Entwurf möchten wir dem Stiftungsrat anlässlich seiner Sitzung am 1. August vorlegen. Wir meinen, dass die regelmäßige Preisverleihung einerseits bedeutend zum Bekanntheit sowie der Anerkennung unseres Institutes beiträgt, und andererseits diese Feierlichkeit auch künftig zu den hervorragendsten Ereignissen des Budapester geistigen Lebens zählen wird.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kunst und Künstler” war unser diesjähriger Gast einer der populärsten Schriftsteller und gleichzeitig eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, Gábor Görgey. Zum Künstlerabend erschienen illustre Vertreter des heimischen literarischen Lebens und ähnlich wie in den vorangegangenen Jahren ergab sich eine unbeschwerte Intelligenzdebatte über die politische Rolle der osteuropäischen Literatur im öffentlichen Leben, über Widersprüche im Verhältnis von Literatur und Systemwechsel, über die Wahrung unparteiischen und unabhängigen Verhaltens der Gesellschaft von Künstlern und Schriftstellern. Gastgeber des Abends war traditionsgemäß István Nemeskürty, Professor des Europa Institutes.

Erwähnt werden muss noch, dass das interne Institutsleben im gewohnten Rhythmus verläuft. An jedem Dienstag erfolgt das gemeinsame Mittagessen (ein Arbeitsessen), bei dem die Mitglieder des Vorstands, der Vertreter der Stipendiaten sowie die Mitarbeiter anwesend sind. Es beteiligen sich daran aber auch Gastprofessoren des Europa Institutes bzw. die anlässlich der Kaffeerunde einen Vortrag haltende. Dem Essen folgt die Vorstandssitzung und um 16 Uhr die Kaffeerunde. Auf letzterer berichten weiterhin unverändert die Stipendiaten von ihrer Tätigkeit, wobei vor der Abreise pflichtgemäß ein Bericht zu erstatten ist, und es werden sich in Budapest aufhaltende namhafte ausländische Persönlichkeiten zu Debatten eingeladen oder zu aktuellen Themen auch Referenten des heimischen wissenschaftlichen bzw. politischen Lebens. Dabei kommt es vor, dass mit Rücksicht auf das große allgemeine Interesse die Kaffeerunde in erweiterter Form gehalten werden muss, wie z. B. im Falle von Andreas Oplatka, der mit seinem Thema zu dem im Zweiten Weltkrieg in der Schweiz deponierten Vermögen einging.

Über die Stipendiaten des Institutes und die Charakteristika in diesem Zusammenhang bzw. die Erfahrungen zu diesem Jahr wird der stellvertretende Direktor Attila Pók berichten, während der stellvertretende Direktor György Kovács sich zu finanziellen Angelegenheiten äußert.

 

Budapest, 23. Mai 1997

Ferenc Glatz

Direktor

 

* Vom Stiftungsrat (1. August 1997, Salzburg) und Wissenschaftlichen Beirat (20. Juni 1997.) Budapest) des Europa Institutes debattierter und angenommener Entwurf.