IV.
Veranstaltungen
Juni 2008–Mai 2009
Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates (25. Juni 2008)
Sitzung des Stiftungsrates und des Wissenschaftlichen Beirates (13. September 2008)
1. Konferenzen
Die Auflösung der Habsburger Monarchie – 90 Jahre danach (26-27. Juni 2008)
(Gemeinsame Veranstaltung des Europa Instituts Budapest und des Instituts für Geschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien)
Mit Einbeziehung von 23 international anerkannten Fachexperten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Neben den österreichischen und ungarischen Historikern – Arnold Suppan, Helmut Rumpler, Ernst Bruckmüller, Peter Urbanitsch, Ferenc Glatz, Péter Sipos, Zoltán Szász, László Szarka, Tibor Hajdú, Ferenc Pollmann, András Gerő – waren ebenfalls die anerkannten Fachexperten dieser Epoche aus den umliegenden Staaten – Dušan Kováč, Maciej Kozminski, Camil Muresanu, Ivo Goldstein, Roman Holec – sowie aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und den USA – Hans Lemberg, Peter Haslinger, Bianca Valota, Catherine Horel, Charles Ingrao, John Komlos – eingeladene Referenten der Tagung. Den Begrüßungsworten des Präsidenten der UAW, József Pálinkás, folgten fünf thematische Panels (die weltpolitischen Aspekte der Auflösung, Wirtschaft und Gesellschaft, Nationalitätskonflikte, Staatspolitik und Krieg, kulturelles Erbe und Gedächtnis) mit anschließender Diskussion. Somit konnten die Referenten der einzelnen Panels sowohl ihren Standpunkt erörtern als auch zur Diskussion anregen, bei der sich neben den anwesenden Referenten auch die eingeladenen Gäste zu Wort meldeten, um ihre Meinungen und Einsichten zu präsentieren. Die Zielsetzung der Werkstattkonferenz war es die Auflösung der Monarchie einer neuen Betrachtungsweise zu unterziehen und nicht nur eine Synthese der bisherigen Forschungsergebnisse zu bieten. Hierauf verwies Prof. Ferenc Glatz in seinem einleitenden Vortrag als er darauf aufmerksam machte, dass die östliche und südöstliche Erweiterung der Europäischen Union den aktuellen Rahmen dafür bietet die Integrations- und Desintegrationsbestrebungen der vergangenen 1 000 Jahre in einen neuen Kontext zu setzen, ausgehend von der Zeit der Errichtung von Staatsgebilden und die relevanten historisch bedingten Faktoren – ökonomischen, kulturellen, verwaltungsspezifischen Abläufe – erfassend. In seinem Vortrag stellte er die Auflösung der drei großen Monarchiegebilde in der Region – Reich der Habsburger, das Osmanische Reich und das russische Reich – nebeneinander, wobei er sich bei seiner vergleichenden Analyse in erster Linie auf die Themenfelder Verwaltungswesen, Grundherrschaftsbesitz und soziale Zusammensetzung bezog, aber ebenfalls auf eine entsprechende Untersuchung des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur hinwies.
(90 Teilnehmer)
1918 – Die Wende und ihre Protagonisten. Die Herbstrosenrevolution in Retrospektive nach 90 Jahren (10. Oktober 2008)
(Gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Geschichte der UAW und des Europa Instituts Budapest)
Im Rahmen der mit Diskussion verbundenen Werkstattkonferenz sprachen anerkannte Historiker der ungarischen Geschichtsschreibung in Verbindung mit den emblematischen Persönlichkeiten der Herbstrosenrevolution über die Ereignisse des Jahres 1918. Das Ziel der Veranstaltung war es die Rolle der handlungstragenden Persönlichkeiten in scharfen Krisenzeiten (Sándor Wekerle, Mihály Károlyi, István Burián, Gyula Andrássy, Oszkár Jászi, József Pogány, Béla Linder, István Tisza, Zsigmond Kunfi, István Bethlen, Pál Teleki) nebeneinander zu stellen, um so über die konkreten Ereignisse der damaligen Zeit hinausgehend ein detailliertes Bild über den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext zu vermitteln und diese in Verbindung mit dem Vor- und Nachfeld der Ereignisse zu präsentieren. Ferenc Glatz hielt den einleitenden Vortrag der Veranstaltung und betonte die Wichtigkeit von Werkstattkonferenzen und Rundtischgesprächen, die über die aktuellen politischen Handlungen einer Periode hinausweisen und die das Zeitgeschehen in einen breiteren Kontext verlegen, ohne dabei die Politik zu überwerten. Er machte darauf aufmerksam, dass allzu leicht den Akteuren einer Zeitperiode die Verantwortung für die Herbeiführung einer Krisensituation zugesprochen wird. Er verwies ebenfalls darauf, wie wichtig die Offenheit und die Bereitschaft zur Diskussion gegenüber Themenbereichen, die in der Zeit vor dem Systemwandel stark ideologisch geprägt waren, zu werten ist, denn nur so kann ein wissenschaftlich fundierter kritischer Standpunkt erarbeitet werden. In den weiteren Vorträgen der Veranstaltung sprach u.a. Prof. Mária Ormos über die viel diskutierte Person und Rolle von Mihály Károlyi; István Diószegi schilderte durch die Personen von Gyula Andrássy und István Burián die außenpolitischen Tendenzen der Habsburger Monarchie; Zoltán Szász sprach über die politische Haltung von István Tisza mit besonderer Hinsicht auf seine letzte Reise durch das südslawischen Gebiet; László Szarka behandelte in seinem Referat die Person von Oszkár Jászi und die bürgerlichen Radikalen; Péter Sipos schilderte den Lebensweg von dem Sozialisten Zsigmond Kunfi und die Beurteilung seiner Tätigkeit als Minister. Der Vorsitz wurde von Univ. Prof. Dr. Arnold Suppan geführt.
(80 Teilnehmer)
Turčiansky Svätý Martin, Alba Iulia-Karlsburg, Budapest, Wien – 1918
(4. Dezember 2008)
Im Rahmen der als Werkstattkonferenz geplanten Veranstaltung wurden aus den umliegenden Staaten und aus Ungarn anerkannte Historiker gebeten aus der Perspektive ihres Landes betrachtet die wichtigsten Ereignisse des Jahres 1918, der Auflösung der Habsburger Monarchie, zu erläutern. Die Werkstattkonferenz ist eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe, die an die aktuellen Gedenkjahre und Jubiläen anlehnend, die denkwürdigen und prägnanten Momente in der Geschichte des 20. Jahrhunderts behandelt. Hierbei wird der Versuch unternommen durch Einbeziehung der Historiker der Nachbarstaaten ein tieferes, auf Verständnis und fachwissenschaftliche Kenntnisse basierte Behandlung von historischen, oft stark national geprägten Themen vorzunehmen, die aus der Sicht des gegenwärtigen historisch-politischen Bewusstseins der hier lebenden Völker wichtig sind. In seinem einführenden Vortrag sprach Prof. Glatz über die bisherigen Erfolge dieser Veranstaltungsreihe – Österreichischer Staatsvertrag von 1955, Auflösung der Habsburger Monarchie und die im Vorjahr initiierte Zusammenarbeit mit der Redaktion der rumänischen Zeitschrift Magazin Istoric – und die Bedeutung eines ausgefächerten Dialogs mit den Fachexperten der umliegenden Staaten, die in einem freundschaftlichen Ton ausgeführt dem Meinungsaustausch und der Präsentation von aktuellen Forschungsergebnissen dienen sollen. Auf den Beschluss des Wissenschaftlichen Beirates des Europa Instituts Budapest verweisend bestärkte er die Richtigkeit der Ansicht, dass die Behandlung der Geschichte des südslawischen Raumes in die Diskussionen miteinbezogen wird, um so neue Ansätze bietend eine weiter detaillierte Perspektive zu geben. Prof. Dušan Kováč sprach über die Diskontinuität in der Entwicklung der Idee des Nationalstaates innerhalb der slowakischen Elite. Auf Grund seiner Forschungen verwies er darauf, dass erst in Mai 1918 eine Umorientierung zur Verwirklichung eines Nationalstaates erfolgte – anfangs innerhalb des tschechischen Staates. Peter Švorc (Universität Prešov) sprach über die Entstehung der Deklaration von Turčiansky Svätý Martin und die sich für die Slowaken bietenden Möglichkeiten der Selbstbestimmung. Hierbei bot er eine Analyse der bestehenden Beziehungen zwischen der slowakischen Elite und den Auslandsslowaken. László Szarka (Institut für Minderheitenforschung der UAW) verwies darauf, dass bei den Diskussionen über das Jahr 1918 die ungarische Geschichtsschreibung allzu oft verkennt, welche Ereignisse zur Entwicklung der Idee des slowakischen Nationalstaates führten. Im Folgenden schilderte er die Alternativen, die sich den Slowaken boten: das Verbleiben innerhalb des Königreich Ungarns – diesbezüglich sprach der Vortragende über die Rolle und die Nationalitätenpolitik von Oszkár Jászi – oder den Beitritt in den neu errichteten tschechischen Staat. Stelian Mandruţ (Institut Georg Bariţ, Klausenburg) sprach darüber, welche Bedeutung die rumänische Geschichtsschreibung der Versammlung und der Proklamation von Karlsburg beimisst. Im Anschluss präsentierte Zoltán Szász aus der Sicht ungarischer Historiker und der ungarischen Politik die Geschichte und die ersten Auswirkungen der Trennung Siebenbürgens und der rumänischen Bevölkerung sowie die Angst um das Schicksal der Siebenbürger Ungarn. Er behandelte ausführlich das immer weiter gespannte Verhältnis zwischen Ungarn und Rumänen und die Bestrebungen der rumänischen Politik gegenüber den Entente-Mächten. Prof. Horst Haselsteiner beschrieb die Stellung der Südslawen im internationalen Kraftfeld und stellte fest, dass sie gute Beziehungen sowohl zu den Mittelmächten als auch zur Entente pflegten. Prof. Suppan erinnerte in seinem Vortrag an die chronologische Folge der Ereignisse im Jahr 1918, um davon ausgehend darauf hinzuweisen, dass die Gründe für die Auflösung des Königreiches Ungarn im Herbst 1918 mit Bezug auf die innenpolitischen Ereignisse mit der „Asternrevolution” und hinsichtlich der außenpolitischen Lage mit den neuen Staatsgründungen in den benachbarten Gebieten verbunden waren. Er verwies ebenfalls auf die Isolation der Károlyi-Regierung auf nationaler und internationaler Ebene.
(40 Teilnehmer)
Das Zeitalter der Renaissance in Ostmitteleuropa des 16. Jahrhunderts (13. Januar 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Geschichte der UAW und des Europa Instituts Budapest)
Ungarn feierte in 2008 das Jahr der Renaissance. Den Anlass hierzu bot, dass der Renaissance-König Mathias vor 550 Jahren den ungarischen Thron bestieg. An das Jubiläumsjahr anlehnend organisierte das Institut für Geschichtswissenschaft der UAW und das Europa Institut Budapest eine internationale Tagung, die das Ostmitteleuropa des 16. Jahrhunderts – die Zeit als die Renaissance in der Region aufblühte – in den Fokus der Renaissanceforschung stellte. Gastreferent der Veranstaltung war der Kunsthistoriker Prof. Artur Rosenauer (Universität Wien). Er sprach mit Ausblick auf die gesamteuropäischen Tendenzen in der Kunst der Renaissance – Architektur, Kunstgegenstände bzw. Kirchenreliquien –über die Meisterwerke der Zeit, die während der Herrschaft der Familie Habsburg entstanden sind. Anerkannte Historiker wie Jerzy Snopek, Prus Universität Warschau; Szyon Brzeziński, Universität Warschau; Nataša Štefanec, Universität Zagreb, Katalin Péter, Institut für Geschichtswissenschaft der UAW; Géza Pálffy, Institut für Geschichtswissenschaft der UAW; István Fazekas, Collegium Hungaricum Wien aus dem ostmitteleuropäischen Raum zeichneten ein umfassendes Bild über das 16. Jahrhundert in Ostmitteleuropa. Sie präsentierten die historischen Ereignisse, das Leben und Wirken der Herrscherfamilien und boten einen Überblick der zeitgenössischen politischen Machtverhältnisse und der Zusammensetzung und wirtschaftlichen Stellung der einzelnen Gesellschaftsschichten.
(60 Teilnehmer)
Politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Elite der mittel- und osteuropäischen Staaten im 19. und 20. Jahrhundert (14-15. Mai 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung der Ungarisch-Bulgarischen Historischen Kommission der UAW, des Instituts für Geschichtswissenschaft der UAW, des Instituts für Geschichte der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, der Universität Pécs, des Europa Instituts Budapest, des Zentrums für Balkanforschung, des Ungarischen Staatsarchivs und der Thallóczy Stiftung)
Die Konferenz folgte der Initiative die langjährigen Kontakte der wissenschaftlichen Forschungsinstitutionen der Region nutzend die Fachexperten anzuregen ihre Kenntnisse aus einem neuen Blickwinkel zu präsentieren. Die Idee, dass die Darstellung der Elite in den Brennpunkt der Diskussion gestellt werden sollte, diente nicht nur dem Zweck erfrischenden Wind in die Forschungen zu bringen und neues Interesse zu wecken, sondern bot ebenfalls Raum für neue Ansätze. Der Begriff Elite verweist sowohl auf die führenden Persönlichkeiten einer Gesellschaft, die entscheidungstragenden Positionen belegen, gleichwohl aber auch auf die herausragenden Persönlichkeiten, die sich das Wissen und die Kenntnisse einer bestimmten Zeit aneignen und diese durch ihre öffentlichen Auftritte im weiteren Kreis der Gesellschaft vermitteln, und so die Meinung der Gesellschaft über das Zeitgeschehen formen. Im Rahmen der Konferenz sprachen anerkannte Experten ihres Fachgebietes – u.a. Valeri Stojanow, Penka Pejkowska, Blagowest Njagulow, Marina Hristowa, Ilijana Martschewa, Antoaneta Zaprjanova, (Institut für Geschichtswissenschaft der Bulgarischen Akademie); Attila Pandula (Eötvös-Loránd Universität, Budapest); László Csorba, Imre Ress, Attila Seres (Institut für Geschichtswissenschaft der UAW); Alexander Gjurow (Bulgarisches Kulturinstitut in Budapest); Gábor Egry (Institut für Politische Wissenschaften) – über die Geschichte der mittel- und osteuropäischen Region im 19. und 20. Jahrhundert prägende Elite, beginnend mit der Aristokratie, der Herausbildung der neuen politischen Elite, der Elite der Minderheiten bis hin zu der Parteielite des Kommunismus. Am zweiten Tag der Veranstaltung fand mit der Unterstützung des Europa Instituts Budapest eine mit Empfang verbundene Abendveranstaltung statt, in dessen Rahmen über die gegenwärtigen Entwicklungstendenzen in Bulgarien im Lichte der EU-Mitgliedschaft diskutiert wurde.
Ungarn und Rumänien im Zweiten Weltkrieg (19-20. Mai 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Geschichte, der Redaktionen der Zeitschriften „História” sowie „Magazin Istoric” und des Europa Instituts)
Als Fortsetzung der im Vorjahr begonnenen Veranstaltungsreihe zu den umstrittenen Fragen der ungarischen und rumänischen Geschichtsschreibung setzten sich anerkannte Fachwissenschaftler der zwei Nationen an einem Tisch, um einen Dialog über die Problematik des Zweiten Weltkrieges zu führen. Den einleitenden Worten von Prof. Glatz und dem Chefredakteur der Bukarester Zeitschrift Magazin Istoric, Dorin Matei, folgend erläuterten Alexandru Ghişa (Diplomatisches Archiv des Rumänischen Außenministeriums), Stelian Mandruţ und Ottmar Traşcǎ („Georg Bariţ” Institut für Geschichtswissenschaft der Rumänischen Akademie) und von ungarischer Seite Zoltán Szász, Péter Sipos, László Borhi, Balázs Ablonczy (Institut für Geschichtswissenschaft der UAW) sowie Mihály Fülöp (Universität Debrecen) das Verhältnis zwischen Rumänien und Ungarn. Im Rahmen des Rundtischgespräches wurden drei Themenbereiche behandelt: Zu Beginn des Weltbrandes (1939-1941); Zwangsallianz (1941-1944); Suche nach Auswegen (1944-1945). Im Vorfeld der Diskussionen standen die Analyse der sich in den verschiedenen Perioden des Zweiten Weltkrieges für die zwei Nationen bietenden Bewegungsräume sowie die Richtung und die Tendenzen der ungarischen und rumänischen Politik bzw. der Militärstrategie und –Taktik. Somit wurden nicht in erster Linie die Fragen der bilateralen Verhältnisse zwischen Ungarn und Rumänien diskutiert, sondern die Reaktionen und Antworten, das Verhalten der zwei Staaten auf gleiche oder ähnliche Herausforderungen der Geschichte.
2. Projektveranstaltungen
2.1. Balkan
Die Balkanregion und die ungarische Außenpolitik (20. November 2008)
(Gemeinsame Veranstaltung des Europa Instituts Budapest, des Zentrums für Balkanforschung und des Programmkomitees der Nationalen Strategischen Forschungen der UAW)
Im Rahmen der Konferenz wurde der Staatssekretär des Außenministeriums der Republik Ungarn, Gábor Szentiványi, eingeladen einen Vortrag über die Außenpolitik Ungarns in Richtung der Balkanländer zu halten und mit Fachexperten der Region eine Diskussion über die Zielsetzungen, die Tätigkeit bzw. die eventuellen Schwachpunkte in der Außenpolitik Ungarns zu führen. Prof. Ferenc Glatz eröffnete die Konferenz und verwies darauf, dass die Vorträge über den Balkan – wie es bereits bei den vorherigen Konferenzen der Fall war – als ein Forum dienen sollen, bei dem die Entscheidungsträger auf Staatsverwaltungsebene und die Fachexperten der Balkanregion sich an einen Tisch setzen und ihre Standpunkte konfrontieren können. Als Fachexperten wurden Prof. Béla Kádár, Mitglied der UAW, Minister für Wirtschaft a.D.; Zsolt Rostoványi, Universitätsprofessor der Corvinus Universität in Budapest; und József Juhász, wiss. Hauptmitarbeiter des Instituts für Geschichte der UAW, eingeladen, um über die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Vorgänge auf dem Balkan zu sprechen. Gábor Szentiványi fasste die wichtigsten Zielsetzungen und die sich für die Außenpolitik bietenden Möglichkeiten zusammen und verwies auf die bisherigen politischen und wirtschaftlichen Erfolge Ungarns in der Balkanregion. Er zählte ebenfalls die strategischen Zielgebiete bei den Auslandsbeziehungen mit den Balkanländern auf und machte darauf aufmerksam, dass die langfristige Stabilität der Region, auch mit Hinsicht auf die Sicherheitspolitik, die zügige Entwicklung der Demokratieprozesse und der Marktwirtschaft und die immer engeren Beziehungen mit den Akteuren der Region vorrangig im Interesse Ungarns liegen. Im Weiteren betonte er, dass die Förderung der euroatlantischen Integration der auf dem Balkan befindlichen Länder eine prioritäre Stellung einnimmt. Prof. Kádár gab seiner Meinung Ausdruck, dass beim jetzigen außenpolitischen Handeln Ungarns nur schwer eine klare, bewusst aufgebaute langfristige Förderungsstrategie entdeckt werden kann; ohne Stützpfeiler und explizite Richtlinien, kann bei den auswärtigen Angelegenheiten keine zielstrebige und erfolgreiche Politik betrieben werden. Prof. Rostoványi machte darauf aufmerksam: Ohne ausführliche Kenntnisse über die Kultur und Zivilisation des Ziellandes bzw. der Zielregion, können in der Außenpolitik Ungarns keine dauerhaften Erfolge erreicht werden. Hierbei soll aber davon ausgegangen werden, dass die Balkanregion zum kulturellen Europa gehört. József Juhász befasste sich in seinem Vortrag mit der gegenwärtigen politischen Lage auf dem Balkan und den Tendenzen, die auf Grund der bisherigen Ereignisse prognostiziert werden können. Hierbei verwies er auf die Ereignisse in Kosovo sowie auf die internationale Beurteilung. In Verbindung mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Region betonte er, wie stark die unterentwickelten, von ausländischen Investitionen und Förderungen abhängigen Volkswirtschaften der auf dem Balkan liegenden Länder ergriffen wurden.
Regierungsforum zur Diskussion der bisherigen Ergebnisse des Projektes „Der Balkan als strategische Region für Ungarn” (26. Februar 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung des Amtes des Ministerpräsidenten, der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, bei der das Sozialforschungszentrum der UAW, das Zentrum für Balkanforschung und das Europa Institut Budapest vertreten waren)
Im Rahmen des Forums präsentierten die Vertreter der auf Grund der Vereinbarung zwischen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und dem Amt des Ministerpräsidenten laufenden Projekte zu den strategischen Forschungen ihre Zwischenergebnisse. Die Tätigkeit und die Zwischenergebnisse des Projekts „Die strategische Rolle des Balkans für die Region” wurden von dem Projektleiter Dr. Attila Pók präsentiert. Im Mittelpunkt der Forschungen des Jahres 2008-2009 stand die Analyse der Haupttendenzen der Außenpolitik Ungarns in Richtung der Balkanländer und der aktuellen Aufgaben und potentiellen Möglichkeiten der ungarischen Diplomatie, die zur weiteren Entwicklung der Region beitragen können. Hierbei wurde besonders beachtet auf welche Weise Ungarn einen wertvollen Beitrag zum erfolgreichen Auftreten der internationalen Gemeinschaft leisten könnte. Parallel hierzu wurde das Monitoring der einzelnen Länder und Regionen des Balkans vorgenommen. Eine der Kernfragen war die synthetisierende Untersuchung der Unabhängigkeitsbestrebungen Kosovos, die ohne Frage bedeutenden Einfluss auf die regionalen Prozesse und Ereignisse ausüben werden. Die seit Herbst 2008 andauernde Wirtschaftskrise sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden, da die Länder in der Balkanregion sich besonders anfällig für die Auswirkungen der Krise zeigen.
Regierungsforum anlässlich des Abschlusses des Projektjahres 2008-2009
„Der Balkan als strategische Region für Ungarn” (26. März 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung des Amtes des Ministerpräsidenten, der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, bei der das Sozialforschungszentrum der UAW, das Zentrum für Balkanforschung und das Europa Institut Budapest vertreten waren)
Im Rahmen des Balkan-Projektes wird das Projekt mit dem Titel „Der Balkan als strategische Region für Ungarn” in Anlehnung an die zwischen der Ungarischen Akademie für Wissenschaften und dem Amt des Ministerpräsidenten bestehende Kooperationsvereinbarung für strategische Fachbereiche verwirklicht. Die Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Fachexperten der Balkanregion sollen die Tätigkeit der Entscheidungsträger unterstützen und ihnen umfassende sowie aktuelle Kenntnisse vermitteln. Die Zielsetzung hierbei lautet, dass das in den Forschungsinstitutionen angesammelte Wissen den Vertretern der staatlichen Verwaltung näher gebracht und ein Dialog initiiert werden soll. Gábor Csizmár, Staatssekretär des Amtes des Ministerpräsidenten eröffnete die Veranstaltung. Seiner Rede folgend bot Ádám Petheő, Hauptabteilungsleiter des Außenministeriums der Republik Ungarn einen Überblick der außenpolitischen Tendenzen in Richtung der auf dem Balkan liegenden Länder. Hierbei zählte er die strategischen Prioritäten sowie die Möglichkeiten und die bevorstehenden Herausforderungen des diplomatischen Korps auf. József Juhász, Hauptmitarbeiter des Instituts für Geschichte der UAW, sprach über die fragile Stabilität in der Region und betonte die deutlichen Tendenzen, die in Richtung einer zukünftigen Konsolidierung verweisen. Um ein genaueres Bild über das internationale Kräfteverhältnis auf dem Balkan zu erhalten, hielt Zoltán Sz. Bíró, Hauptmitarbeiter des Instituts für Geschichte der UAW, einen Vortrag über die Interessen Russlands in der Region. Er verwies auf den Wandel in der Haltung Russlands und in Verbindung mit Kosovo auf das immer intensivere Interesse. Sándor Miszlai, Mitarbeiter des Balkanprojekts, analysierte als Ökonom in seinem Vortrag die Wirtschaftsbeziehungen der Balkanstaaten zu der Europäischen Union und zu den einzelnen EU-Mitgliedstaaten. Er verwies auf die Vermittlerrolle ungarischer Wirtschaftsakteure und die Potentiale, die auf Grund der bereits bestehenden und funktionsfähigen Kontakte zur Steigerung der Wirtschaftskapazität Ungarns genutzt werden könnten.
(30 Teilnehmer)
2.2. Wasserbewirtschaftung
Regierungsforum anlässlich des Abschlusses des Projektjahres 2007-2008 „Wasserbewirtschaftung im Karpatenbecken” (24. Juni 2008)
(Gemeinsame Veranstaltung des Amtes des Ministerpräsidenten, der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, bei der das Sozialforschungszentrum der UAW, das Zentrum für Balkanforschung und das Europa Institut Budapest vertreten waren)
Das Projekt „Wasserbewirtschaftung im Karpatenbecken” wird in Anlehnung an die zwischen der Ungarischen Akademie für Wissenschaften und dem Amt des Ministerpräsidenten bestehende Kooperationsvereinbarung für sog. strategische Fachbereiche verwirklicht. Im Rahmen von regelmäßig veranstalteten Fachforen präsentieren die Vertreter der Fachverwaltung auf höchster stattlicher Ebene und die im Projekt beteiligten Forschungsinstitute ihre aktuellen Aufgabenbereiche. Die Forschungsinstitute bieten ebenfalls einen Überblick zu dem gegenwärtigen Stand ihrer Forschungen, um so den Entscheidungsträgern der staatlichen Verwaltung wissenschaftlich begründete und aktuelle Kenntnisse zu vermitteln. Den Begrüßungsworten von Gábor Csizmár, Staatssekretär des Amtes des Ministerpräsidenten, folgend hielt der Leiter des Projekts, Prof. Ferenc Glatz, einen einführenden Vortrag. Er verwies auf die Wichtigkeit einer synthetisierenden Donauforschung, wobei die einzelnen Projekte und die verschiedenen Institutionen, die in Verbindung mit der Donau Zuständigkeiten aufweisen können, kooperieren und kommunizieren sollten. Dieses Projekt setzte sich zum Ziel die mit der Donau bzw. mit der Donauforschung verbundenen Akteure aus den unterschiedlichsten Fachbereichen zusammenzuführen und hierauf aufbauend die wichtigsten Fragenstellungen zu exponieren. In Vertretung der Projektpartner hielten Prof. János Rechnitzer (Sankt Stephan Universität, Győr) und László Cser (Corvinus Universität, Budapest) ihre Referate. Prof. Rechnitzer sprach über die entwicklungspolitischen Potentiale der Donau und die hiermit verbundenen positiven Auswirkungen auf die Regionalentwicklung, die nicht ungenutzt bleiben sollten. László Cser verband in seinem Vortrag die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Region mit den Wirtschaftskapazitäten des Flusses, wobei er darauf hinwies, dass gegenwärtig die ungarischen Wasserfrachtgesellschaften hinsichtlich der Ausnutzung ihres Frachtvolumens weit hinter ausländischen Firmen zurück liegen. Zum Abschluss der Veranstaltung hielt der Staatssekretär des Ministeriums für Umwelt und Wasserwesen, László Kóthay, einen übergreifenden Vortrag mit Bezug auf die aktuellen Fragenbereiche der Wasserbewirtschaftung. Unter den wichtigsten Aufgaben der für diesen Bereich verantwortlichen Verwaltungsbehörden sind der Hochwasserschutz, die fachgerechte Behandlung und Entsorgung von Abwässern sowie die Gewährleistung nötiger Mengen an Trinkwasser guter Qualität für die Bevölkerung.
(30 Teilnehmer)
Wasserbewirtschaftung und Regierungspolitik (27. November 2008)
(Gemeinsame Veranstaltung des Europa Instituts Budapest und des Programmkomitees der Nationalen Strategischen Forschungen der UAW)
Die Zielsetzung der Konferenz lautete den Dialog und den direkten Meinungsaustausch zwischen den Vertretern des Ministeriums für Umweltschutz und Wasserwesen und den Experten des Fachbereichs Wasserbewirtschaftung zu initiieren. Die Referenten der Konferenz boten mit Hinsicht auf die Wasserbewirtschaftungspolitik Ungarns einen Überblick der gegenwärtigen und zukünftigen Richtlinien bzw. Tendenzen. Es wurde betont, dass auf diesem Gebiet die vorherrschenden Ansichten einem Wandel unterzogen werden müssen, um den Wasserbestand des Landes langfristig und nachhaltig sichern zu können. Prof. Glatz sprach in seinem einführenden Vortrag über die Bedeutung einer komplexen Betrachtungsweise der Oberflächen- und Bodengewässer, bei der die geomorphologischen Begebenheiten des Karpatenbeckens berücksichtigt werden müssen. Er begrüßte, dass in der Fachverwaltung sowohl bedachte Schützer der Umwelt und der Naturlandschaften, als auch international anerkannte Experten für Wasserwesen vertreten waren. Er betonte: Umweltschutz bedeutet nicht, dass dem Menschen ab jetzt nicht das Recht eingeräumt wird in die Natur einzugreifen. Der Mensch muss verantwortungsvoll, umsichtig und auf Grund seiner Kenntnisse über die komplexen Naturprozesse die Schätze seiner Umwelt so verwalten, dass keine unabänderlichen Schäden entstehen, dennoch eine Nachhaltigkeit seiner natürlichen Umwelt gewährleistet wird. Trotz der oft gegensätzlichen Standpunkte muss ein Dialog begonnen werden, wobei das Motto die gegenseitige Toleranz sein soll. László Kóthay, Staatssekretär des Ministeriums für Umweltschutz und Wasserwesen, sprach über die nationalen und auf den Klimawandel bezogenen strategischen Fragen der Wasserbewirtschaftung. Er bot einen Überblick der Ereignisse, die die Arbeit der Fachexperten für Wasserbewirtschaftung in den letzten fünfzehn Jahren erschwerten, beginnend mit dem Systemwandel, der Umstrukturierung der Institutionen und der Fachverwaltung und der Lockerung der internationalen Beziehungen. Er verwies darauf, dass die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer sowohl den Anforderungen der Gesellschaft als auch dem rechtlichen Rahmen angepasst werden muss. Prof. László Somlyódi (Technische Universität Budapest) erläuterte, wie wichtig es ist mehrere Alternativen auszuarbeiten, da mit Hinsicht auf die Tendenzen in Verbindung mit der Zukunft unserer Gewässer und dem Klimawandel zahlreiche Unsicherheiten bestehen. Die Forschungen in diesem Fachbereich sollen fortgesetzt werden. Dennoch muss eindeutig ausgesagt werden, dass die Aufgaben des Wasserwesens und die Fachbereiche der Wasserbewirtschaftung sich nicht überdecken. Der Hauptsekretär der UAW, Tamás Németh, betonte, dass die zwei strategisch wichtigsten Bereiche jeden Staates das Wasser und der Boden sind. Diese müssen unter allen Umständen staatlich gefördert werden, ebenso wie ein gut ausgebildetes Team an Fachexperten, die auf dem aktuellsten Stand der benötigten wissenschaftlichen und technischen Kenntnisse stehen. Árpád Berczik (Donauforschungsstation der UAW) sprach über die Zielsetzungen der Wasserrichtlinie der Europäischen Union und der von der EU geförderten Umweltschutzprojekte (Natura 2000, usw.), die ein Gleichgewicht in der Ökologie der Naturlandschaften anzielen. Er machte darauf aufmerksam, dass in Folge der niedrigen Wasserwerte und der Erwärmung unserer Bäche, die Seitenzweige der Flüsse und die seichten Gewässer gefährdet sind. Árpád Lorberer (VITUKI – Forschungsinstitut für Wasserbewirtschaftung) berichtete über die bedeutenden Potentiale der geothermischen Energie in Ungarn, die zur Zeit der gegenwärtigen Energiekrise, nicht außer Acht gelassen werden sollten. Dennoch wird der Erhaltung der Wasserbasen von Thermalquellen kaum oder gar keine staatliche Förderung gewährleistet.
(90 Teilnehmer)
Regierungsforum des Projektes „Wasserbewirtschaftung im Karpatenbecken” (26. Februar 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung des Amtes des Ministerpräsidenten, der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, bei der das Sozialforschungszentrum der UAW, das Zentrum für Balkanforschung und das Europa Institut Budapest vertreten waren)
Im Rahmen des Forums wurde das Programm des auch im Jahre 2008-2009 fortgesetzten Projektes „Wasserbewirtschaftung im Karpatenbecken” vorgestellt. Der Ausgangspunkt des Projektes lautete, dass der reiche Wasserhaushalt eine primäre Naturbegebenheit des ungarischen Staates ist, welches bewahrt und nachhaltig genutzt werden soll. Insbesondere, da das Wasser eines der „wichtigsten Rohstoffe” des 21. Jahrhunderts ist. Die umsichtige Erforschung der Möglichkeiten des Zusammenlebens mit dem Wasser und der zukunftsweisenden Nutzung der Wasserbestände – seien es Oberflächen- oder Bodengewässer – ist eine wesentliche Aufgabe und Pflicht der hier lebenden Menschen. Die Grundprinzipien der EU für den Umweltschutz und die Wasserbewirtschaftung sind hierbei maßgebend. Die folgenden Themenbereiche werden im Rahmen des Projekts erforscht: Mit Hinsicht auf die geographische Lage Ungarns ist der Hochwasserschutz weiterhin eine prioritäre Aufgabe. In Folge der Überproduktion der Lebensmittel in Europa werden keine weiteren Gebiete von der Landwirtschaft benötigt. Somit können Hochwassergebiete für Lebensmittelkulturen genutzt werden, die vom Wasser heimgesuchten Gebiete benötigen (Fischzucht), und ebenso können diese Gebiete für den Tourismus genutzt werden. Die Bodenwassergefahr wächst durch die extremen Niederschlagswerte immer weiter an, was neue Perspektiven für die Bodenwasserbewirtschaftung erforderlich macht. Da Ungarn sich im unteren Teil des Karpatenbeckens befindet, muss sie sich vorrangig der Instandhaltung und der Bewirtschaftung der Gewässer zuwenden. Die von der EU geförderten grenzüberschreitenden Projekte sollen somit in diesem Bereich genutzt werden. Ungarn hat begrenzte Möglichkeiten „reine Energiequellen” zu nutzen, dennoch kann die mit Hilfe des Wassers gewonnene Energie den lokalen Energieverbrauch ergänzen. Die Frage des Wasserkraftwerks Bős-Nagymaros darf ebenfalls nicht umgangen werden. Ein weiterer Themenbereich des Projektes ist die Ausarbeitung eines komplexen Donauprogramms als Verbindung zur mitteleuropäischen Region, zu den Nachbarstaaten und dem Balkan. Das Projekt setzte sich somit zum Ziel diese Themenbereiche auszuarbeiten und als Empfehlung vorzulegen und somit einen Beitrag zum Erfolg eines nachhaltigen, wissenschaftlich fundierten langfristigen Wasserbewirtschaftungsprogramms zu leisten.
Europa und die Donau (16. Juni 2009)
(Gemeinsame Veranstaltung des Europa Instituts Budapest und des Programmkomitees der Nationalen Strategischen Forschungen der UAW)
Im Rahmen der Konferenz wurden Staatsekretär József Czukor und Hauptabteilungsleiter Árpád Gordos (Ungarischen Außenministerium), Staatssekretär László Kóthay und Hauptabteilungsleiter Gyula Holló (Ministerium für Umweltschutz und Wasserwesen), Univ.Prof.Dr. János Rechnitzer (Széchenyi István Universität), Emil Janák (Direktorat für Umweltschutz und Wasserwesen der Region nördliches Transdanubien), Attila Lovas (Direktorat für Umweltschutz und Wasserwesen der mittleren Theiß-Region) eingeladen, um über die strategische Fragen hinsichtlich der Donau in einer gesamt europäischen Perspektive zu sprechen. Prof. Glatz hielt den einleitenden Vortrag und den Vorsitz der Konferenz. Die Referenten sprachen über vier wichtige Themenbereiche in Verbindung mit der strategischen Rolle der Donau: 1.) Der internationale Kontext zur Ausarbeitung einer europäischen Donau-Strategie; 2.) Die Donau als ein Kraftfeld der transnationalen Kohäsion; 3.) Die Rolle und die Aufgaben Ungarns bei der Ausarbeitung einer Donau-Strategie; 4.) Kooperation im Karpatenbecken. Mit Hinsicht auf den internationalen Kontext sprachen die Vertreter des Ungarischen Außenministeriums über die Ergebnisse der Donaukonferenz in Ulm, eine Initiative, die in 2001 gestartet wurde und bei der Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Kroatien auf höchster politischen Ebene repräsentiert sind. Ziel der Initiative ist es innerhalb der EU – ähnlich der EU-Strategie für die Baltische Region – eine Europäische Donau-Strategie aufzustellen. Hierbei soll der Kohäsionskraft der Donau für die Region der entlang des Flusses liegenden Länder besondere Beachtung geschenkt werden, vor allem da sich hierdurch bedeutende internationale Kooperationsmöglichkeiten bieten – was eindeutig im Einklang mit den Zielsetzungen und Prioritäten der EU steht. Die Referenten und die anwesenden Fachexperten waren sich einig, dass Ungarn eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Donau-Strategie einnehmen müsse. Als Voraussetzung gilt, dass Ungarn einen wohl fundierten und einheitlichen Standpunkt vertreten muss, um seine Interessen im internationalen Umfeld angemessen vertreten zu können. Einen guten Ausgangspunkt bietet die internationale Anerkennung der ungarischen Fachexperten für Wasserwesen und Wasserbewirtschaftung sowie die bereits laufenden Kooperationen im Donautal, wie z.B. ICPDR (International Commission for the Protection of the Danube River).
3. Werkstattveranstaltungen
3.1. Europäische Minderheitenpolitik
Europäische Minderheitenpolitik (8. Juli 2008)
(Gemeinsam mit dem Programm für Nationale Strategische Forschungen der UAW)
Im Rahmen einer Werkstattgesprächsrunde wurden Pál Csáky, Präsident der Ungarischen Koalitionspartei in der Slowakei, Béla Markó, Präsident des Demokratischen Verbandes der Ungarn in Rumänien, und István Pásztor, Präsident des Ungarischen Verbandes in der Vojvodina von Ferenc Glatz eingeladen, um in Anwesenheit von Fachexperten einen Meinungsaustausch über die Möglichkeiten der zukünftigen Zusammenarbeit zu führen. Es wurden die ungarischen EU Abgeordneten Kinga Gál, Csaba Tabajdi, und István Szentiványi eingeladen, die über die Themenschwerpunkte der Minderheitenpolitik der EU sprachen. Weitere Gäste waren die Direktoren der Institute des Sozialforschungszentrums der UAW und die leitenden Fachexperten des Strategischen Programmkomitees. An die Werkstattgesprächsrunde anschließend wurde eine Erklärung über die Grundprinzipien des Treffens verfasst mit dem Titel „Europäische Minderheitenpolitik”.
(30 Teilnehmer)
3.2. Vorbereitung auf die universitären MA-Kurse:
Einführung in die Geschichte und Institutionen der EU
Dr. Jenő Horváth: Von der Gründung der Europäischen Union bis zur Einführung der Euro, 1992-1999 (30. Oktober 2008)
Jenő Horváth ist Universitätsdozent an der Fakultät für Internationale Beziehungen der Corvinus-Universität in Budapest. Seine Fachgebiete sind Diplomatie-Geschichte sowie internationale Beziehungen nach 1945 und die Geschichte der europäischen Integration. Im Rahmen der EU-Werkstattveranstaltung des Europa Instituts Budapest hielt er einen Vortrag über die Gründung der Europäischen Union und die wichtigsten Meilensteine und Tendenzen der Integration bis zur Einführung der Euro. Er präsentierte die Wendepunkte in den internationalen Beziehungen und im wirtschaftlichen bzw. wirtschaftspolitischen Bereich in den Jahrzehnten nach 1945. Hierauf folgend sprach er über die einzelnen Etappen der EG bzw. EU, die er jeweils mit den in dieser Periode abgeschlossenen Abkommen bzw. Verträgen – Schengener Abkommen (1985) bzw. Durchführungsübereinkommen (1990), Einheitliche Europäische Akte (1986), Sozial-Charta (1989), Vertrag von Maastricht (1992), Vertrag von Amsterdam (1997) – verband. Er verwies ebenfalls auf die emblematischen Persönlichkeiten, die die Integrationsbestrebungen förderten, wobei er auf die Lebensbahn und die wichtigsten Errungenschaften dieser Personen hinwies. Anschließend bot er ebenfalls einen Überblick der wichtigsten Tendenzen in der internationalen monetären Politik in Europa nach 1945, ausgehend von der Anpassung an das Abkommen von Bretton Woods, die auf den Dollarkurs basierende Konvertibilität, die Finanzkrise zwischen 1973-79 bis hin zur Einführung des Europäischen Währungssystems, die Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und die Einführung des Euro.
Dr. Krisztina Arató: Die „Glanzzeit” der EU, 1999-2004 (6. November 2008)
Krisztina Arató ist Assistenzprofessor des Instituts für Politikwissenschaften an der Juristischen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Nach Abschluss des Universitätsstudiums wandte sie sich dem Themenbereich Integrationsbestrebungen in Europa zu, wobei ihr spezielles Forschungsinteresse der Geschichte und der Organisationsstruktur der Europäischen Union gilt. Seit 2000 Mitglied des Präsidiums der Ungarischen Gesellschaft für Politikwissenschaft. Im Rahmen ihres im Europa Institut Budapest gehaltenen Vortrages präsentierte sie die wichtigsten Errungenschaften und Meilensteine der EU in den Jahren 1999-2004, die sie entlang komplementärer juristischer, wirtschaftlicher und geographischer Achsen strukturierte. Hinsichtlich der juristischen Rahmenbedingungen sprach sie über die Bedeutung des Vertrages von Nizza und die darin enthaltene Charta der Grundrechte, die problematischen Ansätze des in Rom unterzeichneten EU-Verfassungsvertrages von 2004, welches schließlich weder von französischer, noch von niederländischer Seite ratifiziert wurde. Mit Bezug auf die Ökonomie erläuterte sie die Zielsetzungen und die Potentiale der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und die Strategie von Lissabon, die sich u.a. die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der EU zum Ziel setzte. Als Drittes sprach sie über die geographischen Dimensionen und die östliche Erweiterung der EU, wobei sie neben den politischen und wirtschaftlichen Faktoren ebenfalls die ethischen und philosophischen Ansatzpunkte des Diskurses über die Erweiterung erläuterte, wie z.B. die Bestrebungen, die eine Definition Europas unternahmen, und die Fragestellung über die Identitätsbildung in Europa bzw. in der EU.
Dr. Zoltán Horváth: Die Europäische Union heute, 2004 folgend (13. November 2008)
Zoltán Horváth ist Leiter des Lehrstuhls Internationale Beziehungen an der Hochschule für Management in Budapest. Zuvor war er Leiter der EU-Abteilung des Amtes für Auswärtige Angelegenheiten des Ungarischen Parlaments. Zu seinen Fachgebieten gehören die Geschichte der Europäischen Union, ihrer Institutionen und entscheidungstragenden Organe mit besonderer Hinsicht auf ihre Funktionen und Zuständigkeiten, die Entwicklungstendenzen und Reformen der EU sowie die Repräsentanz der Union auf Kommunikationsebene. Der im Europa Institut Budapest gehaltene Vortrag bot einen Überblick zu den institutionellen Reformbestrebungen in der EU, die im (gescheiterten) EU-Verfassungsvertrag und im Vertrag von Lissabon niedergelegt wurden. Er gab eine Einführung in die wesentlichen Zielsetzungen bei der Vorbereitung und Ausarbeitung des EU-Verfassungsvertrages mit Bezug auf die Grundrechte, die juristischen Mittel, die einheitlichen Vertragsrahmenbedingungen und die Zuständigkeiten, die im EU-Verfassungsvertrag festgehalten wurden. Er verwies ebenfalls auf die Problemstellungen, die in Verbindung mit dem Scheitern des Ratifikationsprozesses in zwei der Gründungsstaaten – Frankreich und die Niederlande – an die Oberfläche gelangten. Mit dem Vertrag von Lissabon sollte eine Brücke geschaffen werden, die einen Vertragsrahmen für die Durchführung der wichtigen Reformen schafft. Hierzu gehören die Bemühungen zur Aufstellung eines funktionsfähigeren institutionellen Rahmens, eine effizientere Entscheidungsfindung, im Zeichen der Demokratie ein verstärktes Europäisches Parlament und eine direktere Interessenvertretung der Mitgliedstaaten, die Neuakzentuierung der EU-Politikbereiche sowie ein prägnanteres Erscheinen der EU nach Außen, somit in Verbindung mit auswärtigen Angelegenheiten eine stärkere Kohärenz der Mitgliedstaaten. Der Vortrag bot zusätzlich eine anschauliche Beschreibung der pragmatischen Elemente der langjährigen Vorbereitungen und Verhandlungen, an denen der Referent persönlich teilnahm.
3.3. Vorträge
Prof. Mihály Simai: Die Herausforderungen des Kapitalismus in unserer Zeit (19. März 2009)
Prof. Mihály Simai ist Mitglied der UAW und Forschungsprofessor des Instituts für Weltwirtschaft der UAW. Er gilt als anerkannter Fachexperte des internationalen Wirtschaftslebens, war lange Jahre Mitglied in verschiedenen Wirtschaftsgremien der Vereinten Nationen. Prof. Simai sprach im Rahmen einer Diskussionsrunde über die aktuellen Tendenzen und die globalen Herausforderungen des Kapitalismus sowie über die zukünftigen Auswirkungen der heutigen marktwirtschaftlichen Systeme. In Folge des Zerfalls des sowjetischen Systems in den 1990er Jahren gewann der Kapitalismus weltweit erneut an Dominanz und ist nunmehr als das vorherrschende wirtschaftliche System im globalen Kontext zu werten, welches allerdings in den einzelnen Staaten von den USA über Europa und Russland bis hin zu China unterschiedliche Variationen aufweist. Dies birgt sowohl Gefahren als auch positive Potentiale in sich, vor allem im Zeitalter der Globalisierung. Hierbei bildete sich ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen weit entfernten Teilen der Welt, welche durch die Präsens von multinationalen Firmenorganisationen nur noch verstärkt wird.
Prof. Béla Kádár: Die finanzielle Krise von heute (23. Juni 2009)
Prof. Béla Kádár ist Mitglied der UAW, Präsident der Ungarischen Gesellschaft für Ökonomie sowie Mitglied des Monetären Rates der Ungarischen Nationalbank. Er war Wirtschaftsminister in mehreren Regierungskabinetts. In seinem Vortrag fasste er die wichtigsten Wirtschaftsereignisse auf den Hypotheken- und Aktienmärkten zusammen, die sich auf die Realwirtschaft auswirkend zur gegenwärtigen Wirtschaftskrise führten und mit dem Zusammenbruch der Märkte, dem Tiefflug der Wirtschaftszeiger, der wachsenden Arbeitslosigkeit und der hieraus resultierenden Gefahr der sozialen Destabilisierung drohten. Prof. Kádár verwies in diesem Zusammenhang auf die Spaltung der Realwirtschaft von der Finanzsphäre. In den 1970er Jahren erfolgte die Auflösung des Weltwährungssystems von Bretton Woods, wonach die Wirtschaftswachstumszeiger sich von der Wirtschaftskapazität der einzelnen Nationen loslösten. Die multinationalen Großunternehmen, die die Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Revolution nutzten, fühlten sich von den nationalstaatlichen Kontrollmechanismen der Wirtschaft, welche sich auf die Grundgedanken des Ökonomen Keynes stützten, benachteiligt und eingeengt. Mit der Zeit erfolgte eine neokonservative-neoliberale Wende in der nationalstaatlichen Wirtschaftspolitik und die Wirtschaft regulierende Funktion des Staates wurde durch die Selbstregulierung der Marktwirtschaftsmechanismen – immer mehr im globalen Kontext erscheinend –, die Liberalisierung der Geld- und Kapitalmärkte abgelöst. Die einst für ihre strikte und umsichtige Haltung berüchtigte Bankenwelt wandte sich den Hypotheken- und Wertpapiermärkten zu, auf denen oft unerwartet hohe Profite realisiert werden konnten, und zwar immer öfters mit Hilfe von finanziellen Manövern und fremden, auf dem freien Markt zugänglichen Geldmitteln. Prof. Kádár machte darauf aufmerksam, dass die jetzige Krise nicht alleinig wirtschaftlicher, sondern ebenso ethischer Art sei. Die traditionellen Wirtschaftsmechanismen mögen zwar helfen die Krise zu lindern, vermögen aber nicht diese zu lösen.