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Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 25:222–228.

JÓZSEF PÁLINKÁS

Mitglied der UAW, Universitätsprofessor, ungarischer Kultusminister (2001-2002)

 

In wie weit betrachteten, bzw. betrachten Sie die Bewahrung der Minderheiten als Aufgabe der staatlichen Kulturpolitik, und welche Mittel standen, bzw. stehen Ihnen zu diesem Zweck zur Verfügung?

Um diese Frage beantworten zu können, ist es notwendig, zu definieren, was wir unter Kultur und Kulturpolitik verstehen. Die Kultur – im breitesten Sinne des Wortes – bildet den Rahmen des menschlichen Lebens: sie umfasst das Erkennen der Welt, moralische Prinzipien, Religion, Weltanschauungsweisen, Sitten und die Erziehung der folgenden Generationen. Die Kultur gibt uns Hinweise darüber, was wir für schön, gut und wahr halten sollten. Die Kultur kann mit verschiedenen Gruppen, Völkern und Nationen verbunden werden. Ohne Kultur wären die Menschen nur eine unsystematische Masse. Eine Masse ohne Gedanken, die leicht leitbar ist, und sich immer in Richtung des kleineren Widerstands orientiert, ein Haufen von Individuen, die seelisch und geistig unbeholfen sind.

Die Kultur kann also im Grunde genommen mit Ordnung verbunden werden, während ihr Mangel mit Ungeordnetheit zusammenhängt. Das Schicksal der Menschheit kann sich grundsätzlich in zwei Richtungen ändern: entweder in Richtung der Ordnung oder in Richtung der Ungeordnetheit. Die Erste ist ein Prozess, der viel Energie benötigt, im Falle der Zweiten ist es nicht so. Diejenigen, die die Menschen in Richtung der Unordnung, der Ungeordnetheit lenken, sind also im Vorteil. Die Verbreitung der Liederlichkeit, und Maßnahmen zur Auflösung der traditionellen Strukturen und Werte gehören hierzu. Die Weitervererbung der geerbten Kultur steht nicht nur im Interesse einer Nation, sondern im Interesse der ganzen Menschheit, und ist gleichzeitig eine der edelsten menschlichen Strebungen.

Die staatliche – nationale – Kulturpolitik ist eigentlich die Unterstützung all dieser Strebungen mit staatlichen Mitteln.

Fast ein Drittel der Leute, die sich als Ungarisch bekennen, lebt seit Trianon jenseits der ungarischen Grenze. Deshalb bedeutet die Minderheitspolitik für die ungarische Kulturpolitik drei unterschiedliche Aufgaben. Die Erste ist die Unterstützung der ungarischen Nationsteile jenseits der Grenze. Die Zweite ist die Unterstützung der ungarischen Gemeinden, die jenseits der Grenze leben. In die dritte Gruppe gehören die kulturpolitischen Aufgaben im Zusammenhang mit den nationalen Minderheiten in Ungarn. Meiner Auffassung nach, sind alle drei wichtigen kulturpolitischen Aufgaben des Staates.

Die Bewahrung der kulturellen Identität der Minderheiten in Ungarn ist ein äußerst wichtiges Interesse des Staates, weil dadurch sich unsere Landleute in Ungarn zu Hause fühlen können. Ihre Kultur macht auch die ungarische Kultur reicher und bunter, und bildet eine Verbindung zwischen Ungarn und den Vaterländern dieser Minderheiten. Der ungarische Staat soll den Vaterländern dieser Minderheiten vor allem durch Rechtsregelungen die Möglichkeit geben, ihre im Ausland lebenden Landsleute zu unterstützen. Gleichzeitig sollen die kulturellen und Bildungsinstitutionen dieser Minderheiten mit staatlichen Mitteln gefördert werden, damit sie – unabhängig von der Unterstützung des Vaterlandes – ihre Tätigkeit entfalten können. Ein einfaches Beispiel dafür ist die normative Sonderförderung des Minderheitenunterrichts und der kulturellen Vereine der Minderheiten.

Aus kulturpolitischem Aspekt ist die Lage der Zigeunerminderheit äußerst speziell. Einerseits hat diese Minderheit kein Vaterland, und kann nicht mit ausländischer Unterstützung rechnen. Andererseits soll ihre Kultur und Lebensweise gleichzeitig bewahrt und entwickelt, bzw. integriert werden. Der begrenzte Rahmen dieser kurzen Schrift erlauben es nicht, tiefer in die Problematik dieser kulturpolitischen Frage einzugehen, es kann jedoch festgestellt werden, dass die ungarischen Zigeuner eine zweifache kulturpolitische Aufgabe vor sich haben. Einerseits sollen sie die Entdeckung und Bewahrung ihrer Kultur versichern, andererseits soll ihre Lebensweise und Bildungsniveau mit Hilfe der Erziehung in Kindergärten und Schulen verbessert werden. Das ist allein durch die ungarische Sprache und die ungarische Kultur möglich.

Im Falle der im Ausland lebenden ungarischen Gemeinden ist die kulturpolitische Verantwortung eher seelischer und geistiger Natur und weniger finanziell, da diese Gemeinden oft unter besseren finanziellen Umständen leben. In ihren neuen Heimatländern müssen sie im Allgemeinen keine Hindernisse überwinden, was die Bewahrung ihrer Kultur betrifft, aber sie bekommen keine staatliche Unterstützung. Es steht im Interesse Ungarns, diese Gemeinden im Leben zu halten, deshalb sollen ihre ungarischen Beziehungen auch mit staatlichen und kulturdiplomatischen Mitteln gefördert werden. Das kann in zwei verschiedenen Formen verwirklicht werden: einerseits durch die Darstellung der ungarischen Kultur im Ausland (mit Gastprofessoren, Theateraufführungen, Literaturabenden und Folkloreprogrammen), andererseits sollen Besuche von ausländischen Jugendlichen in Ungarn gefördert werden (in Sommeruniversitäten und Ferienlagern). Ich halte es für äußerst wichtig, dass die zur Verfügung stehenden Ressourcen nach einer kulturdiplomatischen Strategie zentralisiert, und von einer Sonderabteilung des Kultusministeriums verteilt werden

Die wichtigste und schwierigste Frage für Ungarn ist die Problematik der Nationsteile jenseits der Grenze. Kulturpolitik ist nur eines der Mittel für die Lösung dieser Frage, aber vielleicht das Wichtigste. Diese Nationsteile brauchen nämlich nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine nationale Autonomie, die aber in den meisten Staaten nicht gefördert, oft nicht einmal toleriert wird. Das dürfen wir nie außer Acht lassen. Gleichzeitig ist das kulturelle Erbe dieser Nationsteile ein unerlässlicher Teil der ungarischen Kultur. Die Vertreter der ungarischen Kultur wussten das schon, und der Anspruch auf so eine Einstellung war in der ungarischen Kulturpolitik immer zu spüren.

Der berühmte Satz von József Antall, laut dessen er „der Ministerpräsident von Fünfzehnmillionen Ungarn” sein wollte, war damals die eindeutige politische Formulierung dieser Strebung, und das „Statusgesetz” über den Status der Mitglieder der ungarischen Minderheiten der Nachbarnländer in Ungarn (2001) war die logische Fortsetzung dieses Ansatzes. Dieses Gesetz versuchte, die Aufrechterhaltung und Verstärkung dieser Gemeinden mit kulturpolitischen Mitteln, mit der Förderung von ungarischen Universitäten, kulturellen Institutionen und Vereine zu erreichen. Leider haben viele Staaten nicht erkannt, welche Bedeutung diese Initiativen für die Zukunft haben.

Im Bezug auf den Status der nationalen Minderheiten, diese grundlegende Frage der neuzeitlichen Geschichte Ostmitteleuropas untersuchten schon viele (z.B. Oszkár Jászi und István Bibó), ob es einen Zusammenhang zwischen die Kulturpolitik und die Nationalitätsbekennung der einzelnen Individuen besteht.

Die Lage der Minderheiten verändert sich immer dynamisch nach bestimmten Faktoren, die ihr Bewusstsein beeinflussen, wie z.B. die Bevölkerungszunahme, oder die wirtschaftliche und soziale Lage der jeweiligen Minderheit. Es ist die Aufgabe aller staatlichen Kulturpolitiken, die einer modernen, europäischen kulturpolitischen Strategie folgen, das Selbstbewusstsein der Minderheiten zu verstärken. Dadurch wird auch die Bewahrung der kulturellen Identität möglich.

In den Ländern, wo die Minderheiten im Gebiet des jeweiligen Staates tatsächlich nationale Gemeinden bilden, versichern die Grundverträge nur den rechtlichen Rahmen eines ausgeglichenen Beziehungssystems für das Land. Eine richtige Versöhnung kann nur auf komplexe gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Prozesse erfolgen, was für die Kulturpolitik sämtliche strategische und konkrete Aufgaben mit sich bringt.

 

Welche Verfügungen haben Sie während Ihrer kulturpolitischen Tätigkeit zur Aufrechterhaltung der nationalen Minderheiten gefördert? Welche kulturpolitischen Aktionen wurden während Ihrer Amtszeit durchgeführt mit dem Ziel die Kultur der kleinen Nationen oder das Identitätsbewusstsein der nationalen Minderheiten innerhalb der Staatsgrenzen zu stärken?

Das Statusgesetz, das eines der deutlichsten Mittel der Kulturpolitik war, wurde von dem Parlament in der Zeit der Orbán-Regierung verabschiedet.

Die Regierung von Viktor Orbán brachte die öffentliche Apáczai-Stiftung, die Ungarische Universität in Siebenbürgen, und die Selye János Universität in Komorn zustande, und erarbeitete den Entwicklungsplan des Hochschulwesens in dem Karpatenbecken. Das Hauptdirektorat der Ausländischen Ungarischen Institute und das Balassi Bálint Institut wurden auch zu dieser Zeit ins Leben gerufen.

In der Zeit der Orbán-Regierung ist es zum ersten mal vorgekommen, dass die Vertreter der ungarischen Gemeinden jenseits der Grenze in einem ungarischen Regierungsausschuss teilnehmen konnten (z.B. in dem Kulturellen Expertenkomitee der Ungarischen Ständigen Versammlung, in der öffentlichen Illyés-Stiftung, und in der öffentlichen Apáczai-Stiftung).

 

Gibt es Ihrer Meinung nach einen bedeutenden Unterschied zwischen der Anwendung von kulturpolitischen Strategien bei großen, bzw. kleinen Nationen?

Die Kultur und die wirtschaftliche Souveränität der größeren Nationen sind wie ein Ozean, sie muss einfach zur Kenntnis genommen werden. Im Falle der kleineren Nationen ist eine Art kulturelle Eroberungstendenz zu beobachten, deren Zielsetzung es ist, die geringe wirtschaftliche, militärische Rolle dieser Länder auszugleichen. Diese Tendenz ist auch in der kulturpolitischen Strategie und der Kulturdiplomatie dieser kleineren Länder zu beobachten.

Diejenigen Nationen, die ihrer Bevölkerungszahl nach kleiner sind, müssen kulturell mehr leisten, damit ihre Leistung in der Gemeinde der Nationen anerkannt wird. Sándor Márai schreibt an einer Stelle: „...wir müssen uns bewusst sein, mit welchen Fähigkeiten wir vor dem großen und unempfindsamen Prüfungskomitee der Nationen stehen.”

Die Kultur war immer ein besonders wichtiges Element in der tausendjährigen Geschichte der staatsbildenden ungarischen Nation. Im Zusammenhang mit der Nationsbildung schrieb Márai das Folgende: „Der ungarische Nationalgedanke bestand immer bei dem Qualitätskampf... Die ungarische Geistesgeschichte beantwortete die großen Fragen Europas individuell und mit voller Verantwortung... Das ungarische Volk untersuchte die europäischen Schicksalsfragen immer auf seiner eigenartigen Weise, und entschied mit Hilfe seines nationalen Selbstbewusstseins, welche Fragen für ihre Entwicklung erforderlich und angemessen sind. In den vergangenen Jahrhunderten brachte das ungarische Volk eine Kultur hoher Qualität zustande, und all das erreichte es meist unter ungünstigen Zuständen.” Wenn wir über Márais Sätze nachdenken, wird es klar, dass wir heute dasselbe erreichen wollen. Wir wollen die großen Fragen Europas individuell und mit voller Verantwortung beantworten.

 

Hat die politische Wende aus strategischer Sicht positiv auf die Aufrechterhaltung der kleinen Nationen eingewirkt?

„Es gibt keine kleine Nationen, nur kleingläubige Nationen.” – schrieb Pál Teleki an einer Stelle. Mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Ausdruck „nationale Identität” wieder selbstverständlich. In den vergangenen Jahren kamen in Europa viele Staaten zustande, und mehrere davon traten der Europäischen Union mit uns gemeinsam bei. Sie freuen sich alle über ihre neuerworbene Selbständigkeit, so werden sie es wohl nicht zulassen, dass die Globalisierung sie mit sich reißt. Ich bin der Meinung, dass der Beitritt zur Verstärkung des nationalen Bewusstseins beitragen wird. Nicht nur weil wir uns dadurch mit einem Teil unserer patriotischen Landsleuten einigen könnten, sondern auch weil dadurch die Bürger aller Nationen den Rückstand der neuen Mitgliedsstaaten deutlicher spüren werden, was zur Wettbewerbsstimmung beitragen wird. Die Europäische Union ist vor allem eine wirtschaftliche Interessengemeinde, und steigert die wirtschaftliche und administrative Effektivität, aber die Pflichten der Nationen kann sie nicht übernehmen. Der Mangel an nationalem Selbstbewusstsein, die Gleichgültigkeit und das Schuldgefühl, das dem ersten und zweiten Weltkrieg und der kommunistischen Ideologie zufolge in bestimmten Kreisen immer noch zu spüren ist, stellt den Nationen eine große Aufgabe.

Der Konflikt zwischen nationalen Minderheiten und dem Staat in Ostmitteleuropa erscheint in Europa manchmal tatsächlich als eine regionale Spannung. Seit dem politischen Systemwechsel wurde die Behandlung der Minderheitenproblematik immer mehr ein diplomatisches Mittel. Gleichzeitig ist das Vorhandensein, bzw. die Zahl der im Gebiet eines Landes lebenden Minderheiten ein wichtiges Faktor in der diplomatischen Strebungen und Motivation der einzelnen Staaten. Die Behandlung der Minderheitenfrage ist viel problematischer, wenn es nicht auf Gegenseitigkeit beruht.

 

In der Zeit der Integration der Verwaltungsgebiete kamen nach 1990 sehr oft Interessensgemeinschaften zwischen den ostmitteleuropäischen kleinen Nationen zustande. Worauf ist es Ihrer Meinung nach zurückzuführen, dass die kleinen Nationen der Regionen die zwischenstaatlichen Kontakte nicht verstärkt zur Bewahrung der kleinen Nationen nutzen, und daran anknüpfend nicht enger im Interesse der auf dem Gebiet der Nachbarstaaten lebenden Minderheiten zusammenarbeiten?

Die Minderheitenfrage steht in Ostmitteleuropa zwischen den Stabilisierungsstrebungen der Nationalstaaten und der steigernden Integration der Staaten. Die Meinung, nach der das Prinzip der Regionalität das System der Staatsgrenzen umgestalten wird, scheint die bisherigen geschichtlichen Tendenzen außer Acht zu lassen. Die Nationalitätsfrage hängt nicht von administrativen Maßnahmen ab, sie wird letztendlich in der Seele der Leute entschieden. Die Beurteilung und Behandlung der Minderheiten ist tief in der Geschichte des jeweiligen Landes verankert. Im Bewusstsein der Individuen drückt die Kulturpolitik eigentlich das Verhältnis von „wir” und „ihr” aus.

In der bisherigen Geschichte der Menschheit war die allgemein akzeptierte Gemeinschaftsform die Nation. Auch wenn die Bedeutung der „Nation” sich mit der Zeit ändert, und einige Leute der Meinung sind, das die Nation eine verschwindende Entität ist. Die Rolle der Nation als Rahmen des Zusammenlebens der Zusammengehörenden war noch nie so bedeutend, wie heute, in der Zeit des EU-Beitritts. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass in Europa noch nie so viele Nationen als selbständige Staaten lebten. Die ungarische Nation fällt nicht mit den Staatsgrenzen zusammen, aber der EU-Beitritt ermöglicht uns, mit einem bedeutenden Teil der Nationsteile jenseits der Grenze zusammenzuleben.

Das wichtigste Zeichen der Zusammengehörigkeit einer Nationalgemeinde ist das nationale Selbstbewusstsein, da die Nation eine kollektive Identität, ein gemeinsames Selbstbewusstsein ist. Unser nationales Selbstbewusstsein und nationale Selbsterkennung ändern sich ständig, deshalb ist es eine große Verantwortung, zu einer Nation zu gehören. Es hängt von uns ab, worin es sich wandelt. Kann es geistige, moralische und finanzielle Ressourcen bereitstellen, die uns helfen, den neuen Herausforderungen unserer Geschichte gewachsen zu sein? Wir sollen ein klares nationales Gemeingefühl und Gemeinwille haben, weil es ohne die Kohäsion des Gemeingefühls keine Nation gibt. Unsere Verantwortung ist riesig, weil nur starke Nationen gleichwertige Partner der europäischen Nationen werden können. Ohne klares nationales Selbstbewusstsein können wir in der Europäischen Union nur zweitrangige Bürger werden.

Für die Individuen bedeutet die Nation Schutz und Sicherheit. Eine Nation kann erst dann am Leben bleiben, und stark werden, wenn die Leute diesen Schutz und diese Sicherheit eindeutig spüren können. Die Nation soll den Individuen ein Sicherheitsgefühl geben, das sich auch in der Beziehung der einzelnen Personen zu der Gesellschaft widerspiegeln soll. Diese Sicherheit existiert nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis, sie bedeutet ja eine wirtschaftliche, kulturelle, soziale und rechtliche Sicherheit.

Die vor uns stehenden Jahre werden vielleicht nicht besonders günstig sein, was die traditionelle Institutionsentwicklung der (nationalen) politischen Gemeinde betrifft. Bestimmte Institutionen (z.B. finanzielle und wirtschaftliche Institutionen) werden wohl umstrukturiert, und ihre Rolle wird sich wahrscheinlich ändern. Ich bin der Meinung, dass die Herausforderungen des EU-Beitrittes die Nationen aktivisieren werden. Die Union soll die neuen Mitgliedsstaaten als selbständige Nationen akzeptieren. Es ist eine historische Möglichkeit, unsere gemeinsamen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen, und diese Aufgabe fällt vor allem den Arbeitern der Kultur zu.

 

Was halten Sie über die oben angesprochenen Themenbereiche hinaus wichtig für die Förderung der kleinen Nationen?

Meiner Meinung nach gibt es keine „Kleinnationsidentität”. Es gibt nur nationale Identität. Die Muttersprache ist Grundlage der Zusammengehörigkeit und Kultur der Nation, und ist gleichzeitig das bedeutendste kollektive Geisteswerk. Die Bewahrung, Entwicklung der Muttersprache und der Schutz ihrer Eigenartigkeit ist eine besonders wichtige nationspolitische und kulturelle Aufgabe. Die Steigerung des allgemeinen Kulturniveaus der Nation ist nur in der Muttersprache möglich. Es ist eindeutig, dass die Wissenschaftler, Künstler und ein bedeutender Teil der Beamten fähig sein wird, auch in einer fremden Sprache zu kommunizieren, aber die Menschen sollen die Möglichkeit haben, in ihrer Muttersprache schöpfen zu können. Um das zu ermöglichen sollen Programme veranlasst werden, in deren Mittelpunkt die Bewahrung und Entwicklung der nationalen Sprache steht, und in diesem Bereich ist eine konsequente rechtliche Regelung erforderlich. Darunter ist das Lehren der Muttersprache in den Schulen das Wichtigste.