Rumänisch-ungarisches Historikertreffen in Bukarest
23. Mai 2008
(Gemeinsame Veranstaltung des Institutes für Geschichte der UAW, der Redaktionen der
Zeitschriften „História” und „Magazin Istoric” und des Europa Institutes Budapest)
Eine Historikerdelegation in Vertretung der Zeitschrift „História”, des Instituts für Geschichte der UAW und des Europa Institutes Budapest folgte der Einladung der rumänischen Zeitschrift „Magazin Istoric” und reiste am 23–24. Mai 2008 nach Bukarest. Der Vorstand der Zeitschrift „Magazin Istoric” bereitete seit längerer Zeit die Einberufung einer gemeinsamen Redaktionssitzung mit der ungarischen Zeitschrift „História” vor, und es war diese Initiative, die auf Vorschlag der ungarischen Seite zu einem rumänisch-ungarischen Historikertreffen auf höchster Ebene emporwuchs.
Am Treffen nahmen von rumänischer Seite Dan Berindei, der Vizepräsident der Rumänischen Akademie der Wissenschaften und Präsident des akademischen Komitees der Geschichtswissenschaft, die Akademiker Dinu G. Giurescu und Ion-Aurel Pop sowie die Redakteure der „Magazin Istoric” teil. Von ungarischer Seite waren anwesend Ferenc Glatz, ord. Mitglied der UAW, Präsident des Komitees für Geschichtswissenschaft der UAW, Direktor des Instituts für Geschichte der UAW und des Europa Institutes Budapest, Redakteur der Zeitschrift „História”; Zoltán Szász, Mit- vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des Institutes für Geschichte der UAW, Professor des Europa Institutes Budapest und Redaktionsmitglied der „História”; László Csorba, Stellv. Direktor des Institutes für Geschichte der UAW; Attila Zsoldos, Abteilungsleiter und Mitarbeiter der Redaktion; Péter Sipos, wissenschaftlicher Rat und Mitarbeiter der Redaktion; sowie Andrea Antal, Sekretär des Balkanprojektes des Europa Institutes Budapest.
Das Historikertreffen, welches von den rumänischen Medien mit großem Interesse verfolgt wurde, behandelte die von Ferenc Glatz schriftlich (auf Rumänisch, Ungarisch, Englisch) in Form von Thesen unterbreiteten Themenschwerpunkte. Diese Thesen waren die Folgenden: In Folge der südosteuropäischen Erweiterung der EU zeigen die Interessen der zwei Nationen – zum ersten Male seit dem Ende der osmanischen Herrschaft (1716) – mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze. (Es waren diese gleichen Prinzipien, auf die sich Ferenc Glatz in September 2007 berief als er auf eine slowakisch-ungarischen Aussöhnung mit der Vergangenheit appellierte.)
1. Die Interessengegensätze der Vergangenheit können nur dann beseitigt werden, wenn die Historiker auf beiden Seiten ehrlich über die gegenseitig zugefügten Wunden sprechen und nicht einen Protokolloptimismus an den Tag legen und „über dem Tisch sich gegenseitig umarmen, aber unter dem Tisch kräftig Tritte austeilen”. Der ehrliche Streit, die ehrliche Debatte ist das erste Zeichen der Freundschaft und des Ehrgefühls gegenüber dem Anderen. 2. Die neue Generation der Historiker nimmt an den Debatten nicht länger als ein Mitglied „einer nationalen Phalanx” teil, sondern als ein individueller Forscher. 3. Wir sollten der historisierenden Tradition des politischen Denkens ein Ende setzen, und wir sollten unsere gegenwärtigen Probleme nicht länger in die Geschichte zurückprojizieren, sondern unsere täglichen Konflikte jedes Mal neu und offen besprechen. Es ist eine Sache, von wem der Karpatenbecken vor der ungarischen Landnahme besiedelt wurde (Dakern, Rumänen usw.), und wiederum eine andere Sache welche Stellung heute die Minderheiten innehaben. Auch die Politiker sollten offen und nach europäischer Art über die aktuellen Konflikte reden. 4. Ähnlich der Friedensbereitschaft zwischen den französischen und deutschen Historikern in den Jahren 1963–73 sollte eine rumänisch-ungarische Aussöhnung zwischen der ungarischen und rumänischen Geschichtsschreibung in die Wege geleitet werden.