Die Balkanregion und die ungarische Außenpolitik
20. November 2008
(Gemeinsame Veranstaltung des Europa Instituts Budapest, des Zentrums für Balkanforschung und des Programmkomitees der Nationalen Strategischen Forschungen der UAW)
Im Rahmen der Konferenz wurde der Staatssekretär des Außenministeriums der Republik Ungarn, Gábor Szentiványi, eingeladen einen Vortrag über die Außenpolitik Ungarns in Richtung der Balkanländer zu halten und mit Fachexperten der Region eine Diskussion über die Zielsetzungen, die Tätigkeit bzw. die eventuellen Schwachpunkte in der Außenpolitik Ungarns zu führen.
Prof. Ferenc Glatz eröffnete die Konferenz und verwies darauf, dass die Vorträge über den Balkan – wie es bereits bei den vorherigen Konferenzen der Fall war – als ein Forum dienen sollen, bei dem die Entscheidungsträger auf Staatsverwaltungsebene und die Fachexperten der Balkanregion sich an einen Tisch setzen und ihre Standpunkte konfrontieren können. Als Fachexperten wurden Prof. Béla Kádár, Mitglied der UAW, Minister für Wirtschaft a.D.; Zsolt Rostoványi, Universitätsprofessor der Corvinus Universität in Budapest; und József Juhász, wiss. Hauptmitarbeiter des Instituts für Geschichte der UAW, eingeladen, um über die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Vorgänge auf dem Balkan zu sprechen.
Gábor Szentiványi fasste die wichtigsten Zielsetzungen und die sich für die Außenpolitik bietenden Möglichkeiten zusammen und verwies auf die bisherigen politischen und wirtschaftlichen Erfolge Ungarns in der Balkanregion. Er zählte ebenfalls die strategischen Zielgebiete bei den Auslandsbeziehungen mit den Balkanländern auf und machte darauf aufmerksam, dass die langfristige Stabilität der Region, auch mit Hinsicht auf die Sicherheitspolitik, die zügige Entwicklung der Demokratieprozesse und der Marktwirtschaft und die immer engeren Beziehungen mit den Akteuren der Region vorrangig im Interesse Ungarns liegen. Im Weiteren betonte er, dass die Förderung der euroatlantischen Integration der auf dem Balkan befindlichen Länder eine prioritäre Stellung einnimmt.
Prof. Kádár gab seiner Meinung Ausdruck, dass beim jetzigen außenpolitischen Handeln Ungarns nur schwer eine klare, bewusst aufgebaute langfristige Förderungsstrategie entdeckt werden kann; ohne Stützpfeiler und explizite Richtlinien, kann bei den auswärtigen Angelegenheiten keine zielstrebige und erfolgreiche Politik betrieben werden. Prof. Rostoványi machte darauf aufmerksam: Ohne ausführliche Kenntnisse über die Kultur und Zivilisation des Ziellandes bzw. der Zielregion, können in der Außenpolitik Ungarns keine dauerhaften Erfolge erreicht werden. Hierbei soll aber davon ausgegangen werden, dass die Balkanregion zum kulturellen Europa gehört. József Juhász befasste sich in seinem Vortrag mit der gegenwärtigen politischen Lage auf dem Balkan und den Tendenzen, die auf Grund der bisherigen Ereignisse prognostiziert werden können. Hierbei verwies er auf die Ereignisse in Kosovo sowie auf die internationale Beurteilung. In Verbindung mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Region betonte er, wie stark die unterentwickelten, von ausländischen Investitionen und Förderungen abhängigen Volkswirtschaften der auf dem Balkan liegenden Länder ergriffen wurden.