Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 19:287–298.
ANNE SOPHIE KROSSA
Ungarn, Polen und Tschechien:
Kollektive Identitäten im Kontext der Beitritte zur Europäischen Union
Einleitung
Der folgende Text stellt eine Skizze meines aktuellen Forschungsprojektes dar. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Entwicklung der theoretischen Grundlagen des in der Überschrift genannten Themas sowie der diesbezüglicher Thesen am Beispiel ostmitteleuropäischer Länder1.
Warum ist die Frage nach Formen kollektiver Identität im Zusammenhang der Beitritte ostmitteleuropäischer Staaten zur Europäischen Union interessant?
Zunächst, weil kollektive Identitäten Gemeinschaftsvorstellungen widerspiegeln – und von diesen bestehen potentiell zahlreiche, welche auch ambivalente Relationen aufweisen. Kollektive Identität ist besonders relevant, wenn sie als Grundlage politischer Forderungen herangezogen wird und ihr damit eine legitimitätsentscheidende Funktion zukommt. Insofern ist die Ebene europäischer Politik heute auf grundsätzliche Übereinstimmungen auch hinsichtlich kollektiver Identität im Sinne eines „gemeinsamen Nenners”2 angewiesen, denn die Kooperation der Partnerstaaten im Rahmen der EU findet (quantitativ) auf immer zahlreicheren Ebenen statt und zeichnet sich durch immer engere (qualitative) Verflechtung aus. Dieser Prozess ist in vieler Hinsicht normativ geprägt3.
Dabei ist der Aspekt der „Transformation” in einem doppelten Sinne von Bedeutung: einerseits finden Systemwandelprozesse in den ostmitteleuropäischen Ländern statt, andererseits transformieren sich Europa und die Europäische Union. In der vorliegenden Arbeit geht es um die aus der Verbindung beider Prozesse entstehenden Konflikte, gleichzeitig jedoch auch um sich aus Spannungen entwickelnde produktive Potentiale, insbesondere hinsichtlich einer Identitäts-Dimension.
Was kann die parallele Existenz regionaler, nationaler und insbesondere europäischer, ganz zu schweigen von der unzähliger funktionsspezifischer Identitäten im Allgemeinen und speziell für den Versuch einer (politischen) Manifestation gesellschaftlicher Großformationen wie der EU bedeuten? Genauer: Wie entwickelt sich das Verhältnis traditioneller Formen kollektiver Identität im Zusammenspiel mit relativ neuen gesellschaftlichen Bedingungen und entsprechenden, aus ihnen hervorgehenden neuen Formen der individuellen und kollektiven Selbstverortung? Von besonderem Interesse sind dabei Auffassungen zu Europa und der Europäischen Union4: ist eine kollektive europäische Identität möglich, gibt es bereits Anknüpfungspunkte, und wie könnte sie aussehen? Schließlich stellt sich die Frage, inwiefern die Integration als EU gerade hinsichtlich kollektiver Identität in dieser speziellen Situation potentiell Lösungen bereithält, beziehungsweise zu Konfliktverschärfungen führen kann.
Dabei geht es im Kern um Strukturen betreffende Fragen gesellschaftlicher, oder allgemeiner: gruppenspezifischer Subjektivität und aus ihr ableitbaren Souveränitätsansprüchen, um Fragen von Legitimität im Zusammenhang mit Sorge vor Dominanzen. Daneben sind verschiedene Zeitebenen von Bedeutung. Gegenwart wird auf der Grundlage gedeuteter Geschichte interpretiert, Maßstäbe zur Bewertung zukünftiger Gesellschaftsformen werden festgelegt.
Eine differenzierte Betrachtung traditioneller Identitätsstränge, die Analyse der ihnen innewohnenden speziellen Risiken und Chancen sowie eine darauf basierende Einschätzung bezüglich zukünftiger Entwicklungen haben hier folglich einen besonderen Stellenwert. Der Versuch, auf die oben aufgeführten Fragen Antworten zu entwickeln, muss entsprechend beide Ebenen berücksichtigen: einerseits eine strukturelle, andererseits eine historisch-traditionelle (auf welche die erstere wiederum prägend mit einwirkt). Erst in ihrem Zusammenspiel werden heutige Formen kollektiver Identität sicht- und erklärbar.
Im theoretisch-begrifflichen Mittelpunkt steht ein institutionstheoretisches Konzept kollektiver Identität in Relation zu Legitimitäts-, Souveränitäts- und Solidaritätsaspekten. Die grundlegende Perspektive ist hier eine konstruktivistische: es werden durch Kommunikation und Wahrnehmung aufgebaute, auf Kontingenzen beruhende, in wesentlichen Hinsichten den Mitgliedern einer Gesellschaft gemeinsame Welten und entsprechende Aspekte kollektiver Identität untersucht. Nun zu den zentralen Aspekten im Einzelnen.
1. Identität als Institution
Um kollektive Identität als Institution in einem soziologischen Sinne begreifen zu können, wird zunächst ein Institutionskonzept entwickelt, welches dem (auf Durkheim zurückgehenden) Forschungsanspruch, soziologische Tatsachen durch ebensolche zu erklären, entspricht5.
Kollektive Identität steht hier aus zwei Perspektiven im Mittelpunkt. Im ersten Teil findet kollektive Identität als theoretisches Konzept ausführlich Beachtung, um einen sehr heterogen (wenn überhaupt) definierten Begriff zunächst genau zu fassen.
Zuerst zum Begriff der Institution. Durkheim fasst darunter „alle sozialen Faktoren, Strömungen und kollektiven Vorstellungen – kurzum alle sozialen Tatbestände, sofern sie dem Einzelnen äußerlich sind, auf ihn sozialen Druck ausüben, in der Gesellschaft allgemein auftreten und ein von jedem Einzelnen unabhängiges Eigenleben führen” (Müller 1999, 154; vgl. Durkheim 1999, insbes. 125ff.). Der in der Durkheim‘schen Auffassung von Institution im Vordergrund stehende Aspekt der Begrenzung bietet gleichzeitig jedoch erst die Möglichkeit individueller (Mit-)Gestaltung des jeweiligen Lebens einerseits, andererseits wird so auch erst intersubjektive Kooperation ermöglicht. Zum Beschränkungsaspekt tritt also der Ermöglichungsaspekt als Charakteristikum der Institution.
Kollektive Identität als zweiter zentraler Begriff dieses Abschnittes lässt sich zunächst definieren als „gefühlsgeladenes Empfinden oder Bewusstsein von Individuen, gemeinsam einer bestimmten kollektiven Einheit oder sozialen Lebensgemeinschaft (...) anzugehören, die in unverwechselbarer Weise durch bestimmte Merkmale (spezifische Kultur, Sprache, Geschichte, ggf. auch Religion und Rasse) gekennzeichnet ist und sich dadurch von anderen Kollektiven unterscheidet” (Hillmann 1994: 422). Zentral ist dabei die Existenz als Kommunikationsgemeinschaft6.
Die Institution ‘kollektive Identität´ ist eine besonders umfassende7. Die mit ihrer Hilfe stattfindende Welt- und Wirklichkeitsbestimmung hat einen erheblichen inhaltlichen Radius, denn sie bezieht sich sowohl auf die Interpretation der Eigengruppe (und auf die von Fremdgruppen), als auch auf Individualität konstituierende Elemente kollektiver Selbstbeschreibungen. Dabei verfügt kollektive Identität als Institution über eine Besonderheit8: da sie sich auf sehr umfassende und potentiell vielfältige Bereiche beziehen lässt, kann sie mit besonders vielen weiteren Institutionen in Zusammenhang gebracht werden9.
Nun genauer zu den Elementen kollektiver Identität, aufgefasst als Institution. Hier stehen zunächst vier Aspekte im Vordergrund.
Erstens geht es um kollektive Identität als Institution an sich. Im Mittelpunkt steht die Annahme der sozialen Konstituierung des Individuums als quasi-natürliche Tatsache, welche auch seine kollektive Identität im Sinne einer gemeinschaftsbildenden Gruppenidentifikation (mit-)bewirkt. Damit entspricht kollektive Identität der Idee, dass das Individuum und die Gruppe nur konstituiert werden und existieren können durch eine (zunächst wie auch immer geartete) Zugehörigkeit zu einer sozialen Entität. In diesem Sinne lässt sich kollektive Identität als Institution verstehen und kann entsprechend als mit sämtlichen definitorischen Eigenschaften ausgestattet angesehen werden. Der zweite Aspekt beinhaltet bereits Unterschiede inhaltlicher Art, nämlich die Frage, zu welchem Typ von Gruppe oder Gesellschaft eine Zuordnung stattfindet. Dabei kann es beispielsweise um Nationen, Ethnien, Nachbarschaften oder Familienverbände, also um benennbare Kollektive auf Meta- und Mikroniveau gehen. Beim dritten Aspekt steht die Frage nach der Art der Selbstidentifikation über das Kollektiv, die Ausdrucksform des Zugehörigkeitsempfindens im Mittelpunkt. Hier können z.B. inklusive und exklusive Haltungen differenziert werden. Auf dieser Stufe sind in begrenztem Umfang Übereinstimmungen durch sich ähnelnde Sozialisationsprozesse anzunehmen. Der vierte Aspekt schließlich beinhaltet jeweils aktuell durch bestimmte Bedingungen verursachte Ausprägungen.
Die bis hierher dargestellte erste Perspektive hat also den Begriff selbst zum Inhalt, betrachtet seine Beschaffenheit analytisch und lenkt so den Blick auf wesentliche Aspekte, die die spätere Untersuchung am Beispiel strukturieren und untermauern sollen. Bei der zweiten, anwendungsbezogenen Herangehensweise geht es insbesondere um eine Darstellung von Funktionen kollektiver Identität in konkreten Zusammenhängen.
Ein erster Schritt der Annäherung an eine kontextgebundene Untersuchung ist die Betrachtung von kollektiver Identität in der Moderne und, spezifischer, die Untersuchung nationaler Identität als charakteristisch moderne Form kollektiver Identität.
Hier wird u.a. eine Grundlage für die Betrachtung unterschiedlicher Identitätsaspekte entwickelt, indem auf eine Typologie von Gesellschaftsformen rekurriert und die Möglichkeit paralleler Existenzen beschrieben wird. Die Typologie umfasst – Luhmann folgend nach ihren jeweiligen primären Differenzierungsformen unterschieden (vgl. u.a. 1997) – erstens die nach segmentären Kriterien strukturierte Gesellschaft, zweitens traditionelle Hochkulturen, die hierarchisch-stratifikatorisch bzw. zentral-peripher-differenziert sind, sowie drittens funktional differenzierte moderne Gesellschaftsformen.
Zentral hinsichtlich der Frage der Differenzierungstypen ist hier, dass keine völlige Auflösung der evolutionär früheren Formen der Gesellschaft angenommen wird10. Entsprechendes gilt demnach auch für je unterschiedliche, charakteristische Ausprägungen kollektiver Identität. Während Luhmann die Relevanz kollektiver Identitäten für moderne Individuen und ihre Identitätsbildungsprozesse bezweifelt11, wird hier angenommen, dass es gerade eine Komplexität berücksichtigende Analyse erfordert, die beeinflussenden Aspekte verschiedener gesellschaftlicher Differenzierungsformen in die Betrachtung kollektiver Identität einzubeziehen. Wenn, wie auch Luhmann annimmt, Elemente der verschiedenen Gesellschaftstypen auch unter der primär funktionalen Differenzierungsform erhalten bleiben können, sind auch die mit ihnen spezifisch verbundenen (Residual-)Funktionen zu berücksichtigen, welche unterschiedlich aktualisierbar sind und entsprechende Potentiale zur Mitbeeinflussung individueller Identitäten haben. Dabei geht es also eher um eine Form der Limitierung durch eine primäre Differenzierungsform als um gegenseitige Ausschließungen. Tyrell (2001, 2) nimmt an: „Die Struktur der Gesellschaft hat (...) eine Funktion der Entlastung für die in der Gesellschaft gebildeten Sozialsysteme”. Analog wird hier davon ausgegangen, dass die nebeneinander bestehenden Differenzierungsaspekte ebenfalls jeweils bestimmte, in je unterschiedlichen Verhältnissen zueinander stehende Funktionen haben12.
Eine besondere Position haben in diesem Zusammenhang sich nach segmentären Kriterien differenzierende, in der Moderne erhalten bleibende funktionale Einheiten, wie es beispielsweise Nationalstaaten sind.
Der Hintergrund dessen ist der folgende: Der die Moderne kennzeichnende Anspruch an Individuen, ganz unterschiedliche Rollen bei immer weniger Orientierungsmöglichkeiten anhand von „Gleichen” adäquat auszufüllen, bei immer stärker werdenden innergesellschaftlichen Entfremdungsprozessen, die auf den großen funktionalen Unterschieden (und den entsprechend divergierenden Lebensweisen) der Gesellschaftsmitglieder beruhen, begünstigt die Entstehung des Bedürfnisses nach Entlastung: dem Wunsch und Versuch, sich an ‘klaren´ Regeln zu orientieren, wie die auf segmentären Kriterien beruhende Differenzierung kollektiver Identitäten dies prinzipiell zu bieten vermag13. Darüber hinaus findet Entlastung statt, indem die Verantwortung für bestimmte Problemlösungsstrukturen einem benennbaren Träger zugeordnet werden kann, was (aus individuellen sowie aus kollektiven Perspektiven) erhebliche Entlastungseffekte birgt.
Nationale Identität kann als eine charakteristische und vielleicht sogar die politisch entscheidende Form kollektiver Identität in der Moderne betrachtet werden14. Sie stellt nach Eisenstadt (1991, 21) den Versuch dar, „kollektive Identität auf der Basis einer Kombination von primordialen (historischen, territorialen, sprachlichen, ethnischen) Faktoren bzw. Symbolen und politischen Grenzen herzustellen”.
Nach innen integriert die Form der Nation ihre Mitglieder – und zwar symbolisch und rechtlich –, nach außen wird die Gesellschaft gemeinschaftlich handlungsfähig und auf diese Weise auch zum wahrnehmbaren politischen Subjekt. Erst in diesem zweiten Schritt entwickelt sich in der Moderne charakteristisch also über die bloße Feststellung der Existenz eines Kollektivs hinaus eine Bewusstwerdung, die zu Forderungen politischer Selbstbestimmung führen kann. Dann ergibt sich auch eine Verbindung zwischen kultureller kollektiver Identität auf der einen Seite und „Nationalstaat” als forderndem, politischem Ausdruck dieses Kollektivs auf der anderen. Dabei besteht ein Effekt gegenseitiger Verstärkung zwischen der Entwicklung von kollektiver Identität und politischer Emanzipation.
2. Die Struktur von Zentrum und Peripherie
Ein zweiter wichtiger theoretischer Ansatz ist hier die Analyse der Eigenschaften und potentieller Konsequenzen einer Zentrums-Peripherie-Struktur.
Die Struktur von Zentrum und Peripherie – die eher als bildhaftes Modell denn als kohärente Theorie aufzufassen ist15 – wird herangezogen, um eine Grundlage der Betrachtung sowohl historischer Positionierungen der ostmitteleuropäischen Staaten Ungarn, Polen und Tschechien zu schaffen, als auch um heutige Relationen zwischen ihnen und der EU näher analysieren zu können. In beiden Perspektiven spielen hierarchische Beziehungsaspekte eine wichtige Rolle16.
So stehen einerseits empirische Fragen zur Relationsform zwischen ungleichen geographischen Einheiten im Mittelpunkt, andererseits diesbezügliche Wahrnehmungen und potentielle Konsequenzen. Ungleichheit kann sich dabei auf verschiedenen Ebenen manifestieren, so auf ökonomischer, politischer, sozialer, sozialstaatlicher, kultureller, militärischer und vielen weiteren.
Es ist davon auszugehen, dass unter spezifischen Bedingungen die Relevanz einer solchen Struktur erheblich ist. Das ist erstens der Fall, wenn Ungleichheit nicht nur auf einer Ebene, sondern auf mehreren besteht. Dies potenziert die Wahrnehmung der Situation als problematisch und verschärft entsprechend potentielle Reaktionen. Der zweite Aspekt betrifft eine Zeitachse: die Bedeutsamkeit hierarchischer Strukturen ist höher einzuschätzen, wenn sie bereits quasi-traditionell verfestigt sind17. Bei einem dritten Aspekt geht es um die Trennschärfe zwischen den Einheiten: je exakter das Zentrum und die Peripherie differenziert werden können – und dies steht, neben der Existenz anerkannter Grenzen, wiederum im Zusammenhang mit dem erstgenannten Punkt –, desto deutlicher können Konflikte und Vertreter der jeweiligen Positionen verortet werden. Dies begünstigt ebenfalls politische Mobilisierung. Eine besonders virulente Situation besteht, wenn mehrere der genannten Aspekte zutreffen.
Der Verdacht von Konflikten im Zusammenhang „Ostmitteleuropa und EU” wird genährt, wenn erstens schon bei recht oberflächlicher Betrachtung deutlich wird, dass es sich bei den politischen Relationen der an der EU Beteiligten – zumindest im Annäherungsprozess, aber in Anbetracht der Entscheidungen zu Übergangsregelungen auch zum Teil beträchtlich darüber hinaus – um hierarchische handelt. Die Struktur von Zentrum und Peripherie, die das Verhältnis zwischen Westeuropa und den ostmitteleuropäischen Nachbarn kennzeichnet, findet sich zudem nicht nur auf einer einzelnen Stufe, sondern reproduziert sich auf verschiedenen Ebenen wie politischer Macht, Wirtschaft, Sozialstaatlichem, Definitionen von Kulturellem. Somit sind zumindest in einigen Aspekten strukturelle und damit riskante Verfestigungen anzunehmen.
3. Ostmitteleuropa als historische Region
An dieser Stelle wird der Versuch unternommen, die Region Ostmitteleuropas in historischer Perspektive zu beschreiben18. Es geht um die Frage, ob, und wenn ja, in welchen Grenzen und aufgrund welcher Annahmen Ostmitteleuropa tatsächlich als eine historische Region betrachtet werden kann. Dabei spielen Fragen von Fremdherrschaften respektive Souveränität und entsprechende Auffassungen zu kollektiven Identitätsformen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus muss der strukturelle Aspekt von Zentrums-Peripherie-Verortungen und Relationen, wie auch die allgemeine historische Annäherung, regionale Unterschiede berücksichtigen, deren Basis primär in differenten ökonomischen Situationen liegt.
4. Traditionsstränge ostmitteleuropäischer Identitätskonstruktion
Auf dieser Grundlage schließt sich die Betrachtung verschiedener Traditionsstränge kollektiver Identitätsformen in den genannten Ländern Ostmitteleuropas sowie ihrer innewohnenden Potentiale an.
Es wird angenommen, dass traditionell begründete Europa-bezogene Identitätsaspekte in Ostmitteleuropa ambivalent sind. Es kann zwischen „autoritär-nationalistischen”, „liberal-patriotischen” sowie weiteren verschiedenartigen „Europa-bezogenen” Elementen differenziert werden.
Dabei sind hinsichtlich der Frage, inwiefern kollektive Identitätskonstruktion traditionell auch übernationale und insbesondere „europäische” Identitätsaspekte einschließt, zwei Hauptlinien zu erkennen. Einerseits besteht ein traditionelles Selbstbild als konstitutiver Bestandteil Europas, andererseits sind Souveränitätsfragen für die Region ebenfalls charakteristisch und häufig problematisch19. Der Ausgangspunkt des Selbstverständnisses ist so traditionell die Nation und ihre Grenzen.
Ein erstes Gegenstück dazu sind andersgläubige (historische) Nachbarn wie Russen oder Türken. Die diesbezügliche Abgrenzung hinsichtlich Russlands wird traditionell als grundsätzliche Scheidelinie zwischen Orient und Okzident, zwischen Byzanz und Rom interpretiert, was insbesondere anhand der Berufung auf religiöse Differenzen geschieht. In diesem Sinne ist beispielsweise in Polen die Selbstwahrnehmung als Europas „Festung” nach außen relativ verbreitet. Die Abgrenzung von türkischen Volksgruppen, welche in religiöser und kultureller Hinsicht noch schärfer verlief, spielte insbesondere in Ungarn eine wichtige Rolle. Die hier erfolgte Darstellung kann selbstverständlich nur als ein erster Überblick über das facettenreiche Thema verstanden werden.
5. Typen und Aspekte kollektiver Identität in Ostmitteleuropa heute
Auf der so entwickelten Grundlage findet eine Analyse von Typen und Aspekten kollektiver Identität in Ostmitteleuropa heute statt. Sie ist zu verstehen als Schnittmenge von traditionellen Identitätsaspekten, von – auch als Krisen aufzufassenden – neuen Identitätsbildungsbedingungen sowie von strukturellen Weichenstellungen.
Aus einer kombinierten historisch-strukturellen Perspektive ist für die ostmitteleuropäischen Länder der Prozess der europäischen Vereinigung in Form der EU insbesondere vor dem Hintergrund der erst jungen Nationswerdung im Sinne einer politischen Subjektwerdung des sozialen Gemeinwesens durch tatsächliche Souveränität prekär. Die vor allem politische, aber insgesamt zahlreiche Ebenen betreffende Annäherung stellt sich aus der Sicht dieser Staaten vorrangig als einseitige Anpassung und Kompetenzverzicht ihrerseits bis hin zu Souveränitätsverlust dar. Damit wird die Relation zur EU weitgehend als hierarchische Zentrum-Peripherie-Struktur auffassbar und ist an die Sorge vor fortschreitenden ökonomischen sowie machtpolitischen Peripherisierungsprozessen anschließbar.
So wird – neben dem oben beschriebenen ersten „Anderen” – die EU zunehmend zum zweiten Gegenstück (wobei in der Wahrnehmung „Europa” meist nicht explizit unterschieden wird). Dabei sind die Aspekte, an denen sich Ablehnung primär manifestiert, von Staat zu Staat unterschiedlich. Während Polen und in abgeschwächter Form auch Ungarn die Kritik an der EU in ökonomisch-politischer Hinsicht vor allem an ihrer Agrarpolitik festmachen, geht es in Tschechien eher um den Eindruck einer zu weitgehenden Regulierung der Wirtschaft. Diese Aspekte sind jedoch nur als die jeweils im Vordergrund stehenden zu verstehen; hinzu treten, auch nach sozialstrukturellen Gruppen variierend, vielerlei weitere kritische Themen. Gemeinsam ist den Ländern, dass die Union zunehmend als wirtschaftlicher Zusammenschluss betrachtet wird, in dem eher nationale Positionen gegeneinander durchgesetzt werden, als dass es um Kompromissfindung im Sinne einer gemeinschaftlichen Zielsetzung ginge.
Im Zusammenhang des zu Beginn des Systemwandels sehr wichtigen Aspekts der Sicherheits- und Verteidigungspolitik gilt die EU heute als nicht besonders bedeutungsvoll; primär wird von der NATO militärische Sicherheit erwartet. Dies verdeutlicht auch die enge Bindung an die USA, wie sie aktuell in der Golf-Krise sichtbar wird. Zusätzlich unterstützt die transatlantische Anbindung in dieser Situation die Absetzung von den starken europäischen Nachbarn Deutschland und Frankreich20.
Die Abgrenzungen, die traditionell und aktuell erfolgen, verlaufen zum Teil quer- und gegeneinander: insbesondere die Abwendung von Russland wird abnehmend plakativ formuliert. Dagegen kann das religiöse Argument auch gegen die EU bzw. gegen Europa gewendet werden21. Ein Risiko liegt auf dieser Seite sicher in dem Versuch, als „national” interpretierte Werte zum Maßstab zu erklären, nach dessen Vorgabe sich ein gemeinsames Europa zu entwickeln habe22.
Insgesamt wird hier angenommen, dass ein zentrales Element der Identität konstituierenden Prozesse in den Gesellschaften des heutigen Ostmitteleuropas das der Abgrenzung ist. Die Abgrenzungen finden mit Hilfe von unterschiedlichen, zum Teil angeführten Grenzkonstruktionen statt, die verschiedene Dimensionen betreffen und dazu jeweilige Gegenstücke heranziehen. Die wichtigste Identitätsbildung bzw. -manifestation findet auf der Grundlage traditioneller Identitätskonstruktionsformen und jeweiliger Aktualisierungen schließlich, so wird hier angenommen, auf nationalem Niveau statt. Damit wird die theoretisch Annahme einer Koexistenz verschiedener Gesellschaftstypen sowie analog bestehender differenter Identitätsformen untermauert.
6. Fazit
Abschließend noch einmal zu den anfangs aufgeworfenen Fragen. Offenbar ist ein Interesse an Formierungsprozessen kollektiver Identitäten in Ostmitteleuropa berechtigt. Deutlich wird beispielsweise die zunehmende Bereitschaft, sie zur Grundlage politischer Vorstellungen und Forderungen zu machen. Dabei ist der Zusammenhang zwischen Identitäten und Solidaritäten auf der einen Seite sowie von Souveränitäts- und Legitimitätsfragen auf der anderen ersichtlich. Aspekte kollektiver europäischer Identität beinhalten in dieser Perspektive potentiell sowohl kritische als auch konstruktive Elemente.
Damit schließlich genauer zur zentralen Frage: Wie ist übernationale Identität, auch und vor allem als europäische Identität, auf dieser komplexen Basis denkbar? Der Argumentationslinie, die hier entworfen wurde, folgend, sind zwei Aspekte auch hinsichtlich zukünftiger potentieller Szenarien entscheidend: erstens der Umgang mit traditionellen Konstruktionsformen, und zwar sowohl denen, die das Nationale betonen als auch solchen, die übergreifend, vor allem europäisch integrierend wirkten. Zweitens ist die Struktur der aktuellen Relationen einzubeziehen. Dann kann auch ungleichzeitigen Entwicklungen und ihren Konsequenzen für Identitätsebenen Rechnung getragen werden.
Beginnend mit dem zweiten Punkt müsste primär übernationalen Probleminterpretationen diametral Entgegenstehendes auf struktureller Ebene – wie beispielsweise Verhandeln entlang nationaler Grenzen und folglich eine Verfestigung struktureller hierarchischer Relationen – vermieden werden. Grundsätzlich anzustreben sind also idealtypisch gleichberechtigte Partnerschaften auf möglichst vielen Ebenen. Die Mindestanforderung ist, Reproduktion von ungleichen Machtkonstellationen auf mehreren Stufen zu vermeiden, also etwa auf einer wirtschaftlichen und politischen etc. Anzusetzen ist, gerade im Ostmitteleuropa-EU-Kontext, an politischen Beziehungen, innerhalb derer speziell kritischen souveränitätsbezogenen Aspekten Aufmerksamkeit zukommen muss.
Daneben – und indirekt im gerade beschriebenen Ansatz bereits enthalten – muss jede Form kollektiver Identität (also auch eine oft gewünschte „europäische”) an traditionelle Identitätsstrukturen anknüpfen. Der wichtigste Aspekt ist in dieser Hinsicht das im kulturellen Erbe der ostmitteleuropäischen Staaten verwurzelte Bewusstsein einer europäischen Zugehörigkeit. Dabei handelt es sich auch um vorpolitische Grundlagen, die jedoch unverzichtbar zu sein scheinen23.
Wie die Chancen für welche Art von europäischer Gesellschaft sowie europäischer Politik im Zusammenhang mit einer – auf verschiedenen Ebenen, insbesondere auf kulturell-gesellschaftlichem, politischem und schließlich identitärem Niveau stattfindenden, deutlich auch qualitativen – Erweiterung der EU stehen, bleibt auf der hier entwickelten Basis Gegenstand weiterer Analyse.
Anmerkungen
1
Hier wird die Staatenkombination von Ungarn, Polen und Tschechien unter der Fragestellung der Rolle kollektiver Identität im Prozess der EU-Osterweiterung als ‘Ostmitteleuropa´ bezeichnet. Diese ist nur eine von zahlreichen Bestimmungen des Begriffs und bietet sich im gewählten Kontext an, da nicht nur eine historisch-geopolitische Vergleichbarkeit gegeben ist, sondern auch ein einheitlicher Status den Beitritt zur EU betreffend. (V.a. aus dem zweiten Grund konnte die Slowakei nicht einbezogen werden.)
2
Es ist davon auszugehen, dass eine gewisse identitäre Gemeinschaftsvorstellung für ein funktionierendes gesellschaftliches und politisches Gemeinwesen - wie es Europa, zurzeit vor allem im Rahmen der EU, zu sein anstrebt - notwendig ist, um nicht allein auf ständige konkret fassbare Erfolge, also primär solche, die sich materiell manifestieren, angewiesen zu sein. Sonst wäre die Gruppe potentiell kontinuierlich Konflikten ausgesetzt, was sie schließlich existenziell gefährden könnte.
3
Dabei stehen zahlreiche Vorstellungen in Konkurrenz zueinander. Als notwendig normatives, aber wohl zu breiter Zustimmung geeignetes Ideal im Sinne eines kleinsten, weitestgehend gemeinsamen Nenners soll hier ein friedliches, tolerantes und demokratisches ‘Zusammenleben´ innerhalb Europas angenommen werden.
4
Hier geht es beispielsweise um die Frage, ob ein gemeinsamer Kommunikationsraum wahrgenommen wird, für den Diskurse über Differenzen als ‘natürlich´ und schließlich konstitutiv aufgefasst werden, oder ob vielmehr ein Bild entlang hergebrachter nationaler Grenzen debattierender Mitglieder entsteht.
5
Indem kollektive Identität als Institution betrachtet wird, soll ihr genuin sozialer Charakter deutlich werden. Sie ist sozial motiviert, wird sozial geformt und gesichert. Eine umgekehrte Argumentation, von der psychologischen Perspektive des Individuums her betrachtet, wäre möglicherweise in der Lage, aktuelle Ausprägungen, insbesondere auf individuellem Niveau, näher zu erläutern. Komplexe soziale Prozesse wären jedoch wohl kaum zu fassen.
6
Kommunikation stellt, insbesondere bei definitorischen Annäherungen, immer wieder einen Ausgangspunkt in dieser Arbeit dar. Anlass ist die zugrundeliegende Annahme, dass sozialer Wandel in der Evolution kommunikativer Strukturen wurzelt.
7
Ein möglicher erster Eindruck jedoch, bei kollektiver Identität handele es sich um etwas dem allgemein Gesellschaftlichen und bezüglich Institutionen möglicherweise Vorgelagertem, im Sinne eines Schöpfbrunnens für Denken, Handeln und Strukturieren trifft nur insoweit zu, wie dies für Institutionen im Allgemeinen gilt: kollektive Identität selbst ist eine Institution und soll als solche im Folgenden betrachtet werden.
8
Dies gilt sicher nicht nur, aber in besonderem Maß für die Institution ‘kollektive Identität´.
9
So kann der (analytisch fälschliche) Eindruck entstehen, kollektive Identität bilde die Basis anderer Institutionen. Stattdessen ist die in ihrer Genese kontingente Identität eine institutionelle (Meta-) Struktur unter anderen. Quantitativ mag sich ihr ‘Einfluss´ auf Praxisformen, Interessendefinitionen, Werte/Normen und damit auf Leitideen und prozesshafte Modifikation von Institutionen aufgrund ihres umfassenden Charakters und der erwähnten institutionellen Anknüpfungsmöglichkeiten stärker niederschlagen. „Qualitativ”, hier also analytisch-konzeptionell, ist dieser Unterschied jedoch nicht von Belang. Vgl. auch Fußnote 7.
10
„In der funktional differenzierten Gesellschaft verschwinden Stratifikation und Segmentation als Differenzierungsmuster nicht. Sie sind aber nicht mehr die primären Differenzierungsformen und gewinnen deshalb eine neue Bedeutung” (Baraldi et al. 1997, 6).
11
Er schreibt: „Die moderne Gesellschaft ist durch Umstellung auf funktionale Differenzierung so komplex geworden, dass sie in sich selbst nicht mehr als Einheit repräsentiert werden kann. (...) Daran scheitern wohl letztlich alle Versuche, in einer „kollektiven Identität” Anhaltspunkte für individuelle Identitätsbildung zu gewinnen (...). Statt dessen bietet sich die Möglichkeit an, die Einheit der Gesellschaft nur noch in ihrer Komplexität zu erleben” (Luhmann 1995, 124).
12
Damit wird weder dagegen argumentiert, dass die „früheren” Formen nicht mehr die primären sind, noch wird angezweifelt, dass die Prägung individueller durch kollektive Identität in Form und Ausmaß kaum mehr mit den früheren Gesellschaftsformen zu vergleichen ist. Dennoch ist auf eine Ankopplung individueller Identität an kollektive Formen auch heute nicht zu verzichten.
13
Dann liegen Gruppendefinitionen nah, die zwar zum Teil auf traditionellen Aus- und Eingrenzungsstrukturen basieren, deren Fremdheitscharakter jedoch im Rahmen der nun weitgehend modernisierten Gesellschaften neu ist, da „sie die Funktion hat, auf funktionaler Differenzierung basierende Fremdheiten und Entfremdungen ideologisch zu invisibilisieren” (Hahn 1997, 117), die tatsächlich aus weitgehend Wesensfremden bestehende Wir-Gruppe (‘wieder´) näher zusammenrücken zu lassen. So entsteht die Möglichkeit, das identitäre Vakuum, das die Moderne kennzeichnet, anhand segmentärer, funktionsübergreifender, individuelle Persönlichkeit vermeintlich ganzheitlich einschließender Kategorien zu füllen. Diese „funktionsfähige Fiktion” (Hahn) stellt sich demnach sozusagen als funktionaler Wolf im segmentären Schafspelz dar.
14
Sie - als eine der wichtigsten Formen großgruppenbezogener kollektiver Identität - weist zusätzlich eine erhöhte institutionelle Signifikanz aufgrund zahlreicher anerkannter Anknüpfungsmöglichkeiten an politische Institutionen auf.
15
Gottmann schreibt zutreffend: „The purely geometric concept may be misleading, even though it provides a stimulating imagery to start with” (1980, 16).
16
Geradezu ironisch beschreibt Gottmann die „normative Falle”, die mit diesem Modell verbunden ist: „The (...) centre and periphery model (...) spread largely because the connotations of inequality, unfair established order, and potential confrontation appealed to the modern impulse of formulating a clear-cut problem in order for a situation to be righted” (1980, 17). Obwohl auch an dieser Stelle die durch das Modell verkörperte analytische Trennschärfe attraktiv ist, soll einerseits eher eine Annäherung an strukturelle Fragen stattfinden, als dass es um eine eindeutige Beschreibung von Situationen ginge. Andererseits gewinnt das Modell an Bedeutung, wenn es, wie hier, vornehmlich um Fragen der Perzeption geht.
17
Das gilt auch, wenn lediglich die Struktur, Peripherie zu sein bzw. so wahrgenommen zu werden (und sich entsprechend selbst so zu sehen), als solche erfahren wurde, bzw. wenn es sich im Zeitverlauf um unterschiedliche je dominierende Zentren handelte.
18
Dieser Aspekt erfordert eine gründliche Analyse, die an dieser Stelle nicht geleistet werden kann. Zu verweisen ist u.a. auf Berend (1999), Conze (1992) und Wandycz (1992).
19
Zum historischen Erbe gehört diesbezüglich die Erinnerung an wiederkehrende - und nur allzu oft erfolglose - Abgrenzungsversuche den mächtigeren Nachbarn gegenüber.
20
Dass es hier auch um Strukturvorgaben für eine zukünftige EU-Arbeit geht, bestätigte die scharfe Reaktion Chiracs, mit der er die Beitrittskandidaten an ihren vermeintlichen Platz verwies, sowie die empörten Reaktionen, die postwendend aus Ostmitteleuropa verlauteten.
21
In dieser Sichtweise ist „Europa gleich Relativismus, Atheismus, Drogen, Pornographie, Abtreibung, Scheidung, Homosexualität - kurz gesagt, Babylon, Sodom und Gomorrha in einem” (Michnik 1993, zit. nach Buchowski 1997, 34f.).
22
So lässt sich z.B. die Formulierung der „Rückkehr nach Europa” uminterpretieren: „Wo ein rigoroses Abtreibungsverbot zum Lackmustest für die Geltung der christlichen Moral hochstilisiert und Europäertum an der Akzeptanz einer fundamentalistischen Auslegung von Katholizismus bemessen wird, da liegt Polen bereits in Europa und das moralisch verkommene und dem Mammon verfallene Westeuropa muss erst wieder dorthin zurückkehren” (Bingen 1992, 74).
23
An anderer Stelle habe ich diese Argumentation detaillierter ausgeführt (vgl. Krossa 2003).
Literatur
Baraldi, C. et al. (1997): Glossar zu Niklas Luhmanns Theorie Sozialer Systeme, in: Krause, D. (Hg): Luhmann-Lexikon. Frankfurt a.M.
Berend, I.T. (1999): Central and Eastern Europe 1944-1993. Detour from periphery to periphery. University of California, Los Angeles.
Bingen, D. (1992): Demokratisierung und Nationalismus in Polen, in: Mommsen, M. (Hg): Nationalismus in Osteuropa. Gefahrvolle Wege in die Demokratie. München, 47-76.
Buchowski, M. (1997): Neue kollektive Identitäten in Mittel- und Osteuropa. Zur Dialektik europäischer Identitäten, in: WeltTrends 15, 25-37.
Conze, W. (1992): Ostmitteleuropa. Von der Spätantike bis zum 18. Jahrhundert. München.
Durkheim, E. (1999/4 (1895)): Die Regeln der soziologischen Methode. Herausgegeben und eingeleitet von René König. Frankfurt a.M.
Eisenstadt, S. (1991): Die Konstruktion nationale Identitäten in vergleichender Perspektive, in: Giesen, B. (Hg): Nationale und kulturelle Identität: Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewusstseins in der Neuzeit. Frankfurt a.M., 21-38.
Gottmann, J. (1980): Confronting Centre and Periphery, in: ders. (Hg): Centre and Periphery: Spatial Variation in Politics. London, 11-25.
Hahn, A. (1997): ‘Partizipative´ Identitäten, in: Münkler, H. (Hg): Furcht und Faszination. Facetten der Fremdheit. Berlin, 115-158.
Hillmann, K.-H. (1994): Wörterbuch der Soziologie. Stuttgart.
Krossa, A.S. (2003): Die Zentrums-Peripherie-Struktur kollektiver Identitäten in West und Ost. Ein Vergleich zwischen dem europäischen und dem deutsch-deutschen Einigungsprozess, in: Fuhrmann, N. et al. (Hg): Die Europäische Union. Außenbeziehungen und innere Differenzierung. Opladen.
Luhmann, N. (1995): Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch. Opladen.
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Müller, H.-P. (1999): Emile Durkheim, in: Kaesler, D. (Hg): Klassiker der Soziologie 1. München, 150-170.
Tyrell, H. (2001): Gesellschaftstypologie und Differenzierungsformen. Segmentierung und Stratifikation, in: Bohn, C.; Willems, H. (Hg): Sinngeneratoren: Fremd- und Selbstthematisierung in historisch-soziologischer Perspektive. Konstanz, 511-534.
Wandycz, P. (1992): The price of freedom. A history of East Central Europe from the Middle Ages to the Present. London/ New York.
Weiss, H./ Reinprecht, Ch. (1998): Demokratischer Patriotismus oder ethnischer Nationalismus in Ost-Mitteleuropa? Empirische Analysen zur nationalen Identität in Ungarn, Tschechien, Slowakei und Polen. Wien/ Köln/ Weimar.
* Um eine empirische Perspektive auf Ungarn in meinem Forschungskontext zu vertiefen, habe ich die Zeit von April bis Juni 2002 als Stipendiatin am Budapester Europa-Institut verbracht und dort Interviews sowie Literaturrecherchen durchgeführt. Im April dieses Jahres, in dem das Referendum zum Beitritt Ungarns zur EU abgehalten wird, werde ich mich zum zweiten Mal am Institut aufhalten. Ich danke allen am Institut Beteiligten für die Unterstützung meiner Studien.
Die Autorin war Stipendiatin des Europa Institutes Budapest im April 2003.