Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 15:99–111.
LÁSZLÓ VESZPRÉMY
Die Ostmark (Bayern-Österreich) und Ungarn
Die Ungarn der Landnahmezeit bzw. der Zeit der Streifzüge zogen mit selbstverständlicher Natürlichkeit durch Pannonien und nahmen das Gebiet der fränkischen Markgrafschaften in Besitz. Sie überschritten die westliche Grenze des Landes der Ungarn ohne geahnt zu haben, wo die Grenzen der römischen Provinzen oder fränkischen Marken, ein Jahrtausend später die im Friedensvertrag von Trianon bestimmten Grenzen verliefen. Laut der Salzburger Annalen waren die Ungarn im Jahre 881 „ad Weniam” und die Kabaren in der Gegend von Pöchlarn anzutreffen.1 Die mittelalterliche Historiographie Ungarns widmete der in einem Teil vom künftigen Österreich entstehenden Ostmark keine besonders große Aufmerksamkeit; man machte nämlich keinen Unterschied zwischen dem Reich und der Ostmark. Gleichzeitig lässt sich nicht leugnen, dass sich die ungarischen Chronisten auf diesem Gebiet, wo sie sogar kleinere Städte und Flüsse namentlich erwähnten, einigermaßen gut auskannten. Für die zufällige Kontinuität spricht jedoch, dass der Fluss Répce, der einst die Grenze zur fränkischen Markgrafschaft bildete, zur Grenze zwischen den ungarischen Komitaten Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron) bzw. Eisenburg (Vas) wurde.2
In den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts sollte schließlich der ungarische Chronist Simon von Kéza im Zusammenhang mit den Kämpfen des Jahres 1042 aufgrund der Altaicher Jahrbücher den Markgrafen Gottfried erwähnen und ihn als Österreicher identifizieren sowie den Einbruch der Ungarn in Österreich durch Erwähnung des Flusses Traisen und von Petovia lokalisieren.3 Viel interessanter ist jedoch die in den ungarischen Chroniken alleinstehende Bemerkung des Chronisten, dass Österreich im 11. Jahrhundert von Markgrafen, d. h. marchiones, damals, im 13. Jahrhundert jedoch schon von Herzögen, d. h. duces regiert wurde.4 Mit seinen gründlichen Informationen prahlend fügt der Chronist der Münchener Variante der ungarischen Chronikredaktion noch hinzu, dass Petovia Pettau heißt und in Kärnten liegt; und nicht Pitten in Steiermark wie im allgemeinen angenommen ist.5 Bei der Erwähnung von Tulln meint er zu wissen, dass es einst zu Pannonien gehört hat, sich nunmehr aber auf österreichischem Gebiet befindet. In der ungarischen Bilderchronik (sog. Wiener Bilderchronik) wird – zwar irrtümlich – hinzugefügt, dass der Ort etwa drei Rast von Wien entfernt liegt.6 Diese Bemerkung zeugt eindeutig davon, dass Österreich bereits im 13. Jahrhundert eine privilegierte Stellung unter den Nachbarn Ungarns einnahm, im Vergleich zu denen anderer Länder waren seine Geschichte und Topographie den Ungarn relativ gut bekannt.
1. Die Grenzen
Die moderne ungarische Geschichtsschreibung konzentrierte sich vor allem auf die Veränderungen der österreichisch-ungarischen Grenzlinie bzw. auf die von dieser Frage nicht ganz unabhängigen ungarischen Bezüge des Nibelungenliedes. Die Historiker sind der Meinung, dass die westliche Grenze der ungarischen Oberherrschaft nach der vernichtenden Niederlage der Deutschen im Jahre 907 bei Preßburg (Pozsony, Bratislava) weit im Westen verlief.7 Die Niederlage bei Preßburg bedeutete die Vernichtung der bayerischen Kriegerelite in den Marken. Die einstige fränkisch-awarische Grenze die Enns entlang wurde wiederhergestellt. Diese Bestrebung wird verständlich, wenn man bedenkt, dass die Routen der Streifzüge der Ungarn in Richtung Westen lange Zeit die Donau entlang führen mussten. Demnach wurde das Land auch an seiner Westgrenze von einem weit ausgedehnten, gar nicht oder nur spärlich bewohnten Niemandsland umgeben, über das die Ungarn durch die Errichtung von Wachposten ihre Oberherrschaft ausübten. Interessanterweise meint die überwiegende Mehrheit der ungarischen Historiker in der Person des Gizo, Herrn von Melk, oder vielleicht in der eines Sighardinger Sizo den ungarischen Fürsten Géza zu erkennen und daher wird Melk häufig als ungarische Grenzburg erwähnt. Sicher ist es übertrieben, aufgrund einer einzigen, aus dem Jahre 983 stammenden Angabe die Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Truppen Gézas Melk nicht nur zerstört, sondern auch zurückerobert hatten.8 Ferner ist es ebenfalls fraglich, dass die Ungarn, die in ihrem eigenen Land erst im 11. Jahrhundert mit dem Burgbau begannen, von ihrer leichten Bewaffnung und traditionellen Strategie abweichend gerade auf diesem Gebiet den Bau von starken Grenzburgen versucht hätten.9 Auch der Ausdruck Óperencia – eigentlich Österreich ob der Enns – taucht im ungarischen Märchenschatz erstmals im 18. Jahrhundert auf, als ein fernliegendes, meistens nur in der Vorstellung existierendes märchenhaftes Meer, Land oder Gebirge.10 Es ist durchaus möglich, dass dieser Ausdruck – im Gegensatz zu der ziemlich weit verbreiteten ungarischen Auffassung – nicht auf die Ereignisse aus dem 10. Jahrhundert zurückzuführen ist. Die Beurteilung der Grenzgebiete außerhalb der Siedlungsgrenzen ist in der modernen Fachliteratur schon immer problematisch gewesen. Ihre Beschreibung vermittelt das Bild einer riesigen, beinahe einheitlichen Pufferzone, die von Peremyschl/Przemyśl über Brünn (Brno) bis Melk reichte.11 Aber es kann sich eigentlich eher um Kontrollpunkte von strategisch wichtigen Reiserouten und Furten gehandelt haben, die im Falle von Gefahr mit einem größeren Gegenschlag verteidigt wurden.
Mehrmals wurde der Versuch unternommen, das um 1200 entstandene Nibelungenlied als unmittelbar benutzbare Quelle der Geschichte Ungarns im 10. Jahrhundert zu interpretieren.12 Im Nibelungenlied kommen tatsächlich ungarische Ortsnamen wie Gran (Esztergom), Wieselburg (Moson) oder das mit dem späteren Óbuda (Alt-Ofen) identifizierte Etzelburg vor. Von den ungarischen Persönlichkeiten sind es in erster Linie der Fürst Géza und Königin Gisela, die als Vorbilder des friedlichen, untätigen Königs Attila bzw. der „bösen” Kriemhild in Betracht kommen. Diese Auffassung wurde von Bálint Hóman bzw. von Péter V. Simon vertreten, während in neuester Zeit Salvini-Plawen sogar die Erwähnung ungarischer historischer Ereignisse des angehenden 13. Jahrhunderts für möglich hielt. Andere wiederum betrachten das Werk als historische Quelle hinsichtlich der Grenzflüsse, da der Markgraf der Hunnen, Rüdiger, den einige für das Vorbild des zu den Ungarn fliehenden Herzogs Arnulf halten, in Pöchlarn an der Erlau seinen Sitz hat und das wahre Etzelenlant erst am Fluss Traisen beginnt.13 Auch wenn das Nibelungenlied nicht als direkte Quelle der Ereignisse des 10.–11. Jahrhundert interpretiert werden kann, steht so viel fest, dass es um 1200 herum eine entscheidende Rolle in der Entstehung des ungarischen Nationalbewusstseins und des mythischen Rahmens der hunnisch-ungarischen Identität gespielt hat.14 Im 13. Jahrhundert übernahm der bereits erwähnte Chronist Simon von Kéza einige Szenen des Nibelungenliedes in seine Darstellung der Geschichte vom hunnisch-ungarischen Attila. Somit zogen die Namen Tulln und Zieselmauer in die ungarischen Geschichtsbücher ein, sie wurden in die gedruckten Chroniken übernommen und sind bis in unsere Tage dort zu lesen. Simon von Kéza oder einer seiner Vorgänger hat auch unter den vom Westen kommenden advenae Österreicher gefunden. Wolfger und Hedrich sollten aus dem steyerischen Wildon, nach anderen Chronikvarianten, aus Hainburg gekommen sein, während Tibold de Fanberg eventuell aus Schaumburg stammte.15
Über das westliche Grenzgebiet Ungarns in der Zeit zwischen 955 und 997 gibt es viele Vermutungen. Vermutlich war der „Preis” des Friedens zwischen Géza und Otto I. die Modifizierung der Grenzen der ungarischen Oberherrschaft, eventuell der Rückzug bis zum Fluss Traisen. Andere wiederum datieren dieses Ereignis auf die Jahre nach dem Tod von Otto II., als in diesem Raum die Spannung zwischen den Ottonen und dem nach der kaiserlichen Krone strebenden Fürsten von Bayern, Heinrich dem Zänker, zunahm. In diesen Jahrzehnten verhielten sich die Ungarn eher passiv. Das kann für Heinrich den Zänker als Grundlage gedient haben, des ausfallenden ungarischen Beistands wegen aggressiv aufzutreten („triumphavit” im Jahre 991), und eventuell steht auch die Rücknahme der Grenzlinie bis zum Wienerwald mit diesem Umstand im Zusammenhang. Einige identifizieren den Ausdruck „der Krieg zwischen den Deutschen und den Ungarn” in der interpolierten Gründungsurkunde von St. Martinsberg (Pannonhalma) mit diesem Ereignis, andere bringen ihn eher mit dem nach 997 mit bayerischer Hilfe ausgetragenen inneren Kriege in Zusammenhang.16
Schließlich kann der Rückzug zum Fluss Leitha als eine Geste der Ungarn zwecks Aufnahme der Beziehungen zu Otto III. nach seiner Krönung angedeutet werden. Nach einigen Meinungen soll das beispielhafte Festhalten im Geist des 973 geschlossenen deutsch-ungarischen Vertrags zum Ausbleiben der Hilfe geführt haben, welche die Ungarn den Bayern in ihrem Kampf gegen den Kaiser hätten leisten sollen, doch es ist durchaus möglich, dass das ungarische Heer einfach von den gesellschaftlichen Konflikten der Jahre nach 955 gelähmt wurde. Doch während die wechselnden Grenzen der ungarischen Oberherrschaft in der Ostmark eine umstrittene Frage sind, stimmen die Fachleute darin überein, dass diese Grenzlinie in der Steyermark den Flüssen Mur und Raab, der Wasserscheide der Mürz und der Raab, dem „mons Predel” sowie den heutigen Fischerbacher Alpen folgte.17 Hinter den westlichen Grenzlinien kann keine bewusste ungarische Besiedlungsaktivität nachgewiesen werden, doch die Ortsnamen bewahren oft bis in die Neuzeit die Namen der ungarischen Wachposten.18 Fest steht in der ungarischen Forschung, dass nach dem deutsch-ungarischen Konflikt des Jahres 1030 die Grenze der ungarischen Oberherrschaft wieder weiter nach dem Westen, zwischen die Flüsse Leitha und Fischa bzw. im Norden bis zum Fluss Morawa vorgerückt wurde. Obwohl einige mit Recht, wie unlängst Herwig Wolfram die Vermutung aufwarfen, dass bis 1030 die Fischa und nicht die Leitha die Grenzlinie bildete.19 Die Verteidigung der das linke Donauufer entlang verlaufenden Straße beruhte auf der Burg Preßburg. Daher war ihr Ausbau von den Ungarn unter den ersten erfolgt. Ein Beweis dafür ist, dass die Burg im Zusammenhang mit den Kämpfen im 11. Jahrhundert häufig Erwähnung findet. Zur Zeit der ungarischen Niederlagen nach dem Tod Stephans erreichte die Grenze im Süden die frühere, vielleicht bereits 991 erreichte Linie des Flusses Lafnitz,20 im Norden die der Leitha und bedeutete bis zum Jahre 1918 die tatsächliche, seitdem die symbolische Ost-West-Grenze des Landes.
2. Ungarische Grenzverteidigung
Am wichtigsten unter den Nachbarn Ungarns im 11. Jahrhundert war das Reich bzw. die Ostmark, wo die Straßen kontrolliert wurden, welche ins Reich führten. Ungarn, das sich nach 973 zum lateinischen Christentum hinwandte, wurde durch die Grenze vom Reich nicht nur getrennt, sondern auch kulturell und politisch mit ihm vereint. Zur gleichen Zeit errangen die ungarischen Heere ihre größten Erfolge und erlitten ihre schwersten Niederlagen an diesem Grenzgebiet. Ein spektakuläres Ereignis dieser Beziehung war die Eröffnung der Pilgerstraße ins Heilige Land von Stephan dem Heiligen, von der auch ein Itinerar aus dem 12. Jahrhundert zeugt. Da in diesem Itinerar der Fluss Fischa als die österreichisch-ungarische Grenze sowie Hainburg als ein Ort auf ungarischem Gebiet erwähnt sind, widerspiegelt es die Verhältnisse der Jahre vor 1043.21 Bis 1030 bzw. 1041 waren eindeutig die friedlichen Beziehungen entscheidend, danach verdienten jedoch die bis 1108 von Zeit zu Zeit immer wieder geführten deutschen Reichszüge die größte Aufmerksamkeit. Doch von einem deutsch-ungarischen Konflikt kann überhaupt nicht gesprochen werden. Diese Kämpfe stellten vielmehr die wichtigsten Mittel des sich stets verändernden dynastischen, politischen und militärischen Beziehungssystems des Reichs, der österreichischen Markgrafschaft sowie des während des Investiturstreites über einen größeren Spielraum verfügenden Ungarn dar. Wie das Heide Dienst summiert: „der Bürgerkrieg des sog. Investiturstreites barg wesentlich größeren politischen Sprengstoff als die Grenzkämpfe. Er brachte es mit sich, dass Ungarn und Böhmen als Bündnispartner und Helfer der beiden streitenden Parteien ein wesentlich höheres politisches Gewicht erhielten.”
Hansgerd Göckenjans Meinung nach kann man den Grenzschutz und das Grenzwächtersystem Ungarns folgendermaßen zusammenfassen: „Ungarn war von ausgedehnten Waldgürteln umgeben, die das Land gegen feindliche Einfälle abschirmten (...). Im Westen erschwerten die waldreichen Ausläufer der Ostalpen ebenso wie die unzugänglichen Sumpfregionen östlich des Neusiedler Sees (Fertő) und die Überschwemmungsgebiete der westungarischen Donauzuflüsse jeden Angriff. Nach den Ereignissen der Jahre 951 und 955 trugen die Ungarn der veränderten Lage Rechnung, indem sie die Grenzwildnis im Westen durch zahlreiche Verhaue und Befestigungen zusätzlich sicherten und unwegsam machten. Wie Otto von Freising in 12. Jahrhundert schrieb: »gloriosissimus rex [sc. Otto I.] tantaque predictos barbaros [sc. Ungaros] virtute stravit, ut exhinc gens omnium inmanissima non solum regnum invadere non auderet, sed et suum desperatione correpta vallibus et sudibus in locis palustribus munire cogitaret«. Das Grenzödland wurde nur von wenigen Straßen durchschnitten, die Ungarn mit den benachbarten Ländern verbanden. Eine Kontrolle der Durchreisenden ermöglichten vor allem die als clusae oder portae regni bezeichneten Landestore, deren Bollwerke wiederholt den Angriffen feindlicher Heere widerstanden. Die Altaicher Annalen rühmten die Stärke der Befestigungen, auf die Heinrich IV. bei seinem Ungarnzug im Jahre 1063 bei Wieselburg stieß oder drei Jahrzehnte später scheiterte ein Kreuzfahrerheer bei dem Versuch, das Landestor von Wieselburg im Sturm zu nehmen.”22
Schriftliche Angaben über das westliche Grenzverteidigungssystem Transdanubiens stehen uns seit dem Ungarnzug Konrads II. zur Verfügung. Zur Grenzverteidigung wurden die Wälder, Sümpfe und Flüsse Transdanubiens, so unter anderem die natürlichen Schutzlinien der Flüsse Raab, Rábca, Lafnitz, Zala und Mur, ausgenutzt. Die in die Mitte des Landes führenden Kriegsstraßen wurden so angelegt, dass sie durch leicht zu verteidigende Tore (porta) führen sollten, welche auf die Straße quer standen und durch Holzgerüste verstärkt waren. So findet man das Russische Tor bei Verecke, die polnischen Tore am Fluss Poprád oder in Sáros bzw. die deutschen Tore in Kapuvár oder Radkersburg in Transdanubien.23
Die einen spezifischen Typ der Burgorganisation bedeutenden Grenzkomitate, Grenzgespanschaften sind eine der umstrittensten Organisationen der ungarischen Verwaltung der Árpádenzeit.24 Ihr lateinischer Name (marchia, confinium) kommt nur selten, meistens in den Gesetzen vor. In juristischem Sinne könnte eigentlich von Grenzgespanschaften, Grenzgespanen nur dann gesprochen werden, wenn man – nach westeuropäischem Vorbild – die direkte Abhängigkeit vom König nachweisen könnte. Das würde den Unterschied zwischen dem Grenzkomitat und der eigentlichen Grenzgespanschaft bedeuten. Dies kann am ehesten im Falle der „Marchia” zwischen der Donau und der Save nachgewiesen werden. Als alleinstehende Organisation verweist dies jedoch auf eine sehr frühe und nur ausnahmsweise ins Leben gerufene Praxis. Weniger wahrscheinlich, doch nicht unmöglich ist, dass die Bezeichnung „Sebes marchio” (1039) auf eine westliche Grenzgespanschaft (mit dem Zentrum in Wieselburg, Neutra [Nyitra/Nitra]) verweist. An die westliche Grenzlinie knüpft sich das Problem von Bergl (Oroszvár), Rusovce, gebaut auf die Ruinen des römischen Kastells Gerulata.25 Außer dem Ortsnamen, der einen ungarischen Chronisten um 1200 auf hier angesiedelte Russen folgern lässt, stehen uns keine weiteren Angaben zur Verfügung. Es wäre jedenfalls auffällig gewesen, wenn zwischen die Grenzverteidigungsorte eines leicht bewaffneten Hilfsvolks schwer bewaffnete Waregen angesiedelt worden wären.
Übrigens scheint es glaubwürdig zu sein, dass die durch das Land führende internationale Heerstraße im Norden und im Süden von einem Grenzgebiet mit besonderem Terminus verteidigt wird, das militärisch ausreichend befestigt ist. Von 1018 an ist es bekannt, dass diese Heerstraße zugleich zu einer ins Heilige Land führenden wichtigen Straße aufrückt, die über Raab (Győr) und Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) Transdanubien durchkreuzt. Zur gleichen Zeit wurde geklärt, dass die nahe der westlichen Grenze, vor allem am Fluss Waag gegründeten, später aufgelösten und in Komitate verschmolzenen Burggespanschaften (Bolondóc [Beckov], Freistadtl [Galgóc/Hlohovec] usw.) nicht als der Zuständigkeit des Komitatsgespans entzogene Grenzgespanschaften aufgefasst werden dürfen, sondern dass sie als Burggespanschaften charakterisiert werden können, die keinen Komitatshintergrund haben und Grenzwachaufgaben versahen26. Dem Gespan von Ödenburg konnte z. B. Babót unterstellt gewesen sein, vielleicht auch Kapuvár und Locsmánd. Unter den Einwohnern der Grenzgespanschaften sind die Wächter, die Schützen zu finden. Aufgrund der Gesetze gehörte nicht nur der militärische Schutz der Grenze des Landes, das Auskundschaften, sondern auch die Kontrolle des Außenhandelsverkehrs, der Ausfuhr von Pferden und Ochsen zu ihren Aufgaben.
Von Transdanubien führten zwei Hauptstraßen in Richtung Westen hin. Die Straße aus Gran verzweigte sich bei Raab, der eine Zweig folgte dem Lauf der Donau und erreichte die Landesgrenze beim Wieselburger Tor. Der andere Zweig führte um den Neusiedler See und bog sodann durch Kapuvár und das Ödenburger Tor nach Westen ab. Die nördliche Straße führte durch die Schanzen der Leithagegend und Kapuvár. Diese letztere tat der Überschwemmung mit Wasser Einhalt. Auch die vom Süden ins Landesinnere führenden Straßen wurden mit ähnlicher Sorgfalt verteidigt. Die ersten Schanzen der aus Pettau kommenden sog. Italienischen Straße (via Latinorum), der Fortsetzung der Bernsteinstraße, standen bereits bei Radkersburg an dem Mur, während die Verteidigungsanlagen der aus Fürstenfeld kommenden deutschen Straße (via Theutonica) am Fluss Lafnitz errichtet wurden. Nach ihrer Vereinigung gingen die beiden Straßen bei Eisenburg (Vasvár) über eine weitere, sogar heute vorhandene 3–4 Meter hohe Schanze und eine vier Meter breite Kontrollstelle, um dann ungehindert ins Landesinnere, nach Wesprim (Veszprém) und Székesfehérvár zu führen.
3. Kämpfe an der Grenze
Über den Angriff des Kaisers Konrad II. gegen Ungarn im Jahre 1030 stehen uns wichtige Informationen zur Verfügung. Das deutsche Heer drang tief in Transdanubien ein, doch – wie mehrmals im 11. Jahrhundert – sahen sie sich gezwungen, wegen Schwierigkeiten des Nachschubs zurückzukehren.27 Das mächtige Heer bestand außer den zahlreichen Bayern auch aus Lothringern, und böhmische Hilfstruppen waren ebenfalls unterwegs. König Stephan I. erkannte wahrscheinlich richtig den geringeren militärischen Wert des ungarischen Heeres und wartete weise ab. Erst später gingen die ungarischen leicht bewaffneten Reiter in den Angriff über, und es gelang ihnen, die sich auf dem Rückweg befindenden Deutschenmit ihrem Guerilla Kampfstil so sehr zu schwächen, dass sie schließlich das kaiserliche Heer bei Wien umringen und gefangen nehmen konnten. Dieser Erfolg wurde zu einem der größten der ungarischen Kriegsgeschichte des 11. Jahrhunderts, die Ereignisse des Jahres 1051 im Vértes Gebirge bekräftigten die Richtigkeit dieser Strategie und Taktik.
Nach dem Tod Stephans I. gewannen die deutsch-ungarischen Kriege einen erneuten Schwung, als Peter Orseolo als vertriebener König von Ungarn im Oktober 1041 in Regensburg erschien und den Kaiser um Hilfe gegen seinen Rivalen, König Aba, bat. Nicht ohne jeglichen Grund sah Kaiser Heinrich III. darin eine Möglichkeit, nach dem Tod Stephans des Heiligen seinen Einfluss auf das in eine Krise geratene Ungarn auszudehnen, und innerhalb von einem Jahrzehnt führte er fünf Kriegszüge gegen Ungarn. Im September 1042 drang er bis zum Fluss Gran vor, 1043 versuchte er es am anderen Donauufer, bis es den Deutschen schließlich 1044 gelang, in kleinere Truppen unterteilt den ungarischen Grenzschutz zu überwinden und am 5. Juli unweit der Grenze, bei Ménfő, das Heer des Königs Aba in einer offenen Schlacht zu besiegen. Danach hielt Kaiser Heinrich Einzug in Stuhlweißenburg, in die Krönungsstadt der Ungarn, und setzte Peter eigenhändig in die Macht zurück, indem er ihm sogar die von Kaiser Otto III. geschenkte ungarische königliche Lanze zurückgab. 1045 finden wir Heinrich erneut in Stuhlweißenburg, wo er die Lanze wieder zu sich und damit das Land unter seine Lehnherrschaft nahm, doch Peter wurde von seiner inneren Opposition bereits im darauf folgenden Jahr zu Fall gebracht. Im Laufe dieser Kämpfe verlor Ungarn die Gebiete, die das Land im Jahr 1030 gewann und die Reichsgrenze wurde für mehrere Jahrhunderte den Fluss Leitha entlang stabilisiert.28
König Andreas I., der gerade zur Macht gelangte, sowie sein jüngerer Bruder Béla stellten sich 1051 entscheidend dem Angriff unter der Führung Heinrichs III., einem der vielleicht am besten organisierten deutschen Angriffe des Jahrhunderts. Die Deutschen griffen aus drei Richtungen an. Nördlich drangen sie von den Flüssen Waag und Neutra ein, während der Nachschub auf der Donau transportiert wurde. Der Kaiser umging mit dem Hauptheer den schwer zu durch dringenden Grenzschutz an den Flüssen Raab und Rábca, drang an der Mündung des Flusses Zala ins Land ein, und nahm seinen Weg direkt in Richtung Stuhlweißenburg. Der Schatz- und Münzfund von Zsennye und Bögöt, der wohl vor dem Feind versteckt worden war, wird mit diesem Angriff in Zusammenhang gebracht.29 Nach einer landesweiten Alarmierung ergriff das Heer Ende August die Offensive. Da jedoch die Ungarn dem Feind auswichen und die Ankunft des deutschen Nachschubs verhinderten, kehrte Heinrich am Anfang des Herbstes unverrichteter Dinge nach Hause. Auf seinem Heimweg bereiteten ihm die Ungarn im Vértes Gebirge einen schweren Verlust, so dass er nur nach großen Schwierigkeiten bis zum 25. Oktober in Hainburg ankam. Das Andenken an den Sieg der Ungarn im Vértes Gebirge wird bis in unsere Tage von einer Volkssage bewahrt, der Name des Gebirges wird von der Volksetymologie durch die weggeworfenen Schilde der Deutschen erklärt.30 1052 wurde Preßburg vom deutschen Kaiser erfolglos belagert, während – wenigstens laut einer ungarischen Volkssage – ein ungarischer Soldat, der Taucher Kund, die Schiffe mit dem für die deutschen bestimmten Nachschub versenkte.
Um die Macht für seinen fünfjährigen Sohn, Salomo sichern zu können, schloss Andreas I. Frieden mit den Deutschen und gewann Judit, die Tochter Heinrichs III. für seinen Sohn zur Gemahlin. Doch umsonst stellten ihm 1060 im Kampf gegen seinen Bruder Béla die Deutschen und Böhmen Hilfstruppen zur Verfügung, er erlitt eine Niederlage. Bald verstarb Andreas und sein Sohn Salomo wurde bei Kaiser Heinrich IV. in Sicherheit gebracht. Heinrich IV. kam seiner Pflicht tatsächlich nach und am Ende des Sommers 1063 setzte er in Stuhlweißenburg mit Hilfe seines großen Heeres Salomo auf den ungarischen Thron. Doch Salomo bzw. die ihn unterstützende deutsche Partei verwickelten sich in langwierige Kämpfe mit den Söhnen des Herzogs Béla, mit Géza und dem späteren König Ladislaus I.
Den Wendepunkt in der Herrschaft Salomos und der deutschen Partei bedeutete 1074 die Schlacht bei Mogyoród im Komitat Pest, wo die Herzöge den Sieg davontrugen. Salomo wurde endgültig aus der Macht verdrängt. Da er aber noch einige Befestigungen an der Grenze besaß, ermunterte er umsonst seinen Schwager, den deutschen Kaiser zur Einmischung. 1074 kehrte Heinrich ohne Kampf aus Ungarn heim, und verwickelte sich immer mehr in einen langwierigen, ihn oft mit dem Sturz bedrohenden Streit mit dem Papsttum. Ladislaus heiratete die Tochter des deutschen Gegenkönigs Rudolf, und als sich auch der Markgraf von Österreich gegen den Kaiser wandte, eroberte er von Salomo auch die Burg von Preßburg sowie die ungarische Krone zurück.
4. Ein neues System von Beziehungen
Als die bayrisch-ungarischen Beziehungen Ende der neunziger Jahre des 10. Jahrhunderts enger wurden, geschah es zu einer Zeit, wo sie für den Erfolg und Charakter der gesamten ungarischen Staatsgründung ausschlaggebend waren. In diesem Prozess fiel der Ostmark eine Vermittlungsrolle zu, die im Laufe des 11. und 12. Jahrhunderts sogar einen eigenartigen Charakter hatte. Namentlich bekannt ist uns z. B. der Regensburger Mönch, der mit dem Schiff die Donau hinabfuhr, und in Gran dem heiligen Emmeram zu Ehren Antifonen verfasste. 1053 flüchtete Chuono/Konrad, Fürst von Bayern, nach Ungarn, von wo er mit ungarischer Hilfe in Kärnten einbrach, und später um 1077 auch Graf Ekbert von Formbach.31 1060 ließ König Andreas I. vor den einbrechenden Truppen Bélas in die Burg Melk des Markgrafen von Österreich, Ernst seine Familie flüchten. 1063 schenkte die Witwe des Königs Andreas I. das sog. Schwert Attilas dem Herzog von Bayern, Otto II.32 Die Regierungszeit von Géza II. hat von unserem Gesichtspunkt aus eine besondere Bedeutung. In das von ihm in Cikádor, im Komitat Tolnau gestiftete Zisterzienserkloster kamen Mönche aus Heiligenkreuz. Die Schwester von Géza, Sofie, zog sich nach Vereitelung ihrer geplanten Ehe mit Heinrich Hohenstauf ins Kloster von Admont zurück. In jenen Jahren gelangte auch die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts in Salzburg illuminierte Admonter Bibel nach Csatár in Ungarn.33
Das Heer des von den Deutschen, vom Markgrafen von Österreich sowie dem Herzog von Bayern unterstützten Thronprätendenten Boris wurde von Géza II. im Gebiet zwischen der Fischa und der Leitha geschlagen. Dieser Kampf ist der erste Erfolg des ritterlich bewaffneten ungarischen Heeres. Bald sollte am norditalienischen Kriegszug im Heer desselben Heinrichs II. eine Truppe von mehreren hundert ungarischen Bogenschützen beteiligt sein. Im Jahre 1166 gewann der König von Ungarn, Stephan III., die Tochter des Herzogs von Österreich zur Gemahlin, Agnes, während die Tochter von Géza II. mit Leopold, Herzog von Österreich vermählt wurde.
Die Verselbständigung der östlichen Marken, die Stabilisierung des „werdenden Landes” und des selbständigen Ungarns, die Konsolidierung der mitteleuropäischen Machtverhältnisse sind Prozesse, die eng miteinander zusammenhängen. Darin spielen die Aktionen Heinrichs des Zänkers, die einen Auftritt des Reichs in Ungarn unmöglich machten, eine ebenso wichtige Rolle, wie die friedlichen Jahrzehnte, welche mit der Eheschließung Stephans und Giselas ihren Anfang nahmen. Der Klassiker der ungarischen Historiographie, Bálint Hóman führte die besondere Beziehung zwischen der Ostmark, Bayern bzw. Ungarn auf rein psychische Ursachen zurück: „Was ihren Charakter und ihre Bildung anbelangt, standen die Ungarn den Bayern viel näher als ihren Nachbarn. (...) In den Bayern jedoch lernten sie ausgezeichnete Krieger, disziplinierte Soldaten, offene Feinde, ehrliche Freunde und ein unabhängiges Volk wie sie es selbst waren, kennen. (...) Das Bild ist zwar übertrieben und idealisiert, doch auch heute, wie in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist man der Meinung, dass der Weg der Ungarn zur westeuropäischen Zivilisation durch die konsolidierten Beziehungen zur Ostmark und zu Süddeutschland führte.”34 Gegenüber der übertriebenen Meinung der mittelalterlichen Chronisten, die den Sieg der Habsburger in der Schlacht auf dem Marchfeld (Dürnkrut) ausschließlich der Hilfe der Ungarn zuschrieben, sind wir der Meinung, dass die österreichisch-ungarische Schicksalsgemeinschaft im 10.–11. Jahrhundert ihren Anfang nahm.
Anmerkungen
1
Herwig WOLFRAM, Die Geburt Mitteleuropas. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung, 378–907, Wien, 1987. S. 373–375.: Diese Nachricht der Salzburger Annalen enthält nicht bloß die älteste Nennung Wiens, sondern auch die früheste Erwähnung der Ungarn durch einen bayerischen Beobachter. Wien und die Ungarn traten also gemeinsam in die Geschichte ein; eine Verbindung, die trotz des stürmischen Beginns bis heute anhält; György GYÖRFFY, Der Donauraum zwischen Bayern, Mähren und Ungarn im 10. Jahrhundert, in: Baiern, Ungarn und Slawen im Donauraum, Wien 1991, S. 43. ff. (Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Österreichs 4.)
2
Gábor KISS–Endre TÓTH–Balázs ZÁGORHIDI CZIGÁNY, Savaria-Szombathely története a város alapításától 1526-ig [Geschichte von Szombathely-Steinamanger von seiner Gründung bis 1526], Szombathely, 1998, S. 110.
3
László VESZPRÉMY (Hrsg.), Simonis de KÉZA, Gesta Hungarorum. Simon of Kéza, The Deeds of the Hungarians. Übers. Frank SCHAER, Budapest–New York, 1999, S. 112. (Kap. 48.)
4
Ebd. Kap. 48. S. 112.
5
Sándor DOMANOVSZKY (Hrsg.), Chronicon Monacense, in: Scriptores rerum Hungaricarum. Hrsg. von Imre SZENTPÉTERY. Bd. II, Budapest, 1938, (Reprint. Budapest, 1999.), S. 68–69. – Für die Lokalisierung s. Alois ZAUNER, Die Anfänge des Landes ob der Enns, in: Österreich in Hochmittelalter, 907 bis 1246. Hrsg. von Anna M. DRABEK, S. 201.
6
Chronicon Monacense (wie oben Anm.5.), S. 58. und Sándor DOMANOVSZKY (Hrsg.), Chronicon Pictum in Chronici Hungarici compositio saeculi XIV, Bd. I., S. 259–260. (SRH)
7
H. WOLFRAM (wie oben Anm. 1.), S. 308.; György GYÖRFFY, Stephan der heilige, Budapest, 1988, S. 40.; György GYÖRFFY, Landnahme, Ansiedlung und Streifzüge der Ungarn, in: Acta Historica Academiae Scientiarum Hungaricae, 31 (1985) S. 231–270.; István BÓNA, A magyarok és Európa a 9–10. században [Die Ungarn und Europa im 9.–10. Jahrhundert], Budapest, 2000, S. 76–81.; von österreichischer Seite: Fritz POSCH, Die deutsch-ungarische Grenzentwicklung im 10. und 11. Jahrhundert auf dem Boden der heutigen Steiermark, in: Südostforschungen 11 (1963) S. 126–139.; DERS., Die Leistungen der Steiermark im Kampf gegen Ungarn, in: 800 Jahre Steiermark und Österreich 1192–1992, Graz, 1992, (Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark, Band 25.) S. 61–72.
8
I. BÓNA (wie oben Anm.7.), S. 80. – Bóna, wie viele ungarische Forscher, meint, dass Gizo mit Fürst Géza identisch wäre.
9
István BÓNA, Az Árpádok korai várai [Die frühen Burgen der Arpaden], Debrecen, 1998, S. 18.
10
Lóránd BENKŐ (Hrsg.), A magyar nyelv történeti etimológiai szótára [Das historisch-etymologische Wörterbuch der ungarischen Sprache], Band 2, Budapest, 1971, S. 1084–1085. (Auch veröffentlicht als Etymologisches Wörterbuch des Ungarischen).
11
Gy. GYÖRGY, István király és műve (wie oben Anm. 7.), S. 82–86.
12
Jakob BLEYER, Die germanischen Elemente der ungarischen Hunnensage, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, 31 (1907) S. 429–599.; Bálint HÓMAN, Geschichtliches in Nibelungenlied, Berlin-Leipzig, 1924. (Ungarische Bibliothek. Für das Ungarische Institut an Universität Berlin. Hg. von Robert GRAGGER. 1. Reihe, Band 9.); Péter SIMON V., A Nibelungének magyar vonatkozásai [Die ungarischen Beziehungen des Nibelungenliedes], in: Századok, 112 (1978) S. 271–325.; A. BERCZIK, Vermutliche ungarische Spuren im Nibelungenlied, in: Akten des V. Internationalen Germanisten-Kongresses. Jahrbuch für internationale Germanistik, Reihe A II, Bern und Frankfurt, 1976, S. 383–388.; Luitfried SALVINI-PLAWEN, Zur Datierung des Nibelungenliedes. Bezüge zum Haus Andechs-Meranien, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 103 (1995) S. 26–43.
13
Max WELTIN, Markgraf Rüdiger von Bechelaren – eine historische Figur?, in: Philologica Germanica (Wien), 12 (1990) S. 181–193. – Ihrer Meinung nach ist im Manuskript eindeutig „Sizo” zu lesen. (S. 182.) Mit einer weiterer Literatur, auch mit Angaben darüber, dass die österreichischen Analisten gegen Ende des 13. Jahrhunderts im Nibelungenlied eine Geschichtsquelle gesehen hatten (S. 189.). S. noch: Karl BRUNNER, Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert in Österreichische Geschichte 907–1156. Hrsg. von Herwig WOLFRAM, Wien, 1994, S. 169–170.
14
Jenő SZÛCS, Theoretische Elemente in Meister Simon von Kézas Gesta Hungarorum 1282–1285, in: DERS., Nation und Geschichte: Studien. Köln–Wien–Graz–Budapest, 1981, S. 263–328.; eine Variante in englischer Sprache in Simonis de Kéza, Gesta Hungarorum (s. wie oben Anm. 3.) S. XXIX–CCII. – Für die hunnisch-ungarische Identität s.: András RÓNA-TAS, Hungarians and Europe in the Early Middle Ages. Budapest-New York, 1999, S. 423–428.; László VESZPRÉMY, La tradizione unno-magiara nella Cronaca universale di fra’Paolino da Venezia, in: Spiritualita e lettere nella cultura italiana e ungherese del basso medioevo. Hrsg. v. S. GRACIOTTI, C. VASOLI. Firenze, 1995. S. 355–375.; Jennifer WILLIAMS, Etzel der rîche, in: Europäische Hochschulschriften, Reihe1. Band 364., Frankfurt, 1981.
15
Simon von Kéza (wie oben Anm. 3.), S. 163., 161.; Emil PLOSS, Zeizenmure und die Helchenburg, in: Forschungen und Fortschritte, 31 (1957) S. 208–215.; zu den Textvarianten Traismauer und Zieselmauer s. Karl BRUNNER (wie oben Anm. 13.), S. 103.; Heinz DOPSCH, Die Hengistburg, Wildon und die Herkunft der Grafen von Güssing, in: Die Güssinger: Beiträge zur Geschichte der Herren von Güns/Güssing und ihrer Zeit (13/14. Jahrhundert). Hrsg. von. Heide DIENST und Irmtraut LINDECK-POZZA, Eisenstadt, 1989, S. 185–196.; Helmut FRIEZBERG, Die Burgen Wildon und Neuwildon, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Steiermark 84 (1993) S. 41–50.; Erik FÜGEDI, Das mittelalterliche Ungarn als Gastland, in: Deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, Sigmaringen, 1975, S. 471–507.; Erik FÜGEDI und János M. BAK, Fremde Ritter im mittelalterlichen Ungarn, in: Questiones Medii Aevi Novae, 3 (1998) S. 3–18.
16
György GYÖRFFY (Hrsg.), Die Gründungsurkunde von Pannonhalma: Diplomata Hungariae antiquissima. Vol. I. 1000–1131, Budapest 1992, S. 25–41. Faksimileausgabe in: György GYÖRFFY (Hrsg.), Chartae antiquissimae Hungariae ab anno 1001 usque ad annum 1196, Budapest 1994, (Nr. 1.) – Es sei der Krieg mit Heinrich der Zänker: in Géza ÉRSZEGI, Szent István pannonhalmi oklevele. Oklevéltani-fiológiai kommentár [Die Urkunde des heiligen Königs Stephan für Pannonhalma. Ein diplomatisch-philologischer Kommentar], in: Imre TAKÁCS (Hrsg.), Mons Sacer. Band I., S. 51. Oder sei das ein Zivilkrieg; s. darüber György GYÖRFFY, István király és műve [König Stephan und sein Werk], Budapest, 1977, S. 117 und Gyula Kristó, Magyarország története 895–1301 /Geschichte Ungarns, 895–1301/. Budapest, 1998, S. 89.
17
F. POSCH (wie oben Anm. 7.)
18
Elisabeth SCHUSTER, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen, Wien 1989–1994, (Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Reihe B, 3 Bände). Vgl. noch dazu DIES., Niederösterreichische Ortsnamen magyarischer Herkunft, in: Unsere Heimat, 66 (1995) S. 291–300; Alexander Karl ROZMÁN, Ortsnamen magyarischer Herkunft in Niederösterreich – ein Indiz für magyarische Siedlung bis zur Enns? In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 106 (1998) S. 426–431.; Max WELTIN, Ascherichsbrvgge – Das Werden einer Stadt an der Grenze. NÖLA, in: Mitteilungen aus dem Niederösterreichischen Landesarchiv, 10 (1986/87) S. 1–5.: schreibt, dass nicht Ascherich, der umstrittene angebliche erste Erzbischoff von Gran dem Ort (Bruck an der Leitha) seinen Namen gegeben habe, (...) dieser Ascherich erst (...) nach den Ungarnkriegen der Jahre 1042 bis 1045 an der Leitha niedergelassen hat.
19
Herwig WOLFRAM, Die ungarische Politik Konrads II, in: The Man of Many Devices. Who Wandered Full Many Ways. Festschrift in Honour of János M. BAK. Hrsg. von Balázs NAGY und Marcell SEBŐK, Budapest-New York, 1999, S. 460–469.
20
Der ungarische anonyme Notar, „Magister P” schreibt um 1200 mit Sicherheit: eines Tages überquerten die Römer (...) den Grenzfluss zwischen Pannonien und dem Gebiet der Deutschen (...) Lafnitz genannt (...). S.: Die „Gesta Hungarorum” des anonymen Notars. Die älteste Darstellung der ungarischen Geschichte. Hrsg., übersetzt von Gabriel SILAGI, unter Mitarbeit von László VESZPRÉMY, Sigmaringen, 1991, S. 112–113.
21
J. G. ECCARDUS, Corpus historicum medii aevi. Band II, Leipzig 1723, S. 1345. Zitiert von Gy. GYÖRFFY, István király és műve (wie oben Anm. 16.), S. 300. und Gyula KRISTÓ (Hrsg.), Az államalapítás korának forrásai [Quellen der ungarischen Staatsgründung], Szeged 1999, S. 160–162.
22
Hansgerd GÖCKENJAN, Hilfsvölker und Grenzwächter in mittelalterlichen Ungarn, Wiesbaden 1972, S. 5–11.; Géza ÉRSZEGI, Die Obere Wart, in: Die Obere Wart. Festschrift zum Gedenken an die Wiedererrichtung des Oberen Warts im Jahre 1327. Hrsg. von Ladislaus TRIBER, Oberwart 1977, S. 117–161.
23
Gábor KISS–Endre TÓTH, A vasvári „római sánc” és a „katonák útja” időrendje és értelmezése. Adatok a korai magyar gyepűrendszer topográfiájához [Die Chronologie und Interpretation des „römischen Walles” und der „Heerstrasse” zu Vasvár/ Eisenburg. Angaben zur Frühgeschichte des „gyepű”–Verhauensystems in Ungarn], in: Communicationes Archeologicae Hungariae, 1987 S. 101–137.
24
Attila ZSOLDOS,: Confinium és marchia. Az Árpád-kori határvédelem néhány intézményéről [Confinium und marchia. Über einige Elemente der Grenzverteidigung in der Arpadenzeit], in: Századok, 134 (2000) S. 99–116.
25
Magda PICHLEROVÁ, Gerulata und seine Rolle im Bratislavaer Tor, in: Archeologické rozhledy, 38 (1986) S. 435–445.
26
A. ZSOLDOS (wie oben Anm. 24.)
27
H. WOLFRAM (wie oben Anm.1.); s. auch seine Monographie über Konrad II.; Bruno GEBHARDT, Handbuch der deutschen Geschichte, Band I. Frühzeit und Mittelalter, Stuttgart 1959, (4er Nachdruck) S. 225.
28
Eine kleine Zusammenfassung von Csaba SZABÓ, Die militärischen Aspekte der deutsch-ungarischen Beziehungen während der Salierzeit, in: Ungarn-Jahrbuch, 21 (1993–94) S. 1–18.
29
Gábor KISS, Régészeti adatok Vas megye 10–11. századi történetéhez [Archeologische Angaben zur Geschichte des Komitates Vas/Eisenburg im 10.–11. Jahrhundert], in: Vasi Szemle, 50 (1996) Nr. 3. S. 332–333.
30
Über die Volksetymologie des Wortes „Vértes” s. Lajos KISS (Hrsg.), Földrajzi nevek etimológiai szótára [Etymologisches Wörterbuch der geographischen Namen], Band II. Budapest 1988, S. 755–756. Das Wort „Vért” heißt „Schield”.
31
M. WELTIN, Markgraf Rüdiger (wie oben Anm. 18., S. 193.) mit weiteren Beispielen, wie Markgraf Diepold II. vom Cham-Vohburg und der berühmte „comes Boto, cognomento Fortis”; vgl. noch darüber Fritz POSCH, Die Herrschaft Riegersburg und Graf Poto (auch Boto) und seine Erben, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Steiermark, 83 (1992) S. 127–163.
32
István FODOR, A bécsi szablya és a prágai kard [Der Wiener Säbel und das Prager Schwert], Szeged, 2000, S. 1–20.; Zoltán TÓTH, Attila’s Schwert, Budapest 1930.
33
Tünde WEHLI, Die Admonter Bibel, in: Acta Historiae Artium Academiae Scientiarum Hungaricae, 23 (1977) S. 173–285.; für die anderen liturgischen Kontakte s. László VESZPRÉMY, Legkorábbi hazai sacramentariumaink [Die frühesten Sakramentaren in Ungarn], in: László NAGY SELESTEI (Hrsg.), Tanulmányok a középkori magyar- országi könyvkultúráról [Studien über die mittelalterliche Buchkultur in Ungarn], Budapest 1989, S. 121–135.; DERS., Szentkultusz korai liturgikus kódexeinkben [Heiligenverehrung in den frühen liturgischen Büchern in Ungarn], in: Ars Hungarica, 17 (1989) S. 15–22.
34
Bálint HÓMAN, Magyar történet [Ungarische Geschichte], Budapest 1941, (7. Aufl.) S. 170–171.