II.
Projekte
B) Die Gewässer des Karpatenbeckens
– Die Rolle des „Wassers” in der ungarischen Gesellschaft
1. Die Naturgegebenheiten Ungarns
Die Erhaltung der Naturgegebenheiten Ungarns, die Nutzbarmachung dieser natürlichen Beschaffenheit und die Verminderung der für Menschen schädlicher Vorgänge gehören zu den strategischen Aufgaben, die von der jeweils amtierenden Staatsverwaltung und den Intellektuellenschichten der Gesellschaft übernommen werden sollen. Eine der wichtigsten, auf dem Staatsgebiet der Republik Ungarn befindlichen Naturgegebenheiten sind die reichen Wasserressourcen. Da „Wasser” als eines der „grundlegendsten Rohstoffe” des 21. Jahrhunderts (bereits der Gegenwart) zu werten ist, müssen die Möglichkeiten des nachhaltigen Zusammenlebens mit und der Nutzbarmachung von den Wasserressourcen in Ungarn vorrangig erforscht werden.
Wir betrachten die von der EU immer wieder (und eindringlicher) bevorzugt behandelten Grundprinzipien zur Umweltwirtschaft als maßgebend. (Die Grundprinzipien betreffend den Schutz unserer Umwelt und der nachhaltigen Entwicklung.) Und wir betrachten die Grundprinzipien der EU zur Wasserbewirtschaftung („Wasserrichtlinien”) als maßgebend. (Diesen Grundprinzipien folgend betrachten wir es als wünschenswert, dass das Verhältnis zwischen Mensch und Natur im Karpatenbecken auf neue Grundlagen gestellt werden soll.) Dieses neue Verhältnis – in Verbindung mit den Wasserressourcen – soll auf einer Harmonie von Erhaltung, Instandhaltung, Nachhaltigkeit und Nutzbarmachung der Oberflächen- und Grundwasserressourcen beruhen. Unter Nutzbarmachung oder Nutzung verstehen wir sowohl die Anwendung der Wasserressourcen auf dem Gebiet der Naturbewirtschaftung wie für den menschlichen Verbrauch.
Im Bereich der Wasserbewirtschaftung stehen Ungarn in den kommenden Jahrzehnten die folgenden Wasserressourcen zur Verfügung:
a) Das von den Landesgrenzen umfasste Staatsgebiet der Republik Ungarn erstreckt sich über den unteren Teil des Karpatenbeckens. Dies ist das Einzugsgebiet der aus den Karpaten auf die ungarischen Tiefebenen herabströmenden Flüsse. Es sind zum Teil diese Oberflächengewässer, zum Teil die reichen (in ständiger Bewegung befindlichen) Grundwasserressourcen des Karpatenbeckens, die das Staatsgebiet der Republik Ungarn zu einem im gesamten Ostmitteleuropa einzigartigen Wasserressourcengebiet machen. Diese natürliche Beschaffenheit sichert den Bewohnern des Karpatenbeckens seit der letzten Eiszeit (vor 12 000 Jahren) eine ihrer Einkommensquellen. Und diese natürliche Beschaffenheit schuf die nötigen Voraussetzungen für eine reiche Pflanzen- und Tierwelt.
Diese natürliche Beschaffenheit war aber auch der Grund dafür, dass bis zum 19. Jahrhundert 26–30 % des heutigen Staatsgebietes ein Wasser durchströmtes Gebiet war. Zur Zeit der bürgerlichen Entwicklung (19.–20. Jahrhundert) wurden diese Gebiete durch Entwässerung besiedelbar gemacht, und es wurde versucht das Wasser aus diesen von Hochwasser bedrohten Gebieten so schnell wie möglich abzuleiten. Die Entwässerung dieser Gebiete bzw. die „Abführung” der Gewässer aus der Großen Ungarischen Tiefebene (Alföld) wurde durch den wachsenden Bedarf an Lebensmitteln, vor allem an das für die Erzeugung von Samenprodukten erforderliche Ackerland nur noch beschleunigt. Heute besteht der Bedarf an dem Letzteren entweder gar nicht oder nur zum Teil.
Der Hochwasserschutz ist auch weiterhin – wie wir es im Folgenden sehen werden – als eine vorrangig zu behandelnde Verpflichtung anzusehen. Aber diese Verpflichtung kann nicht einfach durch den – wie im 19. Jahrhundert erfolgten – Bau von Deichen abgetan werden. Die Fluss- und Flutbetten sind durch das Volumen der Wassermengen bei Hochwasser überfordert. Die vorhandenen Deiche können nicht weiter erhöht werden. Der Vorschlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 2000 scheint wohl überlegt: der übermäßige Wasserzufluss bei Flut- und Hochwasser soll nutzbar gemacht werden; das Wasser soll nicht aus dem Staatsgebiet vorschnell abgeführt werden, sondern eher durch die Wiederherstellung der alten „Feuchtgebiete”, durch die Errichtung von neuen Rückhaltebecken „aufgefangen” werden. (Die Geochemie schenkt erst in letzter Zeit der wertvollen Zusammensetzung der aus den Bergen herunterströmenden Gewässer und ihrer Reichhaltigkeit an Spurenelementen größere Beachtung.) Außerdem ist die Gewährleistung eines – durch die Nutzung dieser Rückhaltebecken ermöglichte – „Wasserüberflusses” (Überfluss an nutzbaren Wassermengen) auf der Großen Ungarischen Tiefebene erforderlich, was nur durch die Gewährleistung eines ökologisch fein abgestimmten, organischen Verhältnisses zwischen Becken und Fluss ermöglicht werden kann. (So wie dies bei dem Theiß-See in den Jahren zwischen 1970 und 1990 geschehen ist – und heute international als ein „lebendiges Beispiel” für ökologischen Naturschutz gilt.)
Heute sehen wir uns nicht mehr gezwungen die Binnengebiete zu entwässern. Wir benötigen nicht mehr Ackerland für die Erzeugung von Lebensmitteln als bereits vorhanden. Wir sollten – vielleicht vorübergehend – im Karpatenbecken die Felder nicht in erster Linie mit Samenprodukten bebauen, sondern diese eher für die ländliche Entwicklung und für die Erzeugung von speziellen Lebensmittelarten nutzbar machen. Der Zwang des internationalen Marktes (Überfluss an Lebensmitteln in Europa), welches im Moment als eine Benachteiligung empfunden wird, kann zu unserem Vorteil verwendet werden. Der an Wasserressourcen reiche Lebensraum und die Erzeugung von Pflanzen- und Tierkulturen in der Lebensmittelproduktion, die auf reiche Wasserressourcen angewiesen sind (Auenwirtschaft, Fischzucht, Errichtung von Einrichtungen zur Produktion von Energie usw.), sowie die Nutzung des damit verbundenen Tourismus und der Freizeitgestaltung (Bäder, Gesundheitsinstitutionen usw.) können die Voraussetzungen für das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen werden. All dies regt zum Schaffen von neuen Lebensbedingungen an. (Diese neuen „auf die Nutzung der Wasserressourcen basierten Lebensbedingungen” wären vergleichbar mit der Lebensart der Menschen des 19. Jahrhunderts. Nur geschähe dies heute auf eine geregelte „menschenfreundliche” Weise.)
Die wohl bedachte Bewirtschaftung der Oberflächengewässer mahnt ebenfalls zur „Erhaltung” der Grundwasserressourcen. Obwohl es als umstritten gilt, dass eine unmittelbare Beziehung zwischen den „beiden Wasserressourcen” bestehen soll, wäre durch das Anwachsen der Oberflächenwasserressourcen die Aushebung der Schichtengewässer (für die Melioration) nicht mehr unbedingt erforderlich und es würde die nachhaltige Nutzung der näher an der Oberfläche befindlichen Grundwasserressourcen ermöglichen.
b) Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert des sich immer weiter beschleunigenden Klimawandels sein. Auch wenn die Fachexperten bislang heftig über das vermeintliche Tempo und die Art, also Temperaturrichtung – Erwärmung, Abkühlung usw. –, des Klimawandels diskutieren, ist doch eins sicher, dass nämlich unsere Region von extremen Wetterereignissen heimgesucht werden wird. Extreme Wetterereignisse mit Hinsicht auf Niederschlag: Ein Großteil des Niederschlages wird im Winter in Form von Schnee niederfallen, was zur ständigen Hochwassergefahr entlang den in den Karpatenbecken einfallenden Flüssen führen wird. Gleichzeitig wird die Sommerperiode arm an Niederschlag sein, was mit der Zeit zur langsamen Verödung der Großen Ungarischen Tiefebene führen kann. Mit Hinsicht auf die zukünftigen Aufgaben lassen sich die folgenden Schlussfolgerungen ziehen:
• Dem Hochwasserschutz soll mehr Aufmerksamkeit und Energie zugewandt werden und zwar im Sinne des oben beschriebenen: Das Fließgewässer soll nicht so schnell wie möglich aus dem Land getrieben, also abgeführt, werden, im Gegenteil es sollen lediglich die überflüssigen Wassermengen das Staatsgebiet verlassen. Hierzu sind sowohl die Errichtung von Verbauungen wie die Geltendmachung einer modernen, nachhaltigen Wasserbewirtschaftung erforderlich. (Die Politiker müssen zur Kenntnis nehmen, dass die jugendlich gefühlsgeladenen Schösslinge der unsere Zeitgeschichte formenden Vorstellungen über den Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich des Umweltschutzes überall in der Welt beschnitten werden. Dies geschieht doch gerade aus dem Grund um die Entwicklung eines bedachten und umsichtigen Umweltschutzprogramms zu fördern. Die feindliche Haltung gegen Wasserbauwerke muss abgeschafft werden, welche durch Zufall im Jahre 1989 in Ungarn eine in immer breiteren Kreisen waltende Feindlichkeit gegenüber der Wasserbewirtschaftung auf die Ebene der Politik erhob und bis heute es nicht geschafft hat sich von dort wegzubewegen. Der Umweltschutz wird heute bereits europaweit als eine bewusste Kooperation zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen angesehen und nicht als ein Arena für das Ausfechten von parteipolitischen Ansichten sowie für die Vorführung der Geistesblitze unruhiger Intellektuellen mit schwachen Nerven.)
• Die extremen Niederschlagwerte und Wetterereignisse tragen zur wachsenden Häufigkeit von „Regen-Hochwasser” bei. Die geomorphologischen Gegebenheiten Ungarns und die ausgedehnten Einzugsgebiete der zwei großen Ströme (Donau und Theiß) führten in den vergangenen Jahrzehnten zur Ausbildung von zahlreichen „Klein-Fließgewässern”. Diese eignen sich als Orte für die Errichtung von regionalen (lokalen) Wasserwirtschaftszentren, wo also eine lokale wassernahe Lebensart, und wo die für eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung benötigenden Pflanzen und Tierkulturen angesiedelt werden können. (Auf dem Gebiet Ungarns liegt die Anzahl der bewiesen als regionale Wasserwirtschaftszentren errichteten Institutionen um die 140.) Die systematische Aufstellung von solchen Wasserwirtschaftszentren und ihre vorrangige staatliche Förderung ist dadurch gerechtfertigt, dass zu einem die in Folge des Rückgangs der Lebensmittelproduktion lokal anwachsende Arbeitslosenzahl zurückgehen könnte, zum anderen die Einwohnerzahl des ländlichen Raumes gewährleistet wäre sowie die immer häufigeren „Regen-Hochwasser” abgewehrt werden könnten.
• Der in Folge von extremen Wetterereignissen (sowie der Abschaffung der Tiefpflügung des Ackerlandes) anwachsenden Binnenwassergefahr soll ebenfalls besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die gegenwärtig im Durchschnitt 100–200 000 Hektar großen Überschwemmungsflächen sollen mit Hinsicht auf ihre möglichen „Auswirkungen” auf die Umwelt genauestens erforscht werden und die Ergebnisse dieser umsichtigen Untersuchungen müssen bei der Gestaltung der zukünftig wirksamen Wasserwirtschaft- und Lebensmittelproduktionsprinzipien mit bedacht werden. Eine moderne „Binnenwasserbewirtschaftung” soll eingeführt werden, die gleichermaßen den Anforderungen, die gegenüber der Lebensmittelproduktion, der Energiewirtschaft (Energiegras) wie der Raumbewirtschaftung-Umweltschutz gestellt werden, entspricht.
c) Im 21. Jahrhundert wird der Bedarf an Wasser anwachsen. Der Wasserbedarf der auf geschrumpften Flächen betriebenen Lebensmittelproduktion, aber auch der Industrie wird weit größer sein als früher. Der Wasserbedarf der Bevölkerung – vor allem an gesundem Trinkwasser – wird unentwegt ansteigen. (Aber auch die Staaten, die sich für die Einführung von Wassersparmaßnahmen entschieden haben, werden keine Ausnahme bilden.)
d) Die nachhaltige Nutzung der Gewässer des Karpatenbeckens und die damit verbundene Wasserbewirtschaftung kann nur mit Einbeziehung der verschiedenen Verwaltungsebenen und den Intellektuellen Ungarns und der Nachbarstaaten erreicht werden. Zur Ausarbeitung der Rahmenbedingungen für eine solche Kooperation und zur Ausführung der Aufgaben ist Ungarn bestimmt als das Land, welches im unteren Teil des Karpatenbeckens liegt. Die Förderung, Planung und Betreibung einer solchen Kooperation liegt eindeutig im Interesse Ungarns. (Für diese Zielsetzung lohnt es sich sowohl die soziale-politische Organisationskraft als auch das wissenschaftliche und finanzielle Potential des Institutes einzusetzen, insbesondere seitdem wir auf die Förderung und moralische Unterstützung von Herrn Prof. László Bitó rechnen dürfen.) Die Errichtung eines wirksamen Wasserbewirtschaftungssystems im Karpatenbecken kann ein Musterbeispiel für die von der EU so stark geförderten „grenzüberschreitenden” Projekte werden.
2.) Die Auswirkungen der Wasserbewirtschaftung auf die Lebensbedingungen und die Fachverwaltung
a) Umweltwirtschaft und Umweltschutz. Die Lebensräume der kleinen Regionen – die am meisten von der Entvölkerung betroffen sind und somit der „Verwilderung” ausgesetzt sind – können somit erhalten werden, es werden Arbeitsplätze im Bereich des Gesundheitstourismus, der Freizeitgestaltung (Boots- und Angelplätze, Ausflugsorte, Sanatorien) geschaffen.
b) Wachsende Möglichkeiten für hochwertige Lebensmittelproduktion. Zu einem wird der Wasserbedarf von Bewässerungskulturen gedeckt und zum anderen wird die Liste der hochwertigen Produkte ergänzt – ausgedehnte Flächen für Auenwirtschaft (Tierzucht, Pflanzenanbau) und wachsende Zahl von Fischzuchtorten. (Die Letzteren könnten zur Behebung von allgemeinen Volksgesundheitsproblemen beitragen wie der übermäßige Verbrauch von Lebensmitteln mit herausragend hohem Cholesteringehalt und zum Rückgang der Anzahl von Kreislauferkrankungen führen.) Mit Hinsicht auf die Organisation und Struktur der Fischzucht sollten die Jahrhunderte lang angewandten Methoden neu überdacht werden: Anstatt der Zucht von Fischen, die in den Boden eingegrabenen Fischteichen der Großen Ungarischen Tiefebene leben und deren Fleisch ungenießbar nach Schlamm schmeckt und schlechter Qualität ist, sollte mit Hilfe von künstlichen Bauwerken auf die Zucht von Fischen – die in ständiger Bewegung gehalten werden — in Fließgewässern übergegangen werden.
c) Unterstützung zur Erhaltung der Siedlungsstruktur des ländlichen Raums. Die Anzahl der lebensfähigen Siedlungen soll anwachsen und zwar mit der Abrufung der für Umweltwirtschaftung bereitgestellten Förderungsmittel durch das Schaffen von Arbeitsplätzen und durch die Unterstützung der Bereicherung der kleinen Regionen.
d) Die Sicherung der Durchfahrt auf den Wasserverkehrswegen. Hierbei geht es in erster Linie um die Neuorganisation der Donau, aber darüber hinaus um die Neuorganisation des gesamten Wasserverkehrssystems – mit seinen Brücken, Flussüberfahrten und seinen Lebensräumen – mit Berücksichtigung der neuen Verkehrswege der EU und der neuen Siedlungsstruktur.
e) Die Ausdehnung des Heilwasserprogramms.
f) Beitrag zum Energieprogramm. Die Energie des 21. Jahrhunderts soll „sauber” oder so sauber wie nur möglich sein. Heute sind weltweit alle Staaten – nicht zuletzt die aus dem Kyoto-Abkommen ausgetretenen Vereinigten Staaten von Amerika – bestrebt solche sauberen Energieträger zu nutzen. Die Wasserenergie wird niemals einen führenden Platz auf der „Liste der Traum-Energieträger” einnehmen, aber diese Art der Energie kann je nach der geomorphologischen Beschaffenheit einer Region einen durchschnittlichen Wert von 8–14 % erreichen. Ungarn zählt wegen dem geringen Fallwinkel der Oberflächenbeschaffenheit – und somit seiner Fließgewässer – zu den benachteiligten Ländern. Doch in Folge seiner reichen und ausgedehnten Fließgewässer stehen auch Ungarn eine Reihe von beachtenswerten Möglichkeiten zur Nutzung der Gewässer offen.
• Das Anliegen des Wasserkraftwerks Bős-Nagymaros kann nicht weiter umgangen werden. Es müssen Entscheidungen getroffen werden und die Tätigkeit des Fachexpertenkomitees der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, die in 1998 plötzlich eingestellt wurde, muss fortgesetzt werden. (Hierzu erhielt das Europa Institut Budapest Anregung zu einem von Seiten einer Privatstiftung – die sog. Bitó-Unterstützung – und zum anderen von Seiten der Staatsverwaltung – eine Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt und Wasserwirtschaft.)
• Die Untersuchung der zukünftigen Möglichkeiten für die Anwendung des „Zwergwasserkraftwerkprogramms”, vor allem in Transdanubien und im nördlichen Teil Ungarns, auf Grund der reichen Erfahrungen in Westeuropa, scheint erfolgversprechend. (Diese machen mit Hilfe von Bauwerken von der Bewegungsenergie der Fließgewässer Gebrauch und ergänzen damit die örtliche Energieversorgung. Die Auffassung, die neben den großen Energieproduktionssystemen für die Deckung des Energiebedarfs vor Ort die Errichtung von zahlreichen lokalen Energiebasen anzielen würde, soll nicht außer Acht gelassen werden. Hierzu sind Energiequellen wie Wasser, Wind, örtliche organische Abfallentsorgung geeignet.)
g) Die Flusstäler und Einzugsgebiete der zwei großen Ströme (Donau und Theiß) sollen im Rahmen des Programms separat behandelt werden.
h) Das komplexe Donauprogramm soll ein Teilprogramm des gesamten Wasserwirtschaftsprogramms bilden und separat erarbeitet werden. Es kann zu einem der meist genutzten Anknüpfungspunkte zwischen Ungarn und der ostmitteleuropäischen Region, den Nachbarstaaten sowie der die EU anzielenden Balkanregion (West-Balkan) werden.
3.) Voraussetzungen, Kooperation und Leitung des Projekts
Es wurde eine zusammenfassende Studie mit dem Titel „Strategie zur Wasserbewirtschaftung in Ungarn” in Form einer Monographie im Jahr 2001 herausgegeben. Die Autoren des Bandes sind die am meisten anerkannten ungarischen Fachexperten – Mitglieder der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Universitätsprofessoren und Praxis orientierte Fachleute – im Bereich Wasserbewirtschaftung und Geomorphologie. (Die von Univ. Prof. Dr. László Somlyódy redigierte Monographie wurde im Rahmen des von mir präsidierten Programms für Nationale Strategische Forschungen herausgegeben.) Das oben beschriebene Programm würde die Arbeit des während der Jahre zwischen 1997 und 2001 ausgeführten Projekts fortsetzen. An der Universität für Technik und Wirtschaft in Budapest wurde mittlerweile – ebenfalls unter der Leitung von Professor Somlyódy – eine Forschungsgruppe im Rahmen des Lehrstuhls für Wasserbewirtschaftung aufgestellt, die als Theorie orientierte Ratgeber in das Programm einbezogen werden und die Arbeit unterstützen könnten.
Im Rahmen des Programmkomitees der Nationalen Strategischen Forschungen war unter meiner Leitung in den Jahren 1997–1998 eine Donau-Arbeitsgemeinschaft tätig, dessen Sektionskomitee die Aufgabe hatte den Plan zur Errichtung (oder Ablehnung) des Bős-Nagymaros Kraftwerkes zu untersuchen. Sowohl die Tätigkeit der Donau-Arbeitsgemeinschaft wie die des Bős-Nagymaros Sektionskomitees wurde zur Zeit der Wahlen im Frühling 1998 wegen der Überladenheit der „Kraftwerkdebatte” aufs Abstellgleis gestellt. (Die Mitwirkenden und das Sekretariat können die Arbeit jederzeit wieder aufnehmen.)
Im Rahmen eines Programmkomitees – dessen Aufstellung und Leitung von mir übernommen würde – wäre eine Kooperation zwischen Fachexperten der verschiedenen Bereiche (Wasserbewirtschaftung, Regionalentwicklung, Agrarwirtschaft, Umweltschutz, Meteorologie, Erdwissenschaften, Energetik, Verkehr, Soziologie, Gesundheitswesen usw.) gewährleistet. Neben den Vertretern des wissenschaftlichen Bereichs würden die Behörden auf Regierungsebene unter der Leitung von Staatssekretär Miklós Varga (Ministerium für Umweltschutz und Wasserwesen) sowie József Váradi, Direktor der Zentralorganisation für Hochwasser- und Binnenwasserschutz Gemeinnützige Gesellschaft, und die Fachexperten für Wasserbewirtschaftung der ihnen unterstehenden Institutionen, die Vertreter des Ministeriums für Agrarwesen und Regionale Entwicklung und des Innenministeriums (Regionalentwicklung und Entwicklung des ländlichen Raums usw.) vorrangig in die Tätigkeit des Programmkomitees einbezogen werden.
Das Programmkomitee würde im Wesentlichen auf das von der Regierung aufgestellte Komplexe Komitee für Boden und Wasserbewirtschaftung zurückgreifen, welches zwischen 2004 und 2006 das Monitoringverfahren des Vásárhelyi-Programms ausführte, die Fachkoordination beim Hochwasser im Jahre 2006 übernahm und die Bewegung Dialog für den ländlichen Raum betrieb. Die administrative Basis würde, neben dem Europa Institut Budapest, das Sozialforschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften übernehmen, dessen deklarierte Aufgabe die Organisation von Forschungsprojekten und Programmen ist, und dessen Präsident ich bin, Direktorin des Zentrums ist Margit Balogh. (Margit Balogh war bei den Koordinationsaufgaben der strategischen Forschungen der Ungarischen Akademie und bei der Organisation der Bewegung Dialog für den ländlichen Raum meine engste Mitarbeiterin.) Und im Herbst diesen Jahres erhielt das Europa Institut Budapest hierzu, wie bereits oben erwähnt, eine bedeutende Förderung: Herr Prof. László Bitó und seine Ehefrau stellten eine größere, in einem Zeitraum von 10 Jahren verwendbare Summe für die Ausarbeitung eines Programms für den Donauraum bereit. Wir können fest darauf hoffen, dass wir eine Kooperation zwischen der Politik, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft – vielleicht sogar im Laufe des 20. Jahrhunderts zum ersten Mal in der Region – gewährleisten können.
30. November 2006
Ferenc Glatz