I.
Das Europa Institut Budapest
nach 10 Jahren
Bericht
über die Tätigkeit des Europa Institutes Budapest
2000–2001
I. Feierlichkeiten, wissenschaftliche Tagung
Feierlichkeiten, ein Blick in die Zukunft, Debatten. Bestandsaufnahme der Ergebnisse und Mängel, Pläne – so könnten wir jene Veranstaltungen und Treffen charakterisieren, die wir für den 5. und 6. Juli vergangenen Jahres anlässlich des 10jährigen Jubiläums des Bestehens des Europa Institutes organisierten.
Feierlichkeiten. Aus Anlass des 10jährigen Gründungsjubiläums haben wir eine wissenschaftliche Festsitzung veranstaltet, ein festliches Abendessen, an dem die einstigen und jetzigen Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates teilnahmen, ebenso wie die Professoren des Institutes, die derzeitigen Stipendiaten und selbstverständlich die Mitglieder des Stiftungsrates.
Beim Abendessen am ersten Tag, am 5. Juli, bei dem im Anschluss an die wissenschaftliche Sitzung organisierten Empfang am zweiten Tage, dem 6. Juli, haben die Gründungsväter mit den derzeitigen und einstigen Studenten gemeinsam gefeiert, wobei letztere bis zum heutigen Tage mit dem Institut die Verbindung aufrecht erhalten (wir hatten aus jenem Anlass 15 ehemalige Stipendiaten eingeladen. Einige von ihnen arbeiten – nun bereits mit grauen Schläfen, als junge Professoren – immer wieder von neuem für einige Wochen mit einem Forschungsstipendium an unserem Institut.) Unter den Gründern begrüßten wir Karl Otmar Freiherr von Aretin, Herbert Batliner, Erhard Busek, Alois Riklin bzw. unter den Ungarn Domokos Kosáry, Károly Manherz, István Nemeskürty und Attila Pók in unseren Reihen. Und selbstverständlich haben sich an den Feierlichkeiten jene Mitglieder des Kuratoriums und Wissenschaftlichen Beirates beteiligt, die nicht zu den Gründungsvätern zählen, doch aber auch heute noch aktive Mitglieder der Gremien sind: Horst Haselsteiner, Arnold Suppan. Die Feierlichkeiten gingen für jeden zur „üblichen” Zeit zu Ende: wir, die Älteren, verabschiedeten uns nach dem Abendessen und die jüngeren Leute – frühere und derzeitige Stipendiaten – nahmen an dem darauf folgenden Gespräch teil und nahmen wiederum angeblich irgendwann in der Nacht voneinander Abschied (d.h. sowohl für uns als auch für sie ging die Veranstaltung zur gewohnten Zeit zu Ende). Die Feierlichkeiten haben eine Gelegenheit dafür geboten, persönliche Beziehungen zu erneuern und alte Fotos auszuwerten.
Den Feierlichkeiten folgte die wissenschaftliche Sitzung. Die Einführung hat der Direktor gehalten: er reflektierte kurz auf die Zeit vor 10 Jahren, die „historischen Zeiten” heraufbeschwörend, ebenso wie politische, kulturpolitische Vorstellungen und Aktionen, die zur Gründung des Institutes führten. Er nannte und erinnerte an jene Personen, die an der Gründung des Institutes beteiligt waren. Der Direktor sprach über die Erziehung seiner Generation in den 70er, 80er Jahren, darüber, welchen großen Einfluss die in den postgraduellen Instituten englischen Typs verbrachten Monate und Jahre auf sie ausübten. Vor allem das englische Beispiel Cambridge wurde hervorgehoben bzw. das Mainzer Institut für Europäische Geschichte in Deutschland. Auch in jenem Institut lebten ähnlich wie in der englischen Praxis gemeinsam junge Forscher, die nicht nur gegenseitig mit den Forschungsthemen anderer vertraut gemacht wurden, sondern ebenso mit den Vorstellungen der anderen in Bezug auf das Leben, Wirtschaft, Politik und Kultur. Man lernte darüber hinaus, abweichende Gepflogenheiten anderer zu schätzen: Argumentationen anderen Stils, andere Methoden der Debatte, andere Esskulturen. (Einer der Gründerprofessoren unseres Institutes, Prof. Dr. Karl Otmar Freiherr von Aretin, war gerade von 1970 bis 1985 Leiter des Mainzer Institutes.) Danach ging der Vortrag auf die Personen der Gründer ein: Erhard Busek, derzeit österreichischer Kulturminister, der seine mitteleuropäische Mentalität in das Institut einbrachte; Alois Riklin, der schweizerische Professor, dem enorme Verdienste hinsichtlich der Gestaltung des organisatorischen Aufbaues des Institutes zukommen; er sprach von den Professoren Károly Manherz und Lajos Vékás, von seinem einstigen Mentor Domokos Kosáry, dem konsequenten ungarischen Verfechter des Europäertums; und gesondert erwähnte er Dr. Dr. Herbert Batliner, der von der ersten Minute an dem Geiste des Institutes diente, ja sogar seine Seele war, dem Institut seine materielle Basis sicherte und auch heute noch aktiv an seiner Leitung beteiligt ist sowie als Berater und Helfer des Direktors wirkt.
Anlässlich der wissenschaftlichen Sitzung haben frühere und gegenwärtige Stipendiaten des Institutes Vorträge gehalten. Zunächst ging jeder kurz darauf ein, wo und an welchem Forschungsthema er zurzeit arbeitet. Anschließend wurde ein kurzer Vortrag (von etwa 15 Minuten) zum selbst erwählten Thema gehalten. (Die Vorträge der Sitzung werden in der Bücherreihe des Institutes, im Rahmen der ‘Begegnungen’ bereits jetzt den Mitgliedern des Kuratoriums vorgelegt.)
Den Feierlichkeiten und der wissenschaftlichen Festsitzung folgten die Sitzungen des Stiftungsrates bzw. des Wissenschaftlichen Beirates – den sich im Laufe der 10 Jahre herausbildenden Gepflogenheiten gemäß. Das Kuratorium ging auf den Bericht des Direktors des Institutes ein und überblickte seine wirtschaftliche Situation – ebenfalls wie im Verlaufe der 10 Jahre üblich. Der Wissenschaftliche Beirat hingegen wertete die wissenschaftliche Tätigkeit des Institutes im betreffenden Jahr aus.
Was dann ein wenig anders war als sonst bei den Sitzungen von Kuratorium und Wissenschaftlichem Beirat: beide Gremien gingen ausführlich auf die Lehren der vergangenen 10 Jahre und die Zukunft des Institutes ein. Im Folgenden möchte ich – unabhängig von den Protokollen – einige Themen dieser Debatte dem Kuratorium vortragen und anmerken, wie sehr der Vorstand darum bemüht war, in der alltäglichen Praxis die Lehren jener Debatten im Laufe des vergangenen Jahres umzusetzen.
II. Das Europa Institut in der gegenwärtigen Forschungsorganisation
(Die Debatten zum 10jährigen Jubiläum
und das Jahr 2000/2001)
1) Veränderte Umstände – unveränderte Ziele, 2000
Die Zielsetzungen des Europa Institutes sollten unverändert bleiben, legte das Kuratorium fest. Das Institut „unterstützt die Rückkoppelung Ungarns in das kulturelle und wissenschaftliche Leben Europas” und verleiht im Interesse der Erreichung dieses Zieles Stipendien, organisiert Konferenzen bzw. übt Publikationstätigkeiten aus. Der Stiftungsrat ist nun im Jahre 2000 auf die während der Sitzung von 1999 beschlossenen Akzentveränderungen eingegangen: größere Betonung sollte seitens des Institutes auf die Publikationstätigkeit gelegt werden (schon vor allem deshalb, weil das fremdsprachige Publikationssystem im Verlaufe der letzten Jahre in Ungarn in die Brüche ging). Gestärkt werden sollte der neue Charakter des Institutes als Kommunikationszentrale. In die Arbeit des Institutes sollten umfassender als bisher die Jugendlichen einbezogen werden. All dies heißt: wir verleihen Stipendien für einen längeren Zeitraum und diese Jugendlichen arbeiten dann als Gegenleistung für den ausgedehnteren Stipendienaufenthalt nicht nur an ihrer Dissertation, sondern beteiligen sich auch aktiv an der Ausführung von Angelegenheiten des Institutes.
2) Forschungsinstitut, Kommunikationszentrale
Das Institut war zur Zeit seiner Gründung in dieser Region das – auch in seinem Namen – erste ‘Europa Institut’. Die Situation hat sich im Verlaufe der vergangenen zehn Jahre gründlich geändert. In der Region kamen zahlreiche, sich mit Europa befassende Institutionen zustande. Der Prozess der Erweiterung der EU nach 1992 zwingt die ostmitteleuropäischen Staaten, sich mehr mit Westeuropa und unserem Europäertum allgemein zu befassen. Sie haben erkannt, von welcher Bedeutung es ist, dass die westeuropäischen Gesellschaften Osteuropa kennen lernen und dass die lokalen osteuropäischen Gesellschaften wiederum mit den wirtschaftlichen und politischen Bestrebungen Westeuropas Bekanntschaft schließen. Und man hat erkannt, dass für ein solches gegenseitiges Kennenlernen die persönlichen Beziehungen von allergrößter Bedeutung sind, welche man mittels der Organisierung von Konferenzen zu knüpfen vermag. Die Bezeichnung ‘Europa’ also ist heute bereits mit zahllosen Institutionen verbunden (so gibt es auch in Ungarn u.a. einen Europa-Park, eine Europa-Zentrale).
Das Europa Institut Budapest unterscheidet sich grundlegend von diesen Institutionen. Diese neuen Institutionen nämlich dienen in erster Linie dem politischen Alltag oder aber einer sogenannten Europropaganda bzw. der Landespropaganda. Unser Institut hingegen hat seinen ursprünglichen Charakter gewahrt. Wir sind ein Forschungsinstitut, welches der Erforschung europäischer kultureller bzw. wirtschaftlicher Beziehungen zu dienen wünscht. Wir fordern von unseren Mitgliedern in erster Linie eine solide wissenschaftliche Arbeit. Wir sind eine postgraduale Institution, welche die Aufmerksamkeit der jungen Forschungsintelligenz auf die Bedeutung der europäischen und innerhalb jener der ungarisch-europäischen Beziehungen zu lenken wünscht. Wir verfolgen keine politische Propaganda und ebenso keine „Landespropaganda”. Wir erscheinen selbst dann als „wissenschaftliche Institution”, wenn wir die alltägliche Praxis der europäischen Integration unterstützen, wenn wir die Debatte von Problemen der Erweiterung der Union selbst auf Regierungs- oder Parlamentsebene organisieren. Auf diese Weise können wir unserem Grundprinzip Geltung verschaffen: bei der europäischen Integration handelt es sich um mehr als ein simples politisches Tagesproblem! Die Voraussetzung für die Konkurrenzfähigkeit der europäischen Kultur ist die Realisierung der neuen territorialen Integration. Deshalb (und auf dieser Grundlage) haben wir – und hatten wir schon immer – gleichermaßen korrekte Beziehungen zu den jeweiligen Regierungsparteien und der jeweiligen Opposition. Niveau, Europäertum und alltägliche politische Neutralität – dies sind sowohl bei uns als auch in den Nachbarländern teilweise Grundpfeiler des Ansehens des Europa Institutes. Zwei weitere ähnliche Institute gibt es in der Region: unsere Bruderinstitution, das 1992 gegründete Dr. Dr.-Herbert-Batliner Europainstitut in Salzburg und das ebenfalls 1992 gegründete Bukarester New Europe College. Ersteres wurde von Herbert Batliner, dem Gründer unseres Institutes geschaffen und sein Vorsitzender ist Erhard Busek, der ja auch einer der „Gründungsväter” unseres Institutes war. Der Schöpfer des Bukarester Institutes ist eines der Gründungsmitglieder unseres Wissenschaftlichen Beirates, Andrei Pleşu.
Der einzigartige Charakter unseres Institutes soll auch künftig erhalten bleiben – dies war eine der Schlussfolgerungen der Debatten des Stiftungsrates.
Im Interesse dieser Zielsetzung haben wir die im Institut wöchentlich (dienstags nachmittags) stattfindenden Kaffeerunden umorganisiert. Bei diesen Kaffeerunden handelte es sich zu Beginn – nach Mainzer und Oxforder Vorbild – um „freie gemeinsame Gespräche” im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen. (Wobei die Stipendiaten selbstverständlich kurze Referate zu halten hatten.) Nun weisen die Kaffeerunden seit 1999 einen gebundeneren Charakter auf: neben dem Gespräch wird der „Arbeit” größere Bedeutung beigemessen. Jedes Mal wird ein Referat gehalten – entweder von einem Gastprofessor oder von einem der Stipendiaten, und nicht selten werden aus diesem Anlass sich in Budapest aufhaltende junge, ausländische Forscher eingeladen. Bei der Kaffeerunde handelt es sich heute also um eine mit dem Kaffee- oder Teetrinken verbundene Seminarreihe. (Siehe in diesem Zusammenhang die Auflistung in der Anlage.) Organisatorin der Kaffeerunden ist übrigens eine unserer Stipendiaten, Lilla Krász, die in diesem Jahr ihre Ph.D.-Dissertation des am Institut erforschten Themas verteidigte.
Das Kuratorium hat mit Zufriedenheit konstatiert, dass im Jahre 2000 gleichzeitig bereits drei Bände von hoher Qualität in der Reihe ‘Begegnungen’ des Institutes erschienen sind. (An der Schwelle der Europäischen Union. Band 10., 289 Seiten. Autoren sind u.a.: István Deák, György Enyedi, Charles Gáti, Ferenc Glatz, Joseph Held, Csaba Hütter, András Inotai, Sándor Lámfalussy, Károly Lotz, Andreas Oplatka, Tamás Sárközy, Herbert Schambeck, Gyula Varga; Europa und „wir”. Band 9., 325 Seiten; Az európai integráció. Tények és adatok. Band 8., 425 Seiten [Die europäische Integration. Fakten und Daten]).
Im vergangenen Jahr haben wir das englischsprachige Redigieren organisiert (mit Hilfe von Prof. J. Held, der von September bis November 2000 Gastprofessor des Institutes war). Die Redaktion hat sich konstituiert (unter der Leitung der einstigen Stipendiatin Kornélia Burucs). Langsam hat sich außerdem eine stabile Übersetzergarde herausgebildet. Jetzt überreichen wir anlässlich der Kuratoriumssitzung 2001 die nächsten zwei Bände unserer Reihe ‘Begegnungen’. Traditionsgemäß werden in den Bänden die im Verlauf des Jahres im Institut gehaltenen Vorträge publiziert, wie auch regelmäßig die Beiträge derzeitiger oder einstiger Stipendiaten. (Die jetzigen Bände von 2001 beinhalten das Material der ehemaligen Stipendiaten anlässlich der Jubiläumssitzung sowie die Vorträge des erstmals organisierten Nachwuchsseminars.) Schon bald werden die Dokumente der Sitzungen der Europäischen Kommission von Maastricht bis Nizza in ungarischer Sprache veröffentlicht. (Ich möchte an dieser Stelle dem Kuratorium gegenüber erwähnen, dass der im Juli 2000 in ungarischer Sprache erschienene Band 8 „Die europäische Integration. Fakten und Daten” aus der Reihe „Begegnungen” erneut gedruckt werden musste, da Ministerien, öffentliche Gremien, Kirchen und Wirtschaftsorgane ihn erneut bestellten. Dieser Band hat teilweise die fremdsprachigen Publikationen „finanziert”. Nun wird wahrscheinlich 2001, 2002 das Interesse für die Dokumente der Europäischen Kommission ein ähnlich großes sein.)
Leider sind wir nicht dazu in der Lage, die Zusendung des Sonderdrucks zu organisieren, obwohl das die Propaganda für unser Institut unterstützen würde. Erst jetzt beginnen wir mit den Vorbereitungen der Publikation der Bände im Internet. Im Zusammenhang mit den 1999 gesteckten Zielen müssen noch die neuen Leute gefunden werden – solche, die neben dem Englischen auch das Deutsche beherrschen und außerdem zu einer Manager-Redaktionstätigkeit bereit sind...
3) „Europa Institut” – in Osteuropa
Ziel unseres Institutes ist die Pflege der westlichen und osteuropäischen kulturellen sowie wirtschaftlichen Beziehungen, darüber hinaus vorrangig jene der ungarischen und europäischen Beziehungen. (Aus diesem Grunde hatte der Stiftungsrat bereits 1990 beschlossen, dass die Hälfte der Stipendiaten immer Ungarn sein sollten.) Zur Kuratoriumssitzung im Juli vergangenen Jahres fertigten wir eine Statistik über unsere Stipendiaten in 10 Jahren an. Aus den Angaben der Zusammenfassung ging eindeutig hervor, dass sich das größte Interesse für unser Institut in Ost-Mitteleuropa zeigt. (Dem ist hinzuzufügen, dass sich aus den ostmitteleuropäischen Staaten, aus der Ukraine, Russland, Rumänien, Polen, Bulgarien bzw. der Slowakei wirklich ‘kluge’, niveauvolle Jugendliche bewerben. Die Bewerber aus Westeuropa bzw. Amerika, aus Übersee können nach Meinung der leitenden Professoren des Institutes in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Zur einen gehören jene, die sich zwecks Ausarbeitung von mitteleuropäischer oder ungarischer Thematik melden, dies sind die ‘Hervorragenden’. Zur anderen Gruppe zählen die in der westlichen wissenschaftlichen Welt noch keinen Posten erringenden ‘Berufsstipendiaten’, die von einem Stipendium zum anderen weiterziehen. In den vergangenen Jahren haben uns Letztere verschont – zum Einen, weil man weiß, dass bei uns Rechenschaft abgelegt werden muss, zum anderen, weil das Niveau der Stipendien bei uns den Löhnen junger Forscher Ungarns angepasst ist. Und für das Geld kommen nur die nach Ungarn, die tatsächlich in der Bibliothek, im Institut zu arbeiten wünschen.)
Anlässlich der Kuratoriumssitzung im Juli vergangenen Jahres wurde eine lange Debatte darüber geführt, ob die aus den höher entwickelten Ländern kommenden Stipendiaten von jenen Osteuropas differenziert behandelt werden sollten. Für Amerikaner und Westeuropäer ist der ungarische Stipendienbetrag kein ausreichend anziehender. Schließlich wurde der Vorschlag vom Kuratorium mit der Begründung abgewiesen, dass alle Stipendiaten hier in Ungarn denselben Preisverhältnissen ausgesetzt seien und es nicht möglich wäre, Stipendien höher als in Ungarn übliche Löhne für junge Forscher zu zahlen. Wir gewähren ja außerdem die kostenlose Unterkunft. Einige Mitglieder von Kuratorium und Wissenschaftlichem Beirat sprachen bereits davon, dass der Charakter unseres Institutes ein zu sehr „mitteleuropäischer” sei. Dies ist kein Problem, doch muss laut Stellungnahme darauf geachtet werden, dass im Institut immer auch Jugendliche aus Westeuropa oder Übersee weilen. Aus diesem Grunde wurde im Juli vergangenen Jahres beschlossen, gewisse Mängel zu beheben. Wir werden im Internet die Homepage des Institutes gestalten und neue Stipendienausschreibungen herausgeben. (Diese Form der Eigenpropaganda haben wir in den vergangenen drei Jahren nicht genutzt, da Quantität und „Qualität” der Bewerber auch ohne eine solche entsprechend, ja sogar hervorragend waren. Wir haben nämlich immer darauf geachtet, dass sich die erwähnten, sogenannten Stipendien-Ritter von unserem Institut fernhielten und nur tatsächlich an ihrer Dissertation arbeitende junge Leute einen Platz zugesprochen bekamen.) Im Jahre 2000/2001 waren dann schon mehrere außereuropäische Stipendiaten aus Amerika, Japan, Singapur und aus der Türkei am Institut tätig – gemeinsam mit den Ungarn und Westeuropäern.
Es scheint, dass unser Institut neben dem Schwerpunkt Mitteleuropa erfolgreich seinen gesamteuropäischen Charakter zu wahren vermag.
4) Die Erziehung des Nachwuchses
Gesondert muss auf die planmäßige Erziehung des Nachwuchses eingegangen werden. Ich legte im vergangenen Jahr dem Kuratorium und dem Wissenschaftlichen Beirat gegenüber Rechenschaft über die mit den führenden Persönlichkeiten des Wiener ÖOSI und des IDM bzw. Prof. Richard-Georg Plaschka veranstalteten Brainstormings von 1998 und 1999 ab. Anlässlich jener wurde die Besorgnis geäußert, ob wir wohl der Erziehung des Nachwuchses genügend Aufmerksamkeit widmen würden. In den 70er und 80er Jahren haben einige hervorragende Persönlichkeiten (die Professoren Aretin, Ránki, Plaschka) unsere Generation zu Konferenzen und in Institute im Ausland entsandt. Die Angehörigen unserer Generation haben sich auf diese Weise gegenseitig kennen gelernt und dann als „erwachsene” Professoren, als Leiter von Instituten einander eingeladen, im Alltagsleben Konferenzen organisiert, Zeitschriften redigiert. Persönliche Beziehungen erhielten und erhalten das Europäertum aufrecht.
Aus diesem Grunde haben wir beschlossen, die Mittel des Europa Institutes und des ÖOSI dafür zu nutzen, dass sich die Vertreter der Nachwuchsgeneration gegenseitig kennen lernen. Wir entschieden, jährlich „Nachwuchsseminare” zum Thema Mitteleuropa zu veranstalten. Die Jugendlichen und ihre Professoren leben drei Tage lang zusammen ‘eingesperrt’ in einer Konferenzzentrale der Provinz, halten Vorträge oder hören sich jene an, unternehmen gemeinsame Ausflüge.
Das erste Nachwuchsseminar veranstaltete das Europa Institut im September 2000 in Zebegény. Die Organisatoren waren das Kuratoriumsmitglied Prof. Haselsteiner sowie Attila Pók und Zoltán Szász. (Die Thematik war eine teils historische, teils politologische: es ging um gegenwärtige europäische Minderheitenprobleme, bzw. die Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Namensgeber der Konferenz war Péter Hanák, einstiger Professor unseres Institutes. Erstmals wurde der Péter-Hanák-Preis vergeben, gestiftet von der Familie Hanák und dem Europa Institut. Preisträger wird jährlich ein junger mitteleuropäischer Forscher sein, der anlässlich dieser Preisverleihung auch einen Vortrag hält. Das nächste Seminar wird im September 2001 vom ÖOSI in Österreich veranstaltet.)
5) Europa Institut – deutsche Sprache
Das Europa Institut ist das einzige solche deutschsprachige wissenschaftliche Institut in Europa, das nicht auf muttersprachlichem deutschen Boden steht. Die Umgangssprache ist das Deutsche. Selbstverständlich wird auf unseren Veranstaltungen und bei den Kaffeerunden auch das Englische als allgemeine Lingua franca genutzt. Trotzdem fordern wir von allen Stipendiaten des Institutes die Kenntnis der deutschen Sprache und ihren Gebrauch. In deutscher Sprache werden offizielle Materialien und Berichte für die Sitzungen des Wissenschaftlichen Beirates bzw. des Kuratoriums verfertigt.
Der Wissenschaftliche Beirat hat diese „Sprachpolitik” unterstützt. Gleichzeitig wurde begrüßt, dass im Publikationssystem des Institutes beide Sprachen zur Geltung kommen, und mit Zufriedenheit hat man konstatiert, dass die Leitung des Institutes neben dem Englischen aktiv für eine verstärkte Nutzung der lokalen Lingua franca, der deutschen Sprache eintritt.
Das Jahr 2001 ist in der Europäischen Union das Jahr der Sprachen. Aus diesem Anlass hat Budapest die Organisierung einer internationalen Konferenz zur Situation der deutschen Sprache übernommen. Gastgeber der Konferenz am 27. März 2001 war die Ungarische Akademie der Wissenschaften, Veranstalter das Germanistische Institut der Budapester Universität und das Europa Institut. Károly Manherz war der Vorsitzende des Organisationskomitees und der Konferenz, Ferenc Glatz hielt den einleitenden Vortrag. An der Konferenz beteiligten sich mehrere Botschafter, hochrangige Diplomaten, zuständige Beamte in Sprachangelegenheiten der EU sowie 550 Germanisten, Politiker, Journalisten bzw. Vertreter des Wirtschaftslebens. (Der Festsaal der Akademie erwies sich als zu klein, viele konnten die Vorträge nur über TV-Übertragungen verfolgen.)
Im Sinne dementsprechender Empfehlungen des Stiftungsrates bzw. des Wissenschaftlichen Beirates haben wir im vergangenen Jahr unseren Wirkungsbereich erweitert. Wir haben eine Vereinbarung mit dem Budapester Deutschen Theater getroffen, deren deutschsprachige Theatervorstellungen wir unterstützen, an dessen Programmgestaltung wir uns beteiligen. Das Europa Institut wünscht, diesem erstarkenden Budapester Germanistenkreis auch weiterhin eine Heimstatt zu bieten. Im November und Dezember 2000 beteiligten wir uns an Organisierung und Finanzierung der Aufführungen des Budapester Deutschen Theaters. Das Drehbuch jener schrieb die Stipendiaten unseres Institutes, Harriet Nemeskürty, die auch Dramaturg der Aufführung war. Das Stück hatte riesigen Erfolg in den Kreisen der Diplomaten in Ungarn, der Germanisten und Interessenten deutschsprachiger Kultur. Neben den Theatervorstellungen haben wir die Präsentation (am 8. bzw. 6. Juni 2001) zweier, sich mit der heimischen Pflege der deutschen Sprache befassender Bücher organisiert. Bei einem Buch handelte es sich um eine auf die Volksbräuche der Ungarndeutschen eingehende Monographie von Károly Manherz, das andere war der Kästner-Band von Harriet Nemeskürty.
6) Thematische Präferenzen
Der Wissenschaftliche Beirat hat zunächst 1999 und dann auch im Juli 2000 Stellung genommen hinsichtlich der Angelegenheit der thematischen Präferenzen.
Der Wissenschaftliche Beirat erachtete es als wichtig, dass die Tausendjahrfeier der Gründung des ungarischen Staates, die Millenniumsfeierlichkeiten, vom Europa Institut für seine eigenen Zwecke der „Europa-Propaganda” genutzt werden: man wünscht, die tausend Jahre des ungarischen Staates und die heutigen Feierlichkeiten in europäische bzw. mitteleuropäische Zusammenhänge zu betten. Die ungarische Staatsgründung war Bestandteil der Expansion des Christentums im 10./11. Jahrhundert. Zur Zeit der ungarischen christlichen Staatsgründung erfolgt die kroatische, tschechische, polnische bzw. russische Landnahme und dann kommen jene Staaten zustande. Die Formung des Allgemeindenkens mit europäischem Horizont erfordert, dass die wissenschaftlichen Feiern der ungarischen Staatsgründung in den europäischen bzw. in regionale Rahmen eingepasst werden – so der Wissenschaftliche Beirat. Den zentralen wissenschaftlichen Vortrag des Landes hielt der Direktor des Institutes (auch in seiner Eigenschaft als Präsident der UAW). Die Thesen dieses Vortrages wurden vor der fremdsprachigen Publikation mit den österreichischen Professoren des Institutes (Horst Haselsteiner, Arnold Suppan) sowie dem regelmäßig das Institut aufsuchenden Dušan Kováč aus der Slowakei erörtert (August 2000). Am 8. Dezember 2000 dann war das Institut einer der Veranstalter der mitteleuropäischen wissenschaftlichen Millenniumstagung, auf der deutsche, österreichische, tschechische, polnische, russische, kroatische und bulgarische Teilnehmer ihre Vorträge hielten. Die Konferenz rief ein umfassendes und positives Presseecho hervor. Vor allem schätzte man jene Tatsache, dass zwei politisch unabhängige Institutionen – das Europa Institut und die Ungarische Akademie der Wissenschaften – Aufgaben der „mitteleuropäischen wissenschaftlichen Diplomatie” auf sich nahmen, während in den Ländern der Region erneut der Nationalismus das Haupt erhebt, ja sogar ein nach innen gerichteter nationaler Radikalismus. (Die deutsch- und englischsprachigen Materialien der Konferenz wünschen wir im Band 13 der ‘Begegnungen’ zu veröffentlichen.)
Der Wissenschaftliche Beirat empfahl auf seiner Sitzung vom 6. Juli 2000 die bevorzugte Behandlung folgender drei Themen:
a) Die Erweiterung der Europäischen Union und Ungarn
b) Die Zukunft der kleinen Nationen in Europa
c) Systemtransformationen in Ost-Mitteleuropa und Ungarn mit dem Schwerpunkt politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Systemwandels
Der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates entsprechend haben wir unser Programm für das Jahr 2000/2001 gestaltet.
a) Das Thema der Erweiterung der Europäischen Union ist selbstverständlich seit der Gründung des Institutes im Jahre 1990 Bestandteil unseres Arbeitsprogrammes. Kuratorium und Wissenschaftlicher Beirat sollen hier nur kurz an jene wissenschaftlichen oder politischen Aktionen erinnert werden, die das Europa Institut organisierte. Das Institut als größtes ungarisches Zivilorgan Ungarns mit europäischen Zielsetzungen hat sich aktiv an den vorangehenden Untersuchungen der EU-Fähigkeit Ungarns beteiligt, vor allem aber an der Koordinierung unterschiedlichster politischer Kräfte. In der Europäischen Union ist das Jahr 2001 das Jahr der europäischen Sprachen und selbstverständlich spielt unser Institut bei der Erörterung der Bedeutung der deutschen Sprache für die Union eine Rolle. (Dies wurde bereits zuvor im Bericht erwähnt.) In dieses Thema entfiel der Vortrag von Thomas Fischer mit dem Titel „Föderalismus als Strukturprinzip für Europa” bzw. jener von Felix Unger, dem Präsidenten der ASAE. Die Seminarreihe anlässlich der Kaffeerunde ging dreimal auf die Europäische Union ein (Die EU auf kultureller Ebene bzw. die EU auf ökonomischer Ebene – Oktober 2000).
Das Institut arbeitet auch weiterhin mit der Bertelsmann Stiftung an Projekten der Europäischen Union zusammen. An den unter den Namen von Werner Weidenfeld, Josef Janning und Cornelius Ochmann laufenden Konferenzen im Themenbereich der Osterweiterung der EU nehmen der Direktor, Prof. Attila Pók sowie junge Mitarbeiter des Institutes regelmäßig teil. Wir kooperieren mit dem Münchener Centrum für angewandte Politikforschung hinsichtlich des Monitoring von Literatur der EU in Ungarn. (Letzteres erfolgte gemeinsam mit dem Budapester Institut für Weltwirtschaftsforschung.)
Besondere Aufmerksamkeit widmet das Europa Institut den Problemen der Harmonisierung von Fragen des Rechtes und Umweltschutzes in Anbetracht der Erweiterung der EU. Es hat deshalb Projekte im Zusammenhang mit dem Insolvenzrecht (Gábor Török) sowie zur Untersuchung der Beitrittsfähigkeit auf dem Gebiete des Umweltschutzes in Angriff genommen. (Letzteres wird von der Stiftung Aktion Österreich–Ungarn finanziert.)
Wir haben damit begonnen – wie zuvor schon erwähnt – die Jahresberichte der EU Kommissionen für den Druck vorzubereiten (Von Maastricht bis Nizza, 1992–2000), die in ungarischer Sprache erscheinen werden, auch damit zur Verbreitung von Europakenntnissen in Ungarn beitragend. (Sollten wir die Finanzierung ermöglichen können, wird der Band darüber hinaus in englischer Sprache publiziert, denn auf dem europäischen Büchermarkt liegt kein Band mit dieser Thematik vor.)
b) Unter dem Titel „Die Zukunft der kleinen Nationen” haben wir ein komplettes Projekt zusammengestellt, und zwar im Zusammenhang mit der nationalen gesellschaftswissenschaftlichen Ausschreibung der ungarischen Regierung. Das Institut hat aufgrund der Ausschreibung als einziges Privatinstitut für die kommenden zwei Jahre bedeutende Subventionen erhalten. (Dies bedeutet die Subvention von Konferenzen, Forschungen und Publikationen.) In diesem Themenbereich haben wir unsere Zusammenarbeit mit dem ÖOSI und dem Budapester Institut für Geschichte erneuert. Im Frühjahr dieses Jahres begannen wir mit der Überarbeitung der 1993 im Europa Institut verfertigten Publikation „Minderheiten in Ostmitteleuropa. Historische Analyse und ein politischer Verhaltenskodex”, welche wahrscheinlich Ende 2001 erscheinen wird. (Nur als Anmerkung: der Minderheitenkodex wurde in ungarischer Sprache in 30.000 Exemplaren, in deutscher, englischer, rumänischer und slowakischer Sprache in je 5000 Exemplaren verlegt.) Die Ausarbeitung dieses Themenkreises hat in Ungarn große Tradition. In den 30er Jahren begannen ungarische Historiker, später dann Politiker und Soziologen – teilweise auf Anregung Amerikas – sich mit „Vergangenheit und Zukunft der kleinen Nationen Europas” zu befassen. Hier wieder eine Anmerkung: Domokos Kosáry und sein Schüler, der Direktor des Institutes gehen seit Anfang der 90er Jahre in ihrem literarischen Wirken kontinuierlich auf dieses Thema ein. (Vgl. Die kleinen Nationen in Europa. Begegnungen Band 4, 1997)
c) Erstmals versucht das Institut im internationalen wissenschaftlichen Leben, gemeinsam mit dem Budapester Forschungszentrum für Gesellschaftswissenschaften das Thema „Systemtransformation in Mitteleuropa” auszuarbeiten, welches für uns von zwei Gesichtspunkten her von Bedeutung ist. 1) Endlich können wir Ost-Mitteleuropäer selbst Tatsachen und Einschätzungen über uns mitteilen. (Bisher war es im Verlaufe der letzten 50 Jahre üblich, dass man in der Sowjetunion bzw. in den USA Kenntnisse der historischen oder gegenwärtigen Prozesse Ost-Mitteleuropas in einer Art Handbuch zusammenfasste.) 2) Den Systemwandel fassen wir nicht nur als einen politischen auf, sondern wir gehen auch darauf ein, was mit der natürlichen Umwelt geschieht, mit dem Ackerland (infolge des Besitzerwechsels), mit Flora und Fauna, mit unserer Anpassung an den Welthandel, mit der Informationsrevolution. Wir untersuchen, wie sich all das nach dem Zerfall der Sowjetunion auf die ostmitteleuropäische Region auswirkt. (Von der Nationalen Ausschreibung hat unser Partner, das Zentrum für Sozialforschung der UAW eine bedeutende Unterstützung zugesprochen bekommen. Laut Übereinkunft übernimmt das Europa Institut die ost-mitteleuropäischen Vergleiche und fremdsprachige Publikationen sowie teilweise die Konferenzorganisation.)
Zu diesem Themenkreis haben wir Iván T. Berend, Professor der University of California Los Angeles zu einem Vortrag eingeladen (28. März 2001). (Vgl. in diesem Zusammenhang im Bericht den Abschnitt über die Vorträge bzw. den Text im Band 12 der Begegnungen.) Der Vortrag hatte ein großes heimisches Echo zu verzeichnen. Er wies nach, dass amerikanische Regierung und Weltbank gemäß der Auffassung von Ökonomen der sogenannten Chicagoer Schule ab 1989/1990 jenes Vorgehen forcierten, wonach in den einst sozialistischen Ländern eine möglichst drastische und umgehende Privatisierung ausgeführt wird, der Staat müsste seiner sozialen und ausgleichenden Rolle entsagen. Je schleuniger und brutaler das Purgatorium, umso größer ist die Glückseligkeit im Himmel – lautete das Rezept. Laut Berend handelte es sich hierbei um ein schlechtes Rezept, welches in der Region solche gesellschaftlichen Prozesse beschleunigt (wie u.a. den Pauperismus), die dann nicht mehr zu handhaben sind. (Wir konnten dem hinzufügen: dieses Modell weicht vollkommen von dem traditionellen europäischen Modell ab, welches die Solidarität, die soziale ausgleichende Rolle des Staates – auf christlicher oder atheistischer Grundlage – schon immer als eine von großer Bedeutung erachtete.)
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Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass auf den Sitzungen des Kuratoriums und des Wissenschaftlichen Beirates am 5. und 6. Juli 2000 Stellungnahmen von Bedeutung formuliert wurden, und zwar im Sinne des Richtungswechsels 1999. Die Direktion war darum bemüht, jenem bereits im akademischen Jahr 2000/2001 Geltung zu verschaffen.
III. Organisatorische Veränderungen
Der Stiftungsrat hat in drei Angelegenheiten Stellung genommen:
a) Die Direktion sollte das Statut der Stiftung überprüfen. Im Laufe der 10 Jahre hat es im praktischen Leben zahlreiche Veränderungen im Vergleich zur Gründungsurkunde gegeben. Das Kuratorium sollte entscheiden, ob eine Änderung des Statutes nötig sei oder nicht. Eventuell könnten die neueren Erscheinungen durch eine Änderung der Geschäftsordnung verankert werden. (Diesbezüglich wird dem Kuratorium gesondert schriftliches Material vorgelegt.)
b) Das Mandat des Wissenschaftlichen Beirates läuft ab. Der Stiftungsrat bat den Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates, auf der Kuratoriumssitzung im Juli 2001 einen Vorschlag für seine neue Zusammensetzung zu unterbreiten.
c) Im Jahre 2001 wird die Verleihung des Corvinus-Preises erfolgen. Sein Stifter, Dr. Dr. Herbert Batliner bat den Vorsitzenden des Kuratoriums, im Verlaufe des Herbstes in Form einer schriftlichen Abstimmung einen Standpunkt darzulegen.
Der Stiftungsrat wurde über die inzwischen bekannte Tatsache informiert, dass seine Mitglieder – nach voraus in mündlicher Form erfolgter Abstimmung – schriftlich einstimmig Paul Lendvai, den Hauptintendanten a.D. des ORF als Preisträger vorschlugen.
Darüber hinaus hat das Kuratorium jenen Vorschlag Herbert Batliners gutgeheißen, einen Freundeskreis des Europa Institutes ins Leben zu rufen. Der Direktor empfahl, in den Vereinigten Staaten eine Stiftung mit obiger Benennung ins Leben zu rufen, was ermöglicht, dass amerikanische Steuerzahler Unterstützungen zugunsten des Institutes einzahlen, wodurch wiederum der geistig-kulturelle Wirkungsbereich des Institutes ausgeweitet wird.
Ich möchte das Kuratorium darüber in Kenntnis setzen, dass die Friends of Europa Institute Foundation am 25. 1. 2001 in den Vereinigten Staaten registriert wurde.
IV. Wirtschaftsführung
A) Das Budget des Europa Institutes gestaltete sich im Jahre 2000 den Erwartungen gemäß. Auf der Sitzung des Stiftungsrates wurden seine Mitglieder informiert: erstmals ist mit einem bedeutenderen Defizit zu rechnen. 2000 liefen die „letzten guten Papiere” der Stiftung ab, die noch 16–17 % Zinsen einbrachten. Wir hatten eine neue Börsenstrategie auszuarbeiten:
1) Der Rückgang bei den Zinsen muss zur Kenntnis genommen werden (selbst die besten Papiere bringen nur 9,5–10,5 % Zinsen und es ist schwer, an jene heranzukommen);
2) Die Zinsen ändern sich von Monat zu Monat. Während wir früher Papiere für ein-zwei Jahre erwarben und die Zinsen unsere Ausgaben deckten, sind jetzt die kurzfristig ablaufenden die besseren. Aus diesem Grunde sind wir jedoch dazu gezwungen, a) mehrere kleine „Bestände” anzulegen bzw. uns b) praktisch monatlich mit den Börsengeschäften zu befassen. Wir müssen also eine viel aktivere Börsentätigkeit als früher verfolgen.
B) Das Institut muss hinsichtlich seiner Einnahmen den Anteil an Beträgen aus externen Ausschreibungen erhöhen. Zum Teil ist das gelungen, doch werden sich erste sichtbare Ergebnisse nur im Jahre 2002 zeigen. (Eine Verbesserung bringt hoffentlich die Entscheidung des Nationalen Forschungstenders mit sich.)
C) Es ist für weitere externe Einnahmen zu sorgen. Mit Freude und dankbar kann ich bekannt geben, dass unser Stifter Dr. Dr. Herbert Batliner im Mai 2001 dem Institut für die Wirtschaftsführung 100.000 Schweizer Franken spendete, was – so hoffe ich – auch der Stiftungsrat an dieser Stelle mit Dank zur Kenntnis nimmt.
Die auditierte Bilanz des Institutes wurde übrigens den Mitgliedern des Kuratoriums zugesandt. (In der Anlage)
V. Die Unterbringung des Institutes
Das Institut hat in den Jahren 1990, 1992 und 1998 ein Abkommen mit dem Ministerium für Bildung getroffen, wonach im Sinne der Übereinkunft von 1990 vom Institut für die Unterbringung nur Betriebskosten gezahlt werden. Erwähnte Abkommen legten fest, dass die Betriebskosten (Strom, Wasser, Wäscherei, Reinigung, Möbel) nur gemäß der vom Zentralamt für Statistik mitgeteilten Inflationsrate erhöht werden können.
Im vergangenen Jahr hat das Haus der Professoren eine neue Wirtschaftsordnung eingeführt, im Sinne welcher das zuvor mit dem Ministerium für Bildung getroffene Abkommen mit dem Haus der Professoren als selbständiger Rechtsperson zu erneuern ist. Der Vertrag ist sehr vorteilhaft und kann nur in Übereinstimmung beider Parteien gekündigt werden.
Auf der letzten Kuratoriumssitzung vertrat man auf Vorschlag von Dr.Dr. Herbert Batliner den Standpunkt, dass betreffs der sich seit Jahren hinziehenden Angelegenheit des Immobilienerwerbs eine Studie über die Möglichkeiten und Auswirkungen zu verfertigen ist. Herbert Batliner ist der Meinung, dass der Kauf einer eigenen Immobilie gegenwärtig nicht aktuell sei. (Selbstverständlich bleibt die Möglichkeit offen, dass die Stiftung eventuell einen gewissen Anteil des Vermögens in Immobilien anlegt.)
VI. Institutsleben
Das Alltagsleben im Institut geht seinen gewohnten Gang gemäß der seit Jahren befolgten Routine.
Wöchentlich einmal findet mittags das Arbeitsessen statt, dem die Vorstandssitzung folgt (zwecks Besprechung der Programme und Angelegenheiten der Stipendiaten). Ebenso wird wöchentlich die Kaffeerunde veranstaltet (geleitet von einem Professor und der Assistentin), ergänzt durch Seminare. Monatlich ein- bis zweimal werden Vorträge oder Buchpräsentationen organisiert.
Und der ständigen Tagesordnung gemäß wird selbstverständlich die wissenschaftliche Arbeit geleistet.
Budapest, 15. Juni 2001
Ferenc Glatz
Direktor