Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 14:143–160.
MARIA ERB
Zugewinn oder Abbau?
Ungarische Lehnwörter in den neueren deutschen Sprachinselmundarten Ungarns bis 1945
0. Sprachinsel als Kontaktinsel
Geht man davon aus, dass Lehnbeziehungen zwischen zwei Sprachen qualitativ und quantitativ unterschiedlich gelagerte und geartete Kontakte voraussetzen, dann beinhaltet der Terminus Sprachinsel – „eine Wortschöpfung von außerordentlich starker Bildkraft und Lebensnähe” (Kuhn 1934: 13) – schon an und für sich die Möglichkeit, aber darüber hinaus sogar die Unumgänglichkeit von Kontakten unterschiedlicher, so auch sprachlicher Natur, denn die geographische Nähe von Völkern, Sprachen und Kulturen ist – dies beweisen diverse Forschungen – einer der wirksamsten und tragendsten Stimulierungs- und Steuerungsfaktoren in Kontaktprozessen. Bei Sprachinseln ist sogar eine unmittelbare geographische Nähe und damit ein sehr hohes Kontaktpotential, das allerdings außerdem auch noch auf andere Faktoren zurückzuführen ist, von vornherein gegeben, denn sie stellen „Sprach- und Siedlungsgemeinschaften in einem anderssprachigen, relativ grösseren Gebiet” (Wiesinger 1980: 491) [...] dar, oder um mit Hutterer zu sprechen: sie sind „[...] räumlich abgrenzbare [...] Siedlungsräume einer sprachlichen Minderheit inmitten einer anderssprachigen Mehrheit” (Hutterer 1982: 178). Auch die verschiedenen Definitionen von Sprachinsel – ohne detaillierter auf die durchaus lehrreiche, aufgefächerte, zeitweise auch durch- und überpolitisierte Begriffsgeschichte des Wortes an dieser Stelle eingehen zu wollen –, reflektieren direkter oder indirekter Weise auf diese Tatsache. Am eklatantesten formuliert diesbezüglich Walter Kuhn, der diesen Aspekt sogar ins Zentrum seiner Definition stellt: er spricht nämlich von „Marschengebieten [...], die den Angriffen des Meeres ausgesetzt sind”, von „Halligen im Völkermeer”, die „vom Meere des fremden Volkstums umbrandet und bedroht” sind, denn „Stück für Stück nagt die gierige Flut sie los, spaltet einzelne Inseln und verschlingt sie ganz” (Kuhn 1934: 13). Auch in der – allerdings wesentlich späteren und mehr soziolingusitisch ausgerichteten – Definition von Klaus Jochen Mattheier kommt dieser Aspekt zum Tragen, denn er definiert Sprachinsel unter anderem. als „[...] eine durch verhinderte oder verzögerte sprachkulturelle Assimilation entstandene Sprachgemeinschaft [...]” (Mattheier 1994: 334).
Die Tatsache, dass Sprachinseln für die Erforschung von Kontakten jeglicher Art sehr üppige und vielschichtige, wenn auch spezifische Untersuchungsobjekte darstellen, wird seit einiger Zeit allgemein akzeptiert und von verschiedenen Wissenschaften auch genutzt. Hervorzuheben wären diesbezüglich bestimmte Bereiche der Linguistik und die der Volkskunde; die Vertreter der letzteren Disziplin haben sich im Rahmen der Sprachinselvolkskunde bzw. der interethnischen und Akkulturationsforschungen ziemlich früh des Themas angenommen – ich verweise nur auf die Arbeiten von Karasek, Weber-Kellermann und Schenk –, und haben sowohl in der Theorie als auch in der Praxis zur objektiven Beschreibung der tatsächlichen Lebenswirklichkeiten und der vielschichtigen Beziehungssysteme solcher Bevölkerungsgruppen beigetragen. Vor allem für frühere Arbeiten sind aber eher kritische Töne charakteristisch, besonders was die Bewertung der Kontakte anbelangt: Man hat diese zwar signalisiert, wenn des öfteren auch nur stillschweigend hingenommen und auch beschrieben – schon 1930 spricht Jungbauer, einer der ersten und maßgebendsten Theoretikern des Themas von Altgut, Neugut und Lehngut –, man hat in ihnen aber, ohne die einzelnen Kontaktphänomene auf Entstehungsgründe und Funktion zu prüfen, oft generell den Beginn des Untergangs der Volksgruppe gesehen.1
In den nun folgenden Ausführungen widmen wir uns auf Grund eines sprachlichen Korpus eben diesem Bewertungs-, Funktions- und Wirkungsaspekt der Problematik der usualisierten ungarischen Lehnwörter in den nachtürkischen deutschen Sprachinselmundarten von Ungarn bis 1945. Unsere Ausgangsbasis und primäre Untersuchungsebene ist zwar eine sprachliche, die Methoden und die Hinterfragungen der konkreten Analyse sind jedoch interdisziplinär. Abbau vs. Zugewinn, Verlust vs. Bereicherung, Notwendigkeit vs. ‘Leichtsinn’, Tradition vs. Innovation sind Gegensatzpaare, die nicht nur in kontaktlinguistischen Untersuchungen sehr oft diskutiert werden, sondern sehr häufig und mit Vorliebe – und dies hat besonders im Falle der deutschen Sprache eine lange und bewegte Tradition – auch von Sprachpflegern, Sprachpolitikern und Sprachplanern aufgegriffen werden. Dass eine adäquate Antwort auf diese Fragen immer nur eine exemplarische, auf die einzelnen konkreten Lehnphänomene bezogene und nie eine pauschale sein darf, muss nicht weiter erörtert werden. Darüber hinaus ist es aber sehr wichtig, dass man dabei über eine ausschließlich genetisch-sytemlinguistisch ausgerichtete buchhalterische Zuordnung und Inventarisierung hinausgeht und im Sinne einer komplexen Vorgehensweise auch jedwede Steuerungs- und Bedingungsfaktoren in die Untersuchung miteinbezieht, die letztendlich zur Entlehnung führten.
1. Zeitlicher Rahmen und Korpus
Bevor wir uns aber dem konkreten Thema zuwenden, sollen hier – in Kenntnis der Problembeladenheit und Vielschichtigkeit des Materials – einige wichtige Ausführungen über die Grundproblematik bzw. über den zeitlichen Ansatz und das Korpus stehen.
Die nachtürkischen oder neueren deutschen Sprachinseln von Ungarn entstanden aufgrund staatlich und privatherrschaftlich iniziierter und durchgeführter Ansiedlungsarbeit im Verlaufe des 18. Jahrhunderts und bilden somit im Prinzip seit dreihundert Jahren sowohl in areal-geographischer als auch in sozial-interaktionärer Hinsicht potentielle Kontaktflächen.2 Als primäre und wichtigste Kontaktsprache fungierte seit jeher die Sprache des staatsbildenden Volkes, das Ungarische, erwähnt werden muss jedoch, dass im Vielvölkerstaat Ungarn – in Abhängigkeit von der bevölkerungsmäßigen Zusammensetzung der einzelnen, auch von Deutschen bewohnten Siedlungsgebiete – auch andere Sprachen, so vor allem das Rumänische, das Slowakische und das Serbische, wenn auch in bedeutend geringerem Maße, aber als Kontaktsprachen nachzuweisen sind.3 Die Art und die Intensität der Beziehungen der deutschen Sprachinselmundarten zu ihrer sprachlich-kulturell anders gearteten Umwelt wurden neben verschiedenen endogenen und exogenen Dominanten maßgebend auch vom Faktor Zeit gesteuert. Solange für die ersten(n) Phase(n) der Kontakte im allgemeinen der/den Repliksprache(n)4 höchstgradig angepassten Bezeichnungsentlehnungen (assimilierte und usualisierte Lehnwörter) typisch sind, zeichnen sich mit der Zeit die festen Konturen eines immer intensiveren, mehrfach zusammengesetzten, dynamisch-kumulativen Prozesses ab: Mit der wachsenden Kenntnis der Modellsprache Ungarisch erscheinen neben den in die Nehmersprache(n) nunmehr nicht vollständig oder gar nicht integrierten lexikalischen Entlehnungen immer mehr, oft nur okkasionelle Bedeutungsentlehnungen (vor allem Lehnübersetzungen, seltener -übertragungen) bzw. Lehnphänomene aus anderen sprachlichen Rängen (Morphologie, Syntax) und es kommt allmählich und z. T. auch generationsgebunden zu verschiedenen Formen der Zwei- bzw. Gemischtsprachigkeit und/oder – bei einigen Ortschaften oder Gebieten – eventuell sogar zur Unilingualisierung, d. h. zur vollständigen Auflösung der Sprachinselgemeinschaft mindestens in sprachlichem Sinne. Diesen, aus zeitgründen nur stichwortartig geschilderten Prozess durchlaufen im Grunde genommen alle nachtürkischen deutschen Sprachinselgemeinschaften und -mundarten von Ungarn, bemerkt werden muss allerdings, dass für das Nacheinander dieser einzelnen Intensitäts- und Qualitätsetappen einerseits fließende Übergänge und zeitweilige Überlappungen typisch sind, andererseits, dass in Abhängigkeit von siedlungsgeschichtlichen und -typischen bzw. wirtschaftlich-infrastrukturellen Begebenheiten gebietsmäßig fassbare zeitliche Verschiebungen zu konstatieren sind.5
Der zeitliche Rahmen unserer Ausführungen umfasst – von der Ansiedlung bis 1945 – im Prinzip ungefähr zweihundertfünfzig Jahre, diese Zeitspanne kann jedoch in Abhängigkeit von der genaueren Ansiedlungszeit der einzelnen Ortschaften in konkreten Fällen auch um einige Jahrzehnte kürzer ausfallen. Dieses viertel Jahrtausend mutet – zumal als Untersuchungsperiode angesetzt – als Einheit an, und in gewisser Hinsicht, und zwar von einer höheren Warte aus betrachtet, stellt es auch eine dar. Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist nämlich als die einschneidenste und wichtigste Jahreszahl in der bisherigen Geschichte der Kontakte der Ungarndeutschen zum Ungarischen, ja, sogar in der Geschichte der ungarndeutschen Mundarten zu werten, denn nach 1945 zeigen sich nicht nur in der Anzahl der Kontaktphänomene (rapide Vermehrung), sondern auch in ihrer Art gravierende Veränderungen im Vergleich zur vorangehenden Epoche. Mit einer feineren Untergliederung, einer hierarchischen Periodisierung lässt sich aber diese erste große Epoche in kleinere Abschnitte zerlegen, wobei historisch prägende Ereignisse – so der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn im Jahre 1867 und das Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1918 – jeweils als zeitliche Grenzen fungieren.
1945 ist also als Qualitäts- und Quantitätsgrenze in der Geschichte der Kontakte anzusehen, es gibt aber noch einen anderen Grund, und zwar forschungs- und überlieferungsgeschichtlicher Provenienz, der den Forscher geradezu zwingt, trotz beobachtbarer Binnengliederung die drei Zeitabschnitte seit der Ansiedlung zu einer Periode zusammenzulegen und als solche zu behandeln und damit sind wir bei unserem Korpus angelangt. Angaben zu den Kontakten und konkrete sprachliche Beispiele fließen in unserem Fall nämlich erst seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und da auch nur spärlich, vom Erwartungshorizont des Linguisten her gesehen sehr oft ungenau und bei weitem nicht flächendeckend in arealer Hinsicht. Gerade für die von uns untersuchte(n) Periode(n) ist der Quellenmangel sehr typisch, wir können auf Grund der technisch-mediengeschichtlichen Entwicklung nur auf schriftliche Quellen zurückgreifen und da auch nur – um das Prinzip der zeitlichen Synchronizität nicht zu verletzen – auf jene Belege, die bis zum Ende des untersuchten Zeitraumes dokumentiert worden sind, was eine ergänzende Relativierung durch die Einbeziehung späterer, auch gesprochener Quellen nicht ausschließt. Dadurch kann aber zumindest eine relative, wenngleich auch weiterhin problematische und keineswegs absolute Chronologie der einzelnen Lehnphänomene erreicht werden.
Aus verschiedenen Quellen – nicht selten mit einer gänzlich anderen Grundausrichtung – konnten letztendlich an die vierhundert usualisierte ungarische Lehnwörter für die untersuchte Epoche isoliert werden.6 Dies ist allerdings eine Gesamtmenge, die neben solchen Lehnwörtern, die eine gebietsübergreifende entlehnerische Resonanz erfahren haben, auch solche enthält, die nur für einige oder sogar nur für eine einzige Ortsmundart dokumentiert wurden. Als Belegorte für unser Quellenmaterial können 34 Einzelortschaften und darüber hinaus vier größere Siedlungsgebiete angeführt werden, das Sathmargebiet, das Banat, das Ofner Bergland und die Stadt Apatin mit Umgebung. Trotz dieser qualitativen und areal-geographischen Einschränkungen weist das auf uns gebliebene Belegmaterial eine innere Kohärenz auf und ermöglicht in vielfacher Hinsicht wichtige Einblicke sowohl in sprachliche als auch in wirtschaftlich-kulturelle Etablierungsstrategien der Ungarndeutschen. Betont werden muss außerdem noch, dass es nicht nur für verschiedene Teilbereiche der Linguistik, sondern auch für diverse andere Wissenschaften, so u. a. auch für die Geschichtswissenschaft, für die Volkskunde, für die Soziologie und für die Psychologie als sehr reichhaltiges und vielschichtiges Korpus zu werten ist.
2. Die ungarischen Lehnwörter und ihre Einteilung in Sachgruppen
Kommen wir jetzt nach diesen, wenn auch längeren, aber zum richtigen Verständis der eigentlichen Problematik wichigen einleitenden Gedanken zu unserem Korpus. Wie bereits schon erwähnt, weisen die vierhundert Lehnwörter auch in ihrer arealen und zahlenmäßigen Unvollständigkeit mehrfach eine innere Kohärenz und Systematik auf, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass ihre überwiegende Mehrheit bestimmten Sachbereichen, thematischen Reihen, bzw. Lekten zugeordnet werden kann. Dies wiederum legt – bei allen, zweifelsohne bestehenden differenten ortstypischen Begebenheiten und Verschiedenheiten – das Vorhandensein gemeinsamer Bedürfnisse, Steuerungsfaktoren, Möglichkeiten und Strategien beim Entlehnungsprozess nahe. Gewisse Übereinstimmungen sowohl im konkreten Lehnwortmaterial als auch in den eruierbaren Steuerungsfaktoren lassen sich einerseits bei den einzelnen nachtürkischen deutschen Ortsmundarten – trotz mundartlicher, siedlungsgeschichtlicher und arealer Unterschiede – feststellen, interessant ist jedoch, dass es darüber hinaus in bestimmten Bereichen des Lehnguts auch zwischen den älteren7 und jüngeren deutschen Sprachinselmundarten und sogar auch zwischen diesen beiden und den anderen Minderheitensprachen von Ungarn gewisse Ähnlichkeiten gibt, worauf wir im Verlaufe unserer Ausführungen noch kurz zu sprechen kommen.
Vertreten sind in unserem Belegmaterial – hier aus umfänglichen Gründen allerdings nur durch einige Beispiele repräsentiert – folgende Bereiche:
1. Kleidung, Tracht: ung. bakancs ‘schwere Schnürschuhe, die bis oberhalb des Knöchels reichen’; ung. bekecs ‘kurzer, taillierter, gefutterter Wintermantel mit Pelz’; ung. bunda 1. ‘aus Schafspelz verfertigtes, ärmelloses, mantelartiges Kleidungsstück’ (Hirtentracht) – 2. ‘Wintermantel mit Pelz gefüttert’; ung. bocskor ‘einfaches, schlichtes Schuhwerk aus Leder mit Riemen’; ung. csizma ‘Stiefel’; ung. gatya 1. ‘weites Männerkleidungsstück (Hose) aus Leinen, das bis unter die Knie reicht und unmittelbar am Körper getragen wird’ – 2. ‘Unterhose’; ung. szûr ‘weites, mantelartiges Oberbekleidungsstück der Männer mit Ärmeln, das man über die Schultern geworfen trägt’ (Volkstracht);
2. Esskultur, Speisen: ung. csusza ‘dünn aufgerollte, in kleinere Stücke zerschnittene, gekochte Mehlspeise: Flecken’; ung. gulyás ‘Gericht aus gedünstetem Rindfleisch mit Kartoffeln, Paprika und Zwiebeln: Gulasch’; ung. kalács (slaw.) ‘aus feinem Mehl mit Milch, Butter und Eier (im Backblech) gebackener Hefeteig’; ung. palacsinta (rum.) ‘dünne Mehlspeise aus Milch, Mehl, Eier und Zucker, die in der Pfanne gebacken, mit unterschiedlichen Füllungen bestrichen und danach zusammengerollt wird: Palatschinke’; ung. paprikás ‘Gericht aus kleinen Fleischwürfeln, gebraten und gegart in Paprikaschmalz mit Zwiebeln’; ung. pogácsa (südslaw.) ‘rundes, salziges Gebäck aus fettigem Teig (oft auch mit Grammeln zubereitet)’; ung. szárma (serbokroat., rum.) ‘gefülltes Kraut, Krautwickel’;
3. Umgangs- und Anredeformen, Verhaltensmuster: ung. éljen! ‘Vivat, Hoch!’; ung. hogy volt? ‘Publikumsaufforderung zur Wiederholung bei öffentlichen Tanz- und Musikveranstaltungen’;
4. Flüche, Schimpfausdrücke: ung. a teremtésit; ung. az anyád, ung. az apád; ung. az árgyélusát; ung. basztikuli;8
5. Kinderspiele: ung. csigázik ‘Kegelförmiges Spielzeug mit Peitsche antreiben’; ung. kampó ‘Name eines Ballspiels’; ung. patkó ‘rundes Eisenstück mit einem Loch in der Mitte, das die Kinder bei einem bestimmten Kinderspiel zum Zerschneiden von Knöpfen benutzen’; ung. ujróta ‘beliebtes Ballspiel der Stadtkinder’;
6. Landwirtschaft, Tierzucht:
a) Tierbezeichnungen: ung. bika ‘das männliche Zuchttier bei Rindern’; ung. csikó ‘Fohlen’; ung. kacsa ‘Ente’; ung. kakas ‘Hahn’; ung. ménes ‘Gestüt’;
b) Herationen für Haustiere bzw. Zurufe zum Antreiben und Lenken des Zugviehs: ung. gyí ‘Interjektion, zum Antreiben von Pferden gebräuchlich’; ung. hess ‘Heration zum Verscheuchen von Geflügel, etwa: Husch!‘;
c) Rufnamen für Tiere: Kuh-, Ochsen-, Pferde- und Hundenamen;
d) Pflanzennamen: ung. kukorica ‘Mais, Kukuruz’; ung. kadarka (serbokroat.) ‘Name einer roten Weintraubensorte’; ung. csicsóka ‘Topinambur’ (Helianthus tuberosus); ung. pipacs ‘Klatschmohn’ (Papaver rhoeas);
e) Sonstige Ausdrücke: ung. béres ‘Knecht, landwirtschaftlicher Lohnarbeiter’; ung. gulyás ‘Pferdehirt’; ung. akol (südslaw.) 1. ‘Schafstall’ – 2. ‘umzäuntes Weidegebiet der Schafe’; ung. sallang ‘aus schmalen Riemen geflochtener, fransenartiger Schmuck des Pferdes bzw. des Pferdegeschirrs’; ung. petrence ‘kleiner Haufen Halmfutter, den man mit zwei Stangen oder einer Gabel tragen kann’; ung. puszta 1. ‘großes, unbebautes und unbewohntes Gebiet’ – 2. ‘kleinere landwirtschaftliche Einheit oder Siedlung, die entfernt von der Ortschaft liegt’;
7. Sachmodernismen: ung. mozi ‘Kino’; ung. villamos ‘Straßenbahn’; ung. vonat ‘Zug’;
8. Offizialsprache: alispán ‘bis 1950: gewähltes Oberhaupt der Komitatsverwaltung’; ung. hajdú 1. ‘Scherge im Dienste des Adels oder der Obrigkeit’ – 2. ‘Unteroffizier oder Gerichtsdiener im Dienste des Komitates oder der Stadt’; ung. korbács ‘kurze, dicke Peitsche aus Riemen geflochten’; ung. kortes 1. ‘Person (eig. Werber), die bemüht ist, seinen Auftraggeber zum Abgeordneten wählen zu lassen’ – 2. ‘Person, die die Werbetrommel für jmdn. rührt’; ung. pengõ ‘Bezeichnung der ungarischen Währung und Geldeinheit zwischen dem 1. Januar 1927 und dem 1. August 1946’; ung. tüzér ‘Artillerist’.
Zu den ausgewählten Besipielen sei noch bemerkt, dass sie – um auch unter diesen Umständen ein annähernd symptomatisches Bild zu vermitteln – gezielt ausgesucht wurden: D.h., dass neben solchen Lehnwörtern, die von mehreren oder vielen deutschen Ortsmundarten integriert wurden, auch solche hier stehen, die nur für eine einzige Ortsmundart dokumentiert wurden. Die etymologischen Verweise bei einigen Lehnwörtern deuten auf die buntscheckige und weitverzweigte aber reale Sprachwirklichkeit im ostmitteleuropäischen Raum hin, mit typischen Kultur- und Wanderwörtern, bei denen sich die Modellsprache im Falle der deutschen Mundarten nicht immer eindeutig bestimmen lässt, sogar von Siedlungsgebiet zu Siedlungsgebiet variieren kann, und wo wir es oft mit der Zwischenschaltung von mehreren Vermittlersprachen zu tun haben.
3. Zugewinn oder Abbau?
Und nun kommen wir zur unserer absichtlich vereinfachend und pauschalprovokativ formulierten Frage „Zugewinn oder Abbau?”, d. h., inwieweit bzw. auf welcher Weise die ungarischen Lehnwörter die nachtürkischen deutschen Ortsdialekte beeinflusst oder verändert haben? Es sei allerdings bemerkt, dass die umfänglichen Beschränkungen in diesem Beitrag keine detaillierte, umfassende Analyse ermöglichen, wir waren jedoch bestrebt, die Wesenszüge der Problematik zu erfassen.
3.1. Zugewinn
Ein bedeutender Teil der ungarischen Lehnwörter kann zweifelsohne der Kategorie Zugewinn oder Bereicherung zugeordnet werden, wobei sich diese Bereicherung doch auf verschiedene Weise manifestiert.
In die erste Gruppe gehören jene ungarischen lexikalischen Integrate, für die in den deutschen Mundarten kein konkurentes, bedeutungsäquvivalentes indigenes Element vorhanden war; somit schließt man mit diesen lexikalischen Transfers – die als Ergebnisse eines vielschichtigen Akkulturationsprozesses zu betrachten sind –, solche Nominationslücken, die sich nachweislich vor allem durch die Konfrontation mit einer anderen (fremden?) Kultur, mit anderen Sozial- und Beziehungssystemen, Wirtschaftsstrukturen und mit einem anderen Staatsaufbau aufgetan haben. Bei diesen Lehnwörtern kann man nicht nur von einem Zugewinn, sondern sogar von einer Notwendigkeit sprechen, denn sie tragen wesentlich zur Aufrechterhaltung der kommunikativen Leistungsfähigkeit der deutschen Dialekte auch unter den veränderten Umständen bei. Der Unterschied zwischen zwei Gemeinschaften mit unterschiedlicher Muttersprache manifestiert sich nämlich nicht allein im Sprachlichen, nur die Sprache als unterscheidendes Charakteristikum der einen von den anderen zu betrachten, ist zu einseitig und deshalb oft irreführend, denn das ganze außersprachliche, d. h. soziokulturelle, Umfeld von solchen Gemeinschaften ist voll von unübersehbaren Zeichen dieser Verschiedenheit. Verschiedenheit kann man nicht nur hören, sondern auch sehen, riechen, schmecken und anfassen, dazu gehören nicht nur die einzelnen Bereiche der Sachkultur – Siedlungsstruktur, Hausbau, Tracht, Esskultur usw. –, sondern auch alle, verbalen wie nonverbalen Strategien und Formen der Daseinsbewältigung und die Reaktionen auf die Herausforderungen der jeweiligen Umwelt. „’Sprachinsel’ wird generell nicht nur linguistisch verstanden, sondern als Sammelbegriff sämtlicher Lebensäußerungen der in einer Sprachinsel zusammengefassten Gemeischaft” – formuliert Hutterer (Hutterer 1991: 101); und so ist es bis zu einem gewissen Grade selbsverständlich, dass das Aufeinandertreffen eines Mehrheitsvolkes und einer sowohl spraclich als auch kulturell differenten Minderheit die zwingende Notwendigkeit der auch in Lehnwörtern fassbaren Anpassung und zum Teil Integration letzterer mit sich bringt. Im ungarischen Lehngut der ungarländischen deutschen Dialekte sind eine ganze Reihe solcher, zum Teil schon in frühesten Zeiten usualisierten Lexeme zu finden, die gerade diesen mehrschichtigen, anders gearteten usuellen Bereich teilweise abzudecken versuchen. Es handelt sich dabei um einen sog. ‘sachlichen Kulturimport’ und innerhalb dessen um ungarische Typika oder Exotika, wobei Inhalts- und Ausdrucksseite zusammen und zur gleichen Zeit entlehnt werden. Auf diesen Umstand weisen auch die zeitgenössischen Quellen hin: in der einen heißt es: „zum Teil übernahmen sie zusammen mit dem Gegenstand oder Begriff auch das Wort”9 (Eszterle 1929: 67), in der anderen formuliert der Autor folgendermaßen:
Die Wirkung der neuen Umgebung, in der sich die Ansiedler niedergelassen haben, macht sich auch im Wortschatz des deutschen Dialektes bemerkbar. Sie lernen eine Menge neuer Institutionen und Begriffe kennen, für die sie die Bezeichnungen aus der Sprache jener übernehmen, die sie damit bekannt gemacht haben (Kräuter 1907: 40).
Typisch ist auch, dass viele der zeitgenössischen Dokumentationen bei der Aufzählung der Lehnwörter mit zusammenfassenden Kategorien, wie „Lehnwörter, die sich auf spezifisch ungarische Verhältnisse beziehen” oder „Typisch ungarische Wörter” operieren. Die Wichtigkeit dieser Gruppe der Lehnwörter weist allerdings über das konkret Sprachliche hinaus, denn diese Integrate sind beredte Zeugen dafür, dass die Deutschen die auffallendsten und bedeutendsten Segmente einer typisch ungarischen Wirklichkeit – Sachverhalte und Verhaltensmuster – sich zu eigen machten und somit auch in die eigene Sachkultur und in das eigene Identitätsmuster eingliederten. Dies trifft nicht nur für die neueren, sondern – wie bereits erwähnt –, auch für die älteren deutschen Sprachinselmundarten zu: Ebenspanger behauptet in seinem Artikel über die ungarischen Lehnwörter der Hianzen: „Die Kleidung der Hianzenbauern wurde mit der Zeit ungarisch, genauso, wie ihre Denkweise” (Ebenspanger 1882: 6). Gesagt werden muss allerdings auch, dass die Übernahme eines Wortes nicht in jedem Falle automatisch mit der Übernahme der Sache einher ging. Zwei Beispiele aus dem Banat sollen dies veranschaulichen: ung. suba ist ein „langer Mantel aus grobem Tuchfilz, den die Rumänen tragen”, ung. szûr dagegen ist ein „langer Mantel aus groben Tuchfilz, den die Ungarn tragen” (Horger 1899: 712). Beide fanden als Lehnwörter Eingang in die deutschen Dialekte des Banats, durch die Kursivsetzung und damit Hervorhebung des ethnischen Bezuges der Benutzer wird in der Quelle jedoch verdeutlicht, dass es hier nicht um einen sachlichen Kulturimport, sondern lediglich um eine sprachlich-kommunikative Bezeichnungsnotwendigkeit im sprachlich-kulturellen Miteinander geht.
Hierher gehören vor allem viele Lehnwörter aus den Bereichen ‘Kleidung/ Tracht’, ‘Esskultur/Speisen’, ‘Verhaltensmuster’ bzw. aus dem Bereich ‘Kinderspiele’, denn die deutschen Kinder haben in ihrer neuen Heimat viele solche Spiele, Spielzeuge kennengelernt, die es in der alten Heimat nicht gegeben hat.10 Auch der Bereich ‘Pflanzen’ ist in diesem Zusammenhang mit typisch ungarischen Pflanzennamen, so z. B. mit den Weintraubensorten kadarka und bakator, vertreten. Dass auch der größte Teil der Lehnwörter im Bereich der ‘Offizial- bzw. Amtssprache’ hierher gehört, ist weiter nicht verwunderlich, denn Offizial- und Amtssprachen sind höchstgradig terminologisierte Funktiolekte und als solche lassen sie im Allgemeinen keine Synonymität zu. Zu ihren lexikalischen Spezifika zählen u. a. die Bezeichnungen aller institutionaliserten, vergegenständlichten und personifizierten Erscheinungsformen des öffentlichen Lebens und der Staatsgewalt. Das Ungarische, als Sprache des staatsbildenden Volkes, deckte diesen Bereich vollständig ab, und so ist es selbstverständlich, dass die deutschen Mundarten diese Termini technici aus dem Ungarischen übernommen haben. Einen interessanten Einblick in die mentale Anpassung bzw. in die unterschiedliche ‘Volkscharakteriologie’ der Deutschen und der Ungarn gewährt allerdings die recht gut vertretene Kategorie ‘Flüche, Schimpfausdrücke’.11 „Das Fluchen ist erst recht eine speziell ungarische Ware bei unseren Deutschen frommen Gemüts” – stellt Schäfer bereits 1896 fest (Schäfer 1896: 579), gesagt werden muss allerdings, dass diese Flüche mit einer Ausnahme während ihrer Integration in die deutschen Dialekte ihren derb-flätigen Charakter eingebüßt und eine deutliche Bedeutungsabschwächung erfahren haben.12
Diese erste Gruppe der Lehnwörter schließt Nominationslücken und dient damit im Grunde genommen – im Zeichen einer ‘therapierenden Strategie’ –, zur Aufrechterhaltung der kommunikativen Leistungsfähigkeit der deutschen Dialekte in der neuen Heimat. Im Quellenmaterial befinden sich aber auch Belege, die keine konkreten Bezeichnungslücken schließen, sondern sich in bestimmte mundartliche Wortfelder eingliedern, diese auf verschiedener Weise umstrukturieren bzw. die semantische Differenzierung und Präzisierung der Feldmitglieder bzw. Feldnachbarn ermöglichen oder nach sich ziehen und somit ebenfalls eine Art Bereicherung darstellen. So lässt sich in bestimmten Fällen die Herausbildung von Doubletten auf deutsch-ungarischer Basis dokumentieren, d.h., dass es in den deutschen Mundarten vor der Entlehnung semantisch annähernd äquivalente Wörter gab, die neben dem jeweiligen Lehnwort weiterbenutzt wurden. Wortpaare sind in vielen Fällen keine totalen Synonyme, denn sie zeigen in ihrer Verwendung feine semantische bzw. soziopragmatische Unterschiede. Das ung. vizel ‘das Wasser lassen, urinieren’ wird z. B. im Banat – „weil es als diskreter und vornehmer empfunden wird” –, nur im Umgang mit Kindern gebraucht (Horger 1899: 713). Ebenso das ung. sapka ‘eine bestimmte Kopfbedeckung der Männer’, das neben dem mundartlichen khapl gebraucht wird, allerdings mit scherzhaft-witziger Intention. Einige Beispiele zeigen auch eine gewisse ungarisch–deutsch-mundartliche ‘Arbeitsteilung’ im dennotativen und konnotativen Bedeutungsbereich semantisch äquivalenter Wörter der beiden Sprachen, wobei das deutsche Formativ den denotativen, das ungarische den konnotativen Bereich abdeckt. Z. B.: ung. macska ‘Katze’ wird nur in der Bedeutung ‘faule Frauenperson’ verwendet, das Tier wird weiterhin mit dem indigenen Wort bezeichnet; ung. csacsi ‘Esel’: „das Tier wird nie so genannt, das Wort wird nur in Bezug auf Menschen, ganz besonders in Bezug auf Kinder gebraucht und wird als feiner empfunden als das deutsche ézl” (Horger 1899: 706). Mit der Entlehnung des ung. bika ‘Stier, Zuchttier bei Rindern’ – das Wort ist fast ausnahmslos in allen deutschen Dialekten von Ungarn zu finden –, wird die im Deutschen ungenügende Differenzierung zwischen dem Zuchtstier und dem junden Tier bzw. Ochsen ermöglicht. Noch ein weiteres Beispiel aus dem Bereich Tierzucht: ung. csikó ‘Fohlen’ wird zu einer altersspezifischen semantischen Differenzierung genutzt, denn mit dem ungarischen Lehnwort wird nur ‘ein ganz junges Fohlen, unter einem Jahr’ bezeichnet (Hajnal 1906: 53 und 58; Eszterle 1929: 66; Riedl 1933: 37).
Bevor wir uns dem Abbau des deutsch-mundartlichen Wortschatzes durch ungarische Lehnwörter zuwenden, muss kurz noch eine interessante Zwischenstufe erwähnt werden, und zwar die Kategorie der hybriden Komposita. Bei Minderheiten fällt ihre Zahl im allgemeinen sehr hoch aus,13 unsere 34 Belege weisen darauf hin, dass diese Möglichkeit auch von den Deutschen in Ungarn zu einem sehr hohen Prozentsatz genutzt wurde. Den größeren Teil der hybriden Komposita machen Determinativkomposita aus, bei denen als das semantisch spezifizierende Glied fast immer das ungarische Wort an das deutsche herantritt (z.B.: mákkuchen ‘Mohnkuchen’ aus ung. mák ‘Mohn’ und dt. Kuchen; pipacsrot ‘klatschmohnrot/rot wie ein Klatschmohn’ aus ung. pipacs ‘Klatschmohn’ (Papaver rhoeas) und dt. rot; cirokbesen ‘Besen aus Mohrenhirse’ aus ung. cirok ‘Mohrenshirse’ und dt. Besen); den anderen, kleineren bilden sog. tautologische Zusammensetzungen, die durch eine einfache Verbindung von bedeutungsäquivalenten Lexemen der beiden Sprachen entstanden sind (z.B.: kakashahn ‘Hahn’ aus ung. kakas ‘Hahn’ und dt. Hahn; gulyaherde ‘Rinderherde’ aus ung. gulya ‘Herde’ und dt. Herde; kocsiwagen ‘aus Weidenruten angefertigter kleiner Wagen, Kinderspielzeug’ aus ung. kocsi ‘Kutsche, Wagen’ und dt. Wagen). Die Kategorie der Determinativkomposita deutet darauf hin – dies bekräftigen übrigens auch die Ergebnisse der Untersuchung der semantischen Integration des Gesamtmaterials –, dass die Deutschen einen beträchtlichen Teil der ungarischen Lehnwörter aus einem spezifischen Kontext heraus entlehnt haben. Bei den unechten, tautologischen Zusammensetzungen können wir davon ausgehen, dass das ungarische Wort in den Wortbestand der deutschen Dialekte zwar eingegangen ist, das bedeutungsäquivalente indigene Lexem jedoch nicht verdrängen konnte, was von der starken und stabilen Position des Dialektes zeugt.14
3.2 Abbau des mundartlichen Wortschatzes
Sprachliche Lehnprozesse können sich nicht nur in Form von Zugewinn – wie das bei der vorhin behandelten Gruppe von Lehnwörtern der Fall ist –, sondern auch in Form von Abbau äußern. Unsere Quellen dokumentieren in hoher Anzahl auch solche ungarische Lehnwörter, die bereits zur Zeit der Datenerfassung ein indigenes Mundartwort verdrängt haben oder als zeitweilige Konkurenzformen neben einem solchen auf dem besten Wege dazu waren.
Die Bewohner der ungarischen und rumänischen Nachbardörfer stehen bis heute im kontinuierlichen, lebendigen Kontakt zu den Deutschen in Niczkydorf, deshalb sind viele ungarische und rumänische Wörter so allgemein gebräuchlich, dass sie das ursprüngliche deutsche Wort aus dem Sprachgebrauch völlig verdräng haben
– berichtet Ferenc Kräuter 1907 aus einer Ortschaft im Banat (Kräuter 1907: 41). Dass dieser Prozess der Verdrängung des indigenen Mundartwortes ein komplizierter und vor allem längerer Prozess gewesen sein muss, zeigen jene Belege, die ein zeitweiliges Nebeneinender des deutschen und des ungarischen Wortes dokumentieren, wobei das ungarische Wort in den meisten Fällen bereits zur Zeit der Datenerfassung eine weitaus größere Gebrauchsfrequenz besaß, als das deutsche. Es sollen hier nur einige Beispiele dafür stehen, allerdings mit zeitgenössischen Kommentaren: das ung. Lehnwort éljen! ‘Vivat/ Hoch!’ ist „weit verbreitet, in Städten bekommt man, wenn auch selten, auch das deutsche ‘hoch’ noch zu hören (Horger 1899: 708); ung. kuvik/csuvik ‘Steinkauz, Totenvogel’: „Das Volk kennt dafür kein anderes Wort, es verwendet dafür manchmal höchstens ‘Totenvogel’” (Horger 1899: 707); bei ung. bika ‘Zuchttier bei Rindern: Stier’ heißt es: „Das Wort Stier verwenden sie ganz selten, die Bauern kennen es vielleicht gar nicht” (Horger 1899: 706); ung. városháza ‘Gemeindehaus, Rathaus’: „Das Gemeindehaus wird damit neuerdings bezeichnet, es verdrängt immer mehr das aus der deutschen Literatursprache übernommene kemeintehaus (Kräuter 1907: 44). Und noch ein abschließendes Beispiel, das aber zeigt, dass dieses Nebeneinender auch Jahrzehnte in Anspruch nehmen kann, bzw. auch bis in die jüngste Vergangenheit aufrechterhalten wurde: 1941 ist in Boglar/Vértesboglár (im Schildgebirge) ung. kakas ‘Hahn’ neben deutsch-mundartlich hau gebräuchlich. Der Fragebogen des „Ungarndeutschen Sprachatlasses” dokumentiert für die Ortschaft noch in den siebziger Jahren das Nebeneinender des deutschen und des ungarischen Wortes, ohne jeglichen semantischen Unterschied.
Neben diesen Zwischenstadien lässt sich aber in vielen Fällen die endgültige Tilgung des indigenen Wortes nachweisen. Diese Tatsache macht sich jedoch nicht nur bei weniger frequentierten, seltener gebrauchten Wörter bemerkbar, sondern erfasst neben dem alltäglichen Wortschatz sogar den sog. bäuerlichen Grundwortschatz, denn in den Bereichen Tierzucht und Landwirtschaft finden wir auffallend viele ungarische Transferenzen. Die nachtürkischen deutschen Siedler waren in ihrer überwiegenden Mehrheit Bauern, und so kann man davon ausgehen, dass der Wortschatz ihrer mitgebrachten Mundart in der Lage war – abgesehen von einzelnen ungarischen Spezifika – diese Bereiche vollständig abzudecken. Wir haben hier jedoch – wie es auch aus der Liste der Lehnwörter hervorgeht – viele Tierbezeichnungen, vor allem für Haustiere, bzw. Kollektiva für Hautiere, weiterhin Pflanzennamen, Herationen, Tiernamen bzw. auch viele sonstige Ausdrücke. Dieses „Eintauschen des Mitgebrachten” basiert neben der hohen Gebrauchsfrequenz dieser Lexeme im sprachlichen Miteinander vor allem auf eruierbaren sprachexternen Faktoren. Weil diese aber zur komplexen und nach unserem Verständnis richtigen Beurteilung der Entlehnungen auch dieser Art fest dazugehören, soll hier kurz auf sie eingegangen werden.
a) In deutschen Haushalten und Einzelwirtschaften waren sehr oft Ungarn, aber – abhängig von der bevölkerungsmäßigen Zusammensetzung des Gebietes – auch Angehörige anderer Minderheiten, vor allem Slowaken und Rumänen, als Wirtschafts- und Hauspersonal beschäftigt, somit war das Ungarische in vielen deutschen Haushalten unmittelbar präsent.
b) Hirten und Halter waren auch in von Deutschen bewohnten Gegenden traditionell Ungarn, bei den Ausdrücken im Zusammenhang mit der Pferdezucht kann man außerdem aus einer wirschaftlichen Dominanz der Ungarn als Pferdenation ausgehen. „Die meisten Wörter kamen in unsere Mundart durch die Hirten, die in unserem Dorfe ebenso wie in den deutschen Nachbarortschaften ungarischer Herkunft waren” – berichtet Hajnal aus Isszimmer/ Isztimér (Hajnal 1906: 67). Dasselbe stellt Potoczky in seiner Monographie über Sebegin/Zebegény fest: „die Ochsenhirten sind Ungarn (in den Augen der Dorfbevölkerung ist dies ein niedriger Beruf)” (Potoczky 1910: 45).
c) Die hohe Anzahl der ungarischen Lehnwörter im Zusammenhang mit der Tierzucht deutet auf bestehende wirtschaftliche und Handelskontakte hin. Tiere wurden von den Vertretern verschiedener Ethnien des Landes auf Märkten gehandelt, Ungarisch fungierte zwischen den einzelnen Sprachen als Vermittlersprache, als ‘lingua franca’. Dass man den Haustieren ungarische Rufnamen gab, ist jedoch nicht als typisch deutsche Strategie zu werten, denn die Haustiere haben bei allen Minderheiten von Ungarn durchgehend ungarische Rufnamen gehabt.15 Tiere wechseln den Beitzer, und weil sie sich nicht ohne weiteres umbenennen lassen, einigte man sich scheinbar stillschweigend auf die Sprache des Mehrheitsvolkes. Das Verfahren setzte vermutlich bei den kommandierungsbedürftigen Tieren, bei Pferden, Kühen und Stieren ein und wurde dann in einem Analogverfahren auch auf andere Haustiere – Hunde und Katzen – übertragen. Larissa Naiditsch berichtet übrigens über die gleiche Strategie bei den Deutschen um Petersburg: „Russische Rufnamen wurden gewöhnlich den Haustieren gegeben” (Naiditsch 1994: 35).
3.3. Abzugewinn?
Neben Zugewinn und Abbau lassen sich bereits in der behandelten Periode die Konturen einer dritten, jedoch nicht unproblematischen Kategorie erkennen, die allerdings erst in der Zeit nach 1945 außerordentlich häufig vertreten sein wird, denn bis 1945 wurden in unseren Quellen diesbezüglich insgesamt nur sechs Lehnwörter dokumentiert (kalauz ‘Schaffner’; mozi ‘Kino’; posta ‘Post’; postás ‘Briefträger’; villamos ‘Straßenbahn’ und vonat ‘Zug’;): Es geht dabei hauptsächlich um die sog. Sachmodernismen. Durch die Sprachinsellage, durch die fehlenden oder mangelnden Kontakte zum deutschen Sprachgebiet waren die nachtürkischen deutschen Sprachinselgemeinschaften und ihre Mundarten von der Entwicklung der deutschen Sprache isoliert. Durch die Assimilierung des deutschen Städtebürgertums im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, durch den Verlust der eigenen Intelligenz verlor das deutsche Bauerntum fast jegliche Chancen auf eine Verbindung zu den gehobeneren Varietäten der eigenen Muttersprache. Die Kluft zwischen den auf sich gestellten deutschen Bauernmundarten aus dem 18. Jahrhundert und dem, von der rasanten technisch-wirtschaftlich-wissenschaftlichen Entwicklung bestimmten 20. Jahrhundert wurde immer größer; es taten sich in den deutschen Dialekten immer mehr Nominationslücken auf, die somit, in Ermangelung einer anderen Möglichkeit, mit Hilfe des Ungarischen als Innovationssprache geschlossen wurden. Neben der temporalen Diskrepanz und dem eingeschränkten Repertoire der Ungarndeutschen in der eigenen Muttersprache muss hier auch die varietäten- und funktionsspezifische Diskrepanz zwischen dem Ungarischen und den deutschen Mundarten erwähnt werden. In diesem Fall geht es in erster Linie nicht um das Aufeinandertreffen zweier genetisch verschiedener Sprachen, sondern um das einer vollständig ausgebauten Schrift- sowie Hochsprache und eines Substandards – mit deutlich voneinander abweichenden strukturellen und kommunikativen Möglichkeiten, Funktionen und Domänenrepräsentanz. Angesichts der bisherigen Ausführungen bin ich der Meinung – obwohl man bei dieser Gruppe der Lehnwörter aus verschiedenen Standpunkten heraus evt. sowohl für Abbau als auch für Zugewinn plädieren könnte (deshalb auch ‘Abzugewinn’) –, dass die Grundkonstellation hier doch eine andere ist.
4. Zusammenfassung
Unsere Ausführungen bezogen sich anhand eines aus 400 Lehnwörtern bestehenden Belegmaterials auf einen möglichen, allerdings sehr oft und mit Vorleibe aufgegriffenen Aspekt von Sprachkontakten, nämlich auf die Auswirkungen dieser auf den indigenen Wortschatz der Repliksprache. Dieser Fragestellung kommt bei unseren Entlehnungssprachen eine besondere Bedeutung zu, zumal es sich um Sprachinselmundarten handelt, die im allgemeinen ein sehr hohes Kontaktpotential aufweisen, bei denen aber zugleich die Muttersprache als das bedeutendste identitätsstiftende und -erhaltende Element zu werten ist. Die sowohl gesellschaftlich als auch sprachlich spezifische Situation solcher Gemeinschaften fand auch in unserem Falle ihren Niederschlag im Lehnwortbestand, und zwar auf derart differenzierte Weise, dass für ihre Beschreibung „klassische” Pauschalkategorien wie ‘Abbau’ oder ‘Zugewinn’ allein nicht ausreichen. Auch innerhalb dieser Einstufungen haben wir es mit verschiedenen Sub- und Übergangskategorien zu tun, hinzu kommt noch der im letzten Abschnitt geschilderte Konstellationstyp, der von den beiden anderen in vielerlei Hinsicht deutlich abweicht. Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass die neueren deutschen Sprachinselmundarten von Ungarn bis 1945 (auch) im Bereich des Wortschatzes ihren indigen-deutschen Charakter grundsätzlich bewahrt haben, auch wenn in manchen Bereichen – begründet durch die aus ihrer besonderen Situation resultierenden Bedürfnissen und Möglichkeiten – „das Eintauschen des Mitgebrachten” (Weber-Kellermannn/Schenk 1977: 45) nachzuweisen ist.16
Anmerkungen
1
Vgl. dazu: Weber-Kellermann (1959) 1978.
2
Zur Ansiedlung, zu den Siedlungsräumen und zur Sprache siehe z.B. Hutterer 1991.
3
Teils fungierten diese Sprachen als Modellsprachen teils als Vermittlersprachen bei bestimmten, im ostmittel- und südosteuropäischen Raum verbreiteten Wander- bzw. Kulturwörter. Vgl. dazu Abschnitt 2 ‚Die ungarischen Lehnwörter und ihre Einteilung in Sachgruppen’.
4
Es geht dabei eigentlich um verschiedene deutsche Ortsdialekte, deshalb hier auch die Pluralform in Klammern.
5
So sind Streusiedlungen, deutsche Ortschaften in Industriegegenden bzw. in der Nähe der Hauptstadt Budapest dem ungarischen Einfluss im gleichen Zeitabschnitt sowohl qualitativ als auch quantitativ mehr ausgesetzt als das größere und kompaktere deutsche Siedlungsgebiet in Südungarn. Bis auf den heutigen Tag lassen sich diese temporalen und Intensitätsunterschiede an der Kompetenz- und Sprachgebauchstruktur der verschiedenen deutschen Siedlungsgebiete ablesen: Dabei geht es in erster Linie nicht (mehr) um die Etablierung des Ungarischen im sprachlichen Repertoire der Ungarndeutschen, sondern viel mehr um die Position und den Gebrauch des Dialektes. Vgl. dazu: Erb/Knipf 2000; Erb/Knipf 1998.
6
Die Auflistung der von uns bearbeiteten Quellen siehe im Anhang. Die Erschließung der Quellen erfordert übrigens philologische Kleinstarbeit, denn die überwiegende Mehrheit der Belege ist in Arbeiten mit einer oft gänzlich anderen Grundausrichtung zu finden. Deshalb ist auch davon auszugehen, dass das bisher geortete und bearbeitete Belegmaterial noch ergänzt werden kann – vor allem in arealer Hinsicht, d.h. was die Anzahl der Belegorte der einzelnen Kontaktphänomene anbelangt –, wir denken jedoch, dass es auch in diesem Umfang repräsentativ ist und eine solide Basis für die Untersuchung dieser vielschichtigen Problematik darstellt.
7
Gut dokumentiert sind die ungarischen Lehnwörter im Siebenbürgisch-Sächsischen. Vgl. dazu z.B.: Jacobi 1895.
8
Flüche sind im Allgemeinen sprach- und kulturspezifisch. Die ungarischen Flüche haben im Deutschen keine Äquivalenten und lassen sich auch nicht adäquat ins Deutsche übersetzen, deshalb wird hier auf eine inhaltlich-segmentierende Übersetzung verzichtet.
9
Alle ungarischen Zitate sind von mir ins Deutsche übersetzt worden.
10
Die kindersprachlichen Ausdrücke machen übrigens über zehn Prozent des Belegmaterials aus.
11
Insgesamt konnten zwanzig Flüche und Schimpfausdrücke aus den Quellen isoliert werden, das macht immerhin fünf Prozent unserer Belege aus.
12
Interessante Einblicke in die weitverzweigte Multilateralität und Multikulturalität dieser Problematik gewährt v.a. die Untersuchung von Karin Ney in vier siebenbürgisch-sächsischen Dörfern aus dem Jahre 1984. „Die Deutschen sind so phantasielos! Wenn sie mal richtig schimpfen wollen, langt es höchstens zu ‚Scheiße’, stellet ein Siebenbürger Sachse fest. Einem wütenden Sachsen steht dagegen ein reiches Inventar an Flüchen und Schimpfwörtern zur Verfügung, um seinem Herzen Luft zu machen – meist auf Rumänisch! Ein Sachse flucht auf Rumänisch: ein Rumäne auf Ungarisch! [...] Am besten kann man auf Ungarisch fluchen, aber Rumänisch ist auch nicht schlecht” (Ney 1984: 125).
13
Vgl. dazu z.B.: Naiditsch 1994.
14
In diesem Zusammenhang spielt vermutlich auch die Motiviertheit bzw. Unmotiviertheit eine erhebliche Rolle.
15
Vgl. dazu folgende Stelle bei Reichnitz über die ungarischen Lehnwörter bei den Rumänen im Komitat Hajdú-Bihar: „Wenn es viel ‚gunoi’ (ganaj) [=’Mist’, auch ein ungarisches Lehnwort M. E.] gibt, spannt er die Bimbau, die Daru, die Virág, die Csákó (Kuhnamen) ein; oder den Betyár, Bátor, Bicskás, Bársony, Büszke, Szürke, Vilma, Jancsi, Pista, Rántotta usw. (Pferdenamen) und zieht ihn auf das Feld hinaus” (Reichnitz 1896: 301).
16
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Bolyai-Stipendienprogramms der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
Literaturverzeichnis
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