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Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 20:151–161.

PETER JORDAN

Veränderungen der Umweltsituation seit der politischen Wende
in Mitteleuropa

Ergebnisse eines Vergleichs zweier Karten im Atlas Ost- und Südosteuropa

 

1 Die als Quellen verwendeten Karten im Atlas Ost- und Südosteuropa

Im Rahmen seines Atlasses Ost- und Südosteuropa hat das Österreichische Ost- und Südosteuropa-Institut in Wien soeben eine Karte im Maßstab 1:3 Millionen über die Umweltsituation in Mittel- und Südosteuropa zur Mitte der 1990er Jahre publiziert. (Siehe Karte 2.) Die Karte ist von einem internationalen Wissenschaftlerteam aus fast allen in der Karte dargestellten Ländern in Zusammenarbeit mit dem Institut für Länderkunde Leipzig entworfen worden und ist mit einem erläuternden Begleittext versehen. Thematisch bearbeitet sind Deutschland, Österreich, Tschechien, die Slowakei, Polen, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Albanien, Bulgarien, Rumänien, die Republik Moldau, die Ukraine, Weißrussland und Teile des westlichen Russlands und Litauens. Bosnien und die Herzegowina, Serbien und Montenegro sowie Makedonien konnten aus Mangel an vergleichbaren Daten nicht erfasst werden.

Die Karte ist die aktualisierte Version einer Darstellung der Umweltsituation in den letzten Jahren der kommunistischen Periode, die im Rahmen desselben Atlasses im Jahr 1992 veröffentlicht wurde. (Siehe Karte 1.) Die beiden Karten enthalten eine Reihe von identischen Aussageschichten und ermöglichen damit einen Vergleich der Umweltsituation zu den zwei erfassten Zeitpunkten. Sie dokumentieren damit auch die Veränderungen des Umweltzustands in den ersten Jahren der Transformation.

Aussageschichten, die auf beiden Karten zu sehen sind, betreffen die großräumige Verteilung von Luftschadstoffen, die Luftverschmutzung in Siedlungen mit mehr als 50 000 Einwohnern, die Wasserqualität von Flüssen, Seen und Küstengewässern, Waldschäden sowie die Verseuchung mit Caesium 137 als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl [Černobiľ]. Die neue Karte zeigt außerdem größere Quellen der Umweltverschmutzung wie Bergbaue und die Transitrouten im Straßenverkehr.

 

2 Erkenntnisse, die aus dem Vergleich der beiden Karten gewonnen werden können

Als die auffälligste Veränderung der Umweltsituation zwischen den späten 1980er Jahren und der Mitte der 1990er Jahre tritt beim Vergleich der beiden Karten die Abschwächung des West-Ost-Gradienten der Umweltverschmutzung hervor. Der Unterschied zwischen dem früheren „Schwarzen Dreieck” bestehend aus dem Süden der ehemaligen DDR, dem südlichen Polen und der Tschechischen Republik, daneben auch noch Teilen der Slowakei, Ungarns und Sloweniens und dem Rest Ostmittel- und Südosteuropas ist deutlich geringer geworden. Dies ist auf die in diesen am weitesten fortgeschrittenen Reformländern relativ erfolgreiche Restrukturierung in Industrie und Landwirtschaft zurückzuführen sowie auf die Anwendung neuer Produktions- und Umweltschutztechnologien. Im Gegensatz dazu hat sich der Umweltzustand in Ost- und Südosteuropa (besonders in der Ukraine, der Republik Moldau, Rumänien und Bulgarien) seit den späten 1980er Jahren nicht signifikant verändert. Dies entspricht im Wesentlichen dem jeweiligen Tempo im sozio-ökonomischen Transformationsprozess.

Abgesehen von diesen großräumigen Mustern zeigt ein Vergleich der beiden Karten aber auch noch eine Reihe kleinerer und lokal begrenzter Sonderentwicklungen, die viel über die regionalen Unterschiede in den Prozessen der Transformation und der Umweltsanierung aussagen, aber im Rahmen dieses kurzen Beitrags nicht behandelt werden können.

2.1 Die Situation in den späten 1980er Jahren (Karte 1)

2.1.1 Großräumige Luftverschmutzung

Die Darstellung der großräumigen Luftverschmutzung beruht hauptsächlich auf der Konzentration von Schwefeldioxid (SO2) in der Luft, da vergleichbare Daten für die ganze Region nur für diesen Indikator zur Verfügung standen. Verschiedene andere Indikatoren wie die Stickstoffkonzentration oder der Staubniederschlag wurden jedoch lokal zusätzlich herangezogen, um die räumliche Ausdehnung von herausragenden Verschmutzungen besser abgrenzen zu können.

Die Karte weist eine kompakte Zone erhöhter Luftverschmutzung vom Süden der ehemaligen DDR über die frühere Tschechoslowakei, Südpolen und Ungarn bis in den Norden des ehemaligen Jugoslawiens, in das westliche Rumänien und Bulgarien aus. Isolierte Flecken erhöhter, hoher oder sehr hoher Luftverschmutzung sind darüber hinaus im östlichen Rumänien und Bulgarien sowie in Teilen der ehemaligen Sowjetunion zu finden.

Innerhalb der kompakten Zone zumindest erhöhter Luftverschmutzung ragen einige Gebiete durch hohe und sehr hohe Luftverschmutzung hervor: der Süden der ehemaligen DDR, wo thermoelektrische Energieproduktion auf Braunkohlenbasis und chemische Industrie am meisten zur Verschmutzung beitrugen; das nördliche Böhmen [Čechy], wo ähnliche Verursacher auch für die massiven Waldschäden im Erzgebirge [Krušné hory] verantwortlich waren; das südwestliche Polen und nördliche Mähren [Morava], besonders Niederschlesien [Dolný Sľask] mit seinen Kupferhütten, das Oberschlesische Industrierevier mit seiner komplexen Schwerindustrie und seinem Steinkohlenbergbau; das Becken der oberen Neutra [Horná Nitra] in der Slowakei, wo der Verschmutzungseffekt von thermoelektrischer Energieproduktion auf Braunkohlenbasis durch winterliche Temperaturinversionen vervielfacht wurde; die Industrieachse des nördlichen Ungarns vom Bakony über Budapest nach Miskolc und Ózd mit Aluminiumhütten im Westen, der auf Budapest konzentrierten chemischen Industrie sowie Eisen- und Stahlwerken im Nordosten; das zentrale Slowenien, wo die Verschmutzungen besonders durch Kohlenbergbau und thermoelektrische Energieproduktion in Trbovlje und Šoštanj verursacht sind, die Auswirkungen bis in das südliche Österreich hatten; einige Bergbau- und Industrieregionen in Bosnien [Bosna], Serbien [Srbija] und Rumänien, in welch letzterem besonders Lignitbergbau und die Verwendung von Lignit zur Energieproduktion im Motru-Becken, Stahlwerke und Steinkohlenbergbau in Hunedoara bzw. Petroşani und die Industrieagglomeration von Bukarest [Bucureşti] unter Einschluss von Piteşti mit seiner Ölraffinerie und Ploeşti mit seiner petrochemischen Industrie als Hauptverursacher hervorragen; schließlich das untere Marica-Becken in Bulgarien mit seinen großen thermoelektrischen Kraftwerken auf Braunkohlenbasis.

2.1.2 Luftverschmutzung in größeren Siedlungen

Die Luftverschmutzung in größeren Siedlungen unterscheidet sich häufig von der großräumigen Luftverschmutzung infolge lokaler Emissionen der Industrie, der Haushalte und des Verkehrs sowie als Folge einer spezifischen meteorologischen Situation, z.B. einer Beckenlage oder vorherrschender Windrichtungen. Deshalb wird dieses Faktum als eigene Aussageschicht in der Karte ausgewiesen.

In dieser Hinsicht am meisten verschmutzt waren in den späten 1980er Jahren die Städte Oberschlesiens [Górny Słsk] inklusive des tschechischen Gebietsanteils, außerdem Krakau [Kraków] wegen der nahen Stahlindustrie von Nowa Huta und seiner durch winterliche Temperaturinversionen gekennzeichneten Beckenlage. Die am stärksten verschmutzten Staatshauptstädte waren Budapest und Prag [Praha]; Budapest wegen seiner chemischen Industrie und seiner Lage im Windschatten der Budaer Berge [Budai-hegység], wodurch die Stadt wenig durchlüftet wird; Prag wegen seiner vielfältigen Industrie und seiner Lage im engen Tal der Moldau [Vltava]. Chişinău, die Hauptstadt der Republik Moldau, ergänzt diese Aufzählung der meistverschmutzten Staatshauptstädte am östlichen Rand der Karte.

Einer relativ besseren Luftqualität erfreuten sich Leipzig, Dresden, Laibach [Ljubljana], Zagreb, Belgrad [Beograd], Bukarest, Sofia [Sofija] und Kiew [Kiïv]. Die am wenigsten durch Luftschadstoffe verschmutzten Staatshauptstädte in den thematisch bearbeiteten Ländern waren Berlin und Wien.

2.1.3 Wassergüte

Die in der Karte ausgewiesene Klassifikation der Wassergüte ist das Ergebnis eines schwierigen Harmonisierungsprozesses unterschiedlicher nationaler Klassifikationen. Einige von ihnen beruhten auf chemischen, andere auf biologischen Indikatoren.

Im westlichen Teil der Karte finden sich Flussabschnitte mit geringer Verschmutzung fast nur in Gebirgsregionen, also nahe der Quelle, während in Weißrussland, der Ukraine und der Moldau auch Tieflandsflüsse zum Teil noch gute Wasserqualität aufweisen. Dies entspricht der Industriedichte und der Intensität landwirtschaftlicher Nutzung. Extrem verschmutzt unter den großen Flüssen sind die Elbe [Labe], die Oder [Odra], die Weichsel [Wisła], die Drau [Drava/Dráva] ab der österreichischen Grenze, also in ihrem slowenischen, kroatischen und ungarischen Laufabschnitt sowie die Save [Sava]. Die Donau zeigt starke oder sehr starke Verschmutzung bereits ab Wien, besonders aber nach der Einmündung der sehr verschmutzten March [Morava].

Von den größeren Seen wies in den 1980er Jahren der Plattensee [Balaton] die schlechteste Qualität auf. Dies gilt besonders für sein westliches Becken, in das der sehr verschmutzte Fluss Zala mündet. Sehr schlechte Wasserqualität hatten außerdem einige der Masurischen Seen in Polen. Relativ gering war dagegen die Verschmutzung des Ohridsees [Ohridkso Ezero/Liqeni i Ohrit], des Prespasees [Prespansko Ezero/Liqeni i Prespës/Megále Préspa] und des Skutarisees [Skadarsko jezero/Liqeni i Shkodrës].

Im Vergleich der Qualität der Küstengewässer der südlichen Ostsee, der Schwarzmeerküsten Bulgariens, Rumäniens und der Region Odessa [Odesa] in der Ukraine sowie der östlichen Küste des Adriatischen Meeres schnitt die Ostseeküste am schlechtesten ab. Die sehr starke Verschmutzung besonders in den großen Buchten der südlichen Ostseeküste, der Bucht von Stettin [Zalew Szczechinski/Oderhaff] und der Bucht von Danzig [Zalew Gdański], war primär durch die Einmündung großer und stark verschmutzter Flüsse, der Oder bzw. der Weichsel, aber auch durch die Seichtheit dieser Buchten bedingt. Am in der Karte sichtbaren Abschnitt der Schwarzmeerküste konzentrierte sich starke oder sehr starke Wasserverschmutzung auf die Umgebung der großen Hafenstädte Burgas, Varna, Constanţa und Odessa sowie auf den Nahbereich großer Industrien wie der Raffinerie von Năvodari nördlich von Constanţa. Die vergleichsweise günstige Situation entlang der östlichen Adriaküste ist zu erklären mit der geringen Siedlungs- und Industriedichte, der geringen Intensität landwirtschaftlicher Nutzung, der geringen Zahl verschmutzter Zuflüsse, mit Meeresströmungen, welche der östlichen Adriaküste frisches, wenig verschmutztes Wasser aus dem Becken des östlichen Mittelmeers zuführen während das von den verschmutzten Flüssen der Poebene [Pianura Padana] eingeleitete Wasser entlang der (italienischen) Westküste abfließt, durch die relative Tiefe der Ostküste (teilweise über 100 m) sowie durch das Auftreten von großen untermeerischen Quellen [vrulje], welche die Küstengewässer mit sauberem Wasser aus dem hydrologischen System des Karstes versorgen. Aus den genannten Gründen ist die Wasserqualität an der östlichen Adriaküste im Allgemeinen weitaus besser als an der westlichen, italienischen Küste. Lediglich die Westküste Istriens [Istra], die den Mündungen der verschmutzten Flüsse der Poebene direkt gegenüberliegt und den seichten Golf von Venedig mit seiner eigenen Wasserzirkulation im Osten begrenzt, weist ähnlich ungünstige Werte wie die westliche Adriaküste auf.

2.1.4 Waldschäden

Die Karte unterscheidet zwischen Waldschäden durch Luftverschmutzung („Sauren Regen”) und durch unsorgsame Waldnutzung ohne Rücksicht auf natürliche Regeneration, Alters- und Artenstruktur.

Waldschäden durch Luftverschmutzung traten massiv im Erzgebirge an der Grenze zwischen der ehemaligen DDR und der ehemaligen Tschechoslowakei auf, außerdem in der Lausitz (DDR), in den Hügelländern und Gebirgen um das Oberschlesische Industrie- und Kohlenrevier (Polnischer Jura [Wyžyna Krakówsko-Czstochowska], Beskiden [Beskidy], Gesenke [Jeseník]), im mittleren Slowenien, im rumänischen Schiltal [Jiu], im östlichen Serbien sowie im Balkangebirge [Stara planina] nördlich von Sofia.

Waldschäden als Folge unsorgsamer Waldnutzung waren besonders im ganzen Bereich der ukrainischen und rumänischen Karpaten sowie in Weißrussland verbreitet.

2.2 Die Situation zur Mitte der 1990er Jahre (Karte 2)

Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems verbesserte sich die Umweltsituation in Ostmitteleuropa deutlich. Der Hauptgrund für diese Verbesserung könnte als „passive Sanierung” bezeichnet werden, im Sinne der Folgewirkungen des Schließens, der Produktionsdrosselung oder der Umrüstung der größten Industrie- und Bergbaubetriebe sowie der Aufgabe der großbetrieblichen, industriellen Landwirtschaft zumindest in einigen Ländern und Teilregionen. Zusätzlich wirkten sich aber auch einige aktive Maßnahmen gegen die Umweltverschmutzung aus, z.B. der Einbau von Filtern in thermische Kraftwerke oder deren Ersatz durch Atomkraftwerke wie z.B. in der Slowakei und der Tschechischen Republik.

Aktive Sanierungsmaßnahmen trugen aber jedenfalls nur einen kleineren Teil zu den erzielten Verbesserungen bei. Mangel an Kapital und ein immer noch mangelhaftes Umweltbewusstsein in weiten Teilen der Bevölkerung und bei den politischen Eliten sind dafür die Hauptgründe. Die Umweltsituation wird zumeist immer noch als weniger bedrückend als die wirtschaftliche Lage empfunden, und wirtschaftliche Transformation genießt daher Priorität. Weit verbreitet ist auch die Meinung, dass wirtschaftliche Umstrukturierung ohne weiteres Zutun Umweltsanierung bewirkt und dass Umweltsanierung maßgeblich von ausländischer finanzieller Unterstützung getragen sein müsse. Umweltbewegungen und Grünparteien haben ihre zur Wendezeit zum Teil starke politische Kraft zumeist verloren.

Eine neue Gefahr für die Umwelt ist der stark anschwellende Straßenverkehr, der die Schiene als Verkehrsträger zunehmend ersetzt.

2.2.1 Großräumige Luftverschmutzung

Was in der Karte über die späten 1980er Jahre noch als kompakte Zone erhöhter Luftverschmutzung ausgewiesen war, hat sich in einzelne Flecken aufgelöst. Das „Schwarze Dreieck” mit der südlichen DDR, der Tschechoslowakei und dem südlichen Polen hat viel von seiner Macht verloren, ist aber immer noch die größte zusammenhängende Zone mit zumindest „erhöhter” Luftverschmutzung im gesamten Gebietsausschnitt der Karte. Während also die Luftverschmutzung in den Ländern Ostmitteleuropas (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien) zwischen den späten 1980er Jahren und der Mitte der 1990er Jahre deutlich abgenommen hat, hat sich die Situation weiter östlich (Weißrussland, Ukraine, Moldau) und südöstlich (Rumänien, Bulgarien) kaum verbessert. Die in der älteren Karte markante Konzentration der Luftverschmutzung auf den westlichen Teil der Großregion ist also einer gleichmäßigeren Verteilung gewichen.

2.2.2 Luftverschmutzung in größeren Siedlungen

Die Luftverschmutzung in größeren Siedlungen ist in vielen Fällen zurückgegangen. In der Tschechischen Republik sind nur noch Prag und die Industriestädte Nordböhmens stark verschmutzt, aber auch ihr Verschmutzungsgrad hat sich gegenüber den späten 1980er Jahren verringert. Im Osten Deutschlands hat sich durch den starken Rückgang der Großindustrie die Verschmutzung von Leipzig, Chemnitz und Dresden leicht und von Halle deutlich vermindert.

Alle größeren Städte im polnischen Oberschlesien zeigen Werte, die deutlich unter denen der späten 1980er Jahre liegen, nur Kattowitz [Katowice] und Krakau ragen immer noch mit „starker” Luftverschmutzung hervor.

Budapest mit der stärksten Luftverschmutzung von allen Hauptstädten in den späten 1980er Jahren verzeichnet nun deutlich bessere Werte. Der Abbau der Schwerindustrie hatte auch positiven Einfluss auf die Luftverschmutzung der Städte in anderen Abschnitten der früheren ungarischen Industrieachse zwischen Bakony und Miskolc.

In Rumänien ragen die früheren Zentren städtischer Luftverschmutzung wie Bukarest, Ploeşti, Brăila, Galaţi und Giurgiu nicht mehr so heraus, während andere Städte wie Hunedoara, Baia Mare und Oneşti auf demselben Niveau der Verschmutzung verharren.

Im Gegensatz zu zumindest teilweisen Verbesserungen in Rumänien ist die Situation in Bulgarien weiterhin schlecht. Die Luftverschmutzung in Sofia und in einigen Städten seines Umlands hat sich sogar verschlechtert. Pernik, eine Industriestadt südwestlich von Sofia, verzeichnet den schlechtesten Wert unter allen auf der Karte abgebildeten größeren Siedlungen.

Während die Luftverschmutzung in Chişinău zumindest nicht mehr gesundheitsgefährdend ist, haben die größeren Städte der westlichen und mittleren Ukraine einschließlich L’vìv’s, Kiews und Žitomirs höhere Verschmutzungswerte als zuvor.

2.2.3 Wassergüte

Im Gegensatz zur Luftqualität ist bei der Gewässergüte generell keine deutliche Verbesserung festzustellen. Dies hat damit zu tun, dass Sanierungsmaßnahmen bei Gewässern in der Regel aufwändiger sind und auf die Oberflächengewässer oft noch stark verzögert Verschmutzungen einwirken, die vor Jahren dem Boden und dem Grundwasser zugefügt wurden. Deshalb sind große Flüsse wie die Weichsel, die Oder und die Warthe [Warta] in Polen, die Elbe, der Oberlauf der Spree, die Elster, die Mulde, und die Saale im südlichen Teil der ehemaligen DDR, die Thaya [Dye], die Iglau [Jihlava] und die March im südlichen Mähren [Morava], die Waag [Váh] und die Neutra [Nitra] in der westlichen Slowakei, Donau [Duna], Theiß [Tisza], Raab [Rába] und Körös in Ungarn, Save und Drau in Kroatien sowie die Donau [Dunărea] und zumindest die Unterläufe aller ihrer größeren Zuflüsse einschließlich des Schil [Jiu], des Alt [Olt], der Vedea, des Argeş und der Ialomiţa in der Walachei [Ţara Românească] immer noch stark bis sehr stark verschmutzt. Deutliche Verbesserungen der Flusswasserqualität beschränken sich auf die Save [Sava] und die Drau [Drava] in Slowenien sowie auf Mur, Salzach, Traun, und Inn in Österreich.

Während sich die Wasserqualität des Plattensees trotz der Anlage einer Ringkanalisation nicht wesentlich verbessert hat, zeigen die früher zum Teil stark verschmutzten Masurischen Seen deutlich bessere Werte.

Die Küstengewässer der südlichen Ostseeküste sind weniger verschmutzt als zuvor, besonders entlang der Küste Pommerns [Pomorze] außerhalb der großen Buchten. Die Wasserqualität in den Buchten selbst hat sich jedoch nur geringfügig verbessert. An der Schwarzmeerküste hat sich die früher starke Verschmutzung im Nahbereich der größeren Häfen etwas verringert. Die östliche Adriaküste konnte ihren mit Ausnahme der Westküste Istriens geringen Verschmutzungsgrad halten.

2.2.4 Waldschäden

In der Karte zur Situation in der Mitte der 1990er Jahre sind die Waldschäden nicht mehr wie in der Vorläuferkarte nach Ursachen unterschieden.

Eine Zone sehr großer Schäden zieht sich immer noch durch das nördliche Böhmen vom Erzgebirge bis zu den Sudeten [Sudety]. Daneben ragen auch noch das östliche Böhmen, besonders das Adlergebirge [Orlické hory], sowie der Kranz von Gebirgs- und Hügelländern um Oberschlesien einschließlich der Zone von Tschenstochau [Czèstochowa] bis Radom hervor.

 

Quellen und Literatur

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