Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 11:245–265.
LILLA KRÁSZ
Gesellschaftliche Konventionen und die Modernisierung
Am Beispiel des Hebammenwesens im Ungarn des 18. Jahrhunderts
Disziplinierung, Hierarchisierung, Vereinheitlichung, spezialisierte Professionalisierung, Diskriminierung, Bürokratisierung – diese Begriffe sind allen Aufklärungsforschern vertraut. Mit ihnen kann auch der problematische Modernisierungsprozess auf dem Gebiet des Hebammenwesens im Ungarn des ausgehenden 18. Jahrhunderts charakterisiert werden. Traditionelle weibliche Selbstbestimmung auf der einen, obrigkeitliche Reglementierung auf der anderen Seite bildeten die gegensätzlichen Pole. Beide stellen zugleich jene Antriebskräfte dar, die den Wandel des Hebammenwesens in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts forcierten. Diese gespannte Situation stellte den Hintergrund dar, vor dem sich Konflikte abspielten. Das Verhalten der beiden entgegengesetzten Pole, der Hebammen auf der einen und der Obrigkeit auf der anderen Seite, stieß auf gegenseitiges Unbehagen und löste fast zwangsläufig faktische und persönliche Widerstände aus. Hinzu kam die sehr spezifische Situation in Ungarn, einem Land, in dem konfessionelle, ethnische und sprachliche Barrieren die sozialwirtschaftlichen Niveaudifferenzen verstärkten.
Im Ungarischen Landesarchiv – in der Abteilung des 1724 errichteten, der in Wien fungierenden Kanzlei untergeordneten Statthalterei-Archivs – befindet sich der außerordentlich umfassende Bestand Departamentum Sanitatis. Dieser gewährt einen landesweiten Einblick – in Form von narrativen Sanitätsberichten und tabellarischen Darstellungen – in das ungarländische Hebammenwesen. Die Schriften wurden bis zur Erlassung des Sprachedikts von Joseph II. im Jahre 1784 lateinisch verfasst, danach obligatorisch deutsch. Auf den ersten Blick erscheinen die in Tabellen geordneten Eintragungen als graue Datenmasse. Diese im Zeichen der – in Ungarn – neuen Wissenschaft, der Statistik angefertigten verschiedenen Auflistungen vermittelten der Obrigkeit in ihren Augen unentbehrliche Informationen über das Sanitätspersonal. Anhand dieses wertvollen Materials ist es möglich, die Sanitätshierarchie, die Verwaltungspraxis, den problematischen Ausbildungsprozess der Hebammen, den sich bildenden Konkurrenzkampf zwischen der akademischen Ärzteschaft und den als „unwissend” apostrophierten Hebammen, das Zusammenleben der alten Praktiken und der neuen Methoden, sowie die Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der josephinischen Aufklärungsreformen zu rekonstruieren.
1. Die ersten Schritte zur Hebammenreform
Das neue Zeitalter im Hebammenwesen kann in der ungarländischen Region ganz genau datiert werden:
1766 wurde von István Weszprémi, einem kalvinistischen Arzt und Anhänger von Gerard van Swieten, das erste ungarische Hebammenlehrbuch „Unterricht für Hebammen” in Debrecen, in Ostungarn veröffentlicht.1 Das Lehrbuch war eigentlich nichts anderes als eine Übersetzung des Werks von Johann Heinrich Nepomuk Crantz, Professor der Wiener Medizinischen Schule der ersten Generation. Der Übersetzer bereicherte den ursprünglichen Text mit einem Anhang von neun Holzschnitten. Die naturalistischen Abbildungen zeigen die Gebärmutter und die Verlaufsvarianten der Geburt.2 Diese Holzschnitte sollten ungebildeten, leseunkundigen Frauen die Hebammenausbildung wesentlich erleichtern.3 Dem Lehrbuch von Weszprémi folgten bald weitere Lehrbücher und Katechismen.
1770 wurde das Sanitätsnormativ erlassen, das für das ganze Habsburgerreich eine einheitliche Regelung in Bezug auf die Prüfungsverpflichtungen der Hebammen verfügte. Die neun Paragraphen, die das Hebammenwesen betrafen, kriminalisierten die Anstellung nicht examinierter oder nicht unterrichteter Hebammen und diskriminierten zugleich die traditionellen Wehemütter als illegale „Kurpfuscherinnen”.4
Noch im selben Jahr wurde die von einem Jesuiten, Péter Pazmány in Tyrnau gegründete Universität durch eine medizinische Fakultät ergänzt. Die Gründung ermöglichte die moderne, fachgemäße Hebammenausbildung in Form von ein bis zwei Semester dauernden Kursen. Die Universität zog 1777 in die Hauptstadt, nach Buda (Ofen), und 7 Jahre später nach Pest. Von Anfang an wurden Wiener Professoren an den Lehrstuhl für Geburtshilfe berufen, was bedeutete, dass die Unterrichtssprache deutsch war. Aufgrund der daraus entstehenden sprachlichen Hindernisse wurden jahrzehntelang nur wenige Hebammen diplomiert.
Tabelle 1
1770–1786 an der Tyrnauer (von 1777 Budaer und von 1784 Pester)
Universität diplomierte Hebammen
1770 0 1778 11
1771 1 1779 10
1772 2 1780 11
1773 3 1781 10
1774 0 1782 8
1775 3 1783 12
1776 9 1784 13
1777 5 1785 22
1786 29
Quelle: ULA C66 Nr. 6. pos. 140/1878
2. Die Bürokratisierung des Sanitätswesens
Für die Arbeit der Statthalterei brachten die 1783 und in den darauf folgenden Jahren eingeführten Reformen entscheidende Veränderungen. Diese Reformen ersteckten sich auf die Organisation, den Wirkungsbereich und die Verwaltung der Statthalterei. Sie bezweckten die Administration in der Statthalterei schneller, einfacher und präziser zu gestalten. Ausdruck der bürokratischen sowie fachlichen Spezialisierung war ein neues Departamentum für Sanitätswesen. In diesem sogenannten Departamentum Sanitatis, das die Aufgaben der ehemaligen Sanitätskommission übernahm, waren hochqualifizierte Experten beschäftigt. Da die Statthalterei die Ausführung der Regelungen des Sanitätsnormativs nicht ausreichend kontrollieren konnte, bestand die Aufgabe des Departamentum Sanitatis darin, diese Mängel abzuschaffen.
1780, gleich nach seiner Thronbesteigung, verordnete Joseph II. die Anfertigung von Conduitlisten, die jedes Komitat jährlich einzureichen hatte.5 Damit sollte erstens jede Behörde die ihr untergeordneten staatlich bezahlten Angestellten kennenlernen, um im Falle einer neu zu besetzenden Stelle, die „wahrhaftigen Verdienste und Tauglichkeit in Betracht ziehen zu können (...)” und zweitens sollte die Arbeit der Angestellten unter Kontrolle gebracht werden. Auf dem Gebiet des Gesundheitswesens geschah praktisch bis zur Umgestaltung der Statthalterei, bis 1783 nichts. 1783 erschienen wohl die ersten Sanitätsberichte, die von Komitatsphysikern angefertigt wurden, aber von fachmäßig ausgefüllten Conduitlisten kann – außer in einigen oberungarischen Komitaten – nicht die Rede sein.
Das Quellenmaterial über die Hebammen ist für diese Periode 1783–1786 sehr vielfältig. Neben den Berichten der Physiker gibt es aus den meisten Komitaten einfache Hebammenauflistungen (Tabelle 2) mit der Angabe ihrer Namen, ihres Dienstortes, manchmal auch ihrer Religionszugehörigkeit, von wem sie adjuriert wurden, ihres Alters und der nach den einzelnen Geburten ausgehändigten Geldsumme. Diese Auflistungen ergänzen die Klassifikationslisten: (Tabelle 3) Die Hebamme mit der Universitätsprüfung gehörte zur 1. Klasse, jene, die beim Physikus eine Prüfung ablegte, zur 2., und die meisten, die nur höchstens vom Ortspfarrer adjurierten Frauen, machten die 3. Klasse aus. In den Hebammenauflistungen und Klassifikationstabellen können auch die ungebildeten Dorfhebammen leicht verfolgt werden. Als Beilage zu diesen Listen schickten die Komitate auch die Kopien vom Diplom oder vom Attestat der geprüften Hebamme mit. Dies war die Lage bis zum Jahre 1785.
Am 31. Oktober 1785 verordnete Joseph II. für jede Behörde wiederum die Anfertigungspflicht der jährlichen Conduitlisten.6 Dies geschah gleich nach der Errichtung des sogenannten Distriktualsystems, wobei 54 Komitate (auf dem Gebiet von Ungarn, Slawonien und Kroatien) zehn administrativen Distrikten zugeordnet wurden. Die Leitung der einzelnen Distrikte wurde von den vom König ernannten Obergespanen, alias Kommissaren übernommen. Das bedeutet, dass die bisher gewählte Selbstverwaltung der Komitate, der königlichen Freistädte und der zwei privilegierten Distrikte entmachtet wurde. Die Kommissare mussten die von ihnen ernannten Vizegespane antreiben, die wiederum die Oberstuhlrichter und die Geschworenen unterrichteten, wobei der neue bürokratische Apparat bis zu den Dorfrichtern vordrang.7
Tabelle 2.
HEBAMMENAUFLISTUNG
(Konskriptio) – Neutraer Komitat/1783
Nomina |
Nomina & Cognomina obstetricum |
Religio |
Aetas |
Per quem approbata |
Fungitur munio |
Solutionem habet |
|
|
|
|
|
cr. |
|
Ersek Ujvár |
Julianna Nyerges |
Cathol |
46 |
Per Paroch. |
7 |
16 |
Ibidem |
Susanna Pilez |
Cathol |
51 |
Per Paroch. |
13 |
16 |
Ibidem |
Maria Taruz |
Cathol |
41 |
Per Paroch. |
6 |
16 |
Ibidem |
Elisabetha Eőztővér |
Cathol |
44 |
Per Paroch. |
3 |
16 |
Taroskedgy |
Anna Tóth |
Cathol |
52 |
Per Paroch. |
9 |
17 |
Ibidem |
Elisabetha Takács |
Cathol |
40 |
Per Paroch. |
3 |
17 |
Sook |
Maria Fekete |
Cathol |
43 |
Per Paroch. |
5 |
17 |
Ibidem |
Maria Mihlik |
Cathol |
50 |
Per Paroch. |
6 |
17 |
Megyer |
Maria Provodierky |
Cathol |
51 |
Per Paroch. |
7 |
17 |
Ibidem |
Catharina Kormtesky |
Cathol |
49 |
Per Paroch. |
4 |
17 |
Negyed |
Catharina Molnár |
Cathol |
57 |
Per Paroch. |
8 |
17 |
Ibidem |
Theresia Totth |
Calvin |
49 |
Per Paroch. |
5 |
17 |
Farkasd |
Catharina Siposs |
Calvin |
42 |
Per Paroch. |
4 |
17 |
Andod |
Anna Mészáros |
Cathol |
39 |
Per Paroch. |
3 |
17 |
Komjath |
Catharina Pcsenas |
Cathol |
54 |
Per Paroch. |
7 |
20 |
Ibidem |
Anna Hlavaty |
Cathol |
45 |
Per Paroch. |
6 |
20 |
Surány |
Anna Narosdgyan |
Cathol |
47 |
Per Paroch. |
10 |
20 |
Bankeszy |
Maria Smetana |
Cathol |
48 |
Per Paroch. |
8 |
18 |
Varad |
Catharina Bezuba |
Cathol |
38 |
Per Paroch. |
3 |
18 |
Nagyszegh |
Catharina Halaz |
Cathol |
58 |
Per Paroch |
17 |
30 |
Csornok |
Eva Csaky |
Cathol |
47 |
Per Paroch. |
7 |
18 |
Andács |
Catharina Pagacska |
Cathol |
39 |
Per Paroch. |
4 |
18 |
Elecske |
Maria Hugyik |
Cathol |
45 |
Per Paroch. |
12 |
12 |
Alsó Récsény |
Anna Hranka |
Cathol |
60 |
Per Paroch. |
14 |
12 |
Kelecsény |
Eva Hrcsár |
Cathol |
61 |
Per Paroch. |
19 |
18 |
Saagh |
Anna Regik |
Luther |
48 |
Per Paroch. |
8 |
18 |
Udvarnok |
Catharina Kacserka |
Cathol |
58 |
Per Paroch. |
9 |
18 |
Bajmocska |
Maria Sagocsky |
Cathol |
59 |
Per Paroch. |
11 |
18 |
Salgocska |
Anna Hruskova |
Cathol |
64 |
Per Paroch. |
13 |
18 |
Nemeskürth |
Anna Borik |
Cathol |
50 |
Per Paroch. |
10 |
18 |
Pusztakürth |
Catharina Gnoska |
Cathol |
45 |
Per Paroch. |
7 |
18 |
Romanfalva |
Eva Kucha |
Cathol |
52 |
Per Paroch. |
8 |
18 |
Posztka |
Maria Brnka |
Cathol |
59 |
Per Paroch. |
11 |
18 |
Gerencsir |
Maria Bernath |
Cathol |
66 |
Per Paroch. |
4 |
18 |
Csitar |
Dorothea Magha |
Cathol |
62 |
Per Paroch. |
17 |
18 |
Ghimes |
Catharina Sinko |
Cathol |
41 |
Per Paroch. |
9 |
18 |
Kolon |
Anna Sipos |
Cathol |
37 |
Per Paroch. |
6 |
15 |
Kiss Hind |
Catharina Duvacs |
Cathol |
49 |
Per Paroch. |
9 |
15 |
Nagy Hind |
Catharina Mika |
Cathol |
50 |
Per Paroch. |
10 |
18 |
Nagy Czétény |
Catharina Chudoba |
Cathol |
66 |
Per Paroch. |
21 |
18 |
Csalad |
Susanna Juhasz |
Cathol |
62 |
Per Paroch. |
20 |
15 |
Babindal |
Elisabetha Kosztolany |
Cathol |
55 |
Per Paroch. |
14 |
15 |
Geszthe |
Rosa Brath |
Cathol |
66 |
Per Paroch. |
9 |
15 |
Kalaz |
Elisabetha Barrak |
Cathol |
47 |
Per Paroch. |
10 |
15 |
Dicske |
Catharina Sipkova |
Cathol |
50 |
Per Paroch. |
11 |
15 |
Vajk |
Catharina Kovacs |
Cathol |
56 |
Per Paroch. |
12 |
15 |
Martonyfalva |
Catharina Faricska |
Cathol |
63 |
Per Paroch. |
15 |
15 |
Szt. Mihály Úr |
Anna Vlcskova |
Cathol |
49 |
Per Paroch. |
7 |
18 |
Gyarak |
Helena Belova |
Cathol |
60 |
Per Paroch. |
15 |
18 |
Kiss Manya |
Catharina Kocsis |
Cathol |
44 |
Per Paroch. |
7 |
15 |
Födimes |
Susanna Porocsna |
Cathol |
48 |
Per Paroch. |
9 |
12 |
Eördeghe |
Anna Kosztolanyicska |
Cathol |
51 |
Per Paroch. |
14 |
15 |
Also Szöllös |
Juditha Bekecs |
Cathol |
53 |
Per Paroch. |
16 |
12 |
Felsö Szöllös |
Dorothea Lubora |
Cathol |
60 |
Per Paroch. |
5 |
12 |
Pann |
Catharina Haluza |
Cathol |
43 |
Per Paroch. |
7 |
17 |
Lapas Gyarmath |
Catharina Mechinya |
Cathol |
47 |
Par Paroch. |
9 |
15 |
Nagy Lapas |
Anna Balass |
Cathol |
61 |
Per Paroch. |
19 |
15 |
Kiss Lapas |
Barbara Palkova |
Cathol |
39 |
Per Paroch. |
4 |
18 |
Molnos |
Helena Bary |
Cathol |
42 |
Per Paroch. |
6 |
18 |
Sartuska |
Anna Duchony |
Cathol |
54 |
Per Paroch. |
10 |
15, |
Üzbégh |
Elisabetha Madanka |
Cathol |
49 |
Per Paroch. |
7 |
15 |
Nagy Kér |
Susanna Zsongor |
Cathol |
46 |
Per Paroch. |
9 |
18 |
Berencs |
Catharina Konya |
Cathol |
53 |
Per Paroch. |
11 |
18 |
Nagyfalu |
Maria Major |
Cathol |
62 |
Per Paroch. |
17 |
15 |
Ivanka |
Elisabetha Skrabak |
Cathol |
39 |
Per Paroch. |
3 |
15 |
Also Kőrőskény |
Elisabetha Martanka |
Cathol |
65 |
Per Paroch. |
22 |
18 |
Felső Kőrőskény |
Anna Szadecskova |
Cathol |
70 |
Per Paroch. |
23 |
15 |
Tormos |
Anna Janfulka |
Cathol |
51 |
Per Paroch. |
15 |
15 |
Emöke |
Catharina Vass |
Cathol |
47 |
Per Paroch. |
10 |
18 |
Urmeny |
Anna Horak |
Cathol |
34 |
Per Paroch. |
2 |
18 |
Salgho |
Catharina Strihula |
Cathol |
55 |
Per Paroch. |
16 |
16 |
Czabay |
Elisabetha Lakatos |
Cathol |
54 |
Per Paroch. |
3 |
17 |
Mocsonok |
Dorothea Banyar |
Cathol |
55 |
Per Paroch. |
2 |
18 |
Kiraly |
Anna Hambalko |
Cathol |
44 |
Per Paroch. |
5 |
17 |
Ujlak |
Ranata Halenar |
Cathol |
48 |
Per Paroch. |
12 |
16 |
Üregh |
Anna Bédi |
Cathol |
54 |
Per Paroch. |
3 |
18 |
Csapor |
Maria Csutak |
Cathol |
55 |
Per Paroch. |
7 |
18 |
Civitas Nittra |
Rosalia Sipek |
Cathol |
38 |
Per Paroch. |
8 |
18 |
Ibidem |
Maria Vagricsko |
Cathol |
40 |
Per Paroch. |
9 |
17 |
Ibidem |
Rosalia Kelemen |
Cathol |
39 |
Per Paroch. |
5 |
17 |
Ibidem |
Dorothea Klasovszka |
Cathol |
42 |
Per Paroch. |
6 |
17 |
Lehotta |
Anna Bubin |
Cathol |
48 |
Per Paroch. |
9 |
18 |
Szalakusz |
Catharina Czehirova |
Cathol |
33 |
Per Paroch. |
2 |
15 |
Béd |
Catharina Kunyergowa |
Cathol |
51 |
Per Paroch. |
10 |
15 |
Sempthe |
Elisabetha Baby |
Cathol |
38 |
Per Paroch. |
2 |
12 |
Fornocz |
Maria Tamas |
Cathol |
50 |
Per Paroch. |
8 |
10 |
Ibidem |
Elisabetha Csulik |
Cazhol |
54 |
Per Paroch. |
16 |
10 |
Királyfalu |
Maria Galan |
Cathol |
66 |
Per Paroch. |
21 |
14 |
Hoszufalu |
Juditha Kovacs |
Cathol |
49 |
Per Paroch. |
9 |
12, |
Séllye |
Anna Boledovics |
Cathol |
61 |
Per Paroch. |
16 |
20 |
Vecse |
Maria Olla |
Cathol |
62 |
Per Paroch. |
17 |
16 |
Soporny |
Catharina Lochanka |
Cathol |
66 |
Per Paroch. |
20 |
16 |
Ibidem |
Maria Ehuda |
Cathol |
54 |
Per Paroch. |
14 |
16 |
Patta |
Eva Ehudacsek |
Cathol |
44 |
Per Paroch. |
5 |
14 |
Kiss Bább |
Catharina Bordovas |
Cathol |
64 |
Per Paroch. |
17 |
10 |
Nagy Bább |
Eva Chovancsek |
Cathol |
47 |
Per Paroch. |
6 |
10 |
Köpösd |
Juditha Valchar |
Cathol |
60 |
Per Paroch. |
10 |
12 |
Quelle: ULA C 66 Nr. 22. pos. 3/1783–84. (Neutraer Prozess) |
Tabelle 3.
KLASSIFIKATIONSLISTE DER DEUTSCHEN HEBAMMEN
AUS DEM ZIPSER KOMITAT (1789)
Nr |
Namen derselben |
Wohn Ort |
Ihr Alter |
Wie lange Sie die Geburts Hülfe ausübt |
Ihre Fähigkeit |
1. |
Eva Polsch |
Kesmark |
reifen Alter |
seit zwey Jahren |
Erster Classe |
2. |
Susanna Kraußin |
Kesmark |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
3. |
Catharina Kißlerin |
Kesmark |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
4. |
Anna Pavliczkin |
Kesmark |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
5. |
Sophia Langin |
Kesmark |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
6. |
Clara Benno |
Laibicz |
Jung |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
7. |
Catharina Hussin |
Laibicz |
reifen Alter |
seit 5 Jahren |
2ter Classe |
8. |
Maria Knotin |
Ruszquinocz |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
9. |
Susanna Fischer |
Durand |
reifen Alter |
seit 16 Jahren |
2ter Classe |
10. |
Catharina Klugin |
Durand |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
11. |
Maria Behlerin |
Menhard |
Mitteljährig |
seit 7 Jahren |
2ter Classe |
12. |
Susanna Veberin |
Menhard |
Mitteljährig |
seit 12 Jahren |
ist davon gelaufen |
13. |
Susanna Hollumczerin |
Matthaeoc |
Mitteljährig |
seit 3 Jahren |
Erster Classe |
14. |
Sophia Jaczkin |
Georgenberg |
Jung |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
|
N. Schlofferin |
Georgenberg |
Mitteljährig |
seit einigen Jahren |
ist ausgeblie- |
15. |
Maria Mauriczin |
Poprad |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
|
N. Topscherin |
Poprad |
Mitteljährig |
seit einigen Jahren |
ist ausgeblie- |
16. |
Maria Schwarzin |
Strása |
reifen Alter |
seit 15 Jahren |
3ter Classe |
17. |
Sophia Kerkin |
Strása |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
18. |
Susanna Schwarcz |
Felka |
Mitteljährig |
seit 8 Jahren |
2ter Classe |
19. |
Maria Strompfin |
Felka |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
20. |
Catharina Demütherin |
Bela |
Mitteljährig |
seit 6 Jahren |
2ter Classe, |
|
N. Knießnerin |
Bela |
Mitteljährig |
seit einigen Jahren |
hat sich Befehl widersezt, und ist vorszlich ausgeblieben |
21. |
Catharina Pavolnin |
Podolin |
reifen Alter |
seit 4 Jahren |
Erster Calsse |
22. |
Anna Chlebakin |
Podolin |
reifen Alter |
seit 12 Jahren |
ist davon gelaufen |
23. |
Agnethe Marczlin |
Gnezda |
Jung |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
24. |
Cuneg. Cajezkin |
Gnezda |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
25. |
Juliana Kosakovski |
Lublo |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
26. |
Sophia Demkin |
Iglo |
Mitteljährig |
seit 14 Jahren |
3ter Classe |
27. |
Margaretha Grabin |
Iglo |
reifen Alter |
seit mehreren Jahren |
2ter Classe |
28. |
Alexandra Zuranin |
Varalya |
Mitteljährig |
seit einem Jahre |
Erster Classe |
29. |
Susanna Hermann |
Wallendorf |
reifen Alter |
seit 6 Jahren |
Erster Classe |
30. |
Anna Maria Hermann |
Wallendorf |
Jung |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
31. |
Maria Illnerin |
Dobravola |
Jung |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
32. |
Maria Bendlin |
Zsegre |
reifen Alter |
seit einigen Jahren |
3ter Classe |
33. |
Agnetha Raczenberger |
Krompach |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
34. |
Susanna Klosin |
Burgerhoff |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
35. |
Catharina Faixin |
Eißdorf |
Mitteljährig |
seit 9 Jahren |
3ter Classe |
36. |
Catharina Kalixin |
Eißdorf |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
|
Susanna Barcsin |
Eißdorf |
Mitteljährig |
seit einigen Jahren |
ein sonst |
37. |
Anna Schvarczin |
Hundsdorf |
Alt |
seit 3 Jahren |
3ter Classe |
38. |
Eva Barcsin |
Hundsdorf |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
39. |
Rifke Jüdin |
Hundsdorf |
Mitteljährig |
seit mehreren Jahren |
2ter Classe |
40. |
Jac. Reiszin Jüdin |
Hundsdorf |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
41. |
Maria Glaczin |
Kakas Lomnicz |
Jung |
seit zwey Jahren |
Erster Calsse |
42. |
Susanna Philippin |
Mülenbach |
Mitteljährig |
seit einigen Jahren |
2ter Classe |
43. |
Sophia Greyszin |
Großschlag- |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
44. |
Sophia Scherffeln |
Großschlag- |
Mitteljährig |
seit 9 Jahren |
2ter Classe |
45. |
Maria Knießnerin |
Altvaltdorf |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
46. |
Maria Horvai |
Neuvaltdorf |
Alt |
seit 14 Jahren |
3ter Classe |
47. |
Eva Kurßkin |
Neuvaltdorf |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
davon gelaufen |
48. |
Susanna Jurnerin |
Forberg |
Alt |
seit 3 Jahren |
3ter Classe |
49. |
Anna Pudleinerin |
Bussocz |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
50. |
Maria Oszvaldin |
Viborna |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
51. |
Anna Bobakin |
Topporcz |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
52. |
Susanna Jaczkin |
Hollomnicz |
Jung |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
53. |
Susanna Blosin |
Hollomnicz |
Jung |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
54. |
Sophia Adamkovicz |
Hopfgart |
Jung |
eine Anfängerin |
gute |
55. |
Elisabetha Repaßki |
Zavada |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
56. |
Anna Motika |
Uloza |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
57. |
Catharina Subova |
Pongracz-falva |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
58. |
Elisabetha Matiska |
Biaczovecz |
Mitteljährig |
seit einem Jahre |
Erster Classe |
59. |
Maria Tomkus |
Ordzovian |
Mitteljährig |
seit 3 Jahren |
2ter Classe |
60. |
Maria Voitkova |
Lengvard |
Alt |
seit 20 Jahren |
3ter Classe |
61. |
Anna Koperdan |
Kolbach |
Alt |
seit 8 Jahren |
Erster Classe |
62. |
Theresia Karhutnyak |
Ober Repas |
Mitteljährig |
seit 5 Jahren |
Erster Classe |
63. |
Anna Kostan |
Toriska |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
64. |
Sophia Kosztelnik |
Pavlan |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Classe |
65. |
Maria Utlak |
Unter Repas |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
Erster Calsse |
66. |
Maria Klacsicha |
Olsavicza |
Alt |
seit 7 Jahren |
Erster Classe |
67. |
Anna Scharnik |
Brutocz |
Mitteljährig |
seit 9 Jahren |
3ter Classe |
68. |
Maria Berko |
Kolcsova |
Alt |
seit 6 Jahren |
3ter Classe |
69. |
Anna Missaga |
Almas |
Alt |
seit 9 Jahren |
3ter Classe |
70. |
Catharina Dreiko |
Lucska |
Alt |
seit 9 Jahren |
2ter Classe |
71. |
Catharina Schavkova |
Görgö |
Alt |
seit 4 Jahren |
2ter Classe |
72. |
Helena Mazurka |
Görgö |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
73. |
Anna Bednarova |
Dolian |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
74. |
Eva Marschalko |
Varalya |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
3ter Classe |
75. |
Theresia Zoltiz |
Neu Bela |
Mitteljährig |
eine Anfängerin |
2ter Classe |
Ouelle: ULA C66 Nr. 125. pos. 1/1789 |
Da der Abgabetermin der einzureichenden Conduitlisten für den 1. Februar 1786 zu knapp war, konnten nur wenige Komitate dieser Aufgabe gerecht werden. Das war kein Wunder! In den rein ungarischen Komitaten erregte die Erlassung des deutschen Sprachedikts einen großen Widerstand: Entweder konnte man nicht Deutsch oder die Amtssprache wurde aus Patriotismus verweigert.
Bis ein Bericht mit beigelegter Tabelle bei der Statthalterei ankam, musste er einen langen Weg zurücklegen. Dem Oberstuhlrichter, oder den Geschworenen wurden die Tabellen von Seiten der Komitatsphysiker übergeben. Der Komitatsphysiker sammelte die nötigen Daten von den ihm untergeordneten Physikern oder Chirurgen ein. Es kam auch vor, dass die Arbeit der wirklichen Datensammlung vom Ortsrichter, dem örtlichen Pfarrer oder sogar von der schreibkundigen diplomierten Hebamme geleistet wurde. Die Zusammenführung der Daten war die Aufgabe des Komitatsphysikers, da aber manchmal mehrere Monate zwischen dem Eintreffen der Teildaten der einzelnen Kreise vergingen, wurden oft nur halb ausgefüllte, mangelhafte Tabellen dem Oberstuhlrichter zugeschickt. Dies ist wirklich nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass einige Chirurgen oder Hebammen neben ihren sonstigen Aufgaben oft einen Kreis von 50 bis 60 km zu Fuß bereisen mussten, um die nötigen Informationen einzusammeln. Die Absicht war wohlgemeint, nur die Ausführung – z.B. in einem dicht bewohnten Komitat – erschien als beinahe unmöglich. Mehrere Komitate versuchten deshalb dieser Aufgabe leichter gerecht zu werden, wobei sie im ersten Jahr 1785 mehr oder weniger wirklichkeitstreue Daten in die Tabellen einführten, und in den folgenden Jahren nur diese variierten.
In Form von gedruckten Rundschreiben wurden sogenannte Circularia Impressa Instruktionen für die Anfertigungsmethode der Tabellen ausgegeben, was für die Physiker als eine Richtschnur galt. Um die Ausführung der Aufgabe zu erleichtern, – von 1788 an – bekamen die Hebammen und Chirurgen Amtsunterricht. Weiter führte der Weg der Tabellen vom Oberstuhlrichter zum Vizegespan und letzten Endes zum Obergespan alias Kommissar, der diese meistens in unveränderter Form dem Departamentum Sanitatis zuschickte. Die Aufgabe des Departamentums war: Anhand von Berichten und Tabellen Schlüsse zu ziehen und Vorschläge auszuarbeiten. In der Praxis wurde aber nur eine kurze Zusammenfassung der Berichte verfasst. Die Arbeit der Physiker, Chirurgen, Hebammen wurde nicht richtig ausgewertet, worauf die an die Statthalterei adressierten Klagebriefe der Komitate hinweisen. Es gab weder eine positive noch eine negative Reflexion. Allerdings hatte die Statthalterei dazu auch kein Mittel in der Hand. In den problematischen Fällen konnte sie höchstens die Akten der Medizinischen Fakultät der Pester Universität zur weiteren Untersuchung zuschicken.
3. Die Angaben in den Conduitlisten
Der erste Teil der Conduitlisten enthält persönliche Daten: Name der Hebamme, Dienstort, Geburtsort, Religion, Alter, Familienstand, wo gelernt, von wem examiniert, mit Attestat oder mit Diplom versehen, seit wann in dem Ort als Hebamme dient, von wem angestellt, wo und in welcher Kondition früher gedient, Sprachkenntnisse, und ihr Salarium. (Tabelle 4)
Die Angabe des Geburtsorts lässt uns Schlussfolgerungen über die Mobilität einer Hebamme ziehen.
Die Rubriken wo gelernt, von wem examiniert und mit „Attestat” oder „Diplom” versehen weist auf den Weg hin, wie sich die Hebamme ihr Wissen angeeignet hatte. Ein Diplom bekam die Frau, die einen ein oder zwei Semester langen öffentlichen Hebammenkurs absolvierte, und schließlich vor einer Kommission an der Universität über ihr theoretisches und praktisches Wissen Rechenschaft ablegte. Nur ein Attestat wurde jener Frau ausgehändigt, die einige Monate bei einer – in der Tabelle ebenfalls aufgelisteten – diplomierten Hebamme, oder einem Physiker, Chirurgen lernte und dann vor einer Kommission geprüft wurde. Die Kommission bestand in der Regel aus dem Physiker, dem Chirurg, und dem Oberstuhlrichter oder den Geschworenen. Diese ausgehändigten Zeugnisse und Attestate der Komitats- bzw. Stadtsphysiker hatten eine formale Bedeutung – eine neue Maßnahme zur Disziplinierung und Uniformisierung, sowie Etablierung ärztlicher und wundärztlicher Autorität, Demonstration obrigkeitlicher Kontrolle, und Bürokratisierung. Diese erste Phase der Professionalisierung trug zur Ausbildung eines neuen Berufsethos der „wahren” Hebamme bei. Was die Hebammen dadurch gelernt haben war: Der Umgang mit Behörden und Institutionen. Die ausgehändigten Zeugnisse und Attestate symbolisierten nicht mehr eine praktische, sondern eine abstrakte, erlernte und verbriefte Angelegenheit. Die Verschulung des Hebammenamtes schuf neue Orientierungen, machte die Hebammen zu einem aktiven oder passiven Teil obrigkeitlicher Kontrollmechanismen.
Die Rubriken Alter und Familienstand ermöglichen es, den „Prototyp" der ausgebildeten Hebamme zu rekonstruieren: Im Allgemeinen galt die diplomierte Hebamme als eine verheiratete verhältnismäßig junge, 20–40 Jahre alte Frau. Unter den attestierten Hebammen dominierten die etwas älteren, um die 40–60 Jahre alten verwitweten Frauen.
Die Rubriken Salarium und von wem angestellt zeigen, welche Hebamme als Angestellte der Stadt oder der Pfarrei mit einem festgelegten Gehalt ihrer Arbeit nachkommt, und welche ein besonders geringes Honorar oder eine Besoldung in Natura nach ihrer gelegentlich geleisteten geburtshelferischen Arbeit bekommt. Gerade die Letzteren waren wegen ihrer Armut eher Bestechungen und Parteilichkeiten ausgesetzt.8
Von der Statthalterei 1786 ausgestellter Ausweis verdeutlicht in einer landesweiten Übersicht, wie gering die Anzahl der geprüften mit festem Gehalt ausgestatteten und staatlich angestellten Hebammen war. (Tabelle 5) Was die Summe der Verdienste anbelangt: Die Hebamme bekam 13–150 Forint/Jahr und meistens eine Dienstwohnung, etwas Holz und/oder Getreide dazu. (Als Vergleich: Ein ebenfalls geprüfter Chirurg im staatlichen Dienste verdiente 50–500 Forint/Jahr und ein Komitatsphysiker 150–800 Forint/Jahr.)
Tabelle 5.
ANZAHL DER GEPRÜFTEN STAATLICH BEZAHLTEN HEBAMMEN
NACH DEN EINZELNEN DISTRIKTEN, 1786
Distrikt |
Geschpannschaft |
Anzahl der ordentlich Geprüften bezahlten Hebammen |
Neutraer |
Preßburger |
15 |
|
Neutraer |
6 |
|
Trentschiner |
0 |
|
Berscher |
3 |
Raaber |
Raaber und Wieselburger |
5 |
|
Ödenburger |
7 |
|
Komorner und Graner |
9 |
|
Eisenburger |
8 |
|
Wesprimer |
4 |
Neusohler |
Thurotzer |
9 |
|
Honter |
5 |
|
Lyptau und Arwaer |
3 |
|
Gömörer |
1 |
Kaschauer |
Zipser |
1 |
|
Scharoscher |
2 |
|
Abaujwarer |
5 |
|
Sempliner |
2 |
Munkatscher |
Unghwarer |
1 |
|
Beregher und Ugotscher |
– |
|
Szathmarer |
4 |
|
Maramaroscher |
4 |
Großwardeiner |
Szaboltscher |
– |
|
Biharer |
1 |
|
Bikescher Tschongrader und Tschanader |
19 |
|
Arader |
5 |
|
Hajducker Städte |
– |
Pester |
Pester |
18 |
|
Hewescher |
5 |
|
Neograder |
4 |
|
Borsoder |
2 |
|
Weißenburger |
16 |
|
Jazigien und Kumanien |
3 |
Fünfkirchner |
Tolnauer |
4 |
|
Baranyer |
6 |
|
Syrmier |
– |
|
Werowititzer |
– |
|
Schimegher |
4 |
Temescher |
Temescher |
5 |
|
Kraschower |
5 |
|
Torontaler |
4 |
|
Batscher |
2 |
Agramer |
Salader |
6 |
|
Waraschdiner |
18 |
|
Agramer und Seweriner |
3 |
|
Kreutzer |
– |
|
Poscheganer |
– |
Quelle: ULA c66 Nr. 43. pos. 401/1875–86. |
Die Rubriken seit wann in dem Orte als Hebamme dient und wo und in welcher Kondition waren für die Fachadministration von Bedeutung. Es galt als grundlegend, über die Amtsvergangenheit einer Hebamme Bescheid zu wissen, d.h. wo sie ihre Erfahrungen gesammelt hatte und welche Positionen sie bekleidete. Dies war wichtig, wenn eine Hebamme verstarb oder versetzt wurde und somit ihre Stelle neu besetzt werden musste. Diese Rubriken weisen auch auf die „Karrieremöglichkeiten" des Hebammenberufes hin.
Die Sprachkenntnisse waren wegen der Verrichtung der Aufgabe von Bedeutung. Es wurde verlangt, dass jede staatlich bezahlte Angestellte die Sprache der Bewohner/Innen im jeweiligen Dienstort kennt. Man muss hier bemerken, dass die Anzahl der Hebammen deutscher Muttersprache landesweit hoch war. Ein großer Teil dieser Hebammen hatte ein Studium in Wien absolviert. Da die Unterrichtssprache der Medizinischen Fakultät der Pester Universität ebenfalls deutsch war, waren die hier gelernten Hebammen schwäbischer, sächsischer oder österreichischer Herkunft. Nach der abgelegten Prüfung standen die meisten vor einer schwierigen Aufgabe: Als ortsfremde oder/und diplomierte Hebammen mussten sie sich die Anerkennung der Gemeinde erkämpfen.
Im zweiten Teil der Conduitliste werden die individuellen Eigenschaften bewertet: geschickt, emsig, nüchtern, sehr fleißig, durchschnittlich, schwach, ehrlich, bescheiden, geldsüchtig, frech, neidisch, eifersüchtig auf andere Hebammen, unmoralisch, Klatsch verbreitend, gereizt, ungeduldig mit ihren Patienten/Innen, alkoholsüchtig, neigt zu Übergriffen. Solche und ähnliche Eintragungen findet man hier. Wenn man diese im Zeitraum 1786–1790 verfolgt, zeichnen sich wahre Porträts über die einzelnen Hebammen heraus. In manchen Fällen kann es bei den vermerkten Charakterzügen derselben Hebamme mit der Zeit zu wesentlichen Abweichungen kommen, wenn ihr eine andere Position zugeteilt wurde z.B. aus einer Stadthebamme wird eine Komitatshebamme, oder wenn eine Hebamme – die nur gelegentlich zur Hilfe gezogen, und nur in Natura oder mit einer geringen Geldsumme bezahlt wurde – eine Angestellte mit festgelegtem Gehalt wird, oder wenn eine Hebamme in eine andere Ortschaft oder sogar in ein anderes Komitat verlegt wurde. Aus den Conduitlisten lässt sich erahnen, welche Spannungen zwischen einer Hebamme mit besonders nachteilig beurteilten Charakterzügen und ihren Patienten aufkamen. Es gibt viele Hinweise auf Missbrauch von finanziellen Mitteln, Korruption oder Parteilichkeit, die aus familiären, oft ethnischen oder religiösen Voreingenommenheit entstanden. Andererseits geben diese Conduiten plastisch wieder, welche Wertvorstellungen zu der Zeit verbreitet waren, welche menschlichen, moralischen Fehler die Vorgesetzten bei den Hebammen fanden, oder welche Züge überhaupt als nicht akzeptabel angesehen wurden.9
4. Konflikte zwischen Obrigkeit und Gemeinden anhand einzelner Fallstudien
Vieles, was die Conduitlisten nur ahnen lassen, findet man in den Beschreibungen sehr definitiv. Das Niveau und die Detailliertheit der Berichte hingen vom Gewissen und fachlichen Engagement des Physikers ab, und dementsprechend gestalteten sich die Berichte in den einzelnen Komitaten bzw. Distrikten sehr verschieden. Wir können uns ein genaues Bild darüber machen, ob die josephinischen Reformen in Folge der Prinzipien oder der wirklichen Lage nach initiiert wurden. Anhand der Analyse mehrerer hunderter Berichte ist festzustellen, dass die Komitate mit der Ausführung der Ausbildung und Examinierung der Dorfhebammen am schwierigsten zurechtkamen. Es schien eine Unmöglichkeit zu sein, dass diese Frauen, die die Geburtshilfe aufgrund ihrer Erfahrungen ausübten, plötzlich zum Unterricht und zur Ablegung einer Prüfung gezwungen wurden. Die einzelnen Dorfgemeinden fanden die Art und Weise, wie sie die obrigkeitlichen Regelungen umgehen und rationalisieren konnten, zwangsläufig entwickelten sich verschiedene Verweigerungsstrategien heraus. In diesem Kampf war die Dorfelite – der Ortsrichter, der Pfarrer, der Notar – sogar die Obrigkeit des Komitats – der Physiker, der Chirurg, der Oberstuhlrichter – ihr Partner. Sie kooperierten. In diesen Konfliktsituationen kommen die Schwachstellen des Systems zum Vorschein: wohlgemeinte, rationale, aber nicht durchgedachte obrigkeitliche Maßnahmen, die zugleich versuchten, in die Privatsphäre einzugreifen.
Welche Konflikte hierbei entstanden und wie schwierig es war, die von der Obrigkeit für „unwissend" gehaltenen Hebammen in die institutionalisierte Ausbildung einzugliedern, zeigt das Beispiel der Stadt Iglo im Zipser Komitat. Iglo, 1786 ein Ort, der aus der Sicht der Verwaltungszugehörigkeit kompliziert war, gehörte zu den 16 privilegierten Städten im Zipser Komitat. Die vom König Sigismund 1412 an Polen verpfändeten Städte wurden 1772 wieder in Ungarn reinkorporiert. Das Verwaltungssystem der Städte wurde in einem von Maria Theresia 1778 erlassenen Privileg geregelt und der Distrikt der 16 Zipser Städte aufgestellt. Dies bedeutete, dass sie gleich den königlichen Freistädten unmittelbar dem Herrscher unterstellt waren. Da aber der Hof den 16 reinkorporierten Städten nicht traute, wurde ein Kameral-Administrator mit der Aufsicht der örtlichen Ausführung der obrigkeitlichen Regelungen beauftragt. Vielfältig war die gesellschaftliche, sprachliche, religiöse Zusammenstellung der Stadt: ungarische Gutsherren, sächsisches Bürgertum, slowakische Bauernschaft katholischer oder lutherischer Religion. Probleme, die in einem einheitlichen Verwaltungsbereich sonst nur mittelbar präsent waren, provozierten hier wirkliche Konflikte.
Die Hauptfiguren sind: Die Igloer Stadthebamme Elisabetha Niklausin, die vorher in Preßburg gedient hatte. Sie kam 1784 nach Iglo, als eine Hebammenstelle frei wurde. Sie galt als Angestellte der Stadt mit festem Gehalt von 80 Forint/Jahr und dazu kamen noch 40 Forint/Jahr Reisegeld. Weitere Figuren sind: Anton Klobusiczky der Großwardiner Kameral-Administrator, Jacob Engel der Zipser Komitatsphysiker und der Ortsrichter Szentmiklósy.
Der Konflikt nimmt seinen Anfang mit dem an Klobusiczky adressierten leidenschaftlichen Brief von Elisabetha Niklausin. Sie berichtet dem Kameral-Administrator davon, dass die Stadt die obrigkeitlichen Regelungen verweigert, und der Prüfungsverpflichtung der Hebammen nicht nachkommt. In Iglo können fünf ungeprüfte, ignorante Frauen die Hebammenschaft frei und unbehindert ausüben. Frau Niklausin fühlte, dass sich die Bürger der Stadt gegen sie verschwört hatten: Die meisten Bürger verboten nämlich ihren Weibern bei der Geburt, sie zu rufen und bestanden eher auf die Hilfe der ignoranten Hebammen. Klobusiczky schickte den Brief mit seinen Bemerkungen sofort der Statthalterei zu, in dem er den Orstrichter Szentmiklósy beschuldigte: Er wäre verantwortlich dafür, dass die Stadt – entgegen den königlichen Regelungen – weiterhin den fünf ungeprüften Hebammen erlaubte, die Hebammenschaft auszuüben. Darauf beauftragte die Statthalterei den Komitatsphysiker Jacob Engel mit der näheren Untersuchung dieses Konflikts. Der Physiker reiste sogleich nach Iglo und einige Wochen später gab er dem Komitat einen detaillierten Bericht. Aus diesem Bericht werden die Gründe ersichtlich, warum die Bürger der Frau Niklausin ein so großes Misstrauen entgegenbrachten:
1.) Sie ist geldsüchtig und kümmert sich nur um die Reichen. Die Armen behandelt sie nicht fachgerecht.
2.) Sie tritt arrogant gegenüber den fünf ungeprüften Frauen auf. Sie nimmt sie als Helferinnen bei Geburten und erwartet von ihnen, dass diese Frauen für sie eine bestimmte Geldsumme von den Klienten verlangen. Falls die ungeprüften Hebammen dies nicht getan haben, wurden sie von Frau Niklausin grob vertrieben.
3.) Frau Niklausin war einen ganzen Monat abwesend und überließ die gebärenden Frauen ihrem Schicksal.
Engel stellte fest, dass die bisherige Arbeit der fünf Hebammen mit keinerlei Problemen verbunden war. Er mahnte die Frau Niklausin, sich in der Zukunft gewissenhafter ihrer Arbeit zu widmen, um das Vertrauen der Bürger wiederzugewinnen. Mit dem Einverständnis des Physikers schickte die Obrigkeit des Komitats einen Bericht der Statthalterei, in dem sie sich von Klobusiczky abgrenzte, der „sich mit den unruhigen Mutmaßungen der unruhigen Menschen” identifizierte und so mit seiner Arbeit dem Komitat nur Schaden verursachte. Die Lösung des Konflikts fand schließlich der weise Physiker. Er sah das ruhebringende Mittel in der Erteilung des Unterrichts der fünf Frauen, damit sie danach von einer Kommission geprüft werden konnten. Der fleißige Engel entschied, die Ausbildung der Frauen in den Monaten Juli-August – als die Krankheiten am wenigsten grassierten – selber zu übernehmen. Als Ort der öffentlichen Vorlesungen gab er Leutschau an, wohin außer den fünf Igloer Weibern jede Stadt im Zipser Komitat zwei oder drei kluge Frauen schicken musste, die dann den nötigen Unterricht den anderen Ortsweibern erteilen konnten. Den Anzeichen nach kam es zu einer friedlichen Lösung des Konflikts. Die letzte Schrift des Physikers berichtet nämlich davon, dass von den fünf ungeprüften Igloer Hebammen letztendlich nach dem Abschluss des Unterrichtes zwei die benötigte Prüfung mit Erfolg ablegten, und nun als Helferinnen neben der Frau Niklausin öffentlichen Dienst leisteten. Auf solche Art und Weise wurde eine Jahrhunderte lang ausgeübte Praxis der „weisen Frauen" legalisiert, wobei diese Weiber durch die Bürokratisierung des Gewohnheitsrechtes mit einem Attestat versehen wurden.10
Eine ähnliche Lösung fand für das gleiche Übergangsproblem das Salader Komitat. In einem Kreis des Komitats gab es zwölf ungeprüfte „weise Frauen", von denen nur drei überzeugt werden konnte, zum Erlernen der Hebammenschaft nach Warasdin – in das benachbarte Komitat – zu fahren. Scheinbar wurden die Erwartungen des Komitats mit diesen drei Frauen erfüllt, die nach dem Unterricht und der Ablegung der Prüfung anderen Ortsweiber das nötige theoretische Wissen beibringen konnten – so argumentierte der Kommissar.11
Der Sanitätsbericht des Saboltscher Komitatsphysikus Georg Jánossy aus dem Jahre 1786 beweist, was für Schwierigkeiten der Komitatschirurg hatte, als er von Herrn Jánossy die Aufgabe bekam, alle Hebammen auf Bathorys Gut aufzulisten. In ihrer Angst vor einer abzulegenden Prüfung, verleugneten die Frauen lieber ihre geburtshelferische Tätigkeit. Der Chirurg musste sich endlich an den Orstrichter wenden, um die Namen zu erfahren, worauf die Weiber kollektiv auftraten. Sie äußerten ihre Absicht wie folgt: „ (...) Wir sind bereit, die gebährenden Frauen lieber ohne Hilfe zu lassen, aber wir wollen keine Prüfung machen." Sie erreichten ihr Ziel: Der arme Chirurg musste ihnen versprechen, dass sie in der Zukunft ihre Arbeit auch ohne Prüfung weiter ausüben können. 12
Aus den an die Statthalterei adressierten Klagebriefen der Jaszapather und Jaszladanyer Ortsrichter aus dem Jahre 1784 stellt sich heraus, warum die Hebammenschaft ausübenden Ortsweiber nicht nach Ofen fahren wollten, um sich dort an der Universität examinieren zu lassen. Sie bezogen sich auf ihr hohes Lebensalter, auf ihre physische Schwäche, Krankheiten, oder auf ihre Armut. Sie reagierten, wie die Saboltscher Weiber: Falls sie aber doch zur Prüfung gezwungen würden, verzichteten sie auf ihren Beruf. Der Ortsrichter schien dabei Partner zu sein, er formulierte nämlich selbst den Brief. Es soll hinzugefügt werden, dass ein Physiker oder ein Chirurg – die „wahren Kenner der wirklichen Situation„ – mit den prüfungsunwilligen Hebammen auch kooperiert hätten.13
Fazit
Die Gesellschaft lehnte die Reformen von oben nicht explizit ab, sondern versuchte, bewährtes Erfahrungsgut mit fachlichem Wissen zu vereinigen. Ob diese Synthese erfolgreich vonstattenging oder nicht, hing von den Stadt- bzw. Komitatsärzten ab, die dabei eine zentrale Rolle spielten. Sie waren Vermittler, die der Obrigkeit Kenntnisse über die damals wirkenden Hebammen zuspielten. Insofern lagen die Lebensfähigkeit des neuen Systems, die unmittelbare Kontrolle und die Unterstützung der obrigkeitlichen Maßnahmen, in ihrer Hand. Die Kooperation zwischen Ärzten und Hebammen bildete den Schlüssel zur erfolgreichen Verwirklichung der aufgeklärten Reformen.
Anmerkungen
1
István Weszprémi (1723–1799) studierte in England, 1767 wurde er zum Komitatsphysiker der Stadt Debrecen erwählt, unter dem Titel „Succincta medicorum Hungariae et Transylvaniae biographia"(1774–1787) schrieb er in vier Bänden die Biographie der ungarischen Ärzte.
2
Jantsits, Gabriella: Az első magyar bábatankönyv illusztrációi. In: Orvostörténeti Közlemények 18 (1986) 188–201.
3
Soweit es ermessbar ist, in Ungarn des 18. Jahrhunderts war max. zehn Prozent der Hebammen schreib- und lesekundig. Es gab aber auch solche Hebamme, die in ihrem Testament – unter anderen – über drei Bücher verfügte siehe: Stadtarchiv Mosonmagyaróvár, Protocollum sessionale, V. A 1501a. 12. 22. folio.
4
Die neun Paragraphen wurden unter dem Titel „Instructio Obstetricum" in das Sanitätsnormativ eingefügt. Sie beinhalten: 1. Nur examinierte und adjurierte Hebammen können wirken. 2. Überall soll eine angemessene Anzahl von Hebammen bereit stehen. Auch wenn jedes Dorf keine eigene Hebamme haben kann, sollten wenigstens jedes zwei bis drei benachbarte Dörfer eine haben. 3. Die Hebammen sollen ein ehrhaftes Leben führen. 4. Sie sollen Geheimnisse hüten und sich ihrer Berufung widmen, sie sollen nicht abergläubisch handeln, sie sollen einander unterstützen und zu den komplizierten Geburten einen Arzt rufen. Im 5. Abschnitt verpflichtete die tief religiöse Maria Theresia, die Hebammen bei Neugeborenen, die in Lebensgefahr schwebten, die Nottaufe vorzunehmen. Der 6. Abschnitt schrieb die Pflege der Kindbetterin und des Neugeborenen vor. 7. Die Anwendung von Abortivmitteln war strikt verboten und zog schwere Strafen mit sich. 8. Die Hebammen durften nicht heilen. 9. Sie mussten die von den Behörden vorgeschriebenen Untersuchungen parteilos in die Wege leiten. Siehe: Linzbauer, Fraciscus, Xaverius: Codex-Sanitario-Medicinalis Hungariae. Bd. 1. Buda, 1852–1861. 833.
5
Ungarisches Landesarchiv (im weiteren ULA) A 39 [Archiv der Ungarischen Kanzlei, Acta Generalia im weiteren A 39] 6549/1780.
6
ULA A 39 13759/1785.
7
Der Vizegespan, der Oberstuhlrichter und die Geschworenen als ungarische Standesinstitutionen verwalteten eigentlich das neugeordnete Gebiet der einzelnen Komitate.
8
Die Hebammen – seien sie die einfachsten, den überlieferten abergläubischen bzw. volksmedizinischen Traditionen gemäß tätigen Dorffrauen – können nicht als Vertreter eines „alltäglichen Berufes” betrachtet werden. Ihre Arbeit umfasste ein weites Spektrum von Aufgaben. Außer dem helfenden Beistand bei der Entbindung, hatte eine Hebamme kirchliche (Nottaufe der schwächlichen Neugeborenen, Anmeldung der Neugeborenen beim örtlichen Pfarrer), gemeinschaftliche (das Betreuen der Wöchnerin und des Neugeborenen, Vorbereitung der Tauffeier, Bereitmachen der Frau für das Initiationsfest) und amtliche (Gutachterin bei Gericht in den Prozessen gegen Kindsmörderinnen) Aufgaben. Sie war allerdings ebenfalls diejenige, die heimlich Abtreibungen vornahm. Vgl. Kapros, Márta: A születés és a kisgyermekkor szokásai. In: Hoppál Mihály (Hrsg.): Magyar néprajz. Bd. VII. Budapest, 1990. 9–31. passim., Hans, Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. III. Berlin–New York, 1987. 1587–1603. passim. – Die Hebamme, die etwas mehr als der Durchschnittsmensch über die Entstehung des Lebens wusste, geriet häufig – besonders auf dem Lande – in den Verdacht von Hexerei. Die Hebammen gehörten zu den Frauen, die durch ihren Arbeitsbereich widersprüchliche Gefühle auslösten. Ihre gesellschaftliche Stellung war dementsprechend von Ambivalenzen geprägt. Die Hebammen waren angesehen und geschätzt, gleichzeitig aber gefürchtet. Vgl. Über die ambivalente soziale Beurteilung der Hebammen und über die Hebammenhexen siehe: Dömötör, Tekla: Die Hebamme als Hexe. In: Lutz, Röhrich (Hrsg.): Probleme der Sagenforschung. Freiburg im Breisgau, 1973. 17–189. passim., Pócs, Éva: Malefícium-narratívok – konfliktusok – boszorkánytípusok (Sopron vármegye, 1529–1768). In: Népi kultúra – népi társadalom. 18. (1995) 9–63. passim., Eva, Labouvie: Zauberei und Hexenwerk. Ländlicher Hexenglaube in der frühen Neuzeit. Frankfurt am Main. 1991. 179. Diese Ambivalenz wird ebenfalls im Zusammenhang mit der Tradierung von empfängnisverhütendem Wissen gesehen siehe: Robert, Jütte: Die Präsistenz des Verhütungswissens in der Volkskultur. In: Medizinhistorsches Journal 24 (1989) 214–231.
9
Dieser Teil über die Conduitlisten wurde nach den 1783–1790 von den Komitatsphysikern an die Statthalterei eingereichten jährlichen Sanitätsberichten angefertigt. Siehe: ULA C 66 [Archiv der Ungarischen Statthalterei, Departamentum Sanitatis im weiteren C 66] Nr. 22 positio (im Weiteren pos.) 1–451/1783–84, C 66 Nr. 1. pos. 1–309/1785, C 66 Nr. 56. pos. 1–392/1785–86, C 66 Nr. 1. pos. 1–759/1787, C 66 Nr. 1–10/1788, C 66 Nr. 1. pos. 1–144/1789, C 66 Nr. 2. pos. 1–83/1790.
10
ULA C 66 Nr.53. pos. 1–17/1785–86.
11
ULA C 66 Nr. 17. pos. 1–7/1785–86.
12
ULA C 66 Nr. 56. pos. 216/1785–86.
13
ULA C 66 Nr. 22. pos. 386/1783–84.
Bibliographie
Bächtold-Stäubli, Hans (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. III. Berlin/ New York, 1987. 1587–1603.
Dömötör Tekla: Die Hebammen als Hexe. In: Röhrich, Lutz (Hg.): Probleme der Sagenforschung. Freiburg im Breisgau, 1973. 117–189.
Jantsits Gabriella: Az első magyar bábatankönyv illusztrációi. In: Orvostörténeti Közlemények 18 (1986) 188–201.
Jütte, Rober: Die Präsistenz des Verhütungswissens in der Volkskunde. In: Medizinhistorisches Journal 24 (1989) 214–231.
Kapros Márta: A születés és a kisgyermekkor szokásai. In: Hoppál Mihály (Hg.): Magyar néprajz. Bd. VII. Budapest, 1990. 9–31.
Labouvie, Eva: Zauberei und Hexenwerk. Ländlicher Hexenglaube in der frühen Neuzeit. Frankfurt am Main, 1991.
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