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Begegnungen
Schriftenreihe des Europa Institutes Budapest, Band 10:241–247.

DEZSŐ SZABÓ

Die deutschsprachige Arbeiterpresse Ungarns in den ersten Dekaden des 20. Jahrhunderts

Ein Fallbeispiel

 

Einführung. Die deutschsprachige Presse in Ungarn am Anfang des 20. Jahrhunderts

Das Deutschtum hatte in Ungarn traditionell eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung gespielt. So war dies auch nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich der Fall, wobei es hier einerseits um die Ungarn ansässigen Deutschen, andererseits aber auch um die aus Österreich eingewanderten deutschen Arbeiter geht, die den ungarischen wirtschaftlichen Aufschwung maßgebend bestimmten. An dieser Stelle kann man auch erwähnen, dass sich ein beträchtlicher Teil der Betriebe im Eigentum deutscher oder deutschsprachiger jüdischer Unternehmer befand. Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass der Anteil der Deutschen an der Industriearbeiterschaft höher als ihr Anteil an der Landesbevölkerung war. Dementsprechend und als Ergebnis des wirtschaftlichen Aufschwungs wurden zahlreiche deutschsprachige Fachblätter (Handel, Industrie, Druckereigewerbe usw.) herausgegeben, und es erschienen die ersten deutschsprachigen Arbeiterzeitungen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm auf der anderen Seite die Zahl der Leser deutschsprachiger Blätter in Ungarn wegen der zunehmenden Assimilation ab. Aber auch wenn die traditionelle Facharbeiterschaft ihre einstige Bedeutung und ihre deutsche Prägung verloren hatte, spielte der erfahrene Fachmann, der alle Arbeitsphasen kannte und der meistens deutscher Abstammung war, noch jahrzehntelang eine wichtige Rolle im Betrieb und bei den Entscheidungen, die dort bzw. in den Gewerkschaften getroffen wurden. Laut offiziellen Angaben gab es übrigens im Jahre 1906 in Ungarn 1787 Presseorgane mit einer Gesamtauflage von 160 Millionen, Budapest besaß 39 Tageszeitungen, mehr als irgendeine andere europäische Hauptstadt. 1937 bestanden jedoch nur noch 74 Tages- und 300 Wochenzeitungen, davon 21 Tages- und 170 Wochenzeitungen in Budapest. Die Zeitungen in der Provinz gehörten fast ausschließlich den Komitaten, hatten meistens lokalen Charakter und deswegen kaum politische Bedeutung. Allgemeingültig war, dass die Blätter eine staatliche Lizenz haben mussten. (Später von den im Jahre 1943 insgesamt 28 deutschsprachigen Zeitungen Ungarns waren 6 kirchlich orientiert, die anderen volksdeutsch. Auch diese Zahlen sind aber vorsichtig zu behandeln, denn tatsächlich befindet sich darunter nur eine geringe Zahl solcher Blätter, die wirklich aus der Volksgruppe hervorgegangen sind und von dieser als Leserschaft getragen wurde.) Die meisten anderen deutschsprachigen Zeitungen stützten sich ebenfalls auf eine deutschsprachige städtische Mittelschicht.

Wir können grob drei Gebiete der deutschsprachigen Presse unterscheiden:

– politische Presseorgane

– wissenschaftliche Zeitschriften

– die Fachorgane der einzelnen Berufsgruppen

Die wichtigsten deutschsprachigen Tageszeitungen:

– Pester Lloyd, Oedenburger Zeitung, Preßburger Zeitung, Hermannstädter Zeitung, Temesvarer Zeitung, Günser Zeitung, Westungarisches Volksblatt u.a.

Zeitschriften:

– Ungarische Rundschau, Ungarische Jahrbücher, Deutsch-ungarische Heimatblätter (später Neue Heimatblätter, dann Deutsche Forschungen in Ungarn)

Charakteristisch war die Tendenz der Spezialisierung sämtlicher Presseprodukte, um somit möglichst ein festes Leserpublikum an das jeweilige Blatt binden zu können. Der gleichen Bestrebung dienten die immer intensiver in Anspruch genommenen neuen technischen Möglichkeiten, sowie die Versuche, die Mitteilungsabsicht mit kulturellen Inhalten zu mischen. Ich versuche in den folgenden Ausführungen, ein Blatt, das deutschsprachige Organ der Sozialdemokratischen Partei Ungarns kurz vorzustellen.

 

Die Sozialdemokratische Partei Ungarns und ihre Organe

Wir begegnen bereits am Anfang unserer Untersuchung die Frage, warum wohl die SPD in Ungarn einen Zeitlang eine wichtige, wenn auch nicht einzige Trägerin der deutschsprachigen Presse sein konnte. Dies hängt in erster Linie mit der politischen Situation zusammen. Die deutsche Volkspartei konnte keine Massen hinter sich aufweisen, da auf die Ungarndeutschen in dieser Zeit – wie eigentlich schon immer – eine apolitische Grundhaltung charakteristisch war. Die überwiegend in der Landwirtschaft tätigen Schwaben politisierten zwar nicht, die Interessenvertretung der in der Industrie tätigen, zu verschiedenen Berufen gehörenden deutschsprachigen Werktätigen war jedoch lebenswichtig. Dies ist die Zeit des großen wirtschaftlichen Aufschwunges, der Herausbildung des ungarischen kapitalistischen Systems und somit auch der Herausbildung des Proletariats. Die erste sozialistische Organisation der ungarischen Arbeiterschaft, der Allgemeine Arbeiterverein wurde 1868 in Pest gegründet, wobei die deutsche Arbeiterschaft eine bedeutende Rolle spielte. Dieser Verein gab 1870 ein neues Wochenblatt mit dem Titel Általános Munkás Újság heraus, dessen deutschsprachige Version die Allgemeine Arbeiter-Zeitung war. (Bei der Gründung des Blattes spielte Viktor Külföldi, alias Jakob Mayer aus Württemberg eine wichtige Rolle) Erst später gründete man die Wochenzeitung Brüderlichkeit. 1870 rief man die allgemeine Arbeiter-Kranken- und Invalidenkasse ins Leben, deren Vorsitzender der Weimarer Karl Rauchmaul war. In diesem Jahr wurde ein neues Wochenblatt, die Arbeiter Wochen-Chronik gegründet, die 1878 von Leo Frankel übernommen wurde, während Külföldi 1877 eine eigene Wochenzeitung, die Volksstimme ins Leben rief. 1880 einigten sich die beiden Parteien unter der Leitung von Frankel, und im Zuge der Vereinigung wird Népszava zum ungarischen, die Arbeiter Wochen-Chronik zum deutschen Organ der Partei. Es gab andauernd Schwierigkeiten wegen den Pressemaßnahmen der Regierung. Die als Wochenzeitung erscheinende Presseprodukte mussten z. B. eine Kaution hinterlegen, und zu Zeiten, wo die Volksstimme diese nicht zu leisten vermochte, erschien sie als Monatszeitschrift vermummt jede Woche unter einem anderen Titel.

 

Die Periode 1900–1919

1910 betrug die Zahl der in Handwerk und Großindustrie beschäftigten Deutschen 180.000. Die Zielsetzung war in dieser Periode, die Abhängigkeit der sozialdemokratischen Presse von den bürgerlichen Druckereien abzuschaffen. Dies gelang Anfang September 1905 in Budapest, als mit 50.000 Kronen Aktienkapital die Világosság („Licht”) Buchdruckerei-Aktiengesellschaft gegründet wurde. Die Druckerei konnte am 15. März 1906 mit zwei größeren und einer kleineren Schnellpresse, zwei amerikanischen Tiegeldruckpressen und einer Rotationsmaschine in Betrieb genommen werden. Bereits ab Anfang April wurde in der ungarischen Hauptstadt die Tageszeitung der Partei, die Volksstimme mit dieser Technik hergestellt. 1909 bezog die Druckerei ein eigenes Heim. Jetzt wurde auch möglich, den deutschsprachigen Werktätigen entgegenzukommen. Man hat aus der bisher dreimal wöchentlich erscheinenden deutschsprachigen Beilage ein Tagblatt gemacht. Über die Motivation kann man im Kalender der Volksstimme folgendes lesen: „Bezüglich der Parteipresse (...) erklärt die Parteileitung, dass nur derjenige Arbeiter seine Pflicht der Partei gegenüber in vollem Maße erfüllt, welcher auf das Zentralblatt der Partei, auf die Népszava bzw. wenn er der ungarischen Sprache nicht mächtig ist, auf jenes Zentralblatt abonniert, welches er versteht (hervorgehoben von mir, D. Sz.). Der Parteitag verpflichtet jede Organisation und jeden Arbeiter, diesem Beschluß Geltung zu verschaffen.” Wie jetzt gesehen wurde als weiterer Schritt der Entwicklung nun auch der Kalender herausgegeben. Dieser hatte die Aufgabe – wie diese Presseform es traditionell verlangt – das Publikum zu informieren, und noch mehr, es zu unterhalten. Über den Volksstimme-Kalender verfasste János Szabó eine kleine Studie, ich gehe deshalb nur kurz auf Details ein. Der Aufbau des Kalenders zeigt folgende Struktur: der klassische Kalenderteil (Angaben zu Namens- und Feiertagen, Wetter, Sonnenaufgang, Sonnenuntergang usw.); dann politische Artikel und Berichte aus dem Parteileben, über Geschehnisse im Ausland. Im Anschluss an diese folgten Artikel mit kultureller Thematik und am Ende des Bandes ein umfangreiches Verzeichnis nützlicher Adressen (Vereine, Gewerkschaften, Redaktionen, Bibliotheken usw.). Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass sich die Struktur des Kalenders der der Zeitung angepasst war, d.h. auch hier versuchte man möglichst viel Unterhaltendes reinzubringen. Eine Mission erfüllten die Kalender im Allgemeinen, indem sie für literarische “Lesefutter“ sorgten. Sie brachten vor allem unterhaltende Lesestoffe, Erzählungen, Gedichte auf deutscher Sprache. Charakteristisch für diese Beiträge ist die Bildhaftigkeit und leicht Verständlichkeit der Sprache. Wichtig ist es zu betonen, dass der Kalender eine Komplementärfunktion erfüllte, indem er kulturelles und literarisches Material reichlich brachte, was auf die Volksstimme nicht charakteristisch war. Des weiteren hatte der Kalender auch die Aufgabe, an die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres zu erinnern, diese zusammenzufassen, da es der Redaktion klar war, dass viele Arbeiter sich ein Abonnement nicht leisten konnten Die kulturelle Thematik der Volksstimme sowie auch ihres Kalenders lässt sich kurz zusammenfassen:

 

Literatur

Berichterstattung über kulturelle Ereignisse

Übernahme von fremden Autoren (deutsche politische Dichtung, österreichische Literatur)

Übersetzungen (z.B. und v.a. Turgenew, Tolstoi, Gorki)

Werke ungarischer Autoren (v.a. Mikszáth, Petőfi und die Vertreter des kritischen Realismus)

Ungarnländisch-deutsche Autoren (z.B. Friedrich Krasser, Nikolaus Schmidt)

Gelegentlich Sport

 

Wie sah nun eine Nummer der Volksstimme aus? Nehmen wir zum Beispiel die Ausgabe vom 28. Dezember 1906, so ergibt dies folgende Struktur:

Auf Seite 1 bis 2 lesen wir den Leitartikel über das Thema Dynastie und Wahlrecht, ebenfalls auf dieser Seite folgen die Aufrufe der Partei, Abonnementwerbungen und andere Mitteilungen. Die Seiten 2 und 3 waren für die Rubrik „Politische Rundschau” reserviert, während Seite 4 die Auslandsnachrichten brachte. Seite 4 bis 5 war der Platz für die Rubrik „Allerlei von der Woche” – eine bunte Berichtssammlung, auf den Seiten 7 und 8 konnte man über die Angelegenheiten der Partei lesen. Schließlich auf der Seite 8 konnte man ab und zu mal über Kultur und Literatur lesen. Allerdings handelte es sich dabei nicht um Werke, sondern nur um Buchempfehlungen und Rezensionen. Die Volksstimme übernahm nach 1906 von der Pester Lloyd den leitenden Feuilleton, d.h. gelegentlich wurden kleine Feuilletons auch selbständig publiziert, im Gegensatz zu der Pester Lloyd aber nie auf der ersten Seite. Ein weiteres Kuriosum des Blattes war, dass es seine Leser nur ganz selten über Kino- bzw. Theaterprogramme informierte. Dies ist überraschend, wenn man bedenkt, dass die potentiellen Leser in den Städten lebten, wo sie sehr wohl solche Informationen hätten gebrauchen können. Selbst die volksdeutschen Blätter brachten regelmäßig die Programme auf ihren Spalten, obwohl ihr Publikum größtenteils auf dem Lande in kleineren Ortschaften lebte. Am 3. Januar 1907 bringt die Volksstimme ein Feuilleton von Anatole France mit dem Titel „Sancta Justitia”. Auf den nächsten Literaturartikel mussten die Arbeiter dann bis zum 11. April desselben Jahres warten. Dann konnten sie von Edmondo de Amicis („Zwiegespräch”) etwas lesen. (Ein lehrreiches Gespräch, in dem der Sohn seiner Mutter erklärt, wieso er Sozialdemokrat geworden ist, zieht dann auch noch lapidare Vergleiche zum Christentum und entblößt schließlich Jesus selbst als wahren Sozialdemokraten und somit als den Patriarch aller Arbeitern). Am 9. Mai stoßen wir erneut auf einen berühmten Namen: Upton Sinclair („Eine Sozialistenpredigt”), allerdings handelt es sich nur um einen Auszug aus dem Roman, wo die Arbeiter noch einmal erfahren wie jemand zum Sozialisten wird – ein weiteres Beispiel für die Funktionsauffassung der Literatur. Diese Auffassung kann auch dadurch untermauert werden, dass man es in vielen Fällen nicht für nötig hält, konkrete Angaben zum Autor und Werk zu geben. Letzteres Phänomen ist besonders bei Zitaten und Auszügen aus russischen Werken zu beobachten. Am 2. Januar 1908 liest man von Emile Zola den Menschenzwinger, der nächste Literaturartikel kommt dann am 27. März von Hermann Hesse „die Armensündermiene”.

Das es dem Blatt finanziell in diesen Jahren etwas besser erging, sieht man aus der wachsenden Anzahl der Werbungen. Die Platzierung der Werbungen entspricht dem Modell anderer Zeitungen, d.h. immer auf den letzten Seiten. Es gab zwar keine spezifisch in der Volksstimme werbende Firmen, es lässt sich aber feststellen, dass es in den meisten Fällen um kleinere Unternehmen handelt. Am 30. Oktober 1908 erfahren wir aus der Volksstimme, wie die Partei die Zukunft des Blattes sah: „Aufruf an die deutschen Sozialdemokraten Ungarns. Die Volksstimme (...) soll und kann nur dann den Unzulänglichkeiten eines Wochenblattes entgehen und dreimal wöchentlich erscheinen, wenn die Abonnentenzahl des Blattes um zwei Drittel des heutigen vermehrt wird.” Interessant ist es auch, wie das Blatt sich über die Assimilationsfrage äußert. Hierfür findet man am 28. August 1908 ein gutes Beispiel. Der Anlass bzw. die Vorgeschichte ist, dass eine ungarische Zeitung (höchstwahrscheinlich der Pester Lloyd) von der Notwendigkeit der Assimilation spricht, da „die ungarische Kultur sowieso die höhere sei”. Darauf antwortet die Volksstimme folgendermaßen: „Wir halten diesen Standpunkt im ganzen für verfehlt. Wohl ist es (...) wünschenswert, die auf einer niedrigen Kulturstufe stehenden Völker auf eine höhere zu überführen – aber nicht durch Wegnahme der Sprache, sondern durch die Anwendung einer höheren Produktionsart.” Die Nationalitätengegensätze interpretiert das Blatt schlicht als Ablenkungsmanöver der herrschenden Klasse, und meint, dass die Magyarisierungspolitik eine „schreckliche antikulturelle Wirkung” ausübe. Das Ergebnis sei der kulturelle Analphabetismus. Die Lösung wäre laut Meinung der Volksstimme auf der Grundlage der Autonomie jeder Nationalität zu suchen. Diese Formulierung ist nicht nur der Ausdruck einer für die damaligen Verhältnisse mutigen Denkweise, sondern auch vom „offiziellen” Standpunkt der Sozialdemokratie her gesehen überraschend, der Grundthese nach spielten nämlich die Nationalitätenunterschiede in Hinsicht auf den großen Prozess der Vereinigung aller Proletarier der Welt und somit auf die Internationalisierung eine eher geringere Rolle.

Man könnte nach dem Lesen dieser Zeilen denken, dass die Sprachfrage innerhalb der Bewegung in bester Ordnung gewesen wäre. In den die Geschichte der ungarischen sozialdemokratischen Partei behandelnden Arbeiten kann man oft darüber lesen, dass die Redner der Partei auf öffentlichen Versammlungen in mehreren Sprachen redeten, es gab ja bekanntlich auch mehrere deutschsprachige Organe (Volksstimme, in Temesvar die Volkswille, in Preßburg die Westungarische Zeitung). Demgegenüber wissen wir, dass es bereits 1907, anlässlich einer Großversammlung zu heftigen Debatten um die Frage der Mehrsprachigkeit des Organs der Partei gekommen war. (Am 1. April hielten die deutschen Gesandten eine außerordentliche Sitzung). Es kam 1910 sogar vor, dass der Abgeordnete, Alfred Horovitz – der übrigens die Abschaffung der Volksstimme und eine Dezentralisierung vorgeschlagen hatte – seine Rede auf Deutsch anfing, dann aber wegen Proteste auf Ungarisch fortsetzen musste. Im Februar 1913 folgte ein weiteres Warnzeichen: man sah sich gezwungen, die Deutschkurse für die Druckerei-Arbeiter in Budapest wegen mangelnden Interesse abzuschaffen. Seit 1914 wurde es immer schwieriger, die Volksstimme herauszugeben. Am 24. Juni 1914 erschien im Bruderblatt, in der ungarischsprachigen Népszava ein Aufruf, um die zu diesem Zeitpunkt bereits in einer schweren finanziellen Krise befindliche Volksstimme zu retten.

Bis 1914 läßt sich eine Vielfalt an literarischen Artikel beobachten, dann aber, mit dem Ausbruch des Krieges wird die kulturelle Thematik in den Hintergrund gedrängt. Diese Tendenz kann man auch beim Kalender feststellen, die letzte Folge erschien 1919. Es wurde immer weniger angeboten, Kulturelles weicht fast vollständig auf den Kalender aus. Parallel dazu gab es Schwierigkeiten, neue Abonnenten zu gewinnen bzw. überhaupt die alten zu behalten. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Bemühungen auch für den Wechsel von der Frakturschrift zu den lateinischen Buchstaben seit 1917 verantwortlich waren. Während den Kriegsjahren kann man die Spuren der immer strenger gewordenen Zensur erkennen: es wurden manchmal ganze Artikel unmittelbar vor dem Druck gestrichen. Dies hängt wiederum mit der Kursänderung der Sozialdemokraten, die ja anfangs den Krieg befürworteten, seit dem Kongress von 1915 aber entschieden gegen den Krieg auftraten.

Autoren, Personalien

Schriftleiter: seit 1908 Max Großmann, Adolf Redlinger, Emanuel Buchinger, seit 1919 Moritz Rothenstein.

Auswahlliste der wichtigsten, regelmäßig publizierenden Autoren:

Josef Diner-Dénes, Eduard Baron, Richard Schreiter, Richard Schwarz (Redakteur des Literaturteils), Karl Hanslitschek, Nikolaus Schmidt, Arthur Holitscher, Max Winter

 

Literatur

Bellér, Béla: Kurze Geschichte der Deutschen in Ungarn bis 1919, Budapest, 1986.

Dezsényi, Béla–Nemes, György: A magyar sajtó 250 éve (250 Jahre ungarische Presse). Budapest, 1954

Erényi, Tibor: Az 1918 előtti magyarországi munkásmozgalom és a nemzeti kérdés – A magyar nacionalizmus kialakulása és története (Die ungarnländische Arbeiterbewegung vor 1918 und die nationale Frage – Herausbildung und Geschichte des ungarischen Nationalismus), Budapest., 1964. S. 187–208

Erényi,Tibor: Deutschtum, Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung in Budapest. In: Deutsche in Budapest (Zusgt.: Wendelin Hambuch) Budapest, 1999. S. 112–121.

Farkas, József (Hg.): A magyar sajtótörténet irodalmának válogatott bibliográfiája 1705– 1945 (Die Literatur der ungarischen Pressegeschichte. Eine Auswahlbibliographie. 1705–1945), Budapest, 1972. S. 259–261.

Kalmár, György: Szociáldemokrácia, nemzeti és nemzetiségi kérdés Magyarországon (1900–1914) (Sozialdemokratie, die Nationale- und die Nationalitätenfrage in Ungarn 1900–1914) Akadémiai Kiadó Budapest, 1976. 248 S

Kemény, György (Hg.): Magyarország időszaki sajtója 1911–1920, Budapest 1942. S. 332

Kende, János: A Magyarországi Szociáldemokrata Párt nemzetiségi politikája 1903–1919 (Die Nationalitätenpolitik der Ungarnländischen Sozialdemokratischen Partei 1903– 1919), Budapest, 1973. 124 S

Réz, Heinrich: Deutsche Zeitungen und Zeitschriften in Ungarn von Beginn bis 1918, München, 1935.

Rózsa, Mária: Die deutschsprachige Presse in Ungarn im Überblick. Eine Budapester Dokumentation. In: Anton Schwob-Horst Fassel (Hg.): Deutsche Sprache und Literatur aus Südosteuropa, Südostdeutsches Kulturwerk München, 1996. S. 265–277.

Sipos, Péter: Die Sozialdemokratische Partei Ungarns und die Gewerkschaften 1890–1944, Akadémiai Kiadó Budapest, 1991. 150 S

Szabó, János: Literatur und Kultur im „Volksstimme-Kalender”, Budapest, 1906 bis 1919. In: Arbeiterbewegung und Arbeiterdichtung, München, 1981. S. 115–129.

Volksstimme, Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Ungarns (1894–1924), ab 1919 Zentralorgan der Ungarnländischen Sozialistischen Partei. (verwendete Jahrgänge: 1906, 1907, 1908, 1913, 1914, 1917 und 1918)

Volksstimme-Kalender, hrsg. v. der Volksstimme (1906–1919) (verwendete Jahrgänge: 1907, 1909, 1910, 1912, 1915, 1919)